Bereits vor Wochen hat Microsoft in aller Stille seine dritte eigene Linux-Distribution unter dem Namen CBL-Mariner freigegeben. Wie zuvor 2016 mit SONIC und im April 2018 mit Azure Sphere OS ist auch CBL-Mariner nicht für die Allgemeinheit konzipiert, sondern soll intern bei Microsofts Cloud-Infrastruktur und Edge-Produkten und -Diensten eingesetzt werden.
Selbst bauen ist Pflicht
Laut dem Readme auf GitHub, wo das Projekt gehostet wird, wurde das RPM-basierte CBL-Mariner entwickelt, um eine konsistente Plattform für diese Geräte und Dienste zu bieten und soll Microsofts Fähigkeit verbessern, bei Linux-Updates auf dem Laufenden zu bleiben. CBL-Mariner ist öffentlich zugänglich. An der Einbindung von Linux-Distributionen in Azure ändert sich dadurch nichts.
Für CBL-Mariner steht kein Abbild zum Download bereit, die Distribution muss im Build-System selbst erstellt werden. Eine Anleitung findet sich ebenfalls auf GitHub. Voraussetzungen zum Bau sind eine Linux-Distribution, Docker sowie eine aktuelle Version von Go. Für den privaten Gebrauch könnte CBL-Mariner als Container oder als Container-Host zum Einsatz kommen. CBL-Mariner macht Anleihen bei Fedora, denn es nutzt Tiny DNF als Paketmanager und RPM-OSTree für atomare Updates.
CBL-Mariner wurde mit dem Gedanken entwickelt, dass ein kleiner gemeinsamer Kernsatz von Paketen die universellen Anforderungen von First-Party-Cloud- und Edge-Services erfüllen kann, während einzelne Teams zusätzliche Pakete auf den gemeinsamen Kernsatz aufsetzen können, um Images für ihre Workloads zu erstellen. Ermöglicht wird dies durch ein einfaches Build-System, das Folgendes ermöglicht:
Paketerstellung: Erzeugt den gewünschten Satz von RPM-Paketen aus SPEC-Dateien und Quelldateien.
Image-Erzeugung: Erzeugt die gewünschten Images wie ISOs oder VHDs aus einer bestimmten Menge von Paketen.
Per Twitter verkündete der Python-Entwickler Guido van Rossum, Ruhestand sei langweilig und er arbeite ab jetzt bei Microsoft. Tatsächlich hat der Softwaregigant aus Redmond den Guido van Rossum als »Distinguished Engineer« in der Entwicklungsabteilung eingestellt. Somit entging er vermutlich einem Vorstellungsgespräch, bei dem er an einer Tafel Algorithmen erläutern musste. Ein »Distinguished Engineer« entspricht Level 70 in Microsofts Mitarbeiterhierarchie und steht eine Stufe unter dem »Corporate Vice President«. Der Titel garantiert ein Jahreseinkommen von mindestens einer Million US-Dollar im Jahr.
Als BDFL zurückgetreten
Der 1956 geborene Guido van Rossum war 2018 überraschend nach fast 30 Jahren von der Projektleitung der von ihm ins Leben gerufenen Programmiersprache Python zurückgetreten. Bis dahin galt er als Benevolent Dictator For Life (BDFL), also als wohlwollender Diktator auf Lebenszeit. Sein Geld verdiente Rossum von 2005 bis 2012 bei Google, seit 2013 arbeitete er bei Dropbox, wo er 2019 ausschied und in den Ruhestand ging.
I decided that retirement was boring and have joined the Developer Division at Microsoft. To do what? Too many options to say! But it’ll make using Python better for sure (and not just on Windows :-). There’s lots of open source here. Watch this space.
