In Woche 23 konnte Linus Torvalds nicht an sich halten und wies den deutschen Kernel-Entwickler Enrico Weigelt in die Schranken. Weigelt ist Impfgegner und schrieb auf der Kernel-Mailingliste in einem Thread zur Vorbereitung des Kernel Summit 2021, er kenne »eine Menge Leute, die niemals an diesem generischen Menschenexperiment teilnehmen würden, das im Grunde eine neue humanoide Rasse schafft«. Das konnte Linus nicht durchgehen lassen, Maulkorb hin oder her. »Bitte behalte Deine unsinnigen und fachlich falschen Anti-Impf-Kommentare für Dich.« und abschließend »Und wenn Du darauf bestehst, an die verrückten Verschwörungstheorien zu glauben, halte hier auf der Kernel-Liste VERDAMMT NOCHMAL DIE KLAPPE.« Lange war Torvalds nicht mehr so laut, und besonders nicht bei einem Thema abseits von Linux.
Auch zu Linux selbst gibt es Neues von den Kernel-Entwicklern. Während der Linux-x86/x86_64-Kernel-Code bisher bereits eine Logik für die Reservierung von Teilen des ersten 1 MByte im RAM hatte, um zu vermeiden, dass das BIOS oder der Kernel diesen Speicherplatz möglicherweise blockieren, wird ab Linux 5.13 das erste 1 MByte des RAM für diese Zwecke komplett reserviert.
Aktualisierte Anwendungen
Während sich bei den Distributionen in Woche 23 nicht viel getan hat, wurden einige Anwendungen in neuen Versionen freigegeben. LibreOffice 7.1.4 zählt ebenso dazu wie Collabora Online 6.4.9 oder Thunderbird 78.11, das einige Sicherheitslücken schließt. Collabora vermeldete zudem, das der dort entwickelte experimentelle Wayland-Treiber für Wine Unterstützung für Vulkan und Multi-Monitor-Betrieb erhält. Wenn wir schon bei Wayland sind: Canonical hat Mir 2.4.0 freigegeben.
Das freie Zeichenprogramm Krita erhielt mit Version 4.4.5 die letzte Aktualisierung vor Krita 5.0. Das KDE-Projekt gab zudem KDE Gear 21.04.2 frei, eine Sammlung aus über 120 Anwendungen und Bibliotheken zur Verwendung mit dem Plasma-Desktop. Apropos Plasma: Kaum ist 5.22 veröffentlicht, startet die Entwicklung zu 5.23 mit einer neuen Evolutionsstufe des Breeze-Themes. Am kommenden Freitag startet zudem, hoffentlich zum letzten Mal online, die KDE-Entwickler-Konferenz KDE Akademy 2021. An der mobilen KDE-Front erhielt Plasma Mobile Verbesserungen an vielen Stellen. Die Distribution zieht zudem das Tempo an und will künftig einmal im Monat Plasma Mobile Gear veröffentlichen. Gerade gestern wurde zudem KDE Frameworks 5.83.0 veröffentlicht.
Intel will SiFive kaufen
Viel Beachtung fand in dieser Woche die Nachricht, dass Intel an einer Übernahme von SiFive interessiert ist, einem Start-up, das Chips und Mainboards auf der Basis der offenen Befehlssatzarchitektur RISC-V herstellt. Dafür will Intel über 2 Milliarden USD locker machen, während beim Konkurrenten Nvidia die Übernahme von ARM für 40 Milliarden USD immer noch in der Luft hängt. Von SiFive gibts es bisher allerdings auch noch keine Zusage zu dem Deal mit Intel. Die gemeinnützige Organisation RISC-V International plant derweil, RISC-V im Bereich High-Performance-Computing (HPC) zu etablieren.
Was zum Lesen
Wer noch etwas Lesestoff für den zumindest in Berlin ziemlich bewölkten Sonntag sucht, findet vielleicht an zwei Themen Gefallen. Ansible ist ein vielseitiges Open-Source Automatisierungs-Werkzeug ähnlich Puppet, Chef, CFEngine oder Saltstack. Auf der Seite LinuxConfig gibt es eine Anleitung für den Einstieg. Das Ansible auch zu Hause sinnvoll einzusetzen ist, zeigt ein Artikel von mir, der im LinuxUser 07/2021 am 17.6. erscheint. Im gleichen Heft erscheint auch meine ausführliche Würdigung von KRunner, der Mini-Kommandozeile von KDE. Zufällig hat sich auch der Blogger Dedoimedo in dieser Woche des Themas KRunner angenommen.
Und nun wünsche ich einen guten Einstieg in die kommende Schönwetter-Woche. Bleibt bitte gesund!
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