Erfahrungsberichte: Reise zu Linux von Wolfgang

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Schon früh wurde ich durch Aufsätze in Fachzeitschriften auf das Betriebssystem UNIX aufmerksam, das mein Interesse erregte. UNIX galt als stabiles und vielseitiges System, zu jener Zeit war es jedoch nur auf teuren Workstations lauffähig. Etwa Mitte der 1980er Jahre hatte ich dann die erste Berührung mit einem der damals neuen Personal Computer.


Ich konnte meinen Arbeitsplatz mit einem „Decision Mate“ von NCR, der unter dem Betriebssystem CP/M lief, ausstatten. Einige Jahre später, als die „IBM-Kompatiblen“ den Markt beherrschten, wurde neue Hardware angeschafft. Diese lief zunächst unter mit MS-DOS, ergänzt durch die „grafische Benutzeroberfläche Windows 3.1“. Die Reihe der Betriebssysteme setzte sich dann in bekannter Weise fort. In dieser Zeit erstellte ich einige Programme in dBase2, Turbo Pascal und Turbo C, um betriebliche Abläufe zu vereinfachen.

Zu Beginn der 1990er Jahre erhielt ich endlich – neben meiner eigentlichen Arbeit – Gelegenheit zur praktischen Beschäftigung mit einem UNIX-Server. Mithilfe von Fachliteratur machte ich mich mit der grundlegenden Arbeitsweise und den Möglichkeiten von UNIX vertraut. Irgendwann erfuhr ich, dass ein finnischer Student ein Betriebssystem entwickelt hatte, das Fähigkeiten von UNIX besitzen und auf PC-Hardware laufen sollte. Als dann ein Geschäftspartner mich mit der OpenSource-Software bekannt machte, wurde der Aufbau einer kostengünstigen auf LINUX basierenden Netz- bzw. Serverstruktur möglich.


Nachdem meine berufliche Tätigkeit 2006 endete und ich über mehr Zeit verfügte, konnte ich mein privates „IT-Umfeld“ nach meinen Wünschen gestalten. Die Hardware besteht vorwiegend aus gebrauchten Geräten (u.a. solchen, die von Windows-Usern ausrangiert wurden). Am Anfang stand Debian 5.0. Später erschien mir Ubuntu, zunächst in der Version 11.04, um einiges komfortabler. In Xubuntu fand ich schließlich das für meine Ansprüche geeignete System. Ich schätze die einfache und übersichtliche Oberfläche, die auf alles Überflüssige verzichtet, und bin damit bis heute zufrieden. Allerdings probiere ich hin und wieder andere Distributionen aus, um möglicherweise doch noch eine Alternative zu finden.

Die reichhaltige Auswahl an Anwendungen lässt in Bezug auf meine Arbeitsgebiete keine Wünsche offen. Ich benutze – um nur einige zu nennen – Gwenview zum Überblick über meine Fotosammlung, Impress für die Ausarbeitung von Präsentationen und ffDiaporama für die Zusammenstellung von Ton-/Bild-Schauen. Mit
Ardour bearbeite ich Audio-Aufnahmen. Zum Schneiden von Video-Filmen verwende ich im Moment noch Kdenlive, probiere aber daneben weitere aus.

Um meinen musikalischen Interessen nachgehen zu können, beschäftige ich mich außerdem noch mit Musescore3, Frescobaldi und GNU Solfege. Zur Bearbeitung von Medien hat sich das auf MX basierende Betriebssystem AVL-MXE bei mir als nützlich erwiesen, da dieses bereits zahlreiche einschlägige Tools mitbringt.
Grundsätzlich besteht hardwaremäßige Trennung zwischen Produktions- (offline) und Kommunikationsrechner (online). Betriebssysteme installiere ich ausschließlich auf SSD- Laufwerken mit 120 GB. Daten stehen nach wie vor auf Festplatten.

Durch die Verwendung von Wechselrahmen kann ich die (Daten-)Platten bei Bedarf – z. B. bei Aktualisierung, Neuinstallation oder Test – herausnehmen, um sie vor Fremdzugriffen zu schützen. Gelegentlich tauchten Hardware-Unverträglichkeiten auf, so beim Einsatz einer Grafikkarte von Nvidia und bei der Installation einer neueren Xubuntu-Version auf einem Rechner mit Ryzen3-Prozessor. Störungen und sonstige Probleme sowie Hinweise zu deren Behebung notiere ich seit mehreren Jahren in einem (handgeschriebenen) „Logbuch“, das inzwischen zu einem bescheidenen kleinen Nachschlagewerk angewachsen ist.

