Schlagwort: Google

  • Brave und Vivaldi sagen Nein! zu Googles FLoC

    Brave und Vivaldi sagen Nein! zu Googles FLoC

    Seit einiger Zeit tüftelt Google zusammen mit dem W3C und anderen am Projekt Privacy Sandbox, einem Werkzeugkasten, der den Schutz der Privatsphäre ernst nehmen und trotzdem zielgerichtete Werbung erlauben soll. Durch den in letzter Zeit zunehmenden Widerstand gegen das Tracking durch Cookies aus dritter Hand sah sich Google zum Handeln gezwungen, denn Werbung ist die Haupteinnahmequelle des Unternehmens.

    »Föderiertes Lernen in Gruppen« klingt harmlos…

    Eines der Werkzeuge in der Box ist FLoC, was für »Federated Learning of Cohorts« und im Deutschen etwa für »Föderiertes Lernen in Gruppen« steht. Hier formiert sich in den letzten Tagen eine Front von Gegnern diese Technik. Die Kritik geht dahin, dass sich mit FLoC die Situation keineswegs verbessere, einige Kritiker halten es sogar für gefährlicher, denn dabei wird eine ID erzeugt, von der Kritiker sagen, sie erlaube Fingerprinting.

    …ist es aber nicht

    FLoC soll interessenbasierte Werbung ohne Cookies ermöglichen, indem Unternehmen, die heute das Surfverhalten von Einzelpersonen per Cookie beobachten, stattdessen das Verhalten von Gruppen (Kohorten) tausender ähnlich interessierter Personen verfolgen. Der Browser stellt dazu die Interessengruppen zusammen. Das Problem mit Cookies aus dritter Hand ist, dass sie Benutzer persönlich identifizieren können und daher besonders in Europa Datenschutzbedenken aufwerfen. FLoC läuft dagegen lokal im Browser und analysiert anstelle eines persönlich identifizierbaren Cookies das Surfverhalten, indem es Anwender mit anderen Personen mit ähnlichen Interessen gruppiert.

    FLoC wird weltweit in Googles Browser Chrome eingeführt, einige Länder sind in der Testphase seit Kurzem freigeschaltet, Europa bisher noch nicht. Bis Mitte Juli und Chrome 91 soll die Technik weltweit ausgerollt sein und nach dem Opt-out-Prinzip funktionieren, wonach der Anwender der Verwendung von FLoC explizit widersprechen muss. Somit kann man davon ausgehen, dass derzeit viele Anwender ungewollt Tester von FLoC sind. Nach dem Ende der Tests sollen Cookies aus dritter Hand in Chrome zum Jahresende blockiert sein. allerdings ist derzeit noch unklar, ob FLoC überhaupt mit der DSGVO konform ist.

    Shipping a privacy harming feature, while exploring how to fix the privacy harm, is exactly the “keep digging your way out of the deep hole” anti-pattern that has made browser fingerprinting such a difficult problem to solve.

    Brendan Eich, Brave CEO

    Browserhersteller wie Vivaldi oder Brave, die Chrome als Basis für ihre Browser verwenden, haben nun in ausführlichen Artikeln erklärt, dass in ihren Produkten FLoC nicht erlaubt sein wird. Beide sind sich einig, dass es mit FLoC noch einfacher wäre, das Surfverhalten zu verfolgen. Brave hat FLoC bereits in einer Nightly-Version von Chrome deaktiviert. Unter Vivaldi funktioniert FLoC nicht, da die Entwickler die Chromium-Engine an entscheidenden Stellen entschärfen, wenn es um den Schutz von Daten und Privatsphäre geht.

    Einige Unternehmen haben FLoC bereits von ihren Webseiten verbannt, die Zahl wird sich vermutlich noch erhöhen. So blockiert etwa die Suchmaschine DuckDuckGo die ungeliebte Technik mit einem Add-on für Chrome. Geharnischte Kritik kommt auch aus den Reihen der Electronic Frontier Foundation (EFF).

