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  • Project Fuchsia könnte künftig Android ersetzen

    Project Fuchsia
    Bild: Google | Quelle: Flickr | Lizenz: CC0 1.0

    Seit zwei Jahren wird das Project Fuchsia auf Technik-Webseiten gerüchteweise als möglicher Nachfolger für Android gehandelt. Google hat sich dazu bisher öffentlich nie geäußert. Das gemeinhin gut unterrichtete Nachrichten-Magazin Bloomberg will nun von nicht näher bezeichneten Quellen im Fuchsia-Team bei Google Anhaltspunkte dafür haben, dass Fuchsia sogar weit mehr als ein Android-Nachfolger sein könnte.

    Android ist problembehaftet

    Demzufolge könnte Fuchsia gleich einige der Probleme lösen, die Android strukturell bedingt über die Jahre hervorgebracht hat. Zumindest zwei dieser Probleme machen Google derzeit stark zu schaffen und diese sind nicht mehr aus der Portokasse zu begleichen. Die EU hat Google am 18. Juli zu einer Rekordstrafe von 5,1 Milliarden US-Dollar verdonnert, weil das Unternehmen Android-Apps mit dem System bündelt und so den Wettbewerb behindert.

    Ein seit 2012 anhängiges Gerichtsverfahren, in dem Oracle Google wegen der Verwendung von Java-Protokollen bei Android verklagt, steht derzeit auch nicht gut für Google. Auch hier könnten eine hohe Geldstrafe und Lizenzgebühren drohen. Das Unternehmen hat bereits angedeutet, Android könne künftig für OEMs kostenpflichtig werden.

    Project Fuchsia als Neubeginn

    Laut Bloomberg sieht Google Fuchsia als eine Möglichkeit, von vorne anzufangen, um damit einige der inhärenten Fehler in Android und dem zugrunde liegenden Linux-Kernel zu beheben. Dazu gehören der Mangel an Sicherheits- und Update-Funktionen und die Schwierigkeiten bei der Integration des Google Assistant-Sprachagenten und anderer KI-Technologien.

    Keine Linux-Basis

    Fuchsia ist ein Betriebssystem, das, anders als Android, keinen Linux-Kernel als Basis benutzt. Travis Geiselbrecht, der Entwickler des als Mikrokernel ausgelegten Fuchsia-Kernels »Zircon« ließ vor rund einem Jahr durchblicken, dass es sich um ein Smartphone-Betriebssystem handele und dass es kein Spaßprojekt sei.

    Vorteihaftere Lizenzen

    Geiselbrecht hat bereits früher an den unter BSD-Lizenz stehenden Kerneln für BeOS und dem davon abgezweigten Haiku mitgearbeitet, was ein Fingerzeig auf die Verwandschaftsverhältnisse von Fuchsia sein könnte. Bei Fuchsia ist die Lizenzsituation für Google und dessen Lizenznehmer weitaus vorteilhafter. Während bei Android die GPL und eine Apache-2.0-Lizenz die Auslieferung des Quellcodes bedingen, steht Fuchsia selbst unter BSD- und der Kernel unter MIT-Lizenz. Damit würde diese Pflicht entfallen.

    Linux als Gast

    Im April hat Google unter der Bezeichnung The Book das Skelett einer Dokumentation veröffentlicht. Im Juni veröffentlichte die Website 9to5Google einen Bericht, der besagt, dass Fuchsia eine App namens Guest mitbringt, um in der Art einer Virtuellen Maschine mittels des Hypervisors im Zircon-Kernel Gast-Systeme zu starten. Dazu zählen neben Fuchsia und Chrome OS auch Linux-Systeme, wobei für Debian bereits eine eigene Guest-Anwendung bereitsteht.

    Mittels der Bibliothek »Machina« soll bei Project Fuchsia die Verbindung zwischen Host und Gast direkter sein als das bei Virtuellen Maschinen üblicherweise der Fall ist. Machina ähnelt zudem sehr dem für die Verwendung von Linux-Apps unter Chrome OS entwickelten Crostini, womit sich ein Kreis schließt.

    Vom AI-Gadget bis zum Notebook

    Laut Bloomberg haben die Entwickler des Fuchsia-Teams Pläne zum Erstellen eines Betriebssystems diskutiert, das in der Lage ist, alle internen Gadgets des Unternehmens sowie Geräte von Drittanbietern, die jetzt auf Android oder Chrome OS basieren, zu bedienen. Den Informationen nach soll Fuchsia innerhalb von drei Jahren auf Heimgeräten wie sprachgesteuerten Lautsprechern eingebettet und dann auf größere Geräte bis hin zu Laptops portiert werden, wo es Chrome OS ersetzen könnte.

