Schlagwort: Open Source

  • Open Source in Berlins neuem Koalitionsvertrag

    Open Source in Berlins neuem Koalitionsvertrag

    Kaum bin ich weg aus der Hauptstadt verpasst sich diese einen neuen Koalitionsvertrag (PDF). Löblicherweise geht es darin auch um Open Source. Der Vertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke steht unter der Überschrift |»Zukunftshauptstadt Berlin«.

    In Kapitel 19 ab Seite 128 geht es um Digitalisierung als einen der Schwerpunkte der Legislaturperiode:

    Digitalisierung ist Schwerpunkt dieser Legislatur. Die Verantwortlichkeiten für die Digital- und die Smart City Strategie sowie die Digitalisierung der Verwaltung/Informations- und Kommunikationstechnologie-Steuerung (IKT) werden in einer Organisationseinheit zusammengeführt. Die Koalition richtet einen »Chief Digital Officer« ein, dem das für die
    Aufgabenerfüllung benötigte Personal und Budget bereitgestellt wird. Jede Senatsverwaltung unterhält eine Stabsstelle Digitalisierung.

    Berlin soll zudem Mitglied im bundesweiten Netzwerk GovTech Campus Deutschland e.V. werden, welches
    die Verwaltungsdigitalisierung vorantreibt. Ein Abschnitt auf Seite 132 befasst sich mit Open Source, wo es heißt:

    Für eine digital souveräne Stadt sind Open Source und offene Standards unverzichtbar. Die Koalition wird bei jeder Softwarebeschaffung nach Open Source Alternativen suchen und speziell für die Verwaltung erarbeitete Software unter freien Lizenzen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Auch zentrale Förderprogramme für IT-Projekte sollen diesen Ansatz verfolgen. Open Data, Open Application Programming Interface, Creative Commons Lizenzen
    für digitale und Open Access Lizenzen für wissenschaftliche Dokumente sollen, wo möglich verwendet werden. Bei Beschaffungen werden alle Kosten über den gesamten Betriebszeitraum als Kriterium der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt, einschließlich der Möglichkeit zur Anpassung und Erweiterung (Baukastenprinzip). Dies gilt auch für Cloud-Technologien. Die Nichtbeschaffung von Open Source muss begründet werden.

    und weiter unten:

    Die Koalition richtet einen Open Source-Fonds zur Finanzierung von Entwicklungs-Communities ein, die das Land Berlin braucht, um Anwendungen zu pflegen und weiterzuentwickeln. Beim ITDZ Berlin wird ein »Kompetenzzentrum Open Source« eingerichtet, Synergiepotenziale in länderübergreifenden
    und internationalen IT-Kooperationen werden nutzbar gemacht.

    Das klingt zunächst einmal vielversprechend. Aber wie das in der Politik so ist, bleibt davon bei der Umsetzung meist nur ein Teil übrig. Wir dürfen gespannt sein, wie groß dieser Anteil in der Hauptstadt sein wird.

  • Studie zu Open-Source-Software und -Hardware in der EU-Wirtschaft

    Quelle: Pressekit OFE

    Das Fraunhofer Institut ISI und das OpenForum Europe (OFE) haben im Auftrag der Europäischen Kommission eine Studie über die Auswirkungen von Open-Source-Software (OSS) und Open-Source-Hardware (OSH) auf die europäische Wirtschaft erstellt. Die vor wenigen Tagen in Brüssel vorgestellte Studie kommt zu dem Schluss, dass Open-Source-Software geschätzt einen Beitrag von 65 bis 95 Mrd Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Europäischen Union beiträgt und erhebliche Wachstumschancen für die digitale Wirtschaft in der Region verspricht.

    Neue Open-Source-Industriepolitik gefordert

    Der Bericht empfiehlt der EU, eine spezielle Open-Source-Industriepolitik zu verfolgen und sie in ihre wichtigsten politischen Rahmenwerke, wie den Europäischen Green Deal und den Artificial Intelligence Act zu integrieren. Er empfiehlt außerdem die Einrichtung eines europäischen Netzwerks von Regierungsstellen, das sich der Beschleunigung der Nutzung offener Technologien widmet und umfangreiche Mittel für Open-Source-Unterstützungsmechanismen und -Projekte bereitstellt, z. B. durch das Vorzeigeprogramm Horizont Europa mit einem Gesamtbudget von 95,5 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021-2027, und die Verfolgung der Richtung der offenen Innovation bei der Suche der Union nach digitaler Autonomie.