  • Flutter App-Framework für Linux

    Flutter Logo | Lizenz: CC BY-SA 4.0

    Seit über einem Jahr arbeitet Google daran, sein Open Source-App-Framework Flutter über Android und iOS hinaus für weitere Plattformen verfügbar zu machen. Im Fokus stehen dabei die Desktops von Linux, macOS und Windows. Im Rahmen einer Zusammenarbeit von Google und Canonical wurde jetzt die Unterstützung für Ubuntu und Linux-Distributionen generell verwirklicht. Das gaben beide Unternehmen in einer Ankündigung bekannt.

    Natives Desktop-Erlebnis angestrebt

    Das Flutter SDK ist schon länger unter Linux verfügbar, jedoch ließen sich bisher keine Desktop-Apps damit bauen. Das hat sich nun geändert. Laut Google hat man die Flutter-Engine einer intensiven Überarbeitung unterzogen, um ein möglichst natives Desktop-Erlebnis zu erreichen. Dazu gehört auch, dass die darunterliegende Programmiersprache Dart die Vorteile der Desktop-Integration nutzen kann.

    Funktionsparität

    Beide Unternehmen haben Entwickler hierzu abgestellt. Canonical betont, man wolle Google dabei unterstützen, Funktionsparität mit den anderen unterstützten Plattformen zu erreichen. Derzeit befindet sich die Entwicklung noch im Alpha-Stadium. Somit laufen mit Flutter erstellte Apps nun auf Android, iOS, macOS und Linux. Windows soll später folgen.

    Während das Dart-Plugin in einem Text-Editor wie Atom oder einer IDE wie Android Studio, Visual Studio Code oder IntelliJ integriert werden kann, steht das Flutter SDK lediglich im Snap Store zur Verfügung, kann aber auch unabhängig davon installiert werden.

    Referenz-App erstellt

    Die Entwickler haben eine Referenz-App geschaffen, die die Google-Kontakte des Anwenders mit seinen Konten auf sozialen Netzwerken verbindet. Flokk Contacts ist Open Source und kann somit neben den bereits eingebundenen Netzwerken Twitter und GitHub beliebig erweitert werden.

  • Schwerer Fehler bei Chrome 79 für Android

    Chrome 79
    Bild: google_chrome | Quelle jibunkaiwai | Lizenz: CC BY 2.0

    Google hat die Auslieferung seines Browsers Chrome 79 für Android aufgrund eines fatalen Fehlers gestoppt, nachdem bereits am 13.12. geschätzt die Hälfte aller Anwender das Update erhalten hatten. Der Fehler kann zu völligem Verlust der gespeicherten Daten bei Dritt-Apps führen.

    Fataler Fehler

    Den Entwicklern der Chrome-App ist bei der Vorbereitung des Updates von Chrome 78 auf 79 ein folgenschwerer Fehler unterlaufen. Ausgelöst wurde der Fehler dadurch, dass durch eine Reorganisation das WebView-Verzeichnis an eine andere Stelle verschoben wurde. Dabei haben die Entwickler wohl vergessen, auch die Inhalte unter LocalStorage und WebSQL mitzunehmen. WebView ist eine vorinstallierte App für eine Systemfunktion von Android, mit der Apps Web-Inhalte wie HTML, CSS und JavaScript anzeigen und in Dritt-Apps darstellen können.

    Daten aus Dritt-Apps verschwunden

    Durch den Fehler mit den vergessenen Daten können Anwender nach dem Update auf Chrome 79 nicht mehr auf die Daten unter LocalStorage und WebSQL zugreifen, was einem Datenverlust gleichkommt. Die beiden Speichermechanismen ermöglichen es einer Website oder App, Daten auf dem Gerät im Chrome-Profilverzeichnis eines Benutzers zu speichern.

    Der Verlust erstreckt sich neben Daten auch auf Einstellungen und teilweise die Möglichkeit sich bei betroffenen Apps anzumelden. Viele Anwender geben fälschlicherweise den App-Entwicklern die Schuld, wie auf Reddit nachzulesen ist.

    Gelöscht oder nur nicht im Zugriff?

    Ein Fix für dieses Problem ist alles andere als trivial und Google vermutet, dass mindestens 5 – 7 Tage vergehen werden, bevor Chrome 79 für Android erneut ausgerollt wird. Das Problem ist, dass Google nicht einfach auf die alte Verzeichnisstruktur zurückrollen kann, da dann weiterer Datenverlust für die 50 Prozent derer, die das Update bereits erhalten haben, droht. Denn derzeit wissen die Entwickler nicht mal genau, ob die Daten in den beiden Verzeichnissen überschrieben wurde oder nur nicht zugreifbar sind.

