Schlagwort: Linus Torvalds

  • Linux 4.20 unterm Weihnachtsbaum

    Linux 4.20
    Photo by Aaron Burden on Unsplash

    Am gestrigen Sonntag hat Linus Torvalds Linux 4.20 freigegeben. Der neue Kernel wuchs um über 350.000 neue Zeilen, die sich auf rund 14.000 Änderungen verteilen. Es wurden mehr als 11.400 Dateien geändert. Damit liegt die neue Ausgabe im Trend der letzten Veröffentlichungen. Auch die Verteilung der Patches ist nicht ungewöhnlich, rund zwei Drittel entfallen auf Treiber, der Rest auf Netzwerk, Dateisysteme und Werkzeuge.

    Grafiktreiber

    An prominenter Stelle bei den Änderungen zu Treibern für Linux 4.20 ist AMD zu nennen. Die Entwickler des Grafikkartenherstellers fügten weiteren Code für die demnächst auf neuen Karten ausgelieferte AMD Vega 20 GPU bei, die damit fast komplett unterstützt ist. Darüber hinaus werden nun auch die GPUs mit den Codenamen Raven 2 und Picasso unterstützt. Der freie Nvidia-Treiber Nouveau erhielt initiale Unterstützung für HDMI 2.0.

    Dateisysteme

    Bei den Dateisystemen standen Verbesserungen der Leistung von Btrfs im Vordergrund. Aber auch Ext4, XFS, F2FS, Device Mapper und Ceph erhielten Patches. Im Verlauf der Entwicklung zu Linux 4.20 standen die Entwickler auch vor der Aufgabe, ein Problem zu lösen, dass unter bestimmten Bedingungen bei Verwendung von Ext4 zu Datenverlusten führen konnte. Im Endeffekt war aber nicht das weit verbreitete Dateisystem schuld, der Fehler wurde nach langer Suche im Multi-Queue-Block-Layer Blk-MQ  aufgespürt.

    Um so wichtiger ist es, dass bei den Blocktreibern die Umstellung auf eine neue Version vorbereitet wird, die alte wird vermutlich bereits mit 4.21 entfernt. Im Rahmen dessen wurden zahlreiche Blocktreiber auf das Multiqueue-API umgestellt.

    Speck ist weg

    Der umstrittene, erst kürzlich mit Linux 4.17 in den Kernel aufgenommene Verschlüsselungsalgorithmus Speck wurde in Linux 4.20 wieder entfernt. Google entzog dem eigentlich für Android vorgesehenen Code das Vertrauen. Das lag nicht an der Technik – Speck ist ungebrochen – sondern an seiner Herkunft, denn der Algorithmus wurde von der NSA entwickelt. Die ISO-Standardisierung wurde Speck verweigert, da die NSA nicht bereit war, detaillierte Fragen zu dem Algorithmus zu beantworten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    Ferner liefen…

    Weiterhin wurde die Virtualisierung mit KVM verbessert, die nun auch in einer VM via Nested Virtualization weitere VMs erlaubt. Unterstützung gibt es auch für das Raspberry Pi Compute Module 3. Der TCP-Stack liefert Pakete künftig mit einem neuen Algorithmus aus, der nicht nur schneller, sondern auch sicherer sein soll.

    Viele Beobachter hatten erwartet, dass der neue Kernel analog zu dem Wechsel auf 4.0 nach 3.19 nun 5.0 heißen würde. Da sich Torvalds aber nicht auf ein Schema festlegen lassen will, hieß es, Linux 5.0 werde in 2019 kommen. Zunächst ist jedoch das Merge-Window für Einreichungen zu 4.21 eröffnet.

  • Die Gerüchteküche brodelt in der Kernel-Community

    Die Gerüchteküche brodelt in der Kernel-Community

    Am Wochenende hat Greg Kroah-Hartman mit Linux 4.19-rc5 erstmals in Eigenregie einen der wöchentlichen ReleaseKandidaten für den Linux-Kernel freigegeben. Der Grund dafür ist die zeitweise Abwesenheit von Linus Torvalds. Dieser hatte vor einer Woche erklärt, er nehme eine Auszeit und werde sich professionelle Hilfe suchen, um sein über die Jahre kultiviertes Verhalten von teils persönlich verletzenden Tiraden gegenüber den Kernel-Entwicklern auf der Mailingliste LKML zu ändern.

