Schlagwort: Open Source

  • Modularer Router Turris MOX im Endspurt

    Turris MOX
    Quelle: Indiegogo

     

    Gerade noch 48 Stunden läuft die Schwarmfinanzierung des modularen Open-Source-Routers Turris MOX auf der Plattform Indiegogo. Von den benötigten 250.000 US-Dollar sind derzeit über 219.000 US-Dollar zugesagt. Solltest Du also Bedarf an einem freien und nach Bedarf frei kombinierbaren Router aus der Open-Source-Szene haben, so ist jetzt der richtige Zeitpunkt.

    Zweite Kampagne

    Die Kampagne wurde von CZ.NIC ins Leben gerufen. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe, die die tschechische Top-Level-Domain .cz  verwaltet. Bereits 2017 hatte CZ.NIC mit dem Vorgänger Turris Omnia erfolgreich einen Open-Source-Router mit über 1,2 Millionen US-Dollar auf Indiegogo finanziert und auf den Markt gebracht.

    Modularer Aufbau

    War der Turris Omnia aus einem Stück, so kann der Turris MOX aus bisher sechs Modulen nach Bedarf zusammengestellt werden.  Das Basismodul MOX A kommt mit einer Marvell Armada 3720 -Dual-Core CPU mit 1,2 GHz, einem USB-3.0-Port, einem microSD-Slot und GBit-WAN mit Unterstützung für Power over Ethernet (PoE). Mox B bietet einen mPCIe-Slot, der kompatible WLAN-Karten, ein LTE-Modem  oder eine SSD aufnehmen kann. MOX c erweitert den Router bei Bedarf um einen 4-Port-Switch für GBit-Ethernet mit RJ45-Verbindern.

    Mox D bietet einen SFP-Connector, der als WAN vorkonfiguriert ist und eine optische Verbindung mit bis zu 2,5 Gbps Kapazität. Mit MOX E erhält der Turris MOX ein Pass-Through-Modul mit zusätzlichem 8-Port-Switch für GBit-Ethernet. Insgesamt können drei Module E und C kombiniert werden. Anfang der Woche neu hinzugekommen ist MOX F, das mit Blick auf eine mögliche Kombination mit Nextcloud entworfen wurde. Es bietet vier USB-3.0-Anschlüsse über einen PCI-Express-Port, die zwei moderne 2,5-Zoll Festplatten mit Energie versorgen können.

    Flexibel einsetzbar

    Der Turris MOX kann unter anderem als Router, Access-Point oder Storage-Lösung konzipiert werden. Das eigens entwickelte Betriebssystem Turris OS 4.0 bietet eine grafische Oberfläche, um das Netzwerk zu konfigurieren, Storage hinzuzufügen oder verschiedene Dienste wie VPN, automatisierte Updates oder einen Honeypot in Betrieb zu nehmen. Darüber hinaus kann Turris OS 4.0 externe Speichermedien zu einem RAID zusammenfügen und Nextcloud installieren.

    Turris MOX mit Nextcloud

    Das Modell Turris MOX Cloud, bestehend aus MOX A, MOX F, RAM-Erweiterung, Gehäuse, Netzteil und SD-Karte mit Betriebssystem kann auf Indiegogo für 115 US-Dollar bestellt werden und soll ab Dezember ausgeliefert werden. Der spätere Preis soll 175 US-Dollar betragen.

  • Freie Software im öffentlichen Sektor Europas

    Freie Software in Europa
    Bild „Old Europe Spy“ von Maik MeidCC BY-SA 2.0

     

    Angesichts der Rückmigration der bayrischen Landeshauptstadt München von Linux zu Windows und vermutlich LibreOffice zu Microsoft Office und den damit verbundenen enormen Kosten bietet sich ein Blick auf entsprechende Erfolgsgeschichten im In- und Ausland an. Dabei stellt sich heraus, dass die 16.000 Rechner, die die Verwaltung in München unter LiMux und LibreOffice noch betreibt eine vergleichsweise kleine Migration hin zu freier Software war.

    Freie Software in Eurpopa

    Die Stiftung hinter LibreOffice, The Document Foundation (TDF), hat eine Liste herausgegeben, die bereits abgeschlossene oder noch laufende europaweite Migrationen zu Linux oder LibreOffice aufzeigt. Geht es um die nackten Zahlen, so liegt hier Frankreichs Verwaltung vorne. Bereits 2012 wurde der Einsatz von LibreOffice in insgesamt 11 von 17 Ministerien, darunter Gesundheit, Soziales und dem Außenministerium beschlossen. Seitdem wird die Installation von LibreOffice auf einer halben Million Rechnern vorangetrieben. Verantwortlich dafür zeichnet die interministerielle Arbeitsgruppe MIMO, die 2015 bekannt gab, die Umsetzung sei beinahe abgeschlossen.

