Schlagwort: Sailfish X

  • Sailfish 4.1 AArch64 auf dem Sony Xperia 10 II

    Treffen der Generationen

    XA 2 Plus & 10 II
    li. Sony Xperia XA2 Plus; re. Sony Xperia 10 II

    Ein bisschen schlechtes Gewissen ist dabei

    Die letzten 2,5 Jahre hat das Sony Xperia XA2 Plus gut überstanden und im Prinzip spricht nur eines dafür, das Gerät durch den Nachfolger in 2. Generation zu ersetzen: die Kamera. Dazu kommen wir aber später. Jedenfalls rebellierte der Nachhaltigkeitsansatz in mir dagegen, dass sich der Spieltrieb durchgesetzt hat und es zu einer Bestellung kam. Das Vorhaben, das XA2 Plus einer Zweitverwendung zuzuführen, wird dadurch gebremst, dass die Lizenz für teilweise proprietäre Betriebssystem Sailfish X auf meinen Jolla Account läuft.

    Eine Übertragung ist meines Wissens nur über den Jolla Support Zendesk von Gerät zu Gerät aber nicht auf eine andere Person möglich. Ein neuer Besitzer müsste sich also entweder eine neue Lizenz beschaffen oder sich mit der freien Version des OS zufriedengeben, welche technisch auf dem gleichen Stand wie die kostenpflichtige Variante steht, aber keine Unterstützung für Android Apps, Exchange Anbindung und keine vorausschauende Texteingabe unterstützt. Aufgrund des Alters und des Restwerts des Geräts ist wahrscheinlich der Kauf einer Lizenz zum vollen Preis von 49,90 € wenig attraktiv. Für Käufer einer Lizenz für das neue Gerät gibt es einen zeitlich begrenzten Nachlass auf 29,90 €.

    Die Hardware

    Auf die Details möchte ich gar nicht so sehr eingehen. Ich bin wohl nicht allzu anspruchsvoll, denn das ältere Gerät hat mir leistungsmäßig immer genügt. Von beiden Geräten gibt es Varianten für den asiatischen Markt, aber wozu, wenn man mit 4 GByte RAM und der Snapdragon 630 CPU vollauf zufriedengestellt war. Das Gerät erschien im Jahr 2018 und seitdem war es so, dass Jolla immer mit knapp 1 Jahr nach der Vorstellung des Gerätes durch Sony die Adaptierung des Betriebssystems so weit hatte, dass sie einigermaßen einsatzfähig war.

    Auch jetzt ist bereits das Sony Xperia 10 III angekündigt, welches mit 5G und einem größeren Akku punktet. Dabei ist der 3600 mAh Akku der aktuellen Generation auch mit Sailfish X keineswegs ein Schwachpunkt, aber mehr geht immer, solange der Träger kräftig genug ist. Neben dem neuen Snapdragon 665 SoC sticht im Vergleich zu meinem alten Gerät vor allem die Triple-Kamera hervor, die aufgrund einer Umstellung bezüglich der Treiber/Binärblobs eine effizientere Nutzung durch das Sailfish OS ermöglicht. Außerdem ist das neue Smartphone laut Hersteller wasserabweisend nach IP65/68 Standard. Mit 128 statt 32 GB Massenspeicher verbessere ich mich deutlich.

    AArch64 und die Folgen

    Mit Qualcomms Snapdragon-665-SoC und Sailfish X in der Version 4.1 macht das OS aus Finnland, das mit russischer Verstärkung weiter entwickelt wird, den Schritt auf die 8. Generation der Arm Architektur, welche für Jolla erstmalig auch die AArch64 Erweiterung nutzt. Das hat zur Folge, dass alle nativen Apps die für Sailfish in der 32-Bit Version zur Verfügung stehen, neu kompiliert werden müssen. Da viele ehrenamtliche Entwickler über kein solches Gerät verfügen und nicht alle ihre Projekte aktiv pflegen, führt das zu einer erheblichen Reduzierung der verfügbaren Apps. Mit Alien Dalivik, der Erweiterung, welche die Installation von Android Apps ermöglicht, führt das im Alltag kaum zu Problemen, verringert aber den Druck, native Apps zu entwickeln.

    Damit verstärkt sich nochmals der Eindruck, dass es sich selbst bei einer so gut funktionierenden Android Kompatibilität immer um ein zweischneidiges Schwert handelt. Auch andere mobile Betriebssysteme werden damit zu kämpfen haben, wenn z.B. Anbox aus den Kinderschuhen kommt. Da das Duopol der Androiden und iOS-Geräte mit staatlicher Unterstützung weiter ausgebaut wird und staatliche Leistungen wie Behördengänge zum Self-Service mittels Smartphone entwickelt werden, Banken und ÖPNV es den Kunden immer schwerer machen, ohne ein Smartphone mit einem der genannten Betriebssysteme auszukommen, verschärft sich die Situation für alternative Betriebssysteme.

    Gut gelöst hat Jolla die Unterbringung der 32- und 64-Bit Architekturen im eigenen Store (Harbour), hier werden jeweils die zum Gerät kompatiblen Versionen angezeigt. Entsprechend übersichtlich fällt das Angebot für das Xperia 10 II aus.

    Die Kameras

    Das Xperia 10 II kommt neben der obligatorischen Selfie-Kamera mit einem dreifach Fotomodul bestehend aus:

    • Weitwinkelsensor mit 12 Megapixel f/2.0 (26 mm), 1/2,8″ Sensor und 77° Blickwinkel
    • Teleobjektiv mit 12 Megapixel und 2x-Zoom f/2.4 (52 mm), 1/4″ Sensor und 45° Blickwinkel
    • Ultra-Weitwinkel-Sensor mit 8 Megapixel f/2.4, 1/4″ Sensor und 120° Blickwinkel
    Advanced Camera
    Advanced Camera 0.9.0.1 aarch64

    Die Nutzung von Ultraweitwinkel oder Teleobjektiv setzt die Nutzung der Advanced Camera App aus den Open Repos voraus. Alternativ funktioniert das auch mit der Android App Open Camera. Dennoch kann Sailfish auch mit dieser Hard- und Software kaum mit einem guten Android Mittelklasse Gerät mithalten, macht jedoch einen großen Schritt nach vorn, was Bildqualität und Vielseitigkeit betrifft. Für mich ist damit ein Niveau erreicht, mit dem ich zurechtkomme, ohne bei jeder Aufnahme zu bedauern, kein andere Kombination zu verwenden.