    Zudem entschuldigte er sich bei seinen Kollegen. Bereits Tage zuvor akzeptierte Torvalds einen verbindlichen Verhaltenscodex, was er bisher, genauso wie eine Änderung seiner rethorischen Entgleisungen, immer kategorisch abgelehnt hatte.

    Gerüchteküche brodelt

    Kaum war die Nachricht veröffentlicht, begannen in der Linux-Community Gerüchte zu sprießen. Anlass dazu lieferte unter anderem das Empfinden, dass die 180-Grad Kehrtwende, die Torvalds mit seiner Mail vollzogen hatte, nicht ohne Druck von außen geschehen sein könne. Hinzu kamen weitere Indizien, die Anlass gaben, mehr dahinter zu vermuten als dass Torvalds endlich einsichtig seinen Kritikern recht gegeben habe und Besserung gelobe.

    So veröffentlichte das wöchentlich erscheinende US-Kult-Magazin The New Yorker zwei Tage nach der Mail einen Artikel über Torvalds und seinen Sinneswandel, an dem dieser offenbar mitgewirkt hatte. So erweckte die eigentlich eher normale Erklärung, eine Auszeit nehmen zu wollen, einen größeren, konzertiert wirkenden Zusammenhang.

     Neuer Code of Conduct

    Die meisten Befürchtungen, dies sei mehr als eine Auszeit zur Selbstbespiegelung erweckte aber die Herkunft des neuen Code of Conduct, den in gleicher Form bereits andere Projekte einsetzen. Er ist von einem Contributor Covenant abgeleitet, der von  der nicht unumstrittenen Coraline Ada Ehmke stammt, die sich selbst als »Notorious Social Justice Warrior« bezeichnet.

    Diese Gruppierung, die in den USA gängig als SJW bezeichnet wird, setzt sich aus Aktivisten für soziale Gerechtigkeit, Feminismus, Geschlechtergleichheit und Bürgerrechte zusammen, hat nicht gerade den besten Ruf, hält sich oft nicht an die eigenen Prämissen und ist als populistisch verschrien.

    Umstrittene Social Justice Warriors

    Aktivisten aus den dort versammelten Communities versuchten seit 2015, Linux unter das Contributor Covenant zu zwingen. Dabei geht es ihnen darum, den vermeintlich vorherrschenden Typus des »männlichen weißen heterosexuellen Entwicklers« vom Thron zu stoßen und mehr Vielfalt einzuführen. Das wird von Kritikern vielfach als Wichtigtuerei abgetan.

    In diesem Zusammenhang ist interessant, dass Torvalds über die Jahre angeblich mehrfach mit vermeintlichen sexuellen Übergriffen kompromittiert werden sollte. Er soll nie darüber gesprochen haben, aber seitdem immer vermieden haben, auf Konferenzen alleine mit weiblichen Teilnehmenr zu sein. Darüber berichtete der über Verschwörungstheorien erhabene Eric Raymond 2015 in einem Blog.

    Gefahr für den Kernel?

    Jetzt antwortet Raymond direkt auf LKML auf eine weitere Entwicklung der letzten Tage, die Anlass zur Sorge gíbt. Es geht um die Behauptung, dass einige Kernel-Entwickler drohen, die Lizenz an ihrem gesamten Code zu entziehen, was großen Schaden für den Kernel bedeuten könnte. Verschiedene Leute bezogen hierzu Position, was die gerichtliche Durchsetzbarkeit eines solchen Handelns anbelangt. Die Entwicklung der letzten Tage wurde auf lulz.com zusammengefasst.

    Raymond, der die Open-Source-Szene seit 25 Jahren begleitet und oft genug analysiert hat, ist der Meinung, dass zumindest in den USA diese Drohung durchaus vor Gericht durchsetzbar sei. Er plädiert zu Ruhe und Besonnenheit. Torvalds bleibt vorerst unsichtbar, viele Leute glauben auch nicht, dass er in seine Position zurückkehrt, sondern vielleicht künftig einen Beraterposten einnimmt.

