PostmarketOS auf dem PinePhone

postmarketOS

Nachdem mich Ubuntu Touch auf dem PinePhone »Brave Heart« nicht wirklich überzeugt hat, schaue ich mir nun postmarketOS (pmOS) an und hoffe auf bessere Erfahrungen, denn meine Kritik an Ubuntu Touch hatte nichts mit der Hardware zu tun. Die ist limitiert und das ist bekannt.

Bei pmOS habe ich Phosh als Oberfläche gewählt, da dies von der Nutzerschnittstelle am stabilsten ist. Dabei handelt es sich um die von Purism für das Librem 5 erstellte Wayland-Oberfläche auf GTK-Basis. Das bei pmOS auch wählbare Plasma Mobile lasse ich zunächst außen vor, da ich weiß, dass es noch weniger fertig ist als der Rest der Alternativen.

Alpine Linux als Unterbau

Genug der Vorrede – los geht es mit pmOS. Das Betriebssystem setzt auf der Basis der sehr schlanken Linux-Distribution Alpine auf. Zunächst erstelle ich mit dem zu pmOS gehörenden pmbootstrap ein Abbild auf einer SD-Karte. Dieser vermeintliche Umweg gegenüber dem üblichen Kopieren des Abbilds auf die SD-Karte hat gleich mehrere Vorteile und einen Nachteil.

Pmbootstrap als Installer

Die Vorteile: die verwendete Version ist meist neuer als die auf der Webseite des Projekts. Außerdem erweitert diese Methode das Root-FS gleich auf den gesamten verfügbaren Platz auf der SD-Karte. Zudem kann – was ich sehr praktisch finde – ein öffentlicher Schlüssel für SSH direkt im System abgelegt werden, wenn ein solcher auf dem Linux-PC, von dem aus pmbootstrap läuft, vorhanden ist.

Ich verwende eine SD-Karte mit 64 GByte Speicherplatz, zum Testen reichen aber auch 8 GByte. Nachdem die SD-Karte in der SD-Karten-Aufnahme des Notebooks verschwunden ist, muss im Dateimanager oder im Terminal sichergestellt werden, dass die Karte nicht eingehängt ist. Dann sollte per fdisk -l der Gerätename der Karte ermittelt werden. Bei mir ist das /dev/mmcblk0.

Dann kann auch schon pmbootstrap mittels pip3 install --user pmbootstrap installiert werden. Anwender von Void Linux installieren pmbootstrap gleich über die Paketverwaltung.

SD-Karte vorbereiten

Voraussetzung ist die Installation der Pakete git und pip3. Dann erfolgt mit pmbootstrap init das Aufsetzen einer Umgebung für die Installation. Dann wird der Release Channel gewählt, wobei ich mich gegen stable und für edge entschieden habe, was dem Rolling Release von pmOS entspricht.

Bei der folgenden Auswahl eines Herstellers ist natürlich pine64 zu wählen, der Codename ist pinephone. Daraufhin folgt der Hinweis, dass unfreie Firmware installiert werden muss, um volle Funktionalität zu gewährleisten. Weitere Abfragen betreffen Zeitzonen, Name usw. Zum Schluss kann, wie erwähnt, der öffentliche Schlüssel eines SSH-Keys in die Installation kopiert werden.

Dann ist pmbootstrap bereit zur Installation, die mit dem Befehl pmbootstrap install --sdcard=/dev/mmcblk0 angestoßen wird. Nach einigen Minuten kann die Karte entnommen und im PinePhone gebooted werden.

Das meiste funktioniert

Das klappt gut, WLAN ist schnell aktiviert, SSH funktioniert problemlos, da der Pub-Key ja bereits in /home/USER/.ssh liegt. Software wird per sudo apk add foo nachinstalliert. Sinnvoll nutzbar sind nur responsive Apps, Software wie Firefox oder LibreOffice lässt sich zwar installieren, aber nicht sinnvoll nutzen, da sie sich nicht an die Größe des Displays anpassen kann.

Hörst Du mich?

Telefongespräche und SMS funktionieren, nachdem Ofono installiert und eingerichtet ist. Auch Online-Dienste wie Nextcloud sind schnell eingebunden. Mit pmOS ist man schon näher am Linux-Phone als mit Ubuntu Touch, aber es funktioniert nicht alles. Das Gerät friert ab und zu ein, besonders wenn man in den Settings Einstellungen vornehmen will.