    Eine Lösung wird derzeit noch im Bugtracker diskutiert. Ob eure App schon auf Version 79 aktualisiert wurde, könnt ihr in der Chrome-App im Menü rechts oben unter dem Punkt Einstellungen | Über Google Chrome überprüfen. Ist dies der Fall, bleibt nur abzuwarten, ob Google eine Lösung findet, die Daten wieder zugreifbar zu machen.

  • Google testet DNS over HTTPS mit Chrome 78

    Quelle: : HTTPS von Sean MacEntee Lizenz: CC BY 2.0

    Kurz nach der Ankündigung von Mozilla, DNS over HTTPS (DoH) noch im September öffentlich testen zu wollen, erklärt Google im Chromium Blog ebenfalls seine Absicht, Tests von DoH mit Chrome 78 beginnen zu wollen. Die Beta zu Chrome 78 erscheint am 19. September. DoH soll die Vorteile von HTTPS auch für DNS-Anfragen aus dem Browser bereitstellen.

    DNS over HTTPS mit Chrome 78

    Der Test umfasst zunächst alle Plattformen außer Linux und iOS. Google will für das Experiment einen anderen Weg einschlagen als Mozilla. Während die Firefox–Macher die DNS-Anfragen der teilnehmenden Anwender automatisch zu Cloudflare umleiten, stellt Google sechs Partner bereit und schaltet DoH nur für solche Anwender frei, die einen dieser Partner in ihrem Betriebssystem als DNS-Dienst eingetragen haben. Hier wird dann nur die Methode auf DoH umgestellt, alle anderen eventuell vorhandenen Einstellungen zu Sicherheit und Kinder- und Jugendschutz bleiben erhalten.

    Sechs Anbieter beim Test

    Google arbeitet anfänglich mit den Anbietern Cleanbrowsing, Cloudflare, DNS.SB, Google, OpenDNS und Quad9 zusammen. Wer einen dieser Anbieter in seinem Betriebssystem als DNS eingetragen hat, nimmt automatisch am Test teil. Wer das nicht möchte, kann den Test unter chrome://flags/#dns-over-https deaktivieren. Ausgenommen vom Test sind vorerst verwaltete Chrome-Bereitstellungen in Unternehmen und Institutionen, diese werden einen gesonderten Test durchlaufen, der demnächst im Chrome Enterprise Blog erläutert werden soll.

    Google beugt Kritik vor

    Google entzieht sich mit seiner Ausgestaltung des Tests zur Einführung von DoH zumindest in der Testphase der Kritik, die Mozilla für eine übermäßige Konzentration auf einen Anbieter entgegenschlägt. Wie die Praxis dann aussieht, wenn DoH zum Standard wird, bleibt abzuwarten.

  • Nach Google+: Openbook im Alpha-Test

    Linuxnews auf Openbook

    Google+ ist auf dem Müllhaufen der Geschichte, über Facebook brauchen wir nicht reden. Was bleibt als benutzbare Alternative? In letzter Zeit wollen neben etablierten Plattformen auch einige Neuzugänge die verstreuten G-Plusser einsammeln.

    Die Kandidaten

    Neben den dezentralisierten Ansätzen wie Disapora, Hubzilla und Mastodon wäre da zunächst MeWe, hinter dem eine US-Firma steht. Hatten wir schon mit Google. MeWe hat gerade jede Menge Zulauf, ist für mich optisch allerdings völlig überladen.

    YouMe.Social ist ein guter privater finanzierter Ansatz, der allerdings noch weit von sinnvoller Benutzbarkeit entfernt ist. Ob es sich durchsetzen wird ist für mich derzeit eher fraglich.

    Openbook ist Open Source

    Bereits im letzten Jahr startete ein anderes Netzwerk über zwei Crowdfunding-Kampagnen. Die Rede ist von Openbook. Das in Holland beheimatete Projekt sammelte im Herbst 2018 auf Indiegogo und Kickstarter rund 140.000 Euro für ihren frischen Ansatz ein.