    Pistole auf der Brust?

    Die Spekulationen, wer Torvalds die Pistole auf die Brust gesetzt haben könnte, um ihn in die Rolle des politisch korrekten Anführers zu zwingen, schießen ins Kraut. An vorderster Front steht hier die Linux Foundation im Verdacht, die in den letzten Jahren viel Zuwachs aus der Industrie und viel Verlust an Kredibilität in der Szene hatte.

    Weiterhin im Verdacht stehen große Unternehmen, die Kernel-Entwickler beschäftigen. Die Social Justice Warriors werden hier als instrumentalisierte Gruppe gesehen, die aus ihrer Geltungssucht und Mediengeilheit heraus den Job derjenigen erledigen, die Linux Übernahme-reif schießen wollen.

    Viel Spekulation, wenig Klarheit – so muss das bisherige Fazit lauten. Dass Torvalds Auszeit die Szene eine Weile beschäftigen würde, war abzusehen. Das Ausmaß ist allerdings erschreckend, besonders wenn sich die Gerüchte ganz oder teilweise bestätigen sollten.

  • Linus Torvalds lobt WireGuard

    Linus Torvalds lobt WireGuard
    Bild: WireGuard | Quelle: XDA-Developers

    Linus Torvalds hat sich auf der Kernel-Mailingliste in einem Nebensatz lobend über das VPN-Projekt WireGuard geäußert. Erst vor wenigen Tagen hatte dessen Entwickler Jason Donenfeld ein erstes Patchset für die Aufnahme in den Mainline-Kernel bereitgestellt. WireGuard bietet viele Vorteile gegenüber Alternativen wie IPsec oder Open-VPN.

    Simpel und schnell

    Dazu zählen einfachere Handhabung und höhere Geschwindigkeit. Ein eklatanter Unterschied herrscht auch bei den Codezeilen der VPN-Anwendungen. Während IPsec über 400.000 Zeilen aufweist und Open-VPN es immerhin noch auf 100.000 Zeilen bringt, kommt WireGuard mit gerade einmal 4.000 Zeilen aus. Damit bietet es einen wesentlich kleineren Angriffsvektor wie die Konkurrenz. Zudem ist die Bedienung in den Grundfunktionen so einfach wie das Herstellen einer SSH-Verbindung.

    Donenfeld hat den WireGuard-Port für Android jetzt auf allen Android-Geräten lauffähig bereitgestellt. Auch die macOS-, FreeBSD- und OpenBSD-Ports sind in guter Verfassung. An einem Windows-Port arbeitet Donenfeld gerade.

    Nach Greg Kroah-Hartman ist Torvalds der zweite Kernel-Entwickler, der sich lobend über WireGuard auslässt. Er schrieb in einer Mail an die Entwicklerliste:

    [su_quote style=“modern-light“ cite=“Linus Torvalds“]»Ich sehe, dass Jason es tatsächlich geschafft hat, einen Pull-Request für WireGuard zur Aufnahme in den Kernel einzureichen. Darf ich hier noch einmal meine Begeisterung für WireGuard bekunden und hoffen, dass der Code bald gemerged wird? Vielleicht ist der Code nicht perfekt, aber ich habe ihn überflogen. Im Vergleich zu den Schrecken von OpenVPN und IPSec ist er ein Kunstwerk.«[/su_quote]

    Bereits weite Kreise gezogen

    Auch auf der politischen Bühne hat WireGuard Eindruck hinterlassen. US-Senator Ron Wyden hat die Software in einem Brief der Sicherheitsbehörde NIST empfohlen. Ron Wyden ist das mit Abstand technisch versierteste Mitglied des US-Senats. Er ist seit Jahren ein führender Verfechter der Sicherheit und des Datenschutzes und insbesondere der einzige, der seit Jahren die Aufsicht über die NSA und die damit verbundenen Behörden fordert.

    Mit solch prominenter Unterstützung könnte WireGuard mit etwas Glück noch in diesem Jahr in den Kernel aufgenommen werden und damit noch weitere Verbreitung finden.

