
Als 2016 das Windows Subsystem für Linux (WSL), eine Kompatibilitätsschicht zum Ausführen von Linux-Anwendungen direkt in Microsoft Windows 10 vorgestellt wurde, waren viele der Meinung, dass die Welt dies nicht brauche. Nichtsdestotrotz baute Microsoft WSL weiter aus, unterstützte möglichst viele Linux-Systemaufrufe und integrierte Linux-Distributionen für den einfachen Zugriff im Windows-Store. Mit WSL 2 wurde ein nativer Linux-Kernel eingebunden, der die Ausführung vieler Befehle stark beschleunigte.
Grafische Anwendungen unter WSL
Die Kritiker von damals sind vermutlich diejenigen, die auch heute noch keine Verwendung für WSL haben. Für viele Entwickler, die unter Windows, aber auch mit Linux arbeiten wollen oder müssen, bietet WSL eine Erleichterung, da sie beide Systeme transparent nutzen können ohne hin und her zu booten oder auf virtuelle Maschinen zurückgreifen zu müssen. Diese Klientel wird sich freuen zu hören, dass die auf Microsofts Konferenz Build 2020 vorgestellte Möglichkeit, Linux-GUI-Apps zu unterstützen, jetzt Wirklichkeit wird.
WSLg für Cross-Plattform-Entwicklung
Unter dem Kürzel WSLg stellt Microsoft jetzt die erste Vorschau dieser neuen Funktionalität vor. Damit können beispielsweise Entwickler ihre Cross-Plattform-GUI-Apps mehr oder weniger nahtlos auf Windows und Linux testen, wie WSL-Programm-Manager Craig Loewen in seiner Ankündigung schreibt. Linux-GUI-Anwendungen auf WSL werden über Audio- und Mikrofonunterstützung verfügen, womit sie für das Testen oder die Verwendung von Audio- und Video-Playern oder Telekommunikationsanwendungen geeignet erscheinen.
Mit OpenGL-Unterstützung
Im Grafikbereich ist Unterstützung für GPU-beschleunigtes 3D integriert. Dank Mesa 21.0 können alle Anwendungen, die komplexes 3D-Rendering durchführen, OpenGL nutzen, um dies mithilfe der GPU auf Windows 10-Rechnern zu beschleunigen. Für die Verwendung von WSLg muss kein X-Server separat gestartet werden, da die Funktion eine »begleitende Systemdistribution« startet, die Wayland, einen X-Server, einen Pulse-Audio-Server und alles andere enthält, was benötigt wird, damit Linux-GUI-Anwendungen mit Windows kommunizieren können. Wird die Verwendung von GUI-Anwendungen innerhalb einer WSL-Distribution beendet, wird auch die Systemdistribution automatisch geschlossen.