Meine früheren Erfahrungen aus der Windows-Welt sind schon lange nicht mehr präsent. Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb der Umgang mit LINUX immer wieder als kompliziert oder schwierig angesehen wird. Ich schätze vor allem die einfache und sichere Installation, die größtenteils automatisch abläuft und (sofern die Hardware kompatibel ist) so gut wie keine Vorkenntnisse erfordert. Obwohl ich längst nicht alle Möglichkeiten, die das System bietet, beherrsche, fühle ich mich inzwischen in der LINUX-Welt heimisch und möchte sie nicht mehr missen.


Zeitweise hatte ich den Eindruck, dass vor allem Menschen der jüngeren Generation sich mit LINUX beschäftigen, doch das Bild scheint zu täuschen. Immer wieder treffe ich auch Personen im vorgerückten Alter, die das System nutzen und damit zufrieden sind. Vor ein paar Jahren fand ich Kontakt zu einem kleinen Kreis von Interessierten. Die dortigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer helfen sich gegenseitig, unterstützen „LINUX-Neulinge“mit Rat und Tat und tauschen miteinander Erfahrungen aus.

Kommentare

5 Antworten zu „Erfahrungsberichte: Reise zu Linux von Wolfgang“

  1. Avatar von manuel krinzinger
    manuel krinzinger

    Coole reise, ich nutze Linux MINT mit xfce ich finde caonnical geht mit Community nicht so gut um deswegen mit und wegen snap

  2. Avatar von Egon
    Egon

    Zeitweise hatte ich den Eindruck, dass vor allem Menschen der jüngeren Generation sich mit LINUX beschäftigen, doch das Bild scheint zu täuschen. Immer wieder treffe ich auch Personen im vorgerückten Alter, die das System nutzen und damit zufrieden sind.

    Das ist auch mein Eindruck. Als noch am Anfang stehender (junger) Linux-User und hoffentlich bald versierter Administrator, bemerke ich vor allem in Gesprächen mit normalen Usern, dass in den Köpfen der nicht IT-affinen Anwender eigentlich nur noch zwei Welten existieren: Windows und MacOS. Ich kenne IT-Leiter, die sich der Sache verschrieben haben, Linux aus den Unternehmen wegzukriegen, weil „schlecht“ administrierbar. Ja, kann ich schon verstehen, dass man so denkt, wenn man sich nicht mit der Materie beschäftigt und sich denkt, mit RDP kann ich eh alles erledigen. Dazu noch der Umstand, dass in Windows für alles eine GUI existiert.. Ein IT-Admin, der sich vor der Kommandozeile fürchtet, das darf nicht sein. Im Endeffekt ist Linux bedeutend einfacher zu administrieren. Sowohl in der Client- als auch Serverwartung. Ich sage nur Stichwort Patchday für Windows Server (leg mal für ein oder zwei Tage immer wieder für ein paar Minuten irgendwelche Systeme still, weil der Server neu starten muss). Bei jedem Exchange Server Update geht zudem ein Stoßgebet mit, dass das Dinge ja auch wieder hochkommt.

  3. Avatar von Christopher
    Christopher

    Schon interessant zu lesen bzgl. eurem Eindruck und der Altersgruppe.
    Genau das hatte ich mal in einem anderen Beitrag geschrieben und wurde dafür beinahe gelyncht. Habe viele negative Likes dafür erhalten …aber das war halt meine Meinung.
    Ich kann dem was du schreibst mich nur anschließen un zu stimmen. Danke dafür.

    1. Avatar von UbIx
      UbIx

      Ist auch meine Erfahrung. Gibt einige jüngere, die aber autodidaktisch wie selbstverständlich Linux benutzten. Dann die ältere Generation, die Datenschutz bewusst sind und es auch schätzen nach einmaligen Aufwand ein stabiles unverändertes System zu haben (was leider einige distros und SW Entwickler nicht verstehen).

      1. Avatar von Christopher
        Christopher

        Meine Kinder sind z.B. mit Linux aufgewachsen und bedienen den DE (GNOME) wie selbstverständlich ohne das ich viel erklären musste.
        Meine Mutter hatte seiner Zeit (schon viele Jahre her, da war sie > 60) auch Linux genutzt und ist nach kurzer Zeit der Einarbeitung gut damit zurecht gekommen.
        Ich glaube das Linux nicht so viel anders ist wie Windows von der Bedienung, von GNOME vielleicht mal abgesehen, aber das lässt sich nach sehr kurzer Einarbeitung m.M.n. auch sehr intuitiv bedienen.
        Einzig wer ein Linux System administrieren muss kommt ohne eine Umstellung seiner Gewohnheiten von einem GUI System auf das Ausweichen auf die Kommandozeile (teilweise) nicht drum herum.
        Alles für den normalen User gleicht sich immer mehr an Windows an bzw. ist auch grafisch zu erreichen und m.M.n. teils sogar intuitiver und leichter wie bei Windows.
        Alleine schon dadurch bedingt das sich viele Einstellmöglichkeiten auf das wesentliche beschränken was Windows mitunter vergisst.
        Weniger kann halt auch manches mal mehr sein.

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