  • Kernel 4.14 verschiebt Speicher-Limits

    Kernel 4.14
    Bild: Krd Lizenz: CC BY 2.0

     

    Linus Torvalds hat am gestrigen Sonntag die stabile Version von Kernel 4.14 freigegeben. Dieser Kernel ist als nächster LTS-Kernel auserkoren und erhält mindestens zwei, vermutlich aber sechs Jahre Unterstützung. Der neue Kernel brauchte zehn Wochen Entwicklungszeit. Insgesamt wurden über 12.750 Patches eingereicht. Damit war es ein durchschnittlicher Kernel-Zyklus. Die Patches stammen von über 1.650 Entwicklern. Davon trugen 240 erstmals Code zum Kernel bei. Bei den zum Kernel beitragenden Unternehmen sind, wie üblich, Intel, Red Hat und IBM auf den vorderen Rängen.

    Mehr Speicher adressierbar

    Kernel 4.14 definiert eine Grenze neu, die die bisher möglichen 64 TByte Hauptspeicher, die ein Kernel adressieren kann auf 4096 TByte anhebt. Der virtuell ansprechbare Adressraum steigt gar von 128 TByte auf 128 PByte. Das soll laut Berechnungen für rund 12 Jahre ausreichen. Generell verfügbare Prozessoren, die diese Grenzen ausloten, lassen auch noch etwas auf sich warten. Sie sind auf Five-Level-Page-Tables angewiesen, die erst mit Kernel 4.11 eingeführt wurden. Page Tables sind eine Datenstruktur, die dem Mapping von virtuellen auf physische Adressen im Speicher dient.

    Nvidia blockiert weiterhin Nouveau

    Im Bereich Grafik reichte Alex Deucher von AMD weitere Patches für Radeon/AMDGPU ein. Nouveau, der freie Treiber für Nvidia-Karten erhielt Unterstützung für Mode-Setting für die GP108-GPU  auf GT-1030-Grafikkarten. Die Hardwarebeschleunigung wird weiterhin von signierten Firmaware-Images blockiert. Intels  i915 DRM-Treiber erhält unter anderem weitere Verbesserungen für die im Cannonlake-10ms-Prozess hergestellte Coffee-Lake-Plattform mit Gen-10-GPU.

    Fünfstufige Seitentabellen und SME

    Auf Seiten der CPU erhalten künftige Intel-CPUs mit 4.14 durch einen Patchset von Ingo Molnar unter anderem Unterstützung für die oben erwähnten Five-Level-Page-Tables. Bei AMD können deren EPYC-Prozessoren künftig Gebrauch von Secure Memory Encryption (SME) machen. Intels P-State-Treiber erhielt durch Patches von Rafael Wysocki weitere Verbesserungen ebenso wie CPUFreq.

    Zstandard hält Einzug

    Bei den Dateisystemen erfuhren Btrfs, Ext4, XFS und F2FS eine Weiterentwicklung. Zudem erhielten Btrfs und Squashfs Unterstützung für die bei Facebook entwickelte Zstandard-Komprimierung (Zstd). Btrfs-Entwickler Chris Mason, der für Facebook arbeitet, reichte den Patch dazu ein. Der neue Kompressionsalgorithmus ist bei Facebook bereits im Einsatz und laut Mason schneller als zlib undmit besseren Kompressionsraten als lzo.

    Control Groups v2 aufgebohrt

    Darüber hinaus kamen wie üblich viele neue Gerätetreiber hinzu. Control Groups können im Rahmen von Cgroups2 nun auch  mit Threads arbeiten. Das Firmware-Verzeichnis wurde aus dem Kernel entfernt, da es nicht mehr benutzt wird. Firmware wurde bereits vor längerer Zeit in ein eigenes Repository ausgelagert. Die Entfernung des Firmware-Verzeichnisses im Kernel wurde bisher schlicht vergessen.

