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Deutschlands Schränke sind voller alter Elektrogeräte. Mit dabei sind auch Computer und Notebooks. Denn der Weg zum Recyclinghof oder einer echten Zweitnutzung ist nicht nur mühsam, sondern auch mit einer weiteren Hürde versehen: die eigenen Daten auf den Speichermedien. Die sollen ungern einmal nach China und anschließend auf »neuen« USB-Sticks zurück.
Löschen heißt nicht, dass die Daten weg sind
Mittlerweile ist es einigermaßen bekannt, dass das Löschen von Daten im Betriebssystem die Daten gar nicht löscht, sondern nur in den Papierkorb verschiebt. Und auch, dass das Löschen aus diesem die Daten gar nicht entfernt, sondern den Speicherplatz nur als verfügbar angibt. Ebenso wenig hilft das Formatieren. Auch hier muss man kein Forensiker sein, um die Daten wiederherzustellen.
Was hilft also sonst: Sicherlich, den Hammer herauszuholen und die Festplatte physikalisch in die Einzelteile zu zerlegen, hat nicht nur einen gewissen Charme, sondern ist auch ziemlich sicher. Allerdings ebenfalls nicht sonderlich bequem und wenn es einen Nachnutzer geben soll auch ungeeignet.
Eine einfache Alternative stellt ein freies, Linux-basiertes Live-System wie shredOS dar. Dieses ist gewissermaßen die Fortentwicklung von »DBAN« (Darik’s Boot and Nuke), welches zwar medial noch an vielen Stellen empfohlen wird, allerdings seit 2015 nicht mehr aktualisiert wurde und auf neuerer Hardware nicht mehr läuft.
Live-System shredOS läuft vom USB-Stick
ShredOS hingegen läuft von bootfähigen USB-Sticks aus auch auf neuer Hardware und wird regelmäßig aktualisiert. Die Nutzung funktioniert anschließend denkbar einfach: Der USB-Stick wird gebootet und das zu löschende Speichermedium wird ausgewählt. Das können auch mehrere gleichzeitig sein, was praktisch ist, da das Löschen durchaus seine Zeit braucht. Am Ende ist wirklich alles gelöscht, die gesamte Festplatte wird (mehrfach) mit Nullen überschrieben.
Das Programm dahinter heißt »nwipe«. Das findet sich ebenfalls in vielen Paketquellen oder Live-Images, für das korrekte Löschen ist man nicht unbedingt auf shredOS angewiesen. Es stehen in jedem Fall eine ganze Reihe an unterschiedlichen Lösch-Algorithmen bereit wie dem DoD 5220.22-M. Diese helfen zumindest gegen softwarebasierte Wiederherstellung der Daten. Anbieter kommerzieller Löschprodukte empfehlen für Hochsicherheitsumgebungen die Verwendung anderer Verfahren wie BSI-2011-VS.
Hier stellt sich allerdings noch die Frage, wie es um die SSD-Festplatten steht. Diese sind technologisch etwas komplexer zu betrachten. Legt man großen Wert darauf, dass die Festplatte auch forensisch so gut gelöscht wie möglich ist, hilft shredOS momentan weniger. Hier muss man sich in Richtung SSD Secure Erase orientieren – und abhängig von den Daten, die einstmals auf dem USB-Stick lagen, vielleicht doch den Hammer herausholen.