    Openbook ist zu 100 Prozent Open Source und der Code wird auf GitHub gepflegt. Openbook will Geld verdienen, was ich als positiv ansehe, denn das bietet die Chance für stete Entwicklung und eine leistungsfähige Infrastruktur. Dazu gibt es die klare Aussage, dass kein Geld jemals mit Werbung, Tracking und den damit verbundenen Belästigungen verdient werden soll.

    Finanzierungsidee

    Einnahmen sollen über eine Premium-Version verdient werden. Zudem soll es eine digitale Währung namens Tip geben, mit der Nutzer die Ersteller von Inhalten auf der Plattform entlohnen können. Openbook will dabei von jeder Transaktion einen kleinen Obulus einziehen. Gründer Joel Hernández beschreibt das Modell in einem ausführlichen Blogpost. Teil des gemeinwohlorientierten Ansatzes ist es, 30 Prozent der Umsätze an Projekte zu spenden, die »die Welt zu einem besseren Ort machen wollen«. Ob die Idee dieser Crypto-Währung so funktionieren kann bezweifle ich, aber das ist im Moment noch nicht so wichtig.

    Eindrucksvoll

    Openbook ist seit mehreren Wochen im Alpha-Test, eine Beta-Runde soll bald starten. Auf der Webseite kann man sich dazu anmelden. Ich als Unterstützer der Kampagne schaue mich derweil als Alpha-Nutzer auf der Plattform um. Und ich muss sagen, ich bin beeindruckt.

    Nach der kurzen Laufzeit von rund einem Monat ist die Plattform schon recht aktiv. Was mich sehr freut sind die vielen deutschsprachigen Nutzer, die dort bereits eingezogen sind. So habe ich denn dieses Blog auch dort als Community eingerichtet.

    Technisch noch Luft nach oben

    Auf technischer Seite ist noch einiges zu tun. Bisher gibt es Clients für Android und iPhone sowie halboffizielle Desktop-Clients für Linux, macOS und Windows, die aber aufgrund der Beschränkungen der zugrundeliegenden, für mobile Apps entwickelten Bibliothek Flutter beispielsweise Scrollen noch nicht unterstützen. Ein Web-Client ist in Arbeit und wird hoffentlich zum Start des Beta-Tests bereitstehen. Optisch finde ich Openbook bereits jetzt sehr gelungen. Hier wird vieles richtig gemacht, wenn das so bleibt, wird das ein Erfolg.

  • Google+ macht zu. Wohin gehst Du?

    Bild: Openbook Presskit

    An G+ scheiden sich die Geister. Immer wieder ist zu lesen, es sei von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen. Auch die Mär, es habe kaum Nutzer kam durch ständige Wiederholung der Wahrheit nicht näher. Für andere war es über Jahre das beste soziale Netzwerk.

    Digitales Leben nach G+

    Fakt ist, am 2. April ist endgültig Schluss. Viele Nutzer der Plattform suchen nach einem neuen Zuhause. Die weniger kritischen Anwender wechseln zu Mewe, da es optisch die größte Übereinstimmung mit G+ hat. Allerdings gehört es einer in den USA ansässigen Firma und der Code ist geschlossen. Zudem hat es seine eigenen Probleme.

    Das Fediverse

    Als dezentralisierte Alternative mit ähnlicher Ausrichtung gelten Diaspora, Friendica und Hubzilla. Eher an Twitter angelehnt ist Mastodon. Sie sind Mitglieder des Fediverse, die auf viele weltweit verstreute Server verteilt sind. Geht ein Server vom Netz, zieht man auf einen anderen um. Die Chancen, dass derart aufgestellte Netzwerke offline gehen ist äußerst gering.

    Noch was Neues?

    In den nächsten Wochen wird ein weiteres neues soziales Netzwerk an den zunächst inoffiziellen Start gehen. Es tritt als Facebook-Alternative mit anderem Geschäftsmodell an, entstand aus einer Kickstarter-Kampagne, ist Open Source und auf dem Papier ein Netzwerk, wie es sich viele Anwender wünschen.

    In Europa zu Hause

    Die Rede ist von Openbook. Das in Holland beheimatete Projekt ließ sich nicht von der Liste nicht mehr funktionaler sozialer Netzwerke abschrecken und sammelte im September 2018 auf Indiegogo über 60.000 Euro für ihren frischen Ansatz ein. Ich hatte damals den Mindesteinsatz von 10 Euro investiert, um auf dem Laufenden über die Entwicklung zu bleiben. Wichtig war mir damals der Standort Europa, denn damit unterliegt das Projekt direkt der DSGVO.