Rossum ließ nichts über seine geplante Tätigkeit bei Microsoft verlauten, er sagte lediglich, der Möglichkeiten seien viele und es werde Python verbessern, nicht nur unter Windows. Python ist in Microsofts Produkten bereits seit rund 10 Jahren breit vertreten. Global gesehen legte Python im Jahr 2020 ebenfalls zu. VerschiedeneIndizes zum Ranking von Programmiersprachen sehen Python derzeit auf Rang 2, wo bei Java auf Platz 3 verdrängt wird. Microsoft hatte bereits zuvor die Entwickler von Programmiersprachen ins Boot geholt. Bereits 1998 engagierte man Simon Peyton Jones, der als Vater von Haskell gilt. Auch Miguel de Icaza, der Mitbegründer des GNOME-Desktops, arbeitet bei Microsft.
We’re excited to have him as part of the Developer Division. Microsoft is committed to contributing to and growing with the Python community, and Guido’s on-boarding is a reflection of that commitment
Microsoft
Monty Python stand Pate
Rossum begann 1989 mehr oder weniger aus Langeweile über die Weihnachtstage mit der Entwicklung von Python, das als Nachfolger der Sprache ABC geplant war. Der Name ist eine Reminiszenz an die britische Comedy-Serie Monty Python’s Flying Circus, deren Fan Rossum war. Im Februar 1991 erschien Python erstmals öffentlich, die erste Vollversion erschien im Januar 1994 unter der Bezeichnung Python 1.0.
Gerade erst hat Microsoft auf seiner Entwicklerkonferenz Build Erweiterungen für das Windows Subsystem for Linux in zweiter Version bekannt gegeben und setzt dabei einen Linux-Kernel ein. Wenige Tage vorher hatte Microsoft-Präsident Brad Smith offiziell eingestanden, sein Unternehmen habe Open Source Anfang des Jahrhunderts falsch eingeschätzt.
Paulus oder doch Saulus?
Irgendwann könnte man geneigt sein, Microsoft ihre Wandlung vom Saulus zum Paulus abzukaufen, doch dann rupft man dieses zarte Pflänzchen mit Stiel und Stumpf wieder aus. So geschehen in den letzten Tagen. Der Konzern aus Redmond änderte den Namen des Frameworks Xamarin.Forms im Rahmen der Integration in die .Net-Umgebung zu MAUI. Dabei hat man – wissentlich oder nicht – übersehen, dass es bei Linux bereits zwei durch KDE verbundene Projekte gleichen Namens gibt. Da ist einerseits die Distribution Maui, andererseits MauiKit, das, wie der neue Namensvetter, ebenfalls ein Framework zur Erstellung von Nutzerschnittstellen darstellt.
Microsoft was on the wrong side of history when open source exploded at the beginning of the century, and I can say that about me personally
Brad Smith, President, Microsoft
Ich will Microsoft nicht unterstellen, hier absichtlich und provokativ gehandelt zu haben. Allerdings, wenn es ein Versehen war, dann sollte man in Redmond mal ordentlich mit dem eisernen Besen durch die Rechtsabteilung fegen. Die ist vermutlich größer als die Entwicklerteams der meisten Linux-Projekte und hat offensichtlich übersehen, dass MAUI als KDE-Projekt bereits seit 2014 als Wortmarke geschützt ist.
Der Affront machte natürlich schnell die Runde und löste besonders auf GitHub rege Diskussionen aus. Das kann Microsoft natürlich nicht gefallen, da GitHub im Sommer 2018 von Microsoft übernommen wurde.
Diskussion unterdrückt
Die vielen Kommentare wurde in der Folge fast alle als Off-Topic versteckt und Microsoft-Mitarbeiter David Ortineau hinterließ seine Microsoft-E-Mail-Adresse, um die Diskussion von der Plattform zu verlagern. Als das nichts nutze, wurde der Thread als »too heated« geschlossen.
Die Entwickler von MAUI (MauiKit, Maui Apps) äußerten sich auf ihrer Webseite und eröffneten ebenfalls eine Diskussion auf GitHub, die zwar zwischenzeitlich für Nichtbeteiligte wurde, aber offiziell als Thread zur Klärung der Angelegenheit benannt wurde.