    Die 23 Megapixel Auflösung der Hauptkamera des XA2 Plus führt im Vergleich zu den mit 12 Megapixel geringer auflösenden Vergleichsgeräten, keineswegs zu schärfen Bildern. Mit der neuen Version von Advanced Camera können vermutlich nun auch Geräte wie das Sony Xperia XA2 Ultra, welches über eine Dual-Kamera verfügt, beide Sensor/Objektiv Kombinationen nutzen. Auch Community Ports, also von Jolla nicht offiziell unterstützte Geräte, dürften nun Ihre Mehrfach-Kameras unter Sailfish nutzen können. Bei den Community-Geräten besteht meist keine Ausweichmöglichkeit auf die Android-App Open Camera, da Alien Dalvik auf diesen Geräten nicht verfügbar ist.

    Navigation

    Ältere Versionen des Betriebssystems benötigten etwas Zeit für die Herstellung der Verbindung zum Globalen- Postionierungs-System. Ich nenne es die „MeeGo Gedenkminute.“ Mit dem Release 4.1 wurde die Unterstützung des Mozilla Location Service verbessert und einige offline Daten ergänzt. Installiert der Anwender die offline Daten der Region, in der er sich befindet, beschleunigt das die Positionsbestimmung. Die von Jolla empfohlenen Einstellungen sind in den beiden folgenden Screenshots zu sehen.

    Auch mit Android Apps scheint die Navigation gut zu funktionieren, getestet habe ich das mit Komoot bei schönem Wetter. Letztere App benötigt dem Aurora-Store zufolge das Google Services Framework und obwohl ich MicroG nicht verwende, konnte ich jedoch keinerlei Einschränkungen feststellen.

    Was mir sonst noch aufgefallen ist

    Das neue Gerät ist in etwas so lang wie das XA2 Plus aber erheblich schmaler. Eine große und eine weniger große Variante gibt es im Gegensatz zu den beiden Vorgänger-Generationen nicht mehr. Das OLED Display des Xperia 10 II löst zwar feiner auf als das IPS Panel des älteren Modells, hat jedoch eine geringere Größe und stellt die Farben weniger neutral dar. Aus meiner Sicht ein Punkt für das ältere Gerät, dessen Größe mich nicht störte. Für die gute Akkulaufzeit beim aktuellen Modell müssen lange Ladezeiten in Kauf genommen werden. Im Vergleich lädt das Vor-Vorgängergerät schneller! Das neuere Gerät ist etwas leichter, mit dem zum Teil aus Metall gefertigten Gehäuse wirkt das ältere Gerät zwar etwas hochwertiger aber auch altbacken.

    Der Monolautsprecher des älteren Geräts ist lauter und klingt deutlich besser, was aufgrund des größeren Metallgehäuses auch zu erwarten war. Den Fingerabdruckscanner fand ich auf der Geräterückseite besser untergebracht als im Einschaltknopf des Xperia 10 II. Dort machte es auch Sinn zwei Fingerabdrücke zu hinterlegen. Mit der von mir eingesetzten Klarsichthülle, die beim Freigeben stört, verliert diese doch sehr bequeme Art des Entsperren deutlich an Alltagstauglichkeit.

    Eine Gesichtserkennung bietet das System nicht, die vermisse ich auch nicht. Interessant finde ich auch, dass Jolla, trotz einiger Vorkommnisse kompromittierter Pakete weiter den Aptoide-Store als Quelle für Android Apps im Jolla Store anbietet. Ich empfehle den F-Droid Store. Applikationen aus anderen Quellen versuche ich zu vermeiden, wenn es unbedingt sein muss, beziehe ich diese über den Aurora-Store, welchen ich über F-Droid installiert habe.

    Fazit

    Seit Sailfish 3 bin ich nun dabei und mit jeder Version fließen kleine und größere Verbesserungen ein, sodass ich mit der aktuell vorliegenden Kombination mit dem neuen Sony Telefon vollauf zufrieden bin. Für mich hat es sich gelohnt, das ganze System läuft doch etwas zügiger und ich kann endlich annehmbare Fotos machen. Sailfish ist aufgrund der proprietären Anteile nur eine Übergangslösung bis ich zu einem komplett freien mobilen Betriebssystem wechseln kann. Aktuell möchte ich noch keine der bislang zur Verfügung stehenden Optionen als täglichen Begleiter, aber es gibt sehr vielversprechende Kandidaten. Um möglichst alltagstauglich von Android (inkl. Ableger) und iOS Abstand zu gewinnen, ist Sailfish meiner Erfahrung nach eine wirklich gute Lösung. Vielleicht gibt sich Jolla irgendwann doch einen Ruck, Sailfish zumindest komplett quelloffen bereitzustellen.

  • Sailfish X bringt 64-Bit auf das Sony Xperia 10 II

    Sailfish X bringt 64-Bit auf das Sony Xperia 10 II
    Quelle: Jolla Blog

    Vor rund zwei Wochen hat die finnische Softwareschmiede Jolla ihr mobiles Betriebssystem Sailfish OS 4.1.0 »Kvarken« freigegeben. Jetzt folgt Sailfish X als Bezahlversion für das Sony Xperia 10 II und damit auch die erste 64-Bit-Version von Sailfish OS. Als Basis dient AOSP 10.

    Aus AOSP wird Sailfish X

    Das Open Devices Program von Sony ermöglicht es jedem, eine Auswahl von Telefonen mit einem selbst kompilierten Android-Open-Source-Project-Image (AOSP-Build) zu flashen. So baut Jolla Sailfish X auf dem zugrundeliegenden Minimum an Android-HW-Anpassung mit AOSP für die unterstützten Geräte auf. Bei der Entwicklung der jetzt veröffentlichten 64-Bit-Version sah sich Jolla einigen hartnäckigen Problemen einem nicht immer aktivierten Touchscreen, merkwürdigen Tönen beim Start des Geräts sowie beim Audio-Routing.

    Der Jolla Shop bietet Kunden Sailfish X ab sofort für einen begrenzten Zeitraum für 29.90 EUR an, danach gilt wieder der Preis von 49.90 EUR. Demnächst wird uns Matthias Böhm mit einem weiteren seiner Erfahrungsberichte an der neuen Ausgabe von Sailfish X auf dem Sony Xperia 10 II teilhaben lassen.

  • Sailfish OS 4.1 und das Ende des Jolla Phone

    Quelle: Sailfish OS

    Im Februar war Sailfish OS in die 4. Generation gestartet, jetzt liegt Sailfish OS 4.1.0 »Kvarken« vor. Mit der Veröffentlichung der neuen Version des mobilen Betriebssystems der finnischen Softwareschmiede Jolla geht das Ende der Unterstützung für das Jolla Phone einher. Von Sailfish OS weiterhin unterstützte Geräte umfassen das Jolla C sowie das Jolla Tablet. Darüber hinaus werden mit Xperia X, Xperia XA2, Xperia 10 und 10 II vier Smartphones von Sony sowie der Gemini PDA von Planet Computers unterstützt.