    Im März solls losgehen

    Nun steht eine Alpha bevor, die im April von einer geschlossenen Beta abgelöst werden soll, die dann im Mai in die Veröffentlichung übergeht. Die derzeitgen Anmeldungen zur Beta über die Webseite bewegen sich bei rund 5.000 und sind weit von einer kritischen Masse entfernt, die Erfolg signalisieren könnte. Das zeigt klar, wie skeptisch die Online-Gemeinde mittlerweile ist.

    Neugier auf Openbook

    Was macht Openbook interessant? Für mich an erster Stelle steht der Open-Source-Gedanke: der gesamte Code des Projekts soll offen sein. Openbook will Geld verdienen, was ich als positiv ansehe, denn das bietet die Chance für stetige Entwicklung und eine leistungsfähige Infrastruktur. Dazu gibt es die klare Aussage, das kein Geld jemals mit Werbung, Tracking und den damit verbundenen Belästigungen verdient werden soll.

    Finanzierungsmodell

    Einnahmen sollen über eine Premium-Version verdient werden. Zudem soll es eine digitale Währung namens Tip geben, mit der Nutzer die Ersteller von Inhalten auf der Plattform entlohnen können. Openbook will dabei von jeder Transaktion einen kleinen Obulus einziehen. Gründer Joel Hernández beschreibt das Modell in einem ausführlichen Blogpost. Teil des gemeinwohlorientierten Ansatzes ist es, 30 Prozent der Umsätze an Projekte zu spenden, die »die Welt zu einem besseren Ort werden machen wollen«.

    Sicherheit großgeschrieben

    Openbook verspricht, die bestmögliche Verschlüsselung zu bieten, die verfügbar ist. Hier hat man sich als vertrauensbildende Maßnahme PGP-Erfinder Phil Zimmermann ins Boot geholt. Auch der Rest des Teams aus Entwicklern, Designern, Aktivisten und Hackern sind keine unbeschriebenen Blätter sondern haben alle ihre Meriten in ihren Gebieten verdient.

    Beobachtungsposten

    Openbook wird anfangs zentralisiert sein, bis die grundlegenden Features alle vorhanden sind, steht dann einer Dezentralisierung offen gegenüber. Das Manifest erläutert die Philosophie hinter Openbook detailliert. Ich werde das Projekt jedenfalls weiter verfolgen und erneut berichten, wenn die Alpha-Version verfügbar ist und absehbar wird, wo die Reise genau hingeht.

  • Google Plus: Das Ende naht

    Photo by Paweł Czerwiński on Unsplash

    Google hat in den letzten Tagen das nahende Ende seines sozialen Netzwerks G+ präzisiert. Demnach ist am 2. April endgültig Schluss. Bereits im Dezember hatte der Konzern verkündet, die Plattform werde eingestellt.

    Zwangsevakuierung

    In den letzten Tagen erhielten Besitzer eines G+-Accounts E-Mails , die das Herunterfahren der Plattform detaillieren. Demnach werden am 2. April Google+-Konten und alle von deren Besitzern erstellten Google+-Seiten geschlossen.

    Ausgelöscht

    Damit beginnt auch das Löschen von Inhalten aus Google+-Konten für Verbraucher. Fotos und Videos von Google+ im Albumarchiv und auf Google+-Seiten werden ebenfalls gelöscht. Fotos und Videos, die in Google Photos gesichert wurden, sind davon nicht betroffen. Wer seine Inhalte behalten möchte, kann diese bis zum Stichtag herunterladen und sichern.

    Der Prozess des Löschens wird sich über einige Monate hinziehen, sodass Inhalte teilweise sichtbar bleiben, bis der Vorgang angeschlossen ist. Bereits ab 4. Februar können keine neuen Google+-Profile, Seiten, Communities oder Veranstaltungen mehr erstellt werden. Alle Fakten zur Schließung der Plattform hat Google in einer FAQ zusammengetragen.