    Roadmap ohne Absegnung

    Eine weitere Person innerhalb des Teams soll gesagt haben, Fuchsia könne Android theoretisch in fünf Jahren komplett ersetzen. Allerdings habe in der Konzernspitze noch niemand diese Roadmap abgesegnet. Am Project Fuchsia arbeiten aber mehr als 100 Entwickler, was die Bedeutung des Projekts klar unterstreicht.

    Kontroverses Thema Privatsphäre

    Allerdings soll es auch kontroverse Diskussionen über Design und Funktionalität geben, besonders wenn es um den Schutz der Privatsphäre geht. In dem online veröffentlichten Code zu Fuchsia haben die Ingenieure kryptografische Benutzerschlüssel in das System eingebaut – ein Datenschutz-Tool, das sicherstellt, dass private Informationen bei jeder Aktualisierung der Software geschützt sind.

    Ein durchaus heikles Thema beim durch Werbeeinnahmen finanzierten Mutterkonzern Alphabet. Sollte Android mit der Zeit wirklich abgelöst werden, so muss Google zudem darauf achten, seinen Android-Marktanteil von derzeit rund 85 Prozent nicht zu gefährden. Da es von Google bisher keine offiziellen Ankündigungen gibt, müssen wir wohl bis 2021 auf die ersten sprachgesteuerten Gadgets mit Fuchsia warten, um abzusehen, wo die weitere Entwicklung hinführen könnte.

  • Google zwingt Hersteller zu mehr Android-Sicherheit

     

    Android-Sicherheit
    Quelle: Pathum Danthanarayana auf Unsplash

    Google hat auf seiner Entwickler-Messe Google I/O im kalifornischen Mountain View verkündet, Erstausrüster (OEM) von Android-Geräten künftig vertraglich zu regelmäßigen Sicherheits-Updates zu verpflichten. Über die Frequenz und die genauen Bedingungen ist allerdings noch nichts bekannt. Der einzige Hersteller der seine Gerätereihen – Nexus und Pixel – zuverlässig und pünktlich monatlich mit Sicherheits-Updates versorgt ist Google selbst. Alle anderen Hersteller handeln in dieser Hinsicht nach Gutdünken und oft lückenhaft und mit großer Verzögerung.

    Umdenken

    Im Jahr 2015 hatten Lücken in Androids Stagefright-Engine, einer Komponente zum Abspielen und Streamen von Medien auf Android-Geräten, Google zum Umdenken gebracht. Der Konzern beschloss, Android-Sicherheits-Updates künftig monatlich für die Erstausrüster zur Verfügung zu stellen. Viele große Hersteller sagten zu, diese auch zeitnah ausliefern zu wollen. Die vorher sehr schlechte Versorgung mit Updates hat sich seitdem verbessert, jedoch ist es vielfach beim Wollen geblieben.

    In den Jahren 2016 und 2017 wurden immerhin jeweils rund 30 Prozent mehr Geräte mit Updates versorgt als im Jahr zuvor. Trotzdem sind von den mehr als zwei Milliarden Android-Smartphones viele mit gravierenden Sicherheitslücken behaftet, weil die Hersteller die Geräte nicht mehr mit Updates versorgen. Hier will Google nun mit vertraglichem Druck für mehr Sicherheit zumindest bei aktuellen Geräten sorgen.

    Project Treble

    Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Google die Bedingungen dafür durch die Ankündigung des Project Treble verbessert. Treble stellt eine stabile Hardware-Abstraktionsschicht für Android dar, die Herstellern bei jeder neuen Android-Version unter anderem alle Treiber portieren zu müssen. Realisiert wird das über eine niedrig angesiedelte Schnittstelle, die Google  schlicht »Vendor Interface« nennt.

    Patches ausgelassen

    Allerdings zeigt eine aktuelle Studie der deutschen Security Research Labs, dass selbst Hersteller, die monatlich Updates ausliefern, oft wichtige Patches auslassen, ihre Anwender aber mit falschen Angaben in Sicherheit wiegen. Nun reagiert Google auf die immer noch katastrophalen Zustände bei der Android-Sicherheit. Auf der Google I/O erklärte David Kleidermacher, Chef der Android-Sicherheit, Änderungen am Sicherheitsmodell der kürzlich vorgestellten nächsten Version Android P würden die Sicherheit von Android wesentlich verbessern.

    [su_quote style=“modern-light“ cite=“David Kleidermacher“]»Wir haben auch daran gearbeitet, Sicherheitspatches in unsere OEM-Verträge einzubauen. Nun wird dies wirklich zu einem massiven Anstieg der Anzahl der Geräte und Benutzer führen, die regelmäßig Sicherheitspatches erhalten.« [/su_quote]

    Solange allerdings die Bedingungen dieser Vertragsklauseln nicht bekannt sind, lässt sich nicht absehehen, wieviel davon Wunschdenken oder Augenwischerei ist und wie viel davon wirklich beim Endkunden ankommt.