    Frankreich, Spanien und Italien sind Spitzenreiter

    Zahlenmäßig auf dem 2. Platz liegt Spaniens Provinz Andalusien, wo man bereits 2010 damit begann, Ubuntu in 2.000 Schulen auszurollen. Dabei sollen insgesamt 220.000 Desktops für rund 600.000 Schüler und 75.000 Lehrer mit Ubuntu ausgestattet werden. Das Ziel dieser Migration sind insgesamt 6.000 Schulen. In Italien hat das Verteidigungsministerium im Oktober 2015 im Rahmen des Projekts LibreDifesa damit begonnen, über 100.000 PCs mit LibreOffice auszustatten. Bis 2020 soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Office-Suite wird auf allen Rechnern installiert, sobald deren Microsoft-Office-Lizenz ausläuft. So waren 2017 rund 75.000 Rechner bereits mit der Open-Source-Lösung ausgestattet. Das Verteidigungsministerium rechnet mit Einsparungen von 26 – 29 Mio. Euro bis 2020.

    Einsparungen in Millionenhöhe

    In Spanien spart die Region Valencia jährlich 1,5 Mio. Euro an Lizenzkosten, seit dort 2012 rund 120.000 Rechner der Verwaltung mit LibreOffice ausgestattet wurden. Zudem wurden in der Region alle Schulen mit insgesamt 110.000 Rechnern mit der auf Ubuntu LTS basierenden Linux-Distribution Lliurex mit MATE als Desktop ausgestattet. Seit 2015 wurden dabei über 30 Mio. Euro eingespart.

    In Frankreich hat die Gendarmerie seit  2013 rund 72.000 Rechner auf Ubuntu umgestellt. Neben den Einsparungen sei ein weiterer Vorteil die Unabhängigkeit von kommerziellen Herstellern, wie Major Stéphane Dumond vom Innenministerium auf der Evento Linux Konferenz 2013 betonte.

    Deutschland weit hinten

    Die Liste der TDF führt noch viele weitere Migrationen in Europa und aller Welt auf, die eines klar zeigen: Deutschland liegt, was den Einsatz von Open Source und Freier Software angeht, weit hinten. Das einzige Projekt, das für Deutschland aufgeführt ist, wurde in München aus politischem Kalkül in den letzten Jahren schlachtreif geschossen und kürzlich zu Grabe getragen.

     

     

  • FSFE zu Bekenntnissen der Parteien zu Open Source

    fsfe-berlin-2017
    © FSFE 2017

    Die Free Software Foundation Europe (FSFE) ist der Meinung, dass der deutsche öffentliche Dienst mit seinem zaghaften Vorgehen bei freier Software hinter anderen europäischen Mitgliedstaaten zurückbleibt. Auf Nachfrage erklären die derzeitigen Regierungsparteien zwar, dass sie freie Software unterstützen, aber ihren Aussagen steht ein Mangel an Aktionen gegenüber, so die FSFE.

    Detaillierte Analyse

    Anfang September veröffentlichte die FSFE ihre Analyse der von den wichtigsten politischen Parteien zur Vorbereitung der Bundestagswahlen am 24. September auf den Weg gebrachten Politik der Freien Software. Diese Analyse ist wesentlich detaillierter als ein früherer Bericht des Portals Digital-O-Mat, das sich auf die Positionen der Parteien zu 12 digitalen Themen konzentriert. Das berichte jetzt Joinup.

    Lippenbekenntnisse

    Die CDU/CSU hält freie Software für nützlich, hiess es bei der FSFE. Die Partei sagt jedoch, dass § 63 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung die Bundesverwaltung daran hindere, ihre Software-Ressourcen mit anderen Verwaltungen zu teilen. Die FSFE weist jedoch darauf hin, dass nach einer Bundesrichtlinie 2012 über Open Source dieser Abschnitt des deutschen Haushaltsgesetzes für diese Art von Software nicht gelte. Außerdem stellt die Arbeitsgruppe fest, dass CDU/CSU in den vergangenen zwölf Jahren in der Regierungsverantwortung nichts getan habe, um die Haushaltsordnung zu klären.

    Grüne und Linke aktiv für Open Source

    Die Grünen und Die Linke befürworten eindeutig den Einsatz freier Software im öffentlichen Sektor, schreibt die FSFE. Freie Software ist ein Eckpfeiler sicherer und zukunftsorientierter IT-Systeme, so die Aussage der Grünen. Die Linke betont die Autonomie von Organisationen des öffentlichen Sektors und die Wiederverwendbarkeit von ICT-Lösungen auf Basis freier Software. Die FSFE hofft, dass die Regierungsparteien nach der Wahl mehr für freie Software in der deutschen öffentlichen Hand tun werden.