    Tiefgreifender Kulturwandel notwendig

    EU-Regierungen und Unternehmen haben das Potenzial von Open Source laut der Studie bereits erkannt und allein im Jahr 2018 über 1 Milliarde Euro in die Open-Source-Entwicklung investiert. Die Daten sagen voraus, dass bei einem Anstieg der Open-Source-Beiträge in der EU um 10 % zusätzlich rund 100 Mrd. Euro zum BIP der EU beigetragen werden können. Um von diesen Vorteilen zu profitieren, weisen die Forscher auf die Notwendigkeit eines tiefgreifenden Kulturwandels und erheblicher Investitionen in offene Technologien hin. Mehrere Regierungen der Mitgliedstaaten und EU-Institutionen haben bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen, und die Studie liefert den politischen Entscheidungsträgern nun die notwendigen Erkenntnisse, um ihre Bemühungen zum Nutzen der EU-Wirtschaft und Bürger umzusetzen.

    Open Source als öffentliches Gut

    OSS hat sich in den letzten zehn Jahren in allen Bereichen der Softwareindustrie durchgesetzt. Im Gegensatz dazu hinkt der Entwicklungsstand von OSH derzeit noch spürbar hinterher. Allerdings entwickelt sich das geschäftliche Ökosystem für OSH schnell. Wenn OSH die gleiche Entwicklung wie OSS durchläuft, könnte sie laut der Studie ein Eckpfeiler des künftigen Internet der Dinge (IoT), der Zukunft der Datenverarbeitung und der digitalen Transformation der europäischen Industrie am Ende des digitalen Jahrzehnts sein.

    Der wichtigste Durchbruch der Studie ist die klare Einstufung von Open Source als öffentliches Gut. Dies zeige einen Paradigmenwechsel gegenüber dem früheren unüberbrückbaren Unterschied zwischen Closed und Open Source an und weise auf eine neue Ära hin, in der digitale Unternehmen mit Open-Source-Ressourcen aufgebaut werden, so die Studie.

  • Dortmund bekennt sich zu Freier Software

    Stadtsilhouette Dortmund | Quelle: dortmund.de

    Im vergangenen Herbst hatte ich über eine Initiative zum Aufbau eines Repositories für Freie Software für den öffentlichen Dienst berichtet, die unter dem Motto »Ein Ort für öffentlichen Code« stand und von der Open Source Business Alliance (OSBA) und der Vitako – Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister vorangetrieben wurde.

    Protokoll am 30. März veröffentlicht

    Als ich kürzlich bei Do-Foss, der Initiative für den Einsatz Freier und Quelloffener Software (Foss) bei der Stadt Dortmund nachfragte, wie sich denn die Initiative entwickle, erfuhr ich von einer kurz bevorstehenden Veröffentlichung in dieser Sache, die nun gestern erfolgt ist. Im Rahmen des Memorandum Digitalisierung 2020 bis 2025 (PDF) vom Januar 2012 wurden zwei Forderungen in Bezug auf Open Source gestellt, die am 11. Februar Beschlussform erhielten und mit Protokoll vom 30. März veröffentlicht wurden:

    • Wo möglich Nutzung von Open-Source-Software
    • Von der Verwaltung entwickelte oder zur Entwicklung beauftragte Software wird der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.

    Beweislastumkehr zugunsten von Open-Source

    Daraus ergibt sich, dass die Verwaltung künftig für jeden proprietären Softwareeinsatz begründen muss, warum keine Open-Source-Software eingesetzt werden kann. Die Begriffsbestimmung, welche Software hier gemeint ist, findet sich im Bericht Untersuchung der Potenziale von Freier Software und Offenen Standards (PDF), wo es im Absatz 2.2.1.1 heißt, der Begriff Open Source werde häufig synonym zum Begriff der Freien Software verwendet und bedeute Software unter einer Lizenz, die dem Nutzer die vier bekannten Freiheiten gewährt.

    Public, Money? Public Code!

    Die zweite Forderung, der jetzt entsprochen wurde, bezieht sich darauf, dass von der Verwaltung mit Steuergeldern erstellte oder beauftragte Software der Allgemeinheit gehört, wie das die FSFE seit Jahren in der Kampagne Public, Money? Public Code! fordert. Weiterhin schreibt die Charta Digitales Dortmund 2018-2030 bereits seit 2018 die Umsetzung Offener Standards vor.