Wir dürfen gespannt sein, wie die Angelegenheit beigelegt wird. Wird Microsoft seine Marktmacht versuchen durchzusetzen oder Kleinbeigeben? Was glaubt ihr?
Corona zwingt uns alle zu mehr Abstand, was Windows aber nicht daran hindert, sich gerade jetzt weiter an Linux anzunähern. Die Build-Konferenz ist jedes Jahr im Mai Microsofts Hausmesse für Entwickler. Die findet in diesem Jahr wegen Covid-19 zwar online statt, ist aber deshalb nicht weniger mit neuen Entwicklungen gespickt als sonst.
Windows Subsystem for Linux
Dabei werden unter anderem auch Entwickler mit neuen Funktionen bedacht, die sowohl unter Windows als auch unter Linux arbeiten. Denn mit dem neuesten Windows-Build 2004 wird das »Windows Subsystem for Linux 2« (WSL 2) freigegeben, das bereits auf der letztjährigen Build-Konferenz vorgestellt wurde.
Mit Linux-Kernel
Damit werden vermutlich am 26. Mai einige interessanten Neuerungen vorgestellt. WSL 2 nutzt einen von Microsoft gebauten nativen Linux-Kernel, der alle Linux-Systemaufrufe unterstützt und Zugriffe auf das Dateisystem um bis zu Faktor 6 beschleunigen soll. Künftig laufen Linux-Anwendungen, die über eine GUI verfügen, nativ im WSL 2. Das wird durch einen Wayland-Server innerhalb von WSL 2 ermöglicht, der mit einem RDP-Client auf dem Windows-Host kommuniziert. Bisher musste dazu immer ein zusätzlicher X-Server von dritter Seite installiert werden.
Rechnen per GPU
Zudem soll WSL 2 künftig auf die Rechenkraft der GPU zugreifen können, um beispielsweise Rechenoperationen bei CUDA und ähnlichen Techniken zu beschleunigen. Diese Entwicklungen sind noch nicht völlig ausgereift, sollen aber bis zum Sommer stabilisiert sein. Weitere Einzelheiten vermittelt ein Eintrag im Microsoft Entwickler-Blog.
Paketmanager
Damit nicht genug, will Windows 10 sich nun endlich auch einen Paketmanager nach Linux-Vorbild gönnen. Bisher gab es von dritter Seite bereits den Paketmanager Chocolatey, der dem Linux-Ansatz verwandt ist. Microsoft entwickelte daraus bereits 2014 halbherzig OneGet für die PowerShell.
Winget
Der neue Ansatz heißt Windows Package Manager, kurz winget. Dieser wird in den bereits vorhandene App Installer integriert und erweitert diesen um eine PowerShell-Integration, die Befehle zur Installation sowie später auch zum Update und Entfernen von Anwendungen entgegennimmt. Ein Pluspunkt für Winget ist, dass er Open Source ist und auf GitHub entwickelt wird.
Mit APT vergleichbar
Winget ist im Ansatz mit Debians APT vergleichbar und greift auf ein Repository auf Github zu, in dem Anwendungen per Manifest bereitgestellt werden. Jeder kann einen Pull Request für eine neue Anwendung in Form eines solchen Manifests einstellen.
Zum Start sind dort derzeit rund 130 Anwendungen verfügbar. Deren Zahl wird vermutlich schnell anwachsen, denn viele Anwender warten bereits sehr lange auf die Möglichkeit, Anwendungen nativ über einen erwachsenen Paketmanager verwalten zu können.
Logo: FSF | Quelle: FSF| Lizenz: CC0 1.0
Die Free Software Foundation (FSF) hat sich in ihrem Blog zum Beitritt von Microsoft zum OIN-Cross-Patent-Netzwerk geäußert. Erst gestern machte die Nachricht die Runde, dass Microsoft 60.000 Patente in das OIN-Netzwerk einbringt. Eine Woche zuvor war Microsoft bereits dem LOT-Netzwerk beigetreten. Die FSF begrüßt den Schritt des Unternehmens aus Redmond grundsätzlich, moniert die Aktion aber als nicht umfassend genug und die Informationen als zu wenig detailliert.
