Schlagwort: Kernel 4.14

  • Kernel 4.14 verschiebt Speicher-Limits

    Kernel 4.14
    Bild: Krd Lizenz: CC BY 2.0

     

    Linus Torvalds hat am gestrigen Sonntag die stabile Version von Kernel 4.14 freigegeben. Dieser Kernel ist als nächster LTS-Kernel auserkoren und erhält mindestens zwei, vermutlich aber sechs Jahre Unterstützung. Der neue Kernel brauchte zehn Wochen Entwicklungszeit. Insgesamt wurden über 12.750 Patches eingereicht. Damit war es ein durchschnittlicher Kernel-Zyklus. Die Patches stammen von über 1.650 Entwicklern. Davon trugen 240 erstmals Code zum Kernel bei. Bei den zum Kernel beitragenden Unternehmen sind, wie üblich, Intel, Red Hat und IBM auf den vorderen Rängen.

    Mehr Speicher adressierbar

    Kernel 4.14 definiert eine Grenze neu, die die bisher möglichen 64 TByte Hauptspeicher, die ein Kernel adressieren kann auf 4096 TByte anhebt. Der virtuell ansprechbare Adressraum steigt gar von 128 TByte auf 128 PByte. Das soll laut Berechnungen für rund 12 Jahre ausreichen. Generell verfügbare Prozessoren, die diese Grenzen ausloten, lassen auch noch etwas auf sich warten. Sie sind auf Five-Level-Page-Tables angewiesen, die erst mit Kernel 4.11 eingeführt wurden. Page Tables sind eine Datenstruktur, die dem Mapping von virtuellen auf physische Adressen im Speicher dient.

    Nvidia blockiert weiterhin Nouveau

    Im Bereich Grafik reichte Alex Deucher von AMD weitere Patches für Radeon/AMDGPU ein. Nouveau, der freie Treiber für Nvidia-Karten erhielt Unterstützung für Mode-Setting für die GP108-GPU  auf GT-1030-Grafikkarten. Die Hardwarebeschleunigung wird weiterhin von signierten Firmaware-Images blockiert. Intels  i915 DRM-Treiber erhält unter anderem weitere Verbesserungen für die im Cannonlake-10ms-Prozess hergestellte Coffee-Lake-Plattform mit Gen-10-GPU.

    Fünfstufige Seitentabellen und SME

    Auf Seiten der CPU erhalten künftige Intel-CPUs mit 4.14 durch einen Patchset von Ingo Molnar unter anderem Unterstützung für die oben erwähnten Five-Level-Page-Tables. Bei AMD können deren EPYC-Prozessoren künftig Gebrauch von Secure Memory Encryption (SME) machen. Intels P-State-Treiber erhielt durch Patches von Rafael Wysocki weitere Verbesserungen ebenso wie CPUFreq.

    Zstandard hält Einzug

    Bei den Dateisystemen erfuhren Btrfs, Ext4, XFS und F2FS eine Weiterentwicklung. Zudem erhielten Btrfs und Squashfs Unterstützung für die bei Facebook entwickelte Zstandard-Komprimierung (Zstd). Btrfs-Entwickler Chris Mason, der für Facebook arbeitet, reichte den Patch dazu ein. Der neue Kompressionsalgorithmus ist bei Facebook bereits im Einsatz und laut Mason schneller als zlib undmit besseren Kompressionsraten als lzo.

    Control Groups v2 aufgebohrt

    Darüber hinaus kamen wie üblich viele neue Gerätetreiber hinzu. Control Groups können im Rahmen von Cgroups2 nun auch  mit Threads arbeiten. Das Firmware-Verzeichnis wurde aus dem Kernel entfernt, da es nicht mehr benutzt wird. Firmware wurde bereits vor längerer Zeit in ein eigenes Repository ausgelagert. Die Entfernung des Firmware-Verzeichnisses im Kernel wurde bisher schlicht vergessen.

    Entwicklung zu 4.15 eröffnet

    Mit der Veröffentlichung von Kernel 4.14 ist das zweiwöchige Zeitfenster zum Einreichen von Patches zum nächsten Kernel 4.15 geöffnet. Linus Torvalds hofft, dass möglichst viele Einreichungen in der ersten Woche stattfinden, da die zweite Woche des Merge-Window die Thanksgiving-Woche in den USA umfasst und der »Herr der Kernel« da eine Auszeit nehmen möchte. Er habe noch nicht entschieden ob er spät eingereichte Patches mit einem »Pech gehabt«-Flag versieht oder das Merge-Window verlängert. Die aktuelle Version steht auf Kernel.org zum Download bereit. Auf der Webseite Kernel-Newbies wurde bereits eine allgemeinverständliche Erläuterung der Änderungen veröffentlicht.

     

     

     

     

  • Kernel 4.14-rc1 erschienen

    Linus Torvalds
    By: Alex DawsonCC BY-SA 2.0

    Bereits am letzten Samstag, einen Tag früher als erwartet, hat Linus Torvalds die erste Vorabversion für Kernel 4.14 veröffentlicht. Wie er in der Ankündigung schrieb, war es ein »interessantes Merge-Window«. Er wollte keine weiteren Einreichungen abwarten, denn einige der getätigten Commits hätten Probleme beinhaltet, die eigentlich aufgefallen sein müssten bevor der Code bei ihm ankommt. So wurde 4.14-rc1 unsentimental einen Tag vor dem 26. Jahrestag der Veröffentlichung von Linux-0.01 veröffentlicht.  

