
Der Linux-Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman übte in dieser Woche in Vancouver in einem Vortrag auf dem Open Source Summit North America scharfe Kritik an Intels langsamer erster Reaktion auf die Spectre- und Meltdown-Bugs. Er sprach in diesem Zusammenhang unter anderem von fahrlässigem Verhalten. Die Kernel-Entwickler hätten erst Ende Oktober vergangenen Jahres gerüchteweise von den Problemen erfahren, obwohl diese bereits im Juli gefunden und Intel bekannt gemacht wurden. Das berichtete das Magazin Eweek.
Intel in der Kritik
Kroah-Hartman sagte, dass, als Intel endlich beschloss, den Linux-Entwicklern zu eröffnen, worum es bei den Sicherheitslücken geht, dies in einer Art und Weise geschah, die jegliche Zusammenarbeit der Kernel-Entwickler mit den Distributionen per Embargo unterbunden habe. SUSE, Red Hat und Canonical seien informiert worden, ihnen sei aber untersagt worden, miteinander darüber zu reden. Oracle wurde gar nicht informiert, Debian erst sehr spät. Aus der Sicherheitsperspektive recht verheerend, so der Entwickler.
Community außen vor
Die Community sei insgesamt total außen vor geblieben. Die meisten Distributionen arbeiten mit vom Mainline-Kernel abgeleiteten Kerneln und seien somit »mit heruntergelassenen Hosen« erwischt worden. Intel sei die Zusammenarbeit mit großen Unternehmen gewohnt, wo andere Regeln gelten als in der Linux-Community. Da aber Intel zu einem der größten Beitragenden zum Kernel zählt und viele Kernel-Entwickler beschäftigt, klingt das insgesamt wenig glaubwürdig.
Gestresste Kernel-Entwickler
Kroah-Hartman sagte, typischerweise arbeiteten die verschiedenen Linux-Anbieter im Fall solch allgemeiner Sicherheitslücken zusammen. In diesem Fall waren sie jedoch gezwungen, jeder für sich zu arbeiten und kamen so zu unterschiedlichen Lösungen. Erst durch massiven Protest bei Intel sei das Embargo in der letzten Dezemberwoche 2017 aufgehoben worden. Das ruinierte die Weihnachtsferien für alle Beteiligten, denn Anfang Januar sollten die Lücken der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, was auch am 3. Januar geschah.
Kroah-Hartman sagte, nach den ersten lautstarken Protesten der Entwickler habe sich die Zusammenarbeit bei den später folgenden Enthüllungen weiterer Lücken gebessert.
Bessere Zusammenarbeit
Ein interessanter Nebeneffekt der Meltdown- und Spectre-Schwachstellen besteht laut Kroah-Hartman darin, dass Linux- und Windows-Entwickler jetzt bei der Sicherheit zusammenarbeiten, da beide Betriebssysteme ähnliche Risiken aufgrund der CPU-Schwachstellen aufweisen. »Windows- und Linux-Kernel-Entwickler haben jetzt diesen wundervollen Rückkanal. Wir reden miteinander und wir reparieren Fehler füreinander«, sagte Kroah-Hartman. »Wir arbeiten gut zusammen. Das haben wir schon immer gewollt.« Ende gut – alles etwas besser.