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KDE und Purism gehen eine Partnerschaft ein mit dem Ziel, Plasma Mobile so weit zu entwickeln, dass es als Betriebssystem für das von Purism geplante freie Smartphone Librem 5 eingesetzt werden kann. Das teilte KDE auf seiner Webseite mit. Die Pläne zur Entwicklung des Librem 5 hatte Purism, ein Open-Source-Hardware-Ausrüster aus San Francisco, vor kurzem bekannt gegeben. Eine Schwarmfinanzierung auf der eigenen Webseite soll das Projekt auf eine solide Basis stellen. Die noch 40 Tage laufende Kampagne mit dem Ziel von 1.5 Millionen US-Dollar hat nach etwas über zwei Wochen bereits Zusagen für 20 Prozent der Summe erreicht. Librem hat Erfahrung mit dieser Art der Finanzierung, denn auch das von der Firma erfolgreich vertriebene freie Notebook Librem 13 wurde so vorfinanziert.
GNOME als Wunschpartner
Zunächst favorisierte Librem ein mobiles Betriebssystem auf der Basis von GNOME für das Purism 5, da auch das auf Debian baiserende hauseigene Linux-Betriebssystem PureOS diesen Desktop verwendet. GNOME-Entwickler zeigten auch Interesse an einer Zusammenarbeit. Da aber bei GNOME derzeit noch keine Vorarbeit für ein mobiles System vorhanden sind, entschied man sich letztendlich, KDEs Plasma Mobile mit ins Boot zu nehmen, da es bereits experimentell benutzbar und auf einigen Smartphones lauffähig ist.
Das mobile Betriebssystem für das Purism 5 soll verschlüsselte Kommunikation mittels der Funktionen des Projekts Matrix bieten. Die Apps sollen in HTML5 umgesetzt werden, eine Verwendung von Android-Apps ist nicht vorgesehen. Zum Schutz der Privatsphäre soll das Librem 5 Hardwareschalter für Kamera, Mikrofon, WLAN, Bluetooth und die Mobilfunkantenne aufweisen, der proprietäre Prozessor für das Mobilfunknetz wird deshalb auch getrennt von der CPU verbaut.
Freie Hardware
Diese wird nach jetzigem Stand ein SoC vom Typ i.MX6 oder i.MX8 von NXP Semiconductor mit integrierter GPU von Vivante und Etnaviv-Treiber werden. Der Hauptspeicher wird mit 3 GByte angegeben, für Software sollen 32 GByte eMMC-Speicher verbaut werden. Komplettiert werden soll die Ausstattung von einem microSD-Slot, zwei Kameras, 3,5-mm-Anschlüssen für Mikrofon und Kopfhörer, WLAN, Bluetooth 4 und USB über USB Typ C. Da es bis zur Auslieferung noch ein bis zwei Jahre hin sein wird, kann es bei der Hardwareausstattung noch Änderungen geben. Das 5-Zoll große Smartphone kostet während der Finanzierungsphase 599 US-Dollar und soll im Januar 2019 ausgeliefert werden.
KDE, GNOME oder das Beste von beiden?
KDEs Plasma Mobile ist bereits seit mehr als zwei Jahren in der Entwicklung, eine aktuelle Bestandsaufnahme lieferte Plasma-Entwickler Sebastian Kügler im März nach einem Plasma-Mobile-Sprint. Unter anderem wurde das System an Googles Nexus 5X Smartphone angepasst. Die gemeinsame Vision der beiden Partner umfasst Eckpunkte wie Freiheit, Offenheit und persönliche Kontrolle für den Endverbraucher. Beide Organisationen sind sich einig
dass die Zusammenarbeit dazu führen soll, ein wirklich freies Open-Source-Smartphone zu entwickeln und zu vermarkten.
Die Partnerschaft mit KDE mit dem Ziel, Plasma Mobile für das Librem 5 anzupassen scheint dem Purism-Projekt aufgrund der bereits von KDE geleisteten Arbeit eine reellere Chance zu geben als dies mit GNOME der Fall wäre. Allerdings ist GNOME noch nicht aus dem Rennen. Purism hat seine Webseite entsprechend aktualisiert. Demnach arbeitet Purism mit beiden Projekten zusammen, bevor etwa einen Monat nach dem Ende des Crowdfunding eine endgültige Entscheidung fallen soll. Auf der Webseite heißt es dazu:
We will be working with both GNOME/GTK and KDE/Plasma communities, and have partnered with the foundations behind them for the middleware layer, PureOS currently is GNOME based and our great experience with working with GNOME as an upstream as well as GNOMEs OS and design-centric development model, however we will also test, support, and develop with KDE and the KDE community, and of course we will support Qt for application development. We will continue to test GNOME and Plasma, and should have a final direction within a month after funding success, whatever is chosen Purism will be working with both communities in an upstream first fashion.
Bleibt zu hoffen, dass diese Unklarheiten Schwarmfinanzierer nun nicht davon abhalten, das Projekt zu unterstützen.