    Ich werde in Kürze ein Interview mit Christian Nähle von Do-Foss führen, um zu erfahren, wie der öffentliche Diskurs ablief und wie Do-Foss hier eingebunden war.

  • NRW startet Pilotprojekt für Open-Source-Software

    NRW plant Pilotprojekt für Open-Source-Software
    Photo by Viktor Forgacs on Unsplash

    Eine Pressemitteilung auf dem Landesportal NRW berichtet über den Start eines Projekts zum Aufbau einer zentralen Austauschplattform für Open-Source-Anwendungen für das Bundesland. Damit sollen die Voraussetzungen für den Einsatz von Open Source in Behörden deutlich verbessert werden. Die Plattform ist Teil eines Kooperationsprojektes mit dem Bundesministerium des Innern und dem Land Baden-Württemberg.

    Schnellere Digitalisierung

    Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart sagt dazu: »Die Stärkung von Open-Source-Software hilft uns bei der schnelleren Digitalisierung der Verwaltung. Sie ist zugleich ein Schritt in Richtung digitaler Souveränität. Denn so reduzieren wir Abhängigkeiten von Herstellern und eröffnen neue Chancen für die IT-Branche im Land«.

    Rechtssicher, transparent und nachhaltig

    Durch das Projekt soll Open-Source-Software rechtssicher, transparent und nachhaltig für Behörden angeboten und von diesen genutzt werden können. Die zukünftige Verbindung der Plattform des Landes mit ähnlichen Einrichtungen in anderen Ländern oder beim Bund soll die Weichen für eine bundesweite Kooperation stellen.

    Digitale Souveränität herstellen

    Es wird weiterhin festgestellt, »zur Wahrung ihrer digitalen Souveränität muss es den Verwaltungen daher möglich sein, IT-Lösungen und Anbieter zu wechseln, sollten ihre Interessen nicht gewahrt werden können. Ein wesentlicher Baustein, um diese Ziele zu erreichen, ist Open-Source-Software.« Auch Start-ups könnten damit einen leichteren Einstieg in den Wirtschaftsprozess haben, da »deren Entwicklungen häufig auf Open-Source-Software basieren«.

    Über NRW hinaus

    NRW baut einen der Satelliten für ein gemeinsames Code-Repository, das zusammen mit Baden-Württemberg und dem Bundesinnenministerium, der bereits Mitte des Jahres mit Software von der Verwaltung für die Verwaltung zur Verfügung stehen soll. Ein ähnliches Projekt hatte vor wenigen Monaten bereits die Stadt Dortmund angekündigt.

  • Linux- und Open Source-Entwicklung in Deutschland

    Photo by Annie Spratt on Unsplash
    Interview mit Tobias Fella zum Matrix-Client NeoChat

    Dies ist die erste Folge einer lockeren Reihe von Interviews mit Linux- und Open Source-Entwicklern aus Deutschland und dem deutschsprachigen Raum. Heute erzählt Tobias Fella etwas über die Entwicklung des Matrix-Clients NeoChat.

    LN: Carl Schwan und Du habt der Matrix-Community mit NeoChat einen neuen Client beschert, der ein konvergentes User-Interface aufweist und am Desktop wie unter Plasma Mobile eine gute Figur macht. Dabei habt Ihr das kaum mehr weiter entwickelte, in C++ und QtQuick Controls 2 realisierte Projekt Spectral geforked. Was waren Eure Beweggründe für einen neuen Client?

    TF: Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Wir arbeiten in KDE schon seit Längerem daran, unsere Kommunikation von IRC und Telegram wegzubringen, wobei ein eigener Client natürlich hilft, Leute zu Matrix hinzubewegen. Außerdem brauchen wir einen guten Matrix-Client für Plasma Mobile und da wir mit QtQuick und Kirigami eine gute Grundlage für konvergente Programme haben, hat sich das angeboten.

    Und weil die wichtigen Teile von Qt und den KDE Frameworks auf vielen Plattformen funktionieren, gibt es damit auch noch einen neuen Matrix-Client für Windows, macOS und Android.

    LN: Gerade ist mit Neochat 1.1.1 die dritte Version nach der stabilen 1.0 im Dezember erschienen. Ihr habt einige neue Funktionen implementiert, einige größere Brocken fehlen aber noch. Kannst du den Lesern etwas über eure Roadmap verraten?