    Entwicklung zu 4.15 eröffnet

    Mit der Veröffentlichung von Kernel 4.14 ist das zweiwöchige Zeitfenster zum Einreichen von Patches zum nächsten Kernel 4.15 geöffnet. Linus Torvalds hofft, dass möglichst viele Einreichungen in der ersten Woche stattfinden, da die zweite Woche des Merge-Window die Thanksgiving-Woche in den USA umfasst und der »Herr der Kernel« da eine Auszeit nehmen möchte. Er habe noch nicht entschieden ob er spät eingereichte Patches mit einem »Pech gehabt«-Flag versieht oder das Merge-Window verlängert. Die aktuelle Version steht auf Kernel.org zum Download bereit. Auf der Webseite Kernel-Newbies wurde bereits eine allgemeinverständliche Erläuterung der Änderungen veröffentlicht.

     

     

     

     

  • Linux-Kernel-LTS wird auf 6 Jahre ausgedehnt

    Greg Kroah-Hartman
    Greg Kroah-Hartman By:tian2992CC BY-SA 2.0

    Der für Google arbeitende und dort für das Android-Projekt Treble verantwortliche Iliyan Malchev hat auf der gerade stattfindenden Konferenz Linaro Connect in einem Vortrag die Nachricht einfließen lassen, die Unterstützung für den Linux-Kernel-Long-Term-Support (LTS) werde von derzeit mindestens zwei auf sechs Jahre ausgedehnt. Er ergänzte, Greg Kroah-Hartman, Kernel-Entwickler und Maintainer von Kernel LTS für die Linux Foundation habe ihm gestattet, die Neuigkeit zu verbreiten. Hartman hat die Nachricht mittlerweile auf Twitter bestätigt.

    Die längere Laufzeit der Longterm-Kernel-Versionen des Kernels wird nicht nur Android-Entwickler freuen, sondern neben vielen Anwendern in Unternehmen auch die Linux-Distributionen, die selbst LTS-Versionen ihrer Veröffentlichungen anbieten. Dieser Schritt erspart den jeweiligen Maintainern viel Arbeit. Android profitiert jedoch im Rahmen des in Android 8 Oreo eingeflossenen Projekt Treble besonders davon. Die mit Android ausgelieferten Kernel profitierten zwar bisher bereits von zwei Jahren LTS. Allerdings ist dieser Zeitraum zu kurz. 

    Android profitiert besonders

    Wenn ein Hersteller wie Qualcomm oder MediaTek einen Prozessor entwirft, wählt er irgendwann während der Designphase des Prozessors die aktuellste LTS-Version des Kernels aus. Sobald dieser Prozessor für OEMs wie Samsung oder LG freigegeben wird und der OEM dann tatsächlich ein Gerät herstellt, das diesen Prozessor verwendet, sind  bereits bis zu einem  Jahr oder mehr vergangen, seit die LTS-Version vom Chiphersteller ausgewählt wurde. Das Ergebnis ist, dass das eigentliche Gerät meist weniger als ein Jahr Kernel-Fixes erhalten kann bevor die LTS-Periode endet. Mit der Verlängerung der LTS-Phase auf 6 Jahre profitiert somit im Endeffekt der Smartphone-Kunde, der ein sicherers Gerät über einen längeren Zeitraum erhält.

     

    6 Jahre Support für Linux Kernel
    Bild: Google

    Bereits Linux 4.4 LTS erhält 6 Jahre Support

    Der derzeitig aktuellste LTS-Kernel ist 4.9, der zur Grundlage von Debians aktuell stabiler Version Debian 9 Stretch wurde. Außer Kernel 4.9, der noch mindestens bis Dezember 2018 gepflegt wird, sind derzeit die Kernel 4.4.87, 4.1.43, 3.16.47, 3.10.107, 3.4.113 und 3.2.92 langzeitgepflegt. Ab und zu reicht die Pflege über die zugesicherten zwei Jahre hinaus. Ein Beispiel hierfür ist Kernel 3.18, dem Greg KH im April 2017 noch eine Verlängerung erteilte. Eigentlich sollte die Reihe im Februar eingestellt werden. In seiner Begründung erklärte Hartman, unglücklicherweise sei 3.18 noch auf Millionen von produktiven Geräten im Einsatz. Die jetzt verkündete Verlängerung gilt bereits ab Kernel 4.4 LTS.