    Mehr als 1.500 Beitragende

    Nachdem 4.13 relativ klein war, wird sich 4.14 laut Torvalds als eher normal großes Release erweisen und wird Langzeitunterstützung erhalten. Mit 4.14 wird auch die Anzahl der Zeilen Code die 25-Millionen-Grenze überschreiten. Die über 11.500 Commits zu 4.14 stammen von mehr als 1.500 Autoren. Eine weitere Besonderheit ist die Entfernung der Firmware-Images aus dem Kernel, die bereits seit Jahren ein eigenes Firmware-Image-Repository haben und daher mittlerweile im Kernel selbst überflüssig sind. 

    Speicherverwaltung umgebaut

    Torvalds sieht einen Grund für die Probleme im eingereichten Code in der Tatsache, dass mit 4.14 die x86-Speicherverwaltung nicht eine, sondern gleich drei tiefgreifende Änderungen erfährt. Eine davon erhöht mit den fünfstufigen Page-Tables den adressierbaren Speicher auf 128 PebiByte virtuell und 4 PebiByte real, während diese bisher mit vierseitigen Page-Tables bei 128 beziehungsweise 4 TebiByte lagen. Eine weitere Neuerung bei der Speicherverwaltung ist AMDs Secure Memory Encryption (SME). Die dritte Änderung in dem Bereich betrifft die Unterstützung des Address Space Identifier (ASID) der ARM-Architektur.

    Dateisysteme besser komprimierbar

    Bei den Dateisystemen erhalten Btrfs und SquashFS die Möglichkeit, Zstandard (Zstd) zur Kompression zu verwenden, der eine höhere Packdichte bei zu LZMA vergleichbarer Qualität bieten soll. Ext4 erhielt eine Optimierung, die die Anzahl der pro Sekunden erzeugten Dateien spürbar erhöht. Weitere Dateisysteme wie Btrfs, Overlayfs und XFS erhielten Fehlerbereinigungen. CIFS kann mit 4.14 erweiterte Attribute der Protokolle SMB2 und  SMB3 lesen und schreiben, während F2FS weiter für Android optimiert wurde.

    Ein Red-Hat-Entwickler hat Patches für die verbesserte Unterstützung von Microsofts HyperV eingereicht. Auch Xen und KVM erhalten mit 4.14 weitere Verbesserung. KVM bekommt Unterstützung für die neuen fünfstufigen Page-Tables sowie Beschleunigung im Bereich Memory Mapped I/O. Das Media-Subsystem erhält eine Anzahl neuer Treiber, die in einem Pull-Request mit ingesamt 625 Patches zusammengefasst sind. Auch im Bereich der Sound-Treiber gab es Entwicklung. SUSE steuerte überarbeitete Treiber für diverse Soundchips bei.

    Alle Änderungen sind im Kernel-Changelog zu finden, der Quellcode zu 4.14-rc1 liegt wie immer auf kernel.org .

  • Kernel 4.14 erhält Langzeitunterstützung

     

    Greg Kroah-Hartman

    Nach Kernel 4.9 wird nun Kernel 4.14 zum nächsten mit Langzeitunterstützung versehenen Linux-Kernel. Das teilte Kernel-Maintainer Greg Kroah-Hartman  (Greg KH) jetzt in seinem Blog mit. Hartman hatte bereits im Juni auf G+ diese Absicht bekundet und nach Einwänden gefragt. Da es offensichtlich keine gab, folgte nun die Bestätigung.

    Kernel 4.14 im November erwartet

    Hartman wird Kernel 4.14 für mindestens zwei Jahre unterstützen, sofern diese Ausgabe des Linux-Kernels sich als stabil und problemfrei erweist. Davon geht Greg KH bei der gegebenen Stabilität der Kernel-Entwicklung jedoch aus. Somit wird Hartman mit ziemlicher Sicherheit 4.14 für mindestens zwei Jahre mit stabilen Kernel-Patch-Backports versorgen. Gerade vor wenigen Tagen wurde Kernel 4.13 veröffentlicht und das Merge-Window für Einreichungen zu 4.14 geöffnet. Mit der Veröffentlichung ist für den November zu rechnen. Damit wird Kernel 4.14 LTS bis mindestens November 2019 mit Updates versorgt.

    Greg Kroah-Hartman

     

    Auch länger als zwei Jahre

    Der derzeitig aktuellste LTS-Kernel ist 4.9, der zur Grundlage von Debians aktuell stabiler Version Debian 9 Stretch wurde. Außer Kernel 4.9, der noch mindestens bis Dezember 2018 gepflegt wird, sind derzeit die Kernel 4.4.87, 4.1.43, 3.16.47, 3.10.107, 3.4.113 und 3.2.92 langzeitgepflegt. Ab und zu reicht die Pflege über die zugesicherten zwei Jahre hinaus. Ein Beispiel hierfür ist Kernel 3.18, dem Greg KH im April 2017 noch eine Verlängerung erteilte. Eigentlich sollte die Reihe im Februar eingestellt werden. In seiner Begründung erklärte Hartman, unglücklicherweise sei 3.18 noch auf Millionen von produktiven Geräten im Einsatz.

    LTS-Support nicht nur von Greg KH

    Nicht nur Hartman, sondern auch andere Entwickler und Unternehmen unterstützen die Langzeitpflege des Kernels. Bereits seit Kernel 2.6.16, der im März 2006 veröffentlicht wurde, werden Kernel länger gepflegt. Der damalige Debian-Entwickler Adrian Bunk hatte sowohl 2.6.16 als auch 2.6.27 lange nach dessen EOL (End of Life) unterstützt. Kernel 2.6.32 aus dem Jahr 2009 erfuhr Unterstützung bis zum Januar 2016. Seit 2011 werden LTS-Kernel auch von der Linux Foundation in der Arbeitsgruppe LTSI unterstützt.