    TF: Der nächste größere Teil, den wir entwickeln, ist die Ende-zu-Ende Verschlüsselung, das wird einige Zeit brauchen. Danach kommen wahrscheinlich Sprach-/Videoanrufe, wobei da selbst die Matrixspezifikation und die meisten Matrix-Clients noch nicht sehr weit sind. Bei der Entwicklung von den Anrufen wollen wir mit den Entwicklern von Nheko (einem anderen Matrix-Client) zusammenarbeiten, da Nheko schon grundlegende Sprach- und Videoanrufe unterstützt und wir damit hoffentlich doppelte Arbeit bei neuen Features sparen können. Außerdem arbeiten wir natürlich immer an Verbesserungen im User Interface, an Bugfixes und Performanceverbesserungen. –

    NeoChat als Flatpak
    NeoChat 1.1

    LN: Besonderes Augenmerk legen potenzielle Anwender auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Viele wollen NeoChat erst einsetzen, wenn E2EE umgesetzt ist. Viele Clients, die sich E2EE als Entwicklungsziel auf die Fahnen geschrieben hatten, existieren nicht mehr. Kannst Du etwas zu den Problemen der Implementierung sagen? Könnt ihr euch bei Element (ehemals Riot) diesbezüglich etwas abschauen?

    TF: Das Problem bei der Implementierung von E2EE ist, dass es viel Arbeit ist: die grundlegenden kryptografischen Funktionen müssen implementiert werden, dann die Infrastruktur zur Schlüsselverwaltung. Das ganze muss dann so in den Client eingebunden werden, dass das Interface auf die entschlüsselten Events zugreifen kann, als wären es normale Events. Dann kommen noch andere Sachen dazu: Verifizierung von anderen Geräten und Benutzern, sicheres Speichern von den verschiedenen Schlüsseln und so weiter.

    Und weil das ganze sicherheitskritisch ist, muss es natürlich gut getestet werden. Selbst wenn die Implementierung richtig ist, können einige Dinge schiefgehen, die dem Benutzer dann gut mitgeteilt werden müssen. Bei Element kann man sich dabei ein paar Sachen abschauen.

    Die meisten kryptografischen Funktionen, die gebraucht werden, sind in einer Bibliothek implementiert, die von den meisten Matrix-Clients verwendet wird. Danach wird es etwas schwieriger, weil Element nicht in C++ programmiert ist und intern anders strukturiert ist als NeoChat und die Bibliothek libQuotient, wodurch man nicht alles direkt übernehmen kann. Im User Interface kann man sich dann wieder anschauen, wie andere Clients mit den Details der Verschlüsselung umgehen und sich davon inspirieren lassen.

    Tobias, vielen Dank, dass Du Dir Zeit zur Beantwortung der Fragen genommen hast.

  • Open-Source-Events in Zeiten von Corona

    Open-Source-Events
    Photo by Jonas Jacobsson on Unsplash

    Wie bereits im letzten Jahr werden Open-Source-Events auch 2021 absehbar im digitalen Orbit stattfinden. Die Veranstalter müssen umlernen, denn die Durchführung einer Konferenz in der Größenordnung von fünfstelligen Teilnehmerzahlen hat seine ganz eigenen Fallstricke. Das letzte Jahr endete mit einer teilweise etwas chaotischen RC3 Remote Chaos Experience, also dem Chaos Communication Congress, der erstmals im Internet abgehalten wurde.

    FOSDEM 21 erfolgreich auf Matrix

    Auch das erste große Open-Source-Event 2021 liegt mit einer ebenfalls ersten digitalen Ausgabe der FOSDEM 21 bereits hinter uns. FOSDEM mit weit über 30.000 Teilnehmern (gegenüber ~ 8.500 Teilnehmern in Brüssel 2020) und ohne völlig überfüllte Vortragssäle und hektischem Treiben auf den Fluren war eine ganz neue Erfahrung. Die Veranstalter setzten dabei auf das Matrix-Protokoll als Medium und dessen Macher lassen uns in einem interessanten Blogeintrag an der technischen Umsetzung teilhaben. Seit einigen Tagen stehen die Vorträge der FOSDEM 21 im Archiv zum nachträglichen Anschauen bereit.