    LTS-Support nicht nur von Greg KH

    Nicht nur Hartman, sondern auch andere Entwickler und Unternehmen unterstützen die Langzeitpflege des Kernels. Bereits seit Kernel 2.6.16, der im März 2006 veröffentlicht wurde, werden Kernel länger gepflegt. Der damalige Debian-Entwickler Adrian Bunk hatte sowohl 2.6.16 als auch 2.6.27 lange nach dessen EOL (End of Life) unterstützt. Kernel 2.6.32 aus dem Jahr 2009 erfuhr Unterstützung bis zum Januar 2016. Seit 2011 werden LTS-Kernel auch von der Linux Foundation in der Arbeitsgruppe LTSI unterstützt.

     

    Der entsprechende Passus beginnt ab 21:05

  • Kernel 4.14-rc1 erschienen

    Linus Torvalds
    By: Alex DawsonCC BY-SA 2.0

    Bereits am letzten Samstag, einen Tag früher als erwartet, hat Linus Torvalds die erste Vorabversion für Kernel 4.14 veröffentlicht. Wie er in der Ankündigung schrieb, war es ein »interessantes Merge-Window«. Er wollte keine weiteren Einreichungen abwarten, denn einige der getätigten Commits hätten Probleme beinhaltet, die eigentlich aufgefallen sein müssten bevor der Code bei ihm ankommt. So wurde 4.14-rc1 unsentimental einen Tag vor dem 26. Jahrestag der Veröffentlichung von Linux-0.01 veröffentlicht.  

    Mehr als 1.500 Beitragende

    Nachdem 4.13 relativ klein war, wird sich 4.14 laut Torvalds als eher normal großes Release erweisen und wird Langzeitunterstützung erhalten. Mit 4.14 wird auch die Anzahl der Zeilen Code die 25-Millionen-Grenze überschreiten. Die über 11.500 Commits zu 4.14 stammen von mehr als 1.500 Autoren. Eine weitere Besonderheit ist die Entfernung der Firmware-Images aus dem Kernel, die bereits seit Jahren ein eigenes Firmware-Image-Repository haben und daher mittlerweile im Kernel selbst überflüssig sind. 

    Speicherverwaltung umgebaut

    Torvalds sieht einen Grund für die Probleme im eingereichten Code in der Tatsache, dass mit 4.14 die x86-Speicherverwaltung nicht eine, sondern gleich drei tiefgreifende Änderungen erfährt. Eine davon erhöht mit den fünfstufigen Page-Tables den adressierbaren Speicher auf 128 PebiByte virtuell und 4 PebiByte real, während diese bisher mit vierseitigen Page-Tables bei 128 beziehungsweise 4 TebiByte lagen. Eine weitere Neuerung bei der Speicherverwaltung ist AMDs Secure Memory Encryption (SME). Die dritte Änderung in dem Bereich betrifft die Unterstützung des Address Space Identifier (ASID) der ARM-Architektur.

    Dateisysteme besser komprimierbar

    Bei den Dateisystemen erhalten Btrfs und SquashFS die Möglichkeit, Zstandard (Zstd) zur Kompression zu verwenden, der eine höhere Packdichte bei zu LZMA vergleichbarer Qualität bieten soll. Ext4 erhielt eine Optimierung, die die Anzahl der pro Sekunden erzeugten Dateien spürbar erhöht. Weitere Dateisysteme wie Btrfs, Overlayfs und XFS erhielten Fehlerbereinigungen. CIFS kann mit 4.14 erweiterte Attribute der Protokolle SMB2 und  SMB3 lesen und schreiben, während F2FS weiter für Android optimiert wurde.

    Ein Red-Hat-Entwickler hat Patches für die verbesserte Unterstützung von Microsofts HyperV eingereicht. Auch Xen und KVM erhalten mit 4.14 weitere Verbesserung. KVM bekommt Unterstützung für die neuen fünfstufigen Page-Tables sowie Beschleunigung im Bereich Memory Mapped I/O. Das Media-Subsystem erhält eine Anzahl neuer Treiber, die in einem Pull-Request mit ingesamt 625 Patches zusammengefasst sind. Auch im Bereich der Sound-Treiber gab es Entwicklung. SUSE steuerte überarbeitete Treiber für diverse Soundchips bei.