Nicht ausreichend
Im einzelnen moniert FSF-Geschäftsführer John Sullivan, dass mit diesen Schritten das Problem der Patente für computergestützte Ideen oder sogar der spezifischen Patentverletzungsansprüche von Microsoft nicht vollständig gelöst sei. Laut FSF unterliegen die Vereinbarungen für LOT und OIN erheblichen Einschränkungen und Ausschlüssen.
Schwammige Aussage
Microsoft hatte lediglich erklärt, Patente für Windows und seine Desktop-Applikationen seien von der Freigabe ausgenommen. Das ist allerdings eine recht schwammige Aussage. Somit fordert die FSF Microsoft auf, eindeutig klarzustellen, dass alle Patentverletzungsansprüche bezüglich der Verwendung von Linux in Android fallengelassen werden.
»Microsoft liebt Linux« ist eine Lüge. Und jetzt will Microsoft, dass wir denken, dass Microsoft gegen Patenttrolle kämpft. Auch das ist eine Microsoft-Lüge. – Florian Mueller, FOSS Patents Blog
Zudem solle Microsoft sich im OIN engagieren, damit die Definition der Liste der Pakete, die bei OIN vor Patenten geschützt sind, tatsächlich alles enthält, was in einem GNU / Linux-System vorkommt. Die FSF wünscht sich hier, dass diese Liste alle Pakete umfasste, die in Debians Standard-Paket-Repository main enthalten sind.
Mehr Engagement gefordert
Als dritte Forderung der FSF soll Microsoft die bisher »erpressten« Patentgebühren dazu verwenden, um die effektive Abschaffung aller Patente, die Ideen in Software abdecken, abzuschaffen. Microsoft könne hier seinen Einfluss beim US-Kongress einbringen und die Kampagne End Software Patents unterstützen.
Ein weiterer Kritiker von Microsofts Aktion ist Bradley M. Kuhn von der Software Freedom Concervancy. Er fordert Microsoft auf, als Zeichen des guten Willens den Code von extfat unter die GPL zu stellen und in den Kernel einzubringen. Microsoft hatte in der Vergangenheit häufiger extfat-Patente gegen Linux eingesetzt.
Foto: iStock
Wie heute bekannt wurde, öffnet Microsoft sein Patent-Portfolio und bringt es in das Open Invention Network (OIN) ein. Das Portfolio umfasst rund 60.000 Patente, die unter anderem auch Linux und Android betreffen. Ausgenommen sind lediglich der Code von Windows und Microsofts Desktop-Applikationen.
Mit Cross-Patenten gegenseitig geschützt
Das OIN wurde bereits 2005 von IBM, NEC Novell, Philips, Red Hat und Sony gegründet und sammelt Patente, um Linux zu schützen. Sie stehen jedem Interessenten zur kostenlosen Nutzung offen, solange er keine Patentansprüche gegen Linux und zugehörige Software erhebt. So sollen Patentklagen gegen Linux verhindert werden. Lizenznehmer und Partner des OIN erhalten kostenlose und unbegrenzte Lizenzen für alle Patente im Bestand des OIN.
Microsoft öffnet sein Patent-Portfolio
Später traten unter anderem Oracle und Google bei, auch die Document Foundation, der Open-Source-Softwarehersteller Univention und das KDE-Projekt sind Mitglieder. Jetzt gehört auch Microsoft dazu. Bevor Microsoft beitrat, hatte OIN mehr als 2.650 Community-Mitglieder die mehr als 1.300 globale Patente beitrugen. Nun ist dieser Bestand enorm gewachsen.