    CLT erstmals digital

    Ist die FOSDEM die weltweit größte Konferenz für Open Source-Software, so nehmen diese Stellung bei uns in Deutschland die Chemnitzer Linuxtage (CLT) ein. Während die seit 1999 abgehaltenen CLT im letzten Jahr ganz ausfielen, finden die CLT 2021 am 13. und 14. März erstmals digital statt. Seit wenigen Tagen ist das Programm online. Das Motto, unter dem mehr als 70 Vorträge und zwölf Workshops angeboten werden, lautet »Mach es einfach anders«. Die Qual der Wahl, welche Vorträge man live besuchen will besteht auch bei der digitalen Ausgabe der CLT, deren Programm in fünf parallel laufende Tracks aufgeteilt ist. Verpasste Vorträge können später aus dem Archiv nachgeholt werden.

    Die üblicherweise im Eingangsbereich des Hörsaalgebäudes der Technischen Universität Chemnitz stattfindende Vorstellung von Projekten und Firmen wird in einem virtuellen Hörsaalgebäude simuliert, Kommunikation und Austausch mit den virtuellen Ausstellern sind per Videokonferenz möglich.

    FossAsia Summit und LibrePlanet

    Gleich eine ganze Woche dauert der digitale FossAsia Summit, der am 13 März beginnt. Eine Woche später, am 20. und 21. März hält die Free Software Foundation (FSF) ihre jährliche Konferenz LibrePlanet wie bereits 2020 in digitaler Form unter dem Motto »Empowering Users« ab. Eine der Keynotes wird von der ehemaligen Europa-Parlamentarierin Julia Reda gehalten.

    FrOSCon digital oder nicht?

    Noch etwas später im Jahr findet traditionell in Sankt Augustin die FrOSCon statt, deren 15. Ausgabe im letzten Jahr auch erstmals digital abgehalten wurde. In diesem Jahr findet das Event am 21. und 22. August statt. Die Entscheidung, ob die Konferenz vor Ort stattfinden kann oder wieder online abgehalten wird, steht noch nicht fest. Und zum Schluss noch ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte: Der Mobile World Congress soll im Juni 2021 in Barcelona mit 50.000 Besuchern aus aller Welt abgehalten werden. Hört sich für mich an wie ein geplantes Super-Spreader-Event.

  • Fair-code: ein Modell für freie Software?

    Photo by Florian Olivo on Unsplash

    Vor einigen Tagen fiel mir die Webseite von Fair-code ins Auge. Dort wird ein Modell propagiert, bei dem Entwickler von freier Software an den kommerziellen Gewinnen aus ihrer Arbeit beteiligt werden. Fair-code ist keine Software-Lizenz, sondern ein Softwaremodell, bei dem Software:

    • generell frei verwendbar ist und von jedem weitergegeben werden kann
    • der Quellcode frei verfügbar ist
    • von jedem in öffentlichen und privaten Communities erweitert werden kann
    • von den Autoren kommerziell eingeschränkt wird

    Früchte der Arbeit teilen

    Die Verfasser sind der Ansicht, dass es möglich sei, die Prinzipien der Freiheit zu respektieren, ohne ideologisch zu sein. Das Fair-code-Software-Modell will Entwickler an den Früchten ihrer Arbeit beteiligen, falls diese das wünschen. Obwohl es viele erfolgreiche Projekte gibt, die traditionell als Gemeinschaften von unbezahlten Entwicklern arbeiten, versucht Fair-code gleiche Bedingungen für Software-Autoren aller Hintergründe zu schaffen, einschließlich derer, die von ihrer Arbeit leben möchten.

    Auf der Webseite heißt es dazu zur Erläuterung:

    Wir wollen, dass Leute mit ihrer Software Geld verdienen, aber wir erkennen an, dass die Gemeinschaft vom wirtschaftlichen Erfolg eines Projekts profitiert. Innerhalb von Fair-code haben die Urheber das exklusive Recht, ihre Arbeit zu kommerzialisieren, was eine langfristige Rentabilität sicherstellt. Unternehmen, die die Software kommerzialisieren möchten, können sich mit dem Autor in Verbindung setzen und eine Geschäftsbeziehung aufbauen, von der beide Parteien profitieren! Wir glauben, dass echte Meritokratie in der Software immer noch möglich ist, und dass Software-Autoren und Mitwirkende für ihre Beiträge zu einem Projekt respektiert werden und Einfluss haben sollten.