    Äußerlich unverändert

    Äußerlich bringt Sailfish OS 4.1.0 keine erkennbaren Änderungen mit, kann aber mit einigen neuen Apps und Funktionen aufwarten. Zu den Standard-Apps gesellt sich ein neuer Audio-Recorder, der zunächst über den Jolla Store installiert werden muss. Backups können wieder nach OneDrive hochgeladen werden. Die Signal Messaging-App übernimmt nun Kontakte von Sailfish, E-Mails können per IPv6 versendet werden.

    Android 10 Apps unterstützt

    Die Android-App-Unterstützung durch Alien Dalvik für Xperia XA2, 10 und 10 II wurde auf das Level von Android 10 angehoben. Das Xperia 10 II unterstützt nun auch 64-Bit Android-Apps. Die Rotation von Android-Apps wurde repariert. Neben der Beseitigung von Fehlern in diversen Anwendungen wie unter anderem Browser Camera, Clock, Calendar, Calculator, Gallery und GNSS wurden sechs Sicherheitslücken geschlossen. Das Sandboxing wurde überarbeitet. Neue Suchmaschinen können eingebunden werden, indem man im Browser zu deren Webseite navigiert und dann in den Einstellungen des Geräts unter Search on die dort zum Einbinden angebotene Suchmaschine bestätigt. Das Terminal, das in Version 4.0 eingegebene Befehle nicht speicherte, verfügt nun wieder über eine funktionierende History-Funktion.

    Ich freue mich bereits auf den Erfahrungsbericht von Matthias Böhm zu der neuen Version von Sailfish OS. Ein YouTube von Leszek Lesner stellt die gerade veröffentlichte Version im Überblick vor.

  • Sony Xperia 10 II erhält Sailfish-Unterstützung

    Sailfish OS für Sony Xperia 10 II
    Sailfish OS 3.03 | Quelle: Jolla.com

    Das finnische Software-Unternehmen Jolla stellt in seinem Blog die zeitnahe Unterstützung von Sailfish OS für das vor rund einem Jahr veröffentlichten Sony-Smartphone Xperia 10 II in Aussicht.

    Gute Mittelklasse mit viel Speicher

    Das Xperia 10 II ist ein 6-Zoll 1080p Smartphone mit OLED-Panel,einer Auflösung von 2.520 x 1.080 Pixel und 60-Hertz-Bildwiederholrate, einem Kopfhöreranschluss, einem microSD-Kartenleser und einem Kamerasystem mit drei Linsen. Der verbaute SoC ist ein Snapdragon 665. ihm stehen vier GByte RAM zur Seite, 128 GByte Speicher nehmen die Daten auf. Zudem ist das Gerät staub- und wasserdicht nach Schutzklasse IP68.

    Erstes Gerät mit 64-Bit Version

    Das Xperia 10 II wird das erste Gerät sein, auf dem Sailfish OS in der 64-Bit Variante läuft. Anwender werden die Auswahl zwischen einer kostenlosen Version von Sailfish OS aus dem Jolla-Shop oder der Bezahlversion Sailfish X für rund 50 Euro haben. Letztere bietet unter anderem längerfristigen Support, Software-Updates und die Möglichkeit, durch die ursprünglich für MeeGo konzipierte virtuelle Maschine Alien Dalvik einige Android-Apps auszuführen. Dieses Preismodell hat Jolla bereits bei den Vorgängern des Xperia 10 II wie unter anderem dem Xperia 10 oder dem Xperia XA2 Plus verwendet. Die freie Version wird mit dem in Kürze erwarteten Erscheinen der nächsten Version von Sailfish OS verfügbar sein.

    Der günstigste Preis für das Xperia 10 II, das mit einer Preisempfehlung von 370 Euro versehen ist, liegt derzeit bei rund 250 Euro.

  • Sailfish OS startet in die 4. Generation

    Sailfish OS startet in die 4. Generation

    Die finnische Softwareschmiede Jolla gibt mit Sailfish OS 4.0.1 »Koli« den Startschuss für die 4. Generation des seit 2013 entwickelten Linux-basierten Smartphone-Betriebssystems. Und wie so oft mit neuen Generationen werden auch hier alte Zöpfe abgeschnitten: Das erste Jolla-Phone, das 2013 den Markt betrat, erhält dieses und künftige Updates nicht mehr.

    Vorteile der gemeinsamen Entwicklung

    In der Ankündigung ist nachzulesen, dass seit der Veröffentlichung von Sailfish OS 3 im November 2018 rund 5.000 Verbesserungen ihren Weg in die Codebasis gefunden haben. Dazu zählen viele Sicherheitsfunktionen, die in erster Linie Geschäftskunden im Fokus haben, aber natürlich auch allen anderen Anwendern zugutekommen. Die Zusammenarbeit mit Open Mobile Platform (OMP), die Sailfish OS als Aurora OS in Russland lizenziert für die Verwaltung und Staatskonzerne weiterentwickelt, hat laut der Ankündigung viele Open-Source-Beiträge für Sailfish OS eingebracht.

    Android 9 unterstützt

    Eines der Hauptmerkmale von Sailfish OS 4 ist die Unterstützung von Android 9 »Pie« und dessen API Level 28 für die unterstützten Geräte Xperia XA2 und Xperia 10. Die mit Sailfish OS 3.4 begonnene, längst überfällige Aktualisierung der Browser-Engine auf Gecko ESR52 wurde mit der neuen Version fortgesetzt, steht nun bei Firefox Gecko ESR60 und bietet somit bessere Kompatibilität mit aktuellen Webseiten. Was immer noch fehlt, ist der Zugriff auf Mikrofon und Kamera im Browser.

    Aus technischer Sicht ist das ein wichtiger Meilenstein, weil es die Programmiersprache Rust in die Upstream-Gecko-Codebasis einführt. Allerdings wird auch diese Version der Engine von Mozilla bereits seit über einem Jahr nicht mehr unterstützt.

    Sandboxing mit Firejail

    Im Browser wurden die Datenschutzkontrollen mit standortspezifischen Berechtigungen verstärkt und die Sicherheit bei der Anmeldung an öffentlichen WLAN-Hotspots verschärft. Zur weiteren Verbesserung der Sicherheit und dem Schutz der Privatsphäre führt Sailfish OS 4 Firejail App-Sandboxing ein. Wird eine Anwendung erstmals gestartet, zeigt die Firejail-App-Sandbox an, welche Berechtigungen eine Anwendung zur Ausführung benötigt und verhindert zur Laufzeit, dass auf Funktionen zugegriffen wird, die nicht in der Liste aufgeführt sind.