»Wir verpflichten uns, unser gesamtes Linux betreffendes Patent-Portfolio einzubringen« – Erich Andersen, Microsoft Chief Intelectual Property
Kasse gemacht
Noch im Jahr 2014 hatte Microsoft rund 3,4 Milliarden US-Dollar alleine aus Android-Patenten kassiert, davon alleine eine Milliarde von Samsung. Wenn man Microsoft glaubt, dass es mittlerweile Open Source freundlich gegenübersteht – und das Verhalten von Microsoft in letzter Zeit spricht dafür – dann ist der Beitritt zu OIN ein logischer nächster Schritt, um die Bedrohung vom Linux-Kernel und von Android abzuwenden.
Beitritt zum LOT-Netzwerk
Erst vor einer Woche war Microsoft dem LOT-Netzwerk beigetreten. Dabei handelt es sich um ein 2014 gegründetes Konsortium mit rund 300 Mitgliedern, zu denen unter anderem Amazon, Facebook, Github, Google, Netflix und Oracle gehören. Dort soll ein Mittel gegen Patent-Trolle geschaffen und auf lange Sicht das überkommene Patentrecht umgekrempelt werden. Im LOT werden mehr als 1,35 Millionen Patente verwaltet.
Mit diesen beiden Nachrichten der vergangenen Tage wird es wesentlich schwerer, Microsoft nachzusagen, seine neu entdeckte Liebe zu Linux und Open Source allgemein sei vorgeschoben und verfolge einen perfiden Plan, die Kontrolle über das einst als Krebsgeschwür bezeichnete Linux zu erlangen.
Microsoft hat im Rahmen des Projekts Azure Sphere ein auf ARM basiertes Prozessordesign entworfen, auf dem das vom Windows-Hersteller entworfene eingebettete Linux-Betriebssystem Azure Sphere OS läuft. Damit sollen Geräte des Internet der Dinge (IoT) besser geschützt und durch eine Anbindung an Microsofts Cloud für zehn Jahre Updates erfahren. Das Design-Layout für das System on a Chip (SoC) stellt Microsoft den Herstellern solcher Gadgets lizenzfrei zur Verfügung.
Nicht überraschend
Microsofts Präsident Brad Smith stellte das Projekt gestern auf der RSA-Konferenz in San Francisco, wo er sagte: »Nach 43 Jahren ist dies der erste Tag, an dem wir einen eigenen Linux-Kernel ankündigen und verteilen werden.« In diesen 43 Jahren wurde Linux meist verteufelt, von Microsofts langjährigem Geschäftsführer Steve Ballmer als Krebsgeschwür bezeichnet und auf ganzseitigen Werbekampagnen mit falschen Behauptungen in ein schlechtes Licht gerückt.
Seit Satya Nadella das Ruder in Redmond übernommen hat, heißt die Devise »Microsoft loves Linux« und ist genauso durchsichtig wie Ballmers Verteufelung. Heute braucht Microsoft Linux um seine Kunden, die oft heterogene Systeme benutzen, aus einer Hand bedienen zu können. Bereits seit Jahren hält Linux Einzug in den Windows-Konzern.
Folgerichtig
Es begann auf Microsofts Cloud-Plattform Azure, wo Canonicals Ubuntu den Anfang einer Reihe von Distributionen bildete, die Microsoft seinen Kunden über die Plattform anbietet. Später wurden immer wieder Teile von Microsofts Software als Open Source freigegeben. Mittlerweile betreibt Microsoft das größte Git-Repository auf dem Planeten. Da ist es nur folgerichtig, ein eigenes Linux da einzusetzen, wo Windows viel zu groß für die gestellte Aufgabe ist.
Mehrere ARM-Kerne
Azure Sphere stellt unter anderem sicher, dass damit ausgestattete Geräte des IoT nur die offizielle Firmware ausführen und installiert automatisch über die Microsoft Cloud Fehlerbehebungen auf den Geräten. Der Chip, auf dem das Betriebssystem läuft, wird von Microsoft als Microprocessor Unit (MCU) bezeichnet, unterscheidet sich aber vom Design her nicht von einem üblichen SoC.