    Die Autoren, zwei Software-Entwickler aus Deutschland und den USA, konstatieren derzeit eine wirtschaftliche Trennung zwischen den Leuten, die ein Projekt erstellen und die meiste Arbeit hineinstecken und den Leuten, die damit Geld verdienen. Fair-code soll sicherstellen, dass sich Projekte für ihre Entwickler langfristig finanziell lohnen, damit diese, wenn sie erfolgreich sind, weiter entwickelt werden. Es geht nicht darum, den ganzen Gewinn mit den Entwicklern zu teilen, sondern dass Fair-code versucht, profitable Geschäftsbeziehungen zu gewährleisten, von denen beide Personen und/oder Firmen profitieren.

    Unfreie Lizenzen

    Das Fair-code-Modell ist als Reaktion auf einen zunehmenden Trend zu sehen, bei dem Code von Open-Source-Software auf Cloud-Plattformen verwendet wird, die Entwickler aber die Kosten der Entwicklung alleine tragen. Als Reaktion darauf hatten in den letzten Jahren unter anderem Projekte wie Redis, MongoDB und CockroachDB ihre Lizenzen gewechselt oder mit einer »Common Clause« angepasst, was erhitzte Diskussionen auslöste. Auf Fair-code werden die Confluent Community License sowie die Commons-Clause-Lizenz erwähnt, die alle Fair-code-Anforderungen erfüllen.

  • Aufbau eines Freie-Software-Repository für den öffentlichen Dienst

    Dortmund
    Photo by Viktor Forgacs on Unsplash

    Die Stadt Dortmund unterstützt mit vielen Anderen eine Initiative der Open Source Business Alliance (OSBA) und der Vitako – Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister unter dem Motto »Ein Ort für öffentlichen Code« zum Aufbau eines Repository für Freie Software für den öffentlichen Dienst. Das berichtet Do-Foss, die Initiative für den Einsatz Freier und Quelloffener Software (Foss) bei der Stadt Dortmund.

    Digitale Souveränität erhöhen

    Ziel des Verbundes ist laut Do-Foss Blog »die einfache Auffindbarkeit, der rechtssichere Austausch sowie die gemeinsame Entwicklung von Freier Software im interkommunalen Rahmen«. Damit ist die Initiative Teil einer weitergefassten Strategie zur Gewährleistung der digitalen Souveränität des öffentlichen Dienstes.

    Viel Unterstützung

    Der Interessenverbund umfasst neben Do-Foss und dem Dortmunder Systemhaus dosys viele Initiativen, Organisationen und kommunale sowie private IT-Dienstleister aus ganz Deutschland. Dazu zählen neben OSBA und FSFE die Städte Dortmund, Oldenburg, Frankfurt und München sowie The Document Foundation und Wikimedia Deutschland.

    Public Money? Public Code!

    Die nächsten Schritte zur Umsetzung einer Verwaltung Freier Software des Öffentlichen Dienstes ganz im Sinne der von der FSFE betriebenen Kampagne Public Money? Public Code! sind die nachhaltige Finanzierung durch Trägerorganisationen sowie der Aufbau einer Gemeinschaft zur Pflege des geplanten Repositories. Die FSFE vertritt mit ihrer Kampagne die eigentlich logische Forderung, dass Code, der von der Öffentlichkeit finanziert wird, auch öffentlich sein muss, ergo Freie Software. Bisher erhielt das Unterfangen rund 30.000 Unterschriften. Dort heißt es:

    Wir wollen rechtliche Grundlagen, die es erfordern, dass mit öffentlichen Geldern für öffentliche Verwaltungen entwickelte Software unter einer Freie-Software- und Open-Source Lizenz veröffentlicht wird. Wenn es sich um öffentliche Gelder handelt, sollte auch der Code öffentlich sein!

  • Freie Software für freie Lehre

    The more that you read, the more things you will know. The more that you learn, the more places you’ll go. ― Dr. Seuss

    Unter dem Motto »Freie Software für freie Lehre« haben die deutschen, durch die Community gestützten Open-Source-Bildungsplattformen Moodle, ILIAS und Stud.IP eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sie von Politik und Gesellschaft Investitionen und Engagement fordern, um unabhängige Bildungseinrichtungen gegenüber Anbietern proprietärer Software zu stärken.