    Sailfish OS 4 gibt es in der kostenfreien Community-Version für Jolla C und das Jolla Tablet sowie für Sony Xperia XA2, Xperia 10 und den GeminiPDA. Wer Android-Apps nutzen möchte, muss in die Tasche greifen und Sailfish X für die unterstützten Sony-Modelle für rund 50 Euro erwerben. Weitere Einzelheiten verraten die Release Notes.

  • Neue Apps für Sailfish OS

    Sailfish OS

    Native Apps gegen Android Apps

    Viele gehen davon aus, dass die Unterstützung von Android Apps die Entwicklung von nativen Apps für das intuitive mobile Betriebssystem ausbremst, daher schauen wir uns einmal an, was sich in den letzten Monaten in Sachen neue native Apps bei Sailfish OS so getan hat.

    Für native Apps spricht, dass sie in der Lage sind das Gerät vollständig zu nutzen während Alien Dalvik (die Android Unterstützung) beispielsweise nicht auf Bluetooth und NFC zugreifen kann. Die Option, eine Android App zu nutzen hat man auch nur auf offiziell von Jolla unterstützten Geräten mit einer erworbenen Lizenz. Für Nutzer von Community Ports besteht diese Option nicht, sie sind auf native Apps angewiesen.

    Es ist Bewegung in den Stores

    Apps für dieses Betriebssystem werden in der Regel auf OpenRepos.net veröffentlicht und sind dann auch über den inoffiziellen Store App Storeman verfügbar. Um auch im kuratierten Store von Jolla (Harbour) veröffentlicht zu werden muss die App einige Voraussetzungen erfüllen. Die Prüfung wird dabei wohl durch einen Vertreter von Jolla freigegeben.

    Neben Aktualisierungen bestehender Apps sind einige Neue hinzugekommen. Zwei der meist beachteten Projekte sind zwei vollkommen neue Telegram Clients, nachdem sich der Entwickler von Depecher zurückgezogen hat und dem Telegram’me Qt 5.6 zu alt war um weiter darauf aufzusetzen fehlte es an einem Client der die Entwicklung weiter treibt, um an die Funktionsvielfalt des originalen Telegram Clients aufzuschließen.

    Zwei neue Telegram-Apps

    Hier wurden im November gleich 2 neue Apps vorgestellt: Fernschreiber und Yottagram. Beide verfügen schon jetzt über einen größeren Funktionsumfang als die vorangegangenen Clients, obwohl sie beide in einer Vorabversion mit einer Versionsnummer < 1.0 vorliegen. Ich selbst bevorzuge Fernschreiber, der einen höheren Reifegrad im Rahmen der bisher ausgerollten Funktionen hat, verzichten muss ich dabei zur Zeit noch auf eine Teilen-Funktion und auf einen Daemon, der auch bei nicht gestarteter App im Hintergrund die Nachrichten abruft. Letzteres ist wohl schwierig mit den Vorgaben von Jolla vereinbar und auch nicht von allen Anwendern erwünscht.

    Viele Apps sind dabei speziell für einzelne Länder entwickelt, wie z.B. MeteoSwiss eine Wetter App für die Schweiz. Alle neuen Apps hier vorzustellen sprengt den Rahmen bei Weitem, deshalb stelle ich hier einige Highlights vor.

    Paketi

    Bei Paketti handelt es sich um eine App zur Sendungsverfolgung die auch DHL und Hermes Sendungen unterstützt. Sie verfügt auch über die Option, den Tracking-Code als Barcode anzuzeigen, der mit dem Barcode-Scanner in der Abholstelle lesbar ist. Die App steht zurzeit für folgende Sprachen zur Verfügung: Finnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Norwegisch, Polnisch.

    Jupli

    Jupii ist ein UPnP/DLNA Client für Sailfish, er unterstützt derzeit folgende Features:

    • Erkennung von UPnP/DLNA-Geräten in einem lokalen Netzwerk
    • Fernsteuerung (Play, Pause, Next, Prev, Seek, Volume up/down)
    • Abspielen von lokalen Inhalten (Musik, Video, Bilder) auf Media Renderer-Geräten
    • Abspielen von gPodder-Podcasts
    • Abspielen von Remote-Inhalten (z. B. Internetradio, SomaFM-Kanäle, Icecast-Streams, FOSDEM-Videos, Bandcamp, TuneIn-Stationen)
    • Abspielen von Elementen von Medienservern auf Media Renderer-Geräten
    • Streaming des lokalen Mikrofons auf Media Renderer-Geräte
    • Streaming der Audiowiedergabe einer beliebigen lokalen Anwendung (ähnliche Funktionalität wie beim Pulseaudio-DLNA-Server)
    • Screen Casting (Beta-Funktion)
    • Aufzeichnung von Spuren in Icecast-Streams
    • Wiedergabewarteschlange (Optionen für einmalige Wiedergabe/Wiederholung)
    • Wiedergabelisten (Speichern/Öffnen)
    • Freigabe von Inhalten an andere Geräte über UPnP Media Server
    Jupii

    Viele kompatible Geräte habe ich nicht, meinen AV-Receiver findet die App.

    Avarisk

    avaRisk ist ein Neuzugang über den ich mich besonders freue, es handelt sich um eine Lawinenwarn-App. Sie bietet die Übersicht einer Vielzahl von Lawinenberichten in Europa, folgende Regionen werden aktuell mit der Version 0.5.3 unterstützt (unterstützte Sprachen jeweils in Klammer dahinter):

    Österreich:

    • Tirol (EN/DE)
    • Kärnten (DE)
    • Oberöstereich (DE)
    • Niederösterreich (DE)
    • Salzburg (EN/DE)
    • Steiermark (EN/DE)
    • Vorarlberg (EN/DE)

    Italien:

    • Südtirol (EN/DE)
    • Trient (EN/DE)

    Deutschland:

    • Bayern (EN/DE)

    Spanien:

    • Val d’Aran (EN/DE)

    Die Berichte informieren über:

    • Gefahrenstufe mit Höhenlage
    • Lawinenproblem
    • Beschreibung der Gefahr
    • Schneedecke Beschreibung
    • Tendenz

    Weitere Berichte können dem Entwickler über GitHub gemeldet werden, wenn sie frei über API verfügbar sind. In der nächsten Version wird Slowenien enthalten sein, der Entwickler Friedrich Mütschele bemüht sich derzeit aktiv darum die Schweiz hinzufügen zu können.

