
Woche 28 verlief eher verhalten, es gab keine großen Aufreger im Linuxland. Jedoch konnte ein Bug beseitigt werden, der seit 15 Jahren in der Netfilter-Komponente des Kernels zu Hause war.
Neues zum Kernel
Zum Wochenbeginn hat Linux Torvalds den ersten RC zu Kernel 5.14 freigegeben. Torvalds kommentierte zudem den vor einem Jahr diskutierten NTFS3-Treiber von Paragon, der laut Torvalds in guter Form sei. Paragon solle doch einen Pull-Request einreichen, um die Aufnahme in Mainline einzuleiten. Ein weiterer OOM-Killer mit einem neuen Konzept soll bald ebenfalls die Aufnahme in den Kernel anstreben. Bei le9 geht es darum, den Datei-Cache vor dem Rauswurf aus dem RAM zu schützen, wenn dieser knapp wird.
Distributionen
Bei den Distributionen war es eher ruhig in dieser Woche. Außer den bereits ausführlich besprochenen Solus 4.3, Tails 4.20 und Ubuntu Touch OTA-18 fiel mir lediglich EuroLinux 8.3 auf. Dagegen gibt es vom noch unfertigen Haiku weitere gute Nachrichten. Die Portierung auf die RISC-V-Plattform zeigt erste greifbare Ergebnisse. Die Veröffentlichung von Beta 3 wurde dagegen um eine Woche verschoben. Bei Debian ist gestern der Full Freeze für Debian 11 »Bullseye« eingetreten. Als vorläufiges Release-Datum gilt immer noch der 31. 7. 2021, offiziell bestätigt ist das jedoch noch nicht. Canonical hat mit Ubuntu Pro angekündigt eine gehärtete Version seiner Distribution angekündigt.
Ein neuer Videoplayer auf der Basis von GStreamer, den ich bereits vor einigen Tagen für im Zusammenhang mit dem PinePhone erwähnt hatte, steht nun auch für den Desktop bereit. Clapper punktet mit viel Funktionalität und tritt optisch erfreulich in den Hintergrund. Er steht derzeit als Flatpak auf Flathub bereit, im AUR lässt sich Clapper 0.3 erstellen. Weitere aktualisierte Anwendungen in dieser Woche warenunter anderem GnuPG 2.2.29 LTS und KPhotoAlbum 5.8.1.
Offene Hardware
Neue Hardware in Form von Prozessoren wird von LibreSOC, einem Team von Ingenieuren und kreativen Köpfen angekündigt mit dem Ziel, ein vollständig offenes System-on-Chip anzubieten. Sie haben vor einigen Tagen das Layout für die Chip-Fertigung des ersten OpenPOWER-basierten Prozessors veröffentlicht, der nicht von IBM stammt. Der Chip soll in Zusammenarbeit der Chips4Makers-Community mit Forschern der Sorbonne-Universität zu Paris produziert werden. Ein neuer Prozessor ist auch aus Russland angekündigt. Der staatliche Konzern Rostec entwickelt einen mit 8 Kernen ausgestatteten RISC-V-Prozessor, der ab 2025 für Server, Desktops und Notebooks verfügbar sein soll.
Valve hat als Konkurrenz zur Nintendo Switch die neue Spielekonsole Steam Deck vorgestellt, die herkömmliche Windows-Spiele ausführen soll und unter SteamOS 3.0 mit KDE Plasma als Desktop läuft. Sie soll zum Weihnachtsgeschäft verfügbar sein und 419 Euro kosten. Das findet natürlich auch in Nate Grahams wöchentlicher Kolumne zu den Errungenschaften von KDE gebührend Erwähnung.
In der Entwicklung
Kent Overstreet gibt ein Status-Update zu seinem in der Entwicklung befindlichen Dateisystem bcachefs. Ein entscheidender Bug konnte beseitigt werden, bei dem es darum ging, das beim unsauberen Herunterfahren in einem Multi-Device-Dateisystem mit Metadaten-Replikation ein Schreibvorgang auf einen btree-Knoten gelangen konnte, aber nicht auf einen anderen. Ebenfalls in Entwicklung ist KWinFT, ein Fork von KDEs Fenstermanager KWin mit Fokus auf Wayland. Entwickler Roman Gilg berichtet aktuell, dass künftig der modulare Wayland-Compositor wlroots als Backend verwendet wird.
Zwei Konferenzen stehen an, die beide auch in diesem Jahr Online abgehalten werden. Die GNOME-Entwicklerkonferenz GUADEC wird ab dem 21. Juli abgehalten. Am 22. August beginnt Debians jährliche Konferenz DebConf. Eine Chance auf eine Konferenz im wirklichen Leben rechnen sich die Veranstalter der MiniDebConf Regensburg aus, die am 2. und 3. Oktober stattfindet.
Aus den Unternehmen
Zum Abschluss dieser Woche noch zwei Nachrichten aus Unternehmen. SUSE ist laut The Register wegen seines kürzlichen Börsengangs in die roten Zahlen gerutscht. Erfreulichere Nachrichten hat Purism zu vermelden. Nach Red Hat, GNOME Foundation, GNOME und den nicht näher zugeordneten Änderungen liegt Purism auf Platz 5 der Beitragenden zu GTK 4, sowohl was die Anzahl der Commits als auch der Änderungen angeht. Auf weiteren Plätzen folgen Canonical, Intel und Collabora.
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