Die von Microsoft entworfene MCU kombiniert mehrere ARM-Prozessorkerne und neben Speicher auch einen Microsoft-Sicherheitscontroller und Sandboxing mittels Containern. Die Hauptlast trägt ein ARM-Cortex-A-Kern, der den Anwendungscode des Geräts sowie das Linux-Betriebssystem ausführt. Zwei Cortex-M-Kerne sind für I/O zuständig und können im Bedarfsfall von den Entwicklern des Geräts über die Cloud direkt angesprochen werden, um jedweden Code darauf auszuführen.
Sicherheitscontroller Pluto
Der Microsoft-Sicherheitscontroller »Pluto« wird auf einem dritten Cortex-M-Kern ausgeführt, bietet eine sichere Boot-Umgebung und überwacht unter anderem auch die Wifi-Hardware. Er wird durch eine von Microsoft so bezeichnete »Hardware-IO-Firewall« innerhalb des Chips isoliert. Die Kommunikation zwischen Pluto und der Cloud wird verschlüsselt abgewickelt. Ziel ist, zu verhindern, dass die Firmware manipuliert werden kann und diese Geräte dann dazu benutzt werden, Cyber-Attacken durchzuführen, wie 2016 mit Hilfe eines Botnets aus ungesicherten Webcams, Babyphones und anderen IoT-Geräten geschehen. Damit wurden die Webseiten von Twitter, Reddit, GitHub, Amazon, Netflix, Spotify und vielen anderen teilweise für Stunden lahmgelegt.
Erster Chip bereits marktreif
Erste SoCs mit Microsofts MCU-Design und Azure Sphere sind bereits in der Entwicklung und sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. MediaTec steht kurz vor der Veröffentlichung der Microsoft Azure Sphere Secure IoT Platform MT3620. Dabei sind die Hersteller nicht auf bestimmte ARM-Kerne oder eine bestimmte I/O-Peripherie festgelegt.
Die Aufgabe des von Microsoft erstellten Linux-Kernels ist es dabei, die Software des jeweiligen Geräts auszuführen und die Kommunikation über Pluto abzuwickeln. Dabei kommen isolierte Applikations-Container zum Einsatz. Entwickler-Kits mit einer Visual-Studio-Erweiterung sollen ab Mitte des Jahres den Entwicklern der Geräte helfen, die Software der Gadgets auf Azure Sphere aufzusetzen.
Microsoft bietet bei dieser neuen Produktgruppe das Chip-Design lizenzfrei an, Geld verdient der Konzern mit dem Betriebssystem und der Cloud. Azure Sphere wird als »schlüsselfertige« Dienstleistung für Unternehmen verkauft, die die Sicherheit ihrer IoT-Gadgets dem Dienstleister Microsoft überlassen wollen.
WSL steht für »Windows Subsystem for Linux« und stellt ein Subsystem innerhalb von Windows 10 dar, das auf der Basis von Ubuntu ein Linux-Userland und die Unix-Shell Bash zur Verfügung stellt. War das anfangs mehr eine Machbarkeitsstudie ohne großen praktischen Nutzen, so wurde hier im Laufe der Zeit in kleinen Schritten nachgebessert, womit sich der Eindruck verfestigte, dass Microsoft es mit dem Windows Subsystem for Linux ernst meinte.
Fedora fehlt noch
Auf der Hausmesse Build im Mai 2017 versprach Microsoft, mehr Distributionen im Windows Store zu integrieren und diese auch parallel im WSL installierbar zu machen. Im Sommer letzten Jahres folgten auf Ubuntu dann SUSE Linux Enterprise Server 12 und openSUSE Leap 42. Zeitgleich wurde mit der Integration von Fedora begonnen, diese ist aber noch nicht abgeschlossen.