    Der Letzte macht die Türe zu

    Während viele Nutzer G+ bereits verlassen haben, harren andere bis zum Ende aus. Viele Communities wandern bereits auf andere Plattformen ab, wobei es schwer wird, einen adäquaten Ersatz zu finden, der auch optisch dem Google-Netzwerk nahe kommt.

    Alternative MeWe?

    Immer wieder fällt der Name MeWe, ein Netzwerk, in das WWW-Erfinder Tim Berners-Lee große Hoffnungen gesetzt hat. Es erfüllt den Punkt der größten Ähnlichkeit zu G+ und soll demnächst durch die Möglichkeit, Collections anzulegen, noch ähnlicher werden.

    Allerdings haben auch Zeitgenossen die Plattform entdeckt, die die Plattform immens abwerten. So tummeln sich dort mittlerweile neben aggressiven Trump-Anhängern auch vermehrt Neonazis, Pädophile und Waffennarren.

    Ein weiteres Ausschlusskriterium für G+-Geschädigte ist die Tatsache, dass MeWe ein zentralisiertes System mit kommerziellen Interessen ist. Wenn der Betreiber die Plattform schließt, stehen wieder alle so da wie eben jetzt.

    Zu Facebook als Alternative muss wohl nichts mehr gesagt werden. Viele Plusser gehen zu Twitter oder Mastodon, wobei letzteres natürlich die bessere Variante ist. Ein adäquater Ersatz für G+ sind aber beide nicht.

    Fediverse

    Wer sich künftig erneute Heimatlosigkeit und das Zerstreuen von Communities möglichst ersparen will, sollte sich die dezentralisierten Plattformen des Fediverse anschauen, die aus vielen Instanzen auf weltweit verstreuten Servern bestehen. Geht ein Server vom Netz, zieht man auf einen anderen um. Die Chancen, dass derart aufgestellte Netzwerke offline gehen ist äußerst gering.

    Viele der dezentralisierten Netzwerke sind über das Activity-Pub-Protokoll miteinander vernetzt. Dazu zählen unter anderem Mastodon, Hubzilla und Friendica. Neben sozialen Netzwerken verbindet Activity Pub auch Dienste wie Netxcloud, die YouTube-Alternative Peer Tube oder den Bilder-Hoster Pixelfed.

    Demnächst gesellt sich hoffentlich auch noch Diaspora dazu, wo ich mich derzeit niedergelassen habe. Egal ob man G+ mag oder nicht, Google setzt​ mit der Schließung Millionen von Nutzern und Tausende von Communities auf die Straße. Die obdachlos gewordenen zerstreuen sich in alle Winde. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Open-Source-Projekte mit ihren Mitgliedern ins Fediverse ziehen, denn dort sind sie trotzt unterschiedlicher Netzwerke miteinander verbunden.

  • Googles Fuchsia OS unterstützt Android-Apps

    Fuchsia OS unterstützt Android-Apps
    Bild: Google | Quelle: Flickr Lizenz: CC0 1.0

    Die Webseite 9To5Google verfolgt akribisch die Aktivitäten von Google in Bezug auf Entwicklungen im Mobilbereich. Dabei werden unter anderem auch Änderungen an den Repositories zu Googles in Entwicklung befindlichem Betriebssystem Fuchsia OS überwacht.

    Google schweigt

    Noch hat sich Google nicht klar dazu geäußert, wo genau Fuchsia OS einmal eingesetzt werden soll, jedoch lassen neue Einträge in Googles Source-Code-Management Gerrit immer wieder gezielte Rückschlüsse zu.

    Die Vermutung, Fuchsia OS solle Chrome OS und Android ersetzen, wurde im Juli 2018 durch einen Bericht des Medienunternehmens Bloomberg gestärkt, der Google-Mitarbeiter mit Aussagen zitierte, Fuchsia OS könne in fünf Jahren beide Systeme ersetzen.

    AOSP erweitert

    Diese These wird jetzt durch ein Update des Android Open Source Project (AOSP) weiter gestützt. Der neue Code legt nahe, dass eine spezielle Version der Android Runtime (ART) Fuchsia OS befähigen soll, Android Apps zu unterstützen. Eine Anmerkung zum eingereichten Code besagt, dieser diene zum Bauen von ART für Fuchsia.