    Für avaRisk und Fernschreiber war ich Alpha Tester und konnte die Entwicklung selbst verfolgen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Eine frühe Version enthielt noch schön integrierte Web-Views für externe Informationen, damit hätte es die App aufgrund der oben genannten Anforderungen von Jolla nicht in den Jolla Store geschafft, also werden diese jetzt im Browser angezeigt und die App ist im Store.

    Whisperfish

    Auch für verwaiste Projekte wie Whisperfish findet sich manchmal jemand, der den Ball wieder aufnimmt. In diesem Fall hat Ruben de Smet sich des seit April 2018 nicht mehr weiterentwickelten inoffiziellen Signal-Clients angenommen und die Code-Basis auf Rust umgestellt, um die Verknüpfung mit libsignal-protocol-c zu erleichtern. Die App ist zurzeit noch im Alpha-Status, aber schon nutzbar. Folgende Features sind für die erste Beta-Version geplant:

    • Gruppen erstellen
    • GruppenV2 („private Gruppen“, erstellt nach dem 14.10.2020) Nachrichten. Wenn Sie eine private Gruppe auf Android oder iOS haben, migrieren Sie bitte noch nicht!
    • Session-Reset und Identitäts-Reset in Whisperfish
    • Verknüpfung mit Signal Desktop

    Bestimmt habe ich jetzt wichtige Apps unterschlagen, seht es mir nach und ergänzt diese in den Kommentaren! Da es zurzeit noch kaum Möglichkeiten gibt, Apps für Sailfish kommerziell anzubieten, ist es beeindruckend, was auf diese Weise für das kleine Sailfish Habitat über Engagement in der Freizeit vieler Enthusiasten zustande gekommen ist. Vielen Dank an alle Entwickler und Ihre Unterstützer dafür!

  • Im Alltag: Volla Phone mit Ubuntu Touch gegen Sony Xperia XA2 Plus mit Sailfish OS

    Im Alltag: Volla Phone mit Ubuntu Touch gegen Sony Xperia XA2 Plus mit Sailfish OS

    Sony XA2 Plus mit SFOS (links) und Volla Phone mit Ubuntu Touch (rechts)

    Dieser Alltagstest ergibt nur in der Kombination von Gerät und Betriebssystem Sinn, da in anderen Kombinationen abweichende Vor- und Nachteile auftreten.

    Preis

    Beide Geräte sind im Kern nicht mehr taufrisch, das Sony Xperia XA2 Plus ist nur noch schwer neu zu beziehen und startete mit 369,-€ UVP, hinzu kommen noch die Kosten für eine Sailfish-Lizenz, wenn man nicht auf Features wie Android Unterstützung verzichten möchte. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, eine kostenfreie Lizenz bei Jolla zu beziehen.

    An diesem Punkt zeigt sich gleich ein großer Unterschied, denn Ubuntu Touch ist grundsätzlich frei verfügbar, wird von der UBports Foundation ohne proprietäre Anteile angeboten. Das Volla Phone ist mit vorinstalliertem Ubuntu Touch für 359,-€ beziehbar und noch recht frisch am Markt, allerdings wurde es von Gigaset GS290 abgeleitet, welches bereits Ende 2019 vorgestellt wurde. Produziert wird das Gerät bei Gigaset in Deutschland. Die Hallo Welt Systeme UG welche das Gerät vertreibt betont, dass das Volla Phone lediglich vom Gigaset Modell abgeleitet wurde, mir ist jedoch nicht bekannt in welchen Details sich diese Geräte unterscheiden.

    Performance

    Im Volla Phone werkelt eine Achtkern CPU das Typs MediaTek Helio P23 mit 4GB RAM und im Sony ein Qualcomm Snapdragon 630 ebenfalls mit 8 Kernen und 4 GB RAM. Beide Geräte arbeiten nach meinem Empfinden mit dem jeweiligen Betriebssystem flüssig zusammen. Bei Volla und Ubuntu Touch habe ich das unbestimmte Gefühl, dass es stellenweise etwas schneller reagiert.

    Display

    Das 6 Zoll Display des Sony löst mit 2160 x 1080 Pixeln auf und kommt damit auf 403ppi. Im Volla Phone ist ein 6,3 Zoll Bildschirm mit 2340 x 1080 verbaut und es kommt so auf 409ppi. Laut Tests ist das Display des Sony etwas heller, was ich im Alltag aber nicht feststellen konnte, beide sind aus meiner Sicht ausreichend hell und ausreichend fein in der Auflösung. Obwohl das XA2 Plus im Vergleich mit dem XA2 Ultra bei gleicher Displaygröße kleiner baut, nutzt das Volla Phone die Baugröße im Vergleich zur Bildschirmgröße effizienter, was aber auch bedeutet, dass es einen Notch für die Kamera hat. Diese Einschränkung wird von Ubuntu Touch in der Version OTA-15 noch nicht berücksichtigt, so dass der Notch in die obere Anzeigeleiste ragt. Auch die Rundungen an beiden Seiten ragen in die Leiste. Es gibt aber für versierte Anwender bereits einen Workarround und die Behebung ist für eines der nächsten Releases vorgesehen.

    Akku

    Mit Android habe ich keines der Geräte genutzt und kann daher keine Erfahrungswerte im Vergleich bieten. Jedoch gehen diese Kombinationen aus Betriebssystem und Gerät ausreichend effizient mit den Reserven um. Da der Akku das Volla Phones mit 4700mAh deutlich größer ausfällt als der des XA2 Plus mit 3580mAh hält das Volla etwas länger durch. Mit der Nutzung von Android Apps kommen zusätzliche potentielle Energiefresser hinzu, so mancher Anwender beider Betriebssysteme musste einige Zeit investieren um den Übeltäter zu ermitteln. Mir blieb das bislang erspart.

    Kamera

    Die Kamera des XA2 Plus fällt unter Sailfish gegenüber Android deutlich ab. Das Gerät verwendet proprietäre Treiber unter Android (Blobs), welche für Sailfish nicht zur Verfügung stehen, so dass die Ergebnisse trotz hauseigenem hochauflösenden 23-Megapixel-Sensor enttäuschen. Mit dem gleichen Problem schlägt sich auch Ubuntu auf dem Volla herum, das Gerät verfügt rückseitig über eine Dual Kamera mit 16-MP-Hauptkamera und einer 2MP-Kamera, welche laut Hersteller für die Tiefeninformationen im Bild sorgt.

