
Bis zur Veröffentlichung des Raspberry Pi 3 Modell B+ im März konnte der kleine Rechner nur über ein externes Netzteil mit Energie versorgt werden. Der neue Pi führte unter anderem PoE ein, was für Power over Ethernet steht. Auf Deutsch bedeutet das die Möglichkeit, netzwerkfähige Geräte über ein Ethernet-Kabel mit Strom zu versorgen.
Power over Ethernet
Die Freude über diese neue Funktion wurde etwas gedämpft, da dafür noch ein Zusatzmodul benötigt wird. Dieses ist jetzt in der Form eines HAT (Hardware Attached on Top) erschienen. HATs sind Zusatzmodule, die, seit 2014 angeboten, den RasPi auf vielfältige Weise erweitern. Sie werden über die 40-polige GPIO-Steckerleiste (General Purpose IN/OUT) huckepack angeschlossen und darüber automatisch konfiguriert.
Doch zurück zu PoE, denn das HAT für Power over Ethernet für den Pi ist gerade veröffentlicht worden und wird im Netz für 18 – 20 Euro angeboten. Technisch gesehen ist es ein Gerät der Klasse 2 und entspricht dem Standard PoE 802.3af mit einem vollständig isolierten Switched-Mode Power Supply (SMPS). Der Eingangsspannungsbereich kann zwischen 36 und 56V liegen, die Ausgangsspannung beträgt 5V bei 2,5A.
Gut gekühlt
Der Raspberry Pi PoE HAT kommt mit einem kleinen 25 mm Lüfter. Der Lüfter wird über I2C über einen kleinen ATMEL-Prozessor gesteuert, der eine Temperaturregelung ermöglicht: Wenn der Raspberry Pi-Prozessor bestimmte Temperaturen erreicht, wird der Lüfter eingeschaltet, um ihn abzukühlen. Dazu wird die neueste Firmware benötigt, die per sudo rpi-update
eingespielt werden kann.
Was wird noch benötigt?
Natürlich muss die heimische Netzwerk-Infrastruktur PoE unterstützen. Die meisten Router am Markt tun das nicht, da dies den Energieverbrauch erhöht. Deshalb wird entweder ein PoE-Switch benötigt oder ein PoE-Injector, der in die Kabelverbindung eingespeist wird. Ein Switch ergibt in dem Moment Sinn, wenn mehrere Geräte über PoE versorgt werden sollen, ansonsten ist ein PoE-Injektor die günstigere Variante. Die offiziellen Raspberry-Pi-Gehäuse haben keine Probleme mit dem Raspberry Pi PoE HAT, andere Gehäuse könnten aber Probleme mit der Höhe haben, wie Eben Upton, Geschäftsführer der Raspberry Pi Foundation, verlauten ließ.
Wo macht PoE Sinn?
Power over Ethernet macht im Heimbereich generell da Sinn, wo Kabel eingespart werden können oder wo keine Steckdose in der Nähe ist. Hier kommt auch der Embedded-Bereich in den Sinn. Zudem wird per PoE gegenüber der Nutzung eines Netzteils Strom eingespart. Sinnvoll ist PoE da, wo neben der Stromversorgung auch Daten übertragen werden müssen, wie etwa bei Überwachungskameras, IP-Telefonen und WLAN-Access-Points. Auch für das Smart-Home sind Anwendungen denkbar. Im Zusammenspiel mit der Möglichkeit, den Pi über das Netz zu booten, ergeben sich interessante Perspektiven.