Kleine Ärgernisse

Zudem musste ich die automatische Display-Helligkeit ausschalten, da sonst der Screen alle paar Minuten schwarz wurde, was oft nur durch Neustart zu beheben war. Man muss hierbei bedenken, dass die Abbilder des Edge-Kanal schnell wechseln. Was heute kaputt ist, kann morgen funktionieren und umgekehrt. Der Stable-Kanal ließ dieser Tage eine Abhängigkeit vermissen und brach somit die Installation ab.

PmOS hat Potenzial, braucht aber noch Zeit, bis es im Alltag benutzbar ist. Mit pmbootstrap hat das Projekt ein gutes Werkzeug zur Installation. Entwickler von pmOS haben zudem mit Pineloader und Jumpdrive zwei weitere nützliche Tools geschaffen.

Kommentare

8 Antworten zu „PostmarketOS auf dem PinePhone“

  1. Avatar von Andreas Matthus
    Andreas Matthus

    Danke für den Test!
    Sind denn die Sensoren (GPS, Compass, …) und die Kamera mit dem System verwendebar?
     

    1. Avatar von Ferdinand

      Sensoren funktionieren bei pmOS und Mobian. GPS geht derzeit nicht bei Ubuntu Touch. Kamera geht generell noch nicht mangels angepasster Software.

  2. Avatar von DeepThought
    DeepThought

    Hab gerade gelesen das Vorbestellungen einer „PostmarketOS Community Edition“ des PinePhone zum Anfang Juli möglich sein sollen.
     
    https://www.pine64.org/2020/06/15/june-update-postmarketos-ce-pinephone-shipping-pine64-cluster/

    1. Avatar von Johannes Rohr
      Johannes Rohr

      Technisch besteht zwischen der UBPorts und der PM Community Edition soweit ich sehe, kein Unterschied, nur dass ein anderes Betriebsystem vorinstalliert und ein anderes Logo auf dem Backcover aufgedruckt ist.

      1. Avatar von Ferdinand

        Auch zwischen Brave Heart und der UBports-Edition gibt es bei der Hardware nur winzige Änderungen.

    2. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Hier die entsprechende Ankündigung von PostmarketOS.

      Es wird eine PHOSH DE ausgeliefert werden mit full disk encryption.

  3. Avatar von andi

    Ich habe gestern postmarketOS mit Phosh-Oberfläche getestet.
    Ich hatte mir dazu, dass Image von der Projektseite heruntergeladen und mit DD auf eine 64GB MicroSD-Karte geschrieben.
    http://images.postmarketos.org/pinephone/

    PostmarketOS bootete im PinePhone von der MicroSD-Karte. Dabei viel mir auf, dass keine PIN-Abfrage für die SIM-Karte erfolgte. Somit funktionierte Telefonie nicht.

    Ich war mit einem WLAN verbunden und wollte nun die zur Verfügung stehenden Updates installieren. Die Rootpartition war zu klein für die Updates.
    PostmarketOS kommt mit einer Boot -und Rootpartition daher. Die Verzeichnisstruktur ist Linux typisch. Sehr schön.
    Ich habe die MicroSD-Karte wieder in meinen Rechner eingelegt und die Rootpartition mit GParted auf die ganze SD-Karte ausgedehnt. Das ist notwendig, sonst bootete
    postmarketOS auf dem PinePhone nicht mehr, wenn nicht die ganze SD-Karte partitioniert ist.

    Wieder mit der SD-Karte im PinePhone, habe ich die Updates installiert. Der Reboot-Knopf in der Softwareverwaltung funktioniert nicht. Ich machte nun ein power-off über das Hauptmenü.
    Nun wollte postmarketOS nicht mehr starten. Soweit mein gestriger Test.

    Im Moment kann ich mein PinePhone nur mit Ubuntu Touch für Telefonie und SMS nutzen. Ein postmarketOS(Phosh) soll aber zu Ubuntu Touch mein Zweitsystem auf dem PinePhone werden, welches ich im Dualboot betreibe.

    1. Avatar von Ferdinand

      Ich komme derzeit nicht zum weiteren Testen, aber zuletzt fand ich Mobian am besten. Und bei pmOS kann das heute oder morgen schon wieder anders aussehen. Um da ein wenig auf dem Laufenden zu bleiben, auf Matrix die Räume #pinephone und
      #porting:postmarketos.org zu verfolgen.

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