    Beim Ursprungsprodukt ist die Rede von künstlicher Intelligenz unter Android. Ob Ubuntu Touch wirklich beide Kameras bei der Aufnahme verwendet ist zweifelhaft und künstliche Intelligenz zur Verbesserung der Bilder, wie unter Android kommt hier nicht zum Einsatz. Beide Geräte neigen zu geringer Schärfe und zum Überblenden bei Verwendung der hellen Blitze. Je nach verwendeter App kommen auf dem Sony unnatürliche Farbe zustande. Das Volla schafft zudem die 16MP unter Ubuntu Touch nur im 4 : 3 Format. Optionen wie Bokeh oder Panorama sucht man in beiden Fällen vergebens.

    Schnittstellen

    SIM

    Beide Kombinationen funktionieren auch mit zwei SIM Karten, wobei Sailfish im Ausland immer wieder Probleme macht und Neustarts fordert, bislang hat aber das Sony mit meiner Telekom SIM für Geschäftskunden in jedem Land funktioniert. Die Mobilbox Pro musste ich allerdings deaktivieren, da ich immer die Meldung erhielt, dass mein Gerät nicht unterstützt werde.

    Die Sprachqualität ist trotz schlechterem Netz bei meinem Volla deutlich besser. Mein Sony Telefon produziert im Hintergrund störende Nebengeräusche, was aber darauf zurück zu führen sein kann, dass es schon mehrfach heruntergefallen ist.

    SD-Card

    Beide Geräte kommen mit den von mir verwendeten SD Karten zurecht, allerdings erkennt das Volla / Ubuntu Touch die Karte gelegentlich ohne Grund neu. Die maximale Größe der Karte habe ich nicht ermittelt, anderen Anwendern zufolge kommen beide mit 512GB zurecht.

    Klinke

    Erfreulicherweise verfügen die Konkurrenten beide über einen 3,5mm Klinkenanschluss für Kopfhörer. Beim XA2 Plus sitzt er im Gegensatz zum Volla oben statt unten neben dem USB Anschluss, was ich für praktischer halte.

    Fingerabdruck

    Auch Fingerabdruck-Scanner sind in beiden Fällen auf der Rückseite vorhanden, welche auch von den Betriebssystemen unterstützt werden. Auf dem XA2 Plus habe ich nach der Neuinstallation von Sailfish 3.4 inklusive der Verschlüsslung der Anwenderdaten festgestellt, dass ich bei der Inbetriebnahme 2x den PIN eingeben muss und erst dann den Fingerabdruck zum Entsperren verwenden kann. Beim Volla muss ich dafür hin und wieder trotz Fingerabdruck den PIN eingeben.

    WLAN / VoLTE / VoWifi

    WLAN funktioniert auf beiden Geräten gut, allerdings habe ich noch nicht viele Gastzugänge testen können. Das Volla fragt hin und wieder im gesperrten Zustand nach dem WLAN Code, erkennt das Netz aber sofort nach dem Entsperren. Kommt es aus dem Flugzeugmodus, muss man das Netzwerk erneut auswählen. Beide Betriebssysteme unterstützen kein VoLTE, was sich mit dem Rückbau der älteren Mobilfunkinfrastruktur noch zu einem Problem entwickeln könnte.

    Bluetooth

    Mit einem JBL Flip4 Lautsprecher kamen beide Kombinationen sofort zurecht, das Sailfish Gerät funktioniert auch schon länger gut mit Auto Head-Units und Headsets. Hier hat UBports mit dem OTA-15 Update anscheinend nachgebessert. Anrufen über die Head-Unit funktioniert, ebenso das Musikhören (zumindest vom Smartphone aus).

    NFC

    Das XA2 Plus und Sailfish unterstützen NFC, nur fehlen Anwendungsbereiche, da dies nur native Sailfish Apps betrifft und für Android Apps nicht zur Verfügung steht. Bei Ubuntu Touch auf dem Volla gibt es noch keine Unterstützung für NFC.

    Wireless Charging

    Kabelloses Laden unterstützt nur das Volla, allerdings hat Ubuntu Touch einen bekannten Bug beim Laden eines ausgeschalteten Geräts, der dazu führt, dass das Gerät in den Fast Boot Modus wechselt. Bleibt das Gerät angeschaltet funktioniert das Laden wie gewünscht.

    Betriebssystem

    Beide Betriebssysteme haben einen gewissen Reifegrad, der je nach verwendetem Gerät abweicht. Funktioniert Ubuntu Touch auf meinem BQ Aquaris Tablet ohne Auffälligkeiten, hatte ich auf dem Volla Phone mehrere ungewollte Neustarts. Solche Fehler gibt es bei der Sony XA2 Serie mit Sailfish eher selten, allerdings wird an der Adaption dieser Geräte schon sehr viel länger gearbeitet und auch Jolla hat einige OS Updates benötigt, um diese Geräte alltagstauglich zu bekommen. Der Update-Zyklus bei Ubuntu Touch ist mit durchschnittlich 6–8 Wochen für stabile Builds deutlich kürzer als bei Sailfish, das ca. 2x jährlich aktualisiert wird. Beide Geräte benötigen gelegentlich einen Neustart, Ubuntu Touch erheblich öfter als Sailfish.

    Xperia XA2 Plus mit SFOS und Okuna Android App.
    Sony Xperia XA2 Plus mit Okuna Android App unter Sailfish X

    Apps

    Beide Plattformen haben einen recht überschaubaren Store. Der Harbour genannte Store für Sailfish enthält dabei längst nicht alle Apps für dieses Betriebssystem. Auf openrepos.net finden sich noch sehr viele Apps, die es aus unterschiedlichen Gründen nicht in den Store von Jolla geschafft haben. Dafür gibt es auch eine Store-App namens Storeman. Der OpenStore von Ubuntu Touch ist noch etwas übersichtlicher und enthält zudem viele Webapps.

    Instant Messenger

    Der OpenStore für Ubuntu Touch enthält Apps für Telegram (Teleports), Signal (Axolotl) und Wire (Wire UT), für Saifish gibt es mehrere native Telegram Clients, ich nenne hier mal nur die 2 neuesten Yottagram und Fernschreiber. Beide haben hinsichtlich der Features Teleports überholt. Daneben gibt es noch Whisperfish für Signal. Diese App wird jedoch gerade überarbeitet und befindet sich im Alpha Stadium.

    Browser

    Der Morph Browser auf Ubuntu Touch ist recht gut gelungen. Auf das Okuna-Social-Network kann ich mit diesem Browser keine Bilder zu meinen Beiträgen hochladen und auf einer anderen Seite keine Kommentare schreiben. Sonst ist er sehr schnell und stellt die Seiten sehr gut dar. Dagegen hat der Stock-Browser von Sailfish keine Chance, zwar wurde die Engine erst mit dem letzten OS Update aktualisiert, hängt aber immer noch um Jahre hinterher. Will oder kann man nicht auf einen Android-Browser zurückgreifen, bleibt der noch ältere Webcat -Browser oder man muss via Flatpak Angelfish installieren, um an das Niveau von Morph anzuschließen.