Debian und Kali Linux im WSL
In den letzten Tagen erhielt der Windows Store mit Debian GNU/Linux und dem darauf basierenden Kali Linux gleich zwei Neuzugänge. Mit Debian zieht eine der ganz großen Distributionen in das WSL ein. Microsoft schreibt in seiner Ankündigung, Debian führe mehr als 51.000 Pakete in seinem Archiv und habe fast 2.000 Entwickler. Während die Paketanzahl zutrifft, schwankt die Zahl der offiziellen Debian Developer seit Jahren immer um die Tausend. Der Download von Debian 9 »Stretch« ist gerade einmal 75 MByte groß. Damit steht Debian auf der Kommandozeile innerhalb des Microsoft WSL bereit.
Bereits ein paar Tage zuvor wurde die Verfügbarkeit von Kali Linux, einem Rolling Release basierend auf Debian, bekanntgegeben. Kali Linux ist eine Distribution für Penetrationstests und digitale Forensik und ist der Nachfolger von BackTrack. Kali kann als 133 MByte große Basis-Distribution aus dem Windows Store heruntergeladen werden. Die Penetrationssoftware muss nach der Installation per APT installiert werden.
Durch die Erweiterung der unterstützten Linux System Calls wuchs die Zahl der verwendbaren Werkzeuge im letzten Jahr an. So funktionieren Tools wie apt, awk, grep, scp, sed, ssh, top, tmux und andere innerhalb von WSL. Auch weitere Shells, Dienste und Sprachen werden unterstützt. So kann neben der Bash auch ZSH zum Einstz kommen. Auch Apache, Lighttpd, Nginx, MySQL und PostgreSQL werden unterstützt. Bei den Sprachen können Node.js, mit Npm, Ruby und Gems, Java und Maven, Python und Pip, C/C++, C#, .NET Core, Nuget, Go, Rust, Haskell und Elixir/Erlang zum Einsatz kommen.
Wie aktuell dem Technet-Blog zu entnehmen ist, stellt Microsoft Entwicklern weitere Linux-Werkzeuge zur Verfügung, die in Microsofts Linux-Implementierung in Windows 10 eingesetzt werden können. Dabei handelt es sich um die beiden mächtigen Kommandozeilen-Tools Tar in der Ausführung bsdtar und cURL.
Teerball
Bei tar handelt es sich um ein Packprogramm. Der Name ist aus dem Begriff tape archiver gebildet. Tar packt Dateien und Verzeichnisse in eine Datei und kann sie daraus auch wiederherzustellen. Die entstehende Datei trägt die Endung .tar und das Ergebnis wird oft als Tarball bezeichnet. In Zusammenarbeit mit gzip kann aus dem Tarball auch ein komprimiertes Archiv erstellt werden, dass dann die Endung .tar.gz trägt. Außer gzip kommen dabei wahlweise auch compress, bzip2, xz oder lzma zum Einsatz. Alle Dateimanager unter Linux bieten zudem eine Integration von tar und den entsprechenden Komprimierungs-Tools.
Curl kommt oft versteckt daher
Bei cURL, das ausgeschrieben für Client for URLs oder Curl URL Request Library steht, handelt es sich um eine Programmbibliothek und ein Kommandozeilen-Programm zum Übertragen und Herunterladen von Dateien. Es verwendet dazu Protokolle wie http, https oder auch ftp. Die Bibliothek libcurl wird zudem von zahlreichen Anwendungen eingesetzt.
Seit drei Tagen verfügbar
Wie Microsofts Craig Wilhite im Technet-Blog schreibt sind die beiden Tools bereits in dem vor wenigen Tagen freigegebenen Insider Build 17063 enthalten und für alle Windows-10-Varianten auf der Kommandozeile der Linux-Bash verfügbar. Damit werden für Entwickler, Administratoren und Power-User die bisher nötigen Umwege über cmd.exe oder Powershell überflüssig und auch das Erstellen und Handhaben von Containern wird erheblich einfacher, da die Kommandozeile nicht mehr verlassen werden muss.
Microsoft wird auch künftig weitere Linux-Tools bereitstellen um Anwendern, die in heterogenen Umgebungen arbeiten alles unter einer Oberfläche anzubieten was sie benötigen.