    Corona zeigt es überdeutlich

    In Zeiten der Corona-Pandemie zeige sich deutlich, wie wichtig Open Source Learning Management Systems (LMS) seien. Dort heißt es weiter: »Die freien, offenen und gemeinschaftlich entwickelten Lernmanagementsysteme sind die Speerspitze der Digitalisierung. In ILIAS, Stud.IP und Moodle stecken über 20 Jahre Expertise, Wissen und Know How der jeweiligen Anwendungs- und Entwicklungsgemeinschaften. Heute bilden diese Systeme das digitale Rückgrat der Bildungslandschaft in Deutschland.«

    Zehn Forderungen

    Daraus ergeben sich für die Herausgeber der Erklärung 10 Forderungen. Die mit wichtigste Forderung neben der Freiheit der Einsichtnahme in den Quellcode ist, Open-Source als wesentliches Kriterium bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand festzulegen, um eine Chancengleichheit mit proprietären Anbietern herzustellen. Zudem müsse das topaktuelle Wissen aus 20 Jahren in Sachen Digitalisierung bei den Communities für Open-Source-Software an Bildungseinrichtungen unterstützt und genutzt werden.

    Länderübergreifendes Handeln

    Des Weiteren wird die länderübergreifende Entwicklung eines Konzeptes für die Weiterentwicklung von Open-Source-Lösungen an deutschen Bildungseinrichtungen auf Bundesebene gefordert. Der Tenor lautet »Strukturen statt Lizenzen«. Statt für die Nutzung kommerzieller Software Lizenzgebühren zu zahlen, soll die Öffentliche Hand nachhaltige Infrastrukturen für Bildung finanziell und personell stärken, damit der Einsatz von Open-Source-Software für alle Bildungseinrichtungen einfach möglich ist.

    Die Erklärung kann am Ende der Webseite als PDF heruntergeladen, unterzeichnet und per Mail zurückgesendet werden.

  • München bekennt sich zu »Public Money? Public Code!«

    Foto: Kolar.io on Unsplash

    Wie die Free Software Foundation Europe (FSFE) in einer Presseverlautbarung mitteilt, hat sich die Stadt München in einem neuen Koalitionsvertrag zum Prinzip Public Money? Public Code! bekannt.

    Neuer Koalitionsvertrag

    Nach den Wahlen im März sieht sich München einer neuen politischen Situation gegenüber. Die CSU regiert nicht mehr mit, SPD und Grüne koalieren. Vor wenigen Tagen hat sich die neue Koalition von SPD und Grünen auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Dieser enthält ein starkes Bekenntnis zur Nutzung Freier Software: Künftig soll das Prinzip »Public Money? Public Code!« gelten. München schließt sich damit der Forderung der FSFE an, wie aus deren Pressemitteilung hervorgeht.

    Das Drama um LiMux

    München? Freie Software? Da war doch was! Genau, LiMux – eine Moritat von der politischen Moral. Die Abkehr von Linux in der Münchner Verwaltung hatte damals ab 2014 die Koalition von SPD und CSU unter Bürgermeister Dieter Reiter zu verantworten.

    Bekenntnis mit Schlupflöchern

    Neben dem Bekenntnis zu »Public Money? Public Code!« enthält die neue Koalitionsvereinbarung ein generelles Bekenntnis zu Open Source. Im Kapitel »Digitalisierung als Chance« ab Seite 31 steht dort im Wortlaut:

    Wo immer technisch und finanziell möglich setzt die Stadt auf offene Standards und freie Open Source-lizenzierte Software und vermeidet damit absehbare Herstellerabhängigkeiten. Diese Abwägung nehmen wir als Kriterium für Ausschreibungen mit auf, eine Abweichung von diesem
    Grundsatz muss begründet werden. … Es gilt im Hoheitsbereich grundsätzlich das Prinzip »public money, public cod». Das heißt: Sofern
    keine personenbezogenen oder vertrauliche Daten enthalten sind, wird auch der Quellcode städtischer Software veröffentlicht.

    Die FSFE sieht München damit wieder auf dem richtigen Weg, kritisiert aber einige Schlupflöcher, wie in der Formulierung »sofern keine personenbezogenen oder vertrauliche Daten enthalten sind«, die als mögliche Schlupflöcher angesehen werden.

    Münchner Karussell

    Ob dieses Bekenntnis zu Open Source in der Lage sein wird, die in vollem Gange befindliche Migration von Linux zu Microsoft ganz oder teilweise zu stoppen, bleibt abzuwarten. Wir werden sehen, was das Münchner Karussell als Nächstes zu bieten hat.