    E-Mail

    Um es vorweg zu nehmen, den großen Wurf liefern hier beide Plattformen nicht, aber hier liegt Sailfish gegenüber Ubuntu mit dem Dekko2 Mailclient deutlich vorn, zumal Jolla mit Sailfish 3.4. noch mal einiges am integrierten Mailclient verbessert hat. Mit Dekko2 komme ich leider gar nicht zurecht und konnte nicht mal mehrere Konten parallel einrichten. PGP gibt es nur für Sailfish aber daran habe ich mich noch nicht gewagt, kann also nicht sagen, ob und wie gut das funktioniert.

    Anbox versus Alien Dalvik

    Android nutzt ja einen eigenen Linux-Kernel, daher sind die Apps für dieses OS im Grunde binärkompatibel zu Ubuntu Touch und Sailfish. Um die Nutzung von Android-Apps auf anderen mobilen Linux basierenden Betriebssystemen nutzen zu können, gibt es das Anbox Projekt. Allerdings steckt das auf Ubuntu Touch noch in den Kinderschuhen, es wird nicht mit dem OS ausgeliefert und bei der Installation über das Terminal kommen adb und fastboot zum Einsatz. Sicherheitshalber sollte vorab ein Backup erstellt werden. Außerdem ist es so, dass bei jedem Update des Betriebssystems Anbox inklusive aller Apps komplett neu installiert werden muss.

    Ganz anders funktioniert die Android-Unterstützung auf Sailfish. Das Produkt Alien Dalvik wurde noch im Auftrag von Nokia entwickelt und hat einen hohen Reifegrad. Es ist gut in das Betriebssystem integriert und kann mit einem Häkchen in den Sailfish-Systemeinstellungen aktiviert und deaktiviert werden. In Kombination mit MicroG kann man damit nahezu alle Android Apps nutzen, auch wenn sie auf das Google Play Services Framework aufsetzten. Letzteres muss man allerdings wollen, ich habe mich dagegen entschieden und nutze nur gelegentlich Android Apps ohne diese Services.

    Xperia XA2 Plus mit Sailfish und Amazon Prime Video Android App
    Sony Xperia XA2 Plus mit Prime Video Android App unter Sailfish X

    Flatpak & Libertine

    Sailfish bietet auf Druck der Community die Möglichkeit, Applikationen via Flatpak zu installieren, Ubuntu Touch hat die Containerlösung Libertine an Board. In beiden Fällen stehen hier allerdings lediglich nicht für die Nutzung auf mobilen Endgeräte optimierte Desktop-Apps zur Verfügung. Eine der wenigen erwähnenswerten Ausnahmen stellt Angelfish dar, der wie bereits erwähnt den Rückstand von Sailfish beim Vergleich der Browser kompensieren kann.

    Fazit

    Smartphones mit vorinstallierten Alternativen zu iOS und Android sind schwer zu finden, von den beiden hier vorgestellten Kombinationen bietet nur das Volla Phone diese Option, ohne selbst Hand anzulegen und sich in die Materie einarbeiten zu müssen.

    Eine höhere Alltagstauglichkeit erreicht man mit dem Sony Xperia XA2 Plus, welches zwar die Installation als Vorarbeit voraussetzt, dafür die Nutzung von Android Apps auf diesem Betriebssystem denkbar einfach macht. Es bringt einen deutlich höheren Reifegrad mit und verfügt über zusätzliche Features wie die Verschlüsselung der Anwenderdaten und die besseren Online-Synchronisationsmöglichkeiten.

    Mein Favorit ist Stand heute eindeutig das Sailfish Gerät, auch wenn mir UBports als Stiftung sympathisch ist. Von der Hardware finde ich das Volla Phone einen Tick gelungener, es liegt besser in der Hand und nutzt die Oberfläche für den Bildschirm effizienter, dafür ist der Sensor der Kamera schlechter. Leider erlauben es beide Geräte nicht, den Akku ohne den Einsatz von Werkzeug zu ersetzen.

  • FOSS Navigation auf Sailfish OS

    Der Android Support (Alien Dalvik) von Sailfish OS erlaubt zwar die Installation von Android Apps wie Here WeGo aber es gibt auch eine gut nutzbare native Open Source Lösung auf Basis von OSM Karten.

    Navigieren mit freier Software

    Pure Maps ist eine voll funktionsfähige Karten- und Navigationslösung, mit der Karten erkundet werden können sowie nach Adressen und Sehenswürdigkeiten gesucht und navigiert werden kann. Dabei kann auf Online- oder Offline-Dienstanbieter zurückgegriffen werden. Für die Offline Karten steht OSM Scout Server  ebenfalls nativ für Sailfish OS zur Verfügung.

    Die App steht auch für andere mobile Betriebssysteme wie Ubuntu Touch zur Verfügung und könnte wahrscheinlich auch auf PostmarketOS oder Plasma Mobile funktionieren und daher mit dem Pine Phone und dem Librem 5 einsetzbar sein.

    Installieren und loslegen funktioniert zwar, die Grundeinstellungen zeigen auch bereits Verkehrsinformationen, aber um auch die Sprachausgabe nutzen zu können, muss man zusätzlich eine mit Pure Maps kompatible Text to Speech-Lösung (TTS) installieren.

    Keine überzeugende TTS Umsetzung

    Im Ergebnis erhält man eine sagen wir mal zu 90% ausgereifte Sprachausgabe, die allerdings wie von einer Kraftwerk Kassette aus den späten 80er Jahren ohne Dolby klingt. Die recht angenehme weibliche Stimme kann man zwar in den Einstellungen von Pure Maps auf männlich stellen, aber die von mir gewählte Text to Speech App picotts, welche als einzige Deutsch unterstützt, scheint nur mit der weiblichen Stimme zu funktionieren.

    Alle von Pure Maps in den OpenRepos genannten TTS Lösungen, sind bis auf mimic seit mindestens 2 Jahren nicht mehr aktualisiert worden und unterstützen nur Englisch. Ein häufig auftretender Übersetzungsfehler führt dazu, dass man spätestens mit aktivierter Sprachausgabe immer das Beta-Feeling dabei hat. Unter Ubuntu Touch soll uNav eine bessere Sprachqualität bieten.

    Fehler in der Sprachausgabe

    Am auffälligsten ist, dass bei allen Bundesstraßen, z.B. der B14 in der Sprachausgabe die Silbe „ste“ angehängt wird. Was im Deutschen nicht gebräuchlich und zudem auch noch falsch ist, da erst Ordinalzahlen ab 20 diese Endung erhalten und darunter „te“ verwendet wird.