    Diese Funktion würde es beliebigen Geräten – vom intelligenten Lautsprecher bis zum PC – mit dem modular ausgelegten Fuchsia OS ermöglichen, die Fülle der Android-Anwendungen im Google Play Store zu nutzen.

    Eigenes SDK

    Der Kommentar füllt zudem einige Verständnislücken über kürzlich hinzugefügte Fuchsia-Repositories in AOSP, darunter ein Fuchsia SDK zur Erstellung von Fuchsia-Applikationen und eines für ein Fuchsia »Gerät«. Das neue SDK wird vermutlich das bisher verwendete Flutter SDK ablösen.

    Google bezeichnet Fuchsia weiterhin als eines von vielen experimentellen Projekten und bestätigt keinen Zeitplan für eine irgendwie geartete Verwendung. Trotzdem hat Fuchsia bereits das Interesse des NSA geweckt, die Fuchsia und seinen Micro-Kernel Zirkon einem frühen Sicherheits-Audit unterzogen hat.

  • Google+ ist tot. Was sind die Alternativen?

    Google+
    Bild: Diaspora Banner | Quelle: Diaspora

    Google beweist wieder einmal, dass ihm die Kunden (denn das sind wir) völlig egal sind. Wenn es Gründe gibt, dass ein Dienst nicht mehr opportun ist, wird er geschlossen. Das haben wir bereits mehrfach erlebt. Nun ist Google+ dran und wird zum August 2019 eingestellt. Die vermeintlichen Hintergründe kann ich nicht beurteilen. Vielfach wird die Meinung geäußert, das Datenleck sei nur ein Vorwand um das in Googles Augen gescheiterte Social Network loszuwerden.

    Viele gute Communities

    Viele wollen es schon lange gewusst haben und G+ sei nur zu faul gewesen, umzufallen. Ich und viele andere sehen das nicht so. G+ ist für mich ein Netzwerk mit wirklichem Mehrwert, intelligenten Menschen und interessanten Unterhaltungen zu allen möglichen Themen, an denen man über Tage und Wochen  hinweg teilnehmen oder auch nur mitlesen kann. Auch die Open-Source und Tech-Community ist dort stark vertreten.

    In alle Winde verstreut

    Google ist es gleich, dass hier eine über Jahre gewachsene Community zerschlagen und in alle Winde zerstreut wird. Was also tun? Facebook und Twitter sind für mich kein Ersatz. Auf Mastodon bin ich zwar mit diesem Blog vertreten, aber das ist halt wie Twitter auch ein Kurznachrichtendienst. Ich bin eher für das lange Format.

    Leider deutet sich bereits jetzt an, dass viele Personen und Communities nun verschiedene Inseln ansteuern. Einige Communities ziehen nach MeWe um. Für mich vom Format her am ehesten vergleichbar mit G+ ist das dezentralisierte Diaspora, das viele vermutlich bereits kennen. Es besteht aus sogenannten Pods, die alle einzelne vernetzte Server darstellen.

    Ab in die Diaspora

    Ein relativ neuer Pod ist #Pluspora, wo sich seit der Nachricht vom Ableben von G+ seit gestern viele bekannte Gesichter sammeln. Ein weiteres verteiltes Netzwerk ist Friendica, künftig könnte auch das von Tim Berners-Lee entwickelte Solid interessant werden.

    Wenn ihr G+-Nutzer seid und nicht wisst, wo es jetzt oder erst nächstes Jahr hingehen soll, so ist Diaspora einen Blick wert, auch wenn noch einige Komfortfunktionen fehlen. Ich habe gestern auch dieses Blog dort eingegliedert, bleibe aber auch auf G+, bis sich dort die Tore schließen. Eine Anleitung zu ersten Schritten in Diaspora findest Du hier. Aktuelle Informationen zum Ende von G+ gibt es in einer weiteren News.

  • Google Chrome wird 10

    Google Chrome wird 10
    Bild: Scott McCloud | Quelle: Googlebooks | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.5

     

    Heute vor 10 Jahren erschien, angekündigt durch einen Blogeintrag und einen Comic, die erste Version von Googles Browser Chrome mit der Versionsnummer 0.2. Seither zeigt Google der Welt, wie man einen Markt von hinten aufrollt. Chrome beherrscht heute den Browsermarkt mit einem Anteil von fast 60 Prozent.