    Alle Änderungen sind im Kernel-Changelog zu finden, der Quellcode zu 4.14-rc1 liegt wie immer auf kernel.org .

  • Kernel 4.13 erweitert Ext4-Dateisystem

    Linus Torvalds
    By: Alex DawsonCC BY-SA 2.0

    Linus Torvalds hat nach sieben Release Candidates am Sonntag Kernel 4.13 freigegeben. Es war ein ruhiger Zyklus mit weniger Änderungen als bei einigen der letzten Kernel. Wieder einmal bilden neu unterstützte Grafikchips von AMD und Intel eines der Glanzlichter des neuen Kernels. Durch TLS geschützte Datenübertragungen verschlüsselt der Kernel nun selbst.

    Klein, aber fein

    Torvalds hebt in seiner Ankündigung aber zwei eher unscheinbare Änderungen hervor, die ihm besonders gefallen. Im MMU-Benachrichtigungssystem des Kernels wurde in letzter Minute eine Regression festgestellt. Deren Beseitigung resultierte in der Entfernung eines fehlerhaften Moduls und der Einsparung von rund 200 Zeilen Code. Zudem hat eine minimale Änderung die Sicherheit erhöht, indem Cifs-Mounts nun nicht mehr das unsichere SMB 1.0 aufrufen, sondern das modernere SMB 3.0. Anwender, die damit Probleme haben können laut Torvalds immer noch manuell SMB 2.5 aufrufen.

    »I love seeing those kinds of fixes. Better, smaller, code.»

    Neue Treiber für AMD und Intel

    Bei den Treibern bietet Kernel 4.13 im Amdgpu-Treiber vorbereitende Unterstützung für die Grafikchips von AMDs noch in diesem Jahr erwarteter Prozessor-Generation Raven Ridge. Diese APUs verbinden Prozessorkerne auf Basis von Zen mit AMDs stark überarbeiteter GPU-Architektur Vega. Auch die Neuerungen von Intels Treiber i915 sind zukunftsgerichtet und etablieren Unterstützung für Coffee-Lake– und Cannonlake-CPUs. Auf eine künftig bessere Unterstützung können Linux-Anwender auch bei VirtualBox hoffen. Hierfür wurde ein bei Red Hat entwickelter Grafiktreiber für die virtuelle GPU des Oracle-Hypervisors eingereicht, der aber vorerst noch im Staging-Bereich des Kernels residiert.

    Dateisysteme aufgebohrt

    In Sachen Sicherheit wurden Änderungen von Ubuntu an AppArmor, die zur Verbesserung des Sandboxings für Snaps vorgenommen wurden, in den Kernel aufgenommen. Das Dateisystem Ext4 erfuhr eine Erweiterung in Form der Option largedir , die es erlaubt, statt der bisherigen 10  Millionen Dateien pro Verzeichnis künftig bis zu 2 Milliarden Dateien zu speichern. Das Dateisystem F2FS lernte den Umgang mit Disk-Quotas. Des Weiteren erhielt das virtuelle Dateisystem OverlayFS ein Index Directory, das es ermöglicht, Dateien, die Links enthalten, sauber zu kopieren.

    Zahlen und Fakten

    Statistisch gesehen war 4.13 im Vergleich mit 4.12 ein eher ruhiges Release, das rund 12.700 Änderungen aufweist und dabei in etwa mit 4.11 gleichzieht. 1.634 Entwickler trugen Code zum neuen Kernel bei, bei 4.12 waren es rekordträchtige 1.825 Beteiligte, wie Jonathan Corbet auf LWN berichtet. Auf der Webseite von Kernel Newbies wird in Kürze wie üblich eine allgemeinverständlichen Erläuterung der Änderungen von 4.13 publiziert werden. Kernel 4.13 steht auf Kernel.org zum Download bereit. Mit der Veröffentlichung öffnet sich auch das zweiwöchige Merge-Window für Einreichungen zum nächsten Kernel 4.14. Mit der Veröffentlichung ist im November zu rechnen.