    GPS verbesserungswürdig

    Aktiviert man die GPS-Ortung vor dem Start der App, so dauert es doch durchschnittlich ca. 1–2 Minuten, bis die GPS-Postion bestimmt wird. Ich hatte zudem den Eindruck, dass es auch unterwegs öfter als mit anderen Navigationslösungen zu einer verzögerten Bestimmung der Position kam, was auch am Zusammenspiel mit OS und Gerät (Sony Xperia XA2 Plus) liegen kann. In Summe ist die o.g. Kombination durchaus im Alltag einsetzbar, man darf halt nicht Google Maps erwarten! Wer dem Entwickler für seine Arbeit etwas Gutes tun möchte, kann das auf GitHub machen (Link bei OpenRepos).

  • 13 Monate mit dem XA2 Plus und Sailfish X

    13 Monate mit dem XA2 Plus und Sailfish X

    Um es vorwegzunehmen: Meine Begeisterung für diese Kombination aus Gerät und Betriebssystem von XA2 Plus und Sailfish X hat nicht abgenommen. Kurz nach meinem letzten Bericht im Juni 2019 kam die early access Version von Sailfish 3.1 »Seitseminen«, mit der das OS auf den Geräten der XA2 Serie endgültig die Betaphase verlassen durfte.

    Mit Fennec & Firefox als Browser fehlt mir eigentlich nichts mehr und mit MicroG gibt es keine App die ich nicht grundsätzlich zum Laufen bekam. Allerdings hilft es nichts, wenn die App zwar funktioniert aber die Zusammenarbeit mit einem weiteren Gerät via Bluetooth verweigert. Bislang funktionierte die Koppelung mit diversen Autos sowie unserer JBL Flip 4 Box, aber Wahoo erkennt trotz eingeräumter Rechte nicht, dass Bluetooth aktiv ist und bleibt so unbenutzbar.

    Nicht für jeden Zweck

    Für Skitouren, Wandern, Snowboarden und Radfahren habe ich noch ein Android Gerät, das aber im Alltag zu Hause bleibt. Würde Wahoo funktionieren, könnte ich das Zweitgerät außer Betrieb nehmen, obwohl es stoßresistent und wasserdicht ist, um mich aus der Google Umklammerung zu befreien. Die Hoffnung darauf habe ich nicht aufgegeben.

    Google Camera API

    Das EA Programm hat sich bislang als unproblematisch erwiesen, so dass sich die Backups zu jedem OS Update als unnötig erwiesen haben. Als Kamera-App nutze ich mittlerweile die native Advanced Camera App, Open Camera kommt nur noch selten zum Einsatz. Bei schlechtem Licht bleibt die Leistung weiter enttäuschend. Mit neueren Geräten setzt Sony nicht mehr auf eine Eigenentwicklung, sondern auf die Google Camera API damit sollte der Leistungsabfall im Vergleich zum Betrieb unter Android der Vergangenheit angehören.

    Aptoide enttäuscht

    Den von Jolla mit dem OS ausgelieferten Aptoide Store für Android Apps habe ich mittlerweile deinstalliert, nachdem er für sich selbst ein Fake-Update angeboten hat und Jolla selbst auf seiner Support Website von der Nutzung abrät. Stattdessen verwende ich F-Droid und APKpure. Die nativen Apps beziehe ich weiterhin aus dem Jolla Store Harbour, Storeman oder direkt aus den Open Repos.

    Die Mittelklasse-Hardware passt

    Bis auf dieses für mich verschmerzbare Manko bin ich mit der Hardware sehr zufrieden, muss dabei aber erwähnen, dass ich bisher nie mehr als die 320€ für ein Smartphone ausgegeben habe, die mich das XA2 Plus damals gekostet hat. Wer bisher mit Highendgeräten unterwegs war, dürfte das wahrscheinlich anders sehen, mir fehlt jedoch nichts.

    Lange Unterstützung

    Ein Sony Xperia 5 mit voller Sailfish Unterstützung könnte mich ins Grübeln bringen, ob ich den Wunsch nach einem einigermaßen nachhaltigen Einsatz des Smartphones weiter nachkomme. Zumal ich damit rechne, dass die Unterstützung seitens Jolla weit länger anhalten wird als man das am Markt sonst gewohnt ist. Das Jolla 1 (2013) und das Sony Xperia X (2017) werden immer noch mit OS Updates versorgt, lediglich die Android Unterstützung Alien Dalvik wird nicht mehr aktualisiert und ist auf dem Stand von Android 4.4 Kitkat stehen geblieben, sodass man zunehmend auf die nativen Sailfish Apps eingeschränkt wird.

    Einen Weg zurück zu Android oder iOS sehe ich für mich auf absehbare Zeit nicht mehr!

  • Sailfish X für das Sony Xperia 10 verfügbar

    Quelle: Jolla

    Eine Umfrage unter den Anwendern von Sailfish X im vergangenen Sommer betraf auch die Bereitschaft der Anwender, auf neuere Modelle zu wechseln. 63 Prozent der Teilnehmer taten ihre Bereitschaft dazu kund.

    Familienzuwachs

    Hersteller Jolla gibt als Reaktion darauf in seinem Blog die sofortige Verfügbarkeit von Sailfish X für Sony Xperia 10 und Xperia 10 Plus bekannt. Darüber hinaus ist das mobile Betriebssystem bereits für Xperia XA2, Xperia XA2 Plus, Xperia XA2 Ultra, Xperia X und den Gemini PDA verfügbar.

    Standardmäßige Verschlüsselung

    Die beiden Neuzugänge sind die ersten der unterstützten Geräte, die per Sailfish X mit standardmäßig aktivierter Verschlüsselung der Anwenderdaten ausgestattet sind. Die Geräte bieten zudem alle Neuerungen des kürzlich veröffentlichten Sailfish OS 3.2.0 »Torronsuo«.

    Android-Apps unterstützt

    Der Umstieg auf neue Geräte wird auch mit fortgesetzter Unterstützung für Android-Apps belohnt. Im Gegenzug wird diese nämlich für das Xperia X oder ältere Geräte wie das Jolla C nicht auf Android 8.1 angehoben. Dies stellt laut Jolla einen erheblichen Mehraufwand an, den zu leisten Jolla sich momentan nicht in der Lage sieht.

    Bis zum 31. Dezember bietet Jolla Sailfish X für alle unterstützten Geräte für einen von 49.90 auf 29.90 Euro reduzierten Preis an. Eine Testversion steht kostenfrei zum Download bereit.