    Als Chrome damals antrat, sah die Browserwelt noch anders aus. Microsofts Internet Explorer hatte eine beherrschende Stellung mit 65 Prozent Marktanteil, Mozillas Firefox stand bei 27 Prozent, Opera belegte 3 Prozent. Heute verwenden viele Browser und Anwendungen die Blink-Engine von Chrome, darunter Opera, Steam, Samsung Internet und alles, was Electron als Grundlage hat.

     

    Omnibox brachte Vorteile

    Chrome erschien zunächst nur für Windows und wurde erst später, ab Version 5 auch für Linux und macOS freigegeben. Noch später folgten mobile Versionen für iOS und Android. Die Hauptzutaten, die Google zum Erfolg verhalfen waren ein beschleunigter Release-Zyklus, der neue Funktionen schnell zu den Anwendern brachte und innovative Entwicklungen wie die Omnibox und Sandboxing.

    Grundlage Chromium

    Google entwickelt Chrome im Open-Source-Projekt Chromium, dass ebenfalls als Browser veröffentlicht wird und hauptsächlich unter Linux Anwendung findet, da der Quellcode unter BSD-Lizenz offen liegt und die Kontrolle über die Funktionen erlaubt. Chrome wird im Takt von rund sechs Wochen veröffentlicht. Zusätzlich zur stabilen Version bietet Google Chrome auch in den drei Vorabversionen Beta, Dev und Canary an.

    Überlegen schnell

    In den frühen Jahren war die Geschwindigkeit, die Chrome mit V8, der virtuellen Laufzeitumgebung von JavaScript erreichte, ein Alleinstellungsmerkmal. So war Javascript in Chrome bei Tests im Jahr 2010 in etwa doppelt so schnell wie im Mozilla Firefox 3.6 oder rund neunmal so schnell wie der Internet Explorer 8. Es dauerte bis 2015, bis andere Browser wie Microsofts Neuentwicklung Edge hier mithalten konnten. Firefox gelang erst 2017 mit Firefox 57 Quantum ein entsprechender Geschwindigkeitsschub.

     

     

    Aufgeräumt

    Chrome strebte von Anfang an eine aufgeräumte Benutzerschnittstelle an. Ein Weg dahin war die Omnibox, eine Kombination aus Adressleiste und Suchfeld. Die Omnibox wurde durch Suchvervollständigung weiter ausgebaut. Heute kann die Omnibox Fragen beantworten und mathematische Probleme lösen bevor die Eingabetaste gedrückt wird.

    Ein Prozess pro Tab

    Google Chrome hat das Konzept des Privatmodus in Browsern zwar nicht erfunden, hat es aber populär gemacht. Was Google für Chrome aber zweifelsfrei erfunden hat ist die Multiprozessarchitektur, die den Renderer und jeden einzelnen Tab in einem eigenen Prozess in einer Sandbox laufen lässt. Das brachte erhöhte Sicherheit und Stabilität. Eine instabile Webseite ließ nur den eigenen Tab crashen und zog nicht den ganzen Browser hinter sich her. Nachteil war zur damaligen Zeit der hohe Verbrauch an Hauptspeicher, der heute nicht mehr ganz so schwer wiegt, wo viele Rechner bereits mit 8 GByte RAM ausgeliefert werden.

    Weiterhin kann sich Chrome auf die Fahnen schreiben, der einzige Browser zu sein, der die Basis für ein eigenes Betriebssystem darstellt. Chrome OS macht vorinstalliert auf Chromebooks mittlerweile Furore im Bildungsmarkt und im Büro.

    Bis heute in der Kritik

    Bereits kurz nach der ersten Veröffentlichung rief Chrome die Kritiker in Sachen Datenschutz auf den Plan. Sie warfen Google vor, das Programm sammle Daten, die eine Identifizierung des Anwenders erlaubten und im Zusammenhang mit weiteren erhobenen Informationen ein Profil des Nutzers ergäben. Google wies die Vorwürfe, Anwender könnten identifiziert werden, immer zurück und argumentierte, der Anwender könne bei Bedenken ja jederzeit eine andere Suchmaschine einstellen. Auf Twitter hat Google für Dienstag eine Geburtstagsüberraschung angekündigt.