Schlagwort: GNOME

  • Speicherfressende Ungeheuer oder zahme Kätzchen? Desktop-Umgebungen unter Linux

    Desktop-Umgebungen
    Lizenz: LGPL

    Gastbeitrag von Lennart Diener


    Einer der größten Unterschiede zwischen Betriebssystemen wie Windows oder macOS einerseits sowie solchen mit Linux andererseits, liegt auch in der freien Wahl der Desktop-Umgebung. Diese stellt die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine dar.

    Wer die Wahl hat, hat die Qual

    Sie können vom Fenstermanager bis zum Dateimanager alles mitbringen – oder aber man verzichtet ganz auf die Umgebung. Auch hier gilt: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Über zehn verschiedene Umgebungen stehen für die meisten Linuxdistributionen zur Verfügung. Und nicht nur Unerfahrenen fällt die Wahl schwer.

    Nutzungsstatistiken


    Es ist nicht einfach, entsprechende Nutzungsstatistiken zu finden. Die meisten Distributionen sammeln über die Verwendung keine Zahlen. So kann man sich nur an Umfragen bedienen. Monatlich aktualisiert werden die Zahlen der Plattform GamingOnLinux mit knapp 10.000 registrierten Nutzern. Gut 2.000 von ihnen geben die verwendete Distribution an. Da ergibt sich folgendes Bild:

    Methodik – Wie wird gemessen?

    Obwohl man diese Zahlen nun nicht als allzu repräsentativ werten sollte, ergibt sich doch ein klarer Trend: Die großen Desktop-Umgebungen Plasma und GNOME spazieren vorweg, gefolgt von XFCE, Cinnamon und MATE.
    Insbesondere die großen Desktop-Umgebungen stehen allerdings in der Kritik, viel Ressourcen für sich zu beanspruchen. Das soll im Folgenden etwas genauer unter die Lupe genommen werden.

    Die Methodik ist denkbar einfach. Einer virtuellen Maschine werden 8 GB RAM zugewiesen und mithilfe des Net-Installers von Debian 10 alle verfügbaren Desktop-Umgebungen installiert. Jede wird gestartet und der Speicherverbrauch nach 30 Sekunden im Taskmanager (Lxtasks) gemessen. Ebenso wird die Startzeit – vom Login bis sich die GUI aufgebaut hat – gemessen. Jede Umgebung wird dreimal gemessen, ein Ergebnis gestrichen und aus den Verbleibenden gegebenenfalls gemittelt. Für jeden Test erfolgt ein Neustart der virtuellen Maschine.

    Ergebnisse

    Startzeiten von 2 – 10 Sekunden

    Analyse – groß sind dieUnterschiede nicht

    Die Rechenleistung im Ruhezustand kann man wohl getrost als zu vernachlässigen bezeichnen. Einen spür- und messbaren Effekt hat man allerdings schon bei den Startzeiten für die Desktop-Umgebungen. Bemerkbar machen sich insbesondere die Ladezeiten über 5s wie bei GNOME, aber vor allem auch Cinnamon und Spitzenreiter KDE Plasma. Nicht umsonst scheint die Ladeanimation mitgeliefert zu werden.
    30 Sekunden nach Start liegt der beanspruchte Arbeitsspeicher bei allen Desktop-Umgebungen bei unter einem Gigabyte.


    Auch haben jene Desktop-Umgebungen, die den Ruf haben, leichtgewichtig zu sein, diesen auch bestätigen können. Tatsächlich beanspruchen LXDE, MATE, LXQT und XFCE besonders wenig Arbeitsspeicher und sind auch am schnellsten einsatzbereit. Nicht selten beanspruchen die Prozesse der Desktop-Umgebung auch weniger Speicher als andere wie jene von Evolution oder PulseAudio.

    Diskussion

    Ehrlicherweise hätte ich mit größeren Unterschieden gerechnet. Der Faktor zwischen höchstem und niedrigsten Ressourcenverbrauch beträgt nicht einmal 2. Keine der Desktop-Umgebungen lässt sich so recht als „Speicherungeheuer“ bezeichnen.


    Natürlich muss man aber auch die Methodik kritisch hinterfragen. Gemessen wurde ‚Out of the box‘ ohne weitere Konfiguration auf nur einer Distribution mit lediglich einer Hardwareeinstellung. Da kann man natürlich nicht von einer Objektivität, die auch für andere Hardware oder andere Distributionen gilt, ausgehen. Auch wurde im Versuch nicht analysiert, welchen Einfluss die „eigenen“ Prozesse der Desktop-Umgebungen haben, sondern nur die Gesamtressourcen bei gleicher Distribution gemessen.

    Wie valide sind die Ergebnisse?


    Interessant war außerdem, wenn man die Reliabilität betrachtet, dass bei drei Testwiederholungen pro Umgebung häufig ein Ausreißer gestrichen wurde, weil der Ressourcenverbrauch um einen Faktor von bis zu sieben höher lag. Und wie valide ist das Ergebnis? Hier wäre eine tiefergehende Analyse von Resident Set Size und Virtual Memory Size spannend, also dem Speicherverbrauch der Prozesse nur im Arbeitsspeicher einerseits, aber auch darüber hinausgehenden Speicherverbrauch durch Bibliotheken oder Auslagerungsdateien.

    Abschließend stellt sich natürlich auch die Frage, inwieweit der Speicherverbrauch überhaupt ein Auswahlkriterium für die Desktop-Umgebung ist. Für viele dürfte Look-and-Feel, präferierte Funktionen und die Konfigurierbarkeit entscheidender sein. Wie der Test zeigt, auch nicht zu Unrecht: Denn Ressourcen einzusparen gelingt wohl vor allem durch eine gute Konfiguration des Betriebssystems samt Paketauswahl.

    Dank an Lennart Diener für diesen Community-Beitrag!

  • GNOME 3.36 bringt viele subtile Änderungen

    Sechs Monate Arbeit nach GNOME 3.34 erscheint das neue Release der GNOME-Gemeinschaft. Dabei wurde an der weiteren Optimierung der Leistung ebenso gearbeitet wie an der Optik des GNOME-Themes und den ausgelieferten Apps. Standardmäßig als Erste werden die Anwender von Ubuntu 20.04 LTS und Fedora 32 im April in den Genuss von GNOME 3.36 kommen.

    GNOME 3.36 trägt den Codenamen »Gresik« als Anerkennung des Organisationsteams der diesjährigen GNOME.Asia 2019 in der Stadt Gresik in Indonesien. Es wurde insgesamt 24.434 Änderungen von rund 780 Beitragenden eingereicht.

    Viele kleine Anpassungen

    Schauen wir zunächst auf die dem User zugewandten Verbesserungen von GNOME 3.36. Die unverzichtbaren GNOME-Shell-Erweiterungen werden künftig nicht mehr über die Paketverwaltung GNOME Software verwaltet, sondern haben eine eigene GNOME Extensions App erhalten. Damit lassen sich die kleinen JavaScript-Add-ons installieren, entfernen, ein- und ausschalten sowie konfigurieren. Zudem wird beim Systemstart auf Upgrade für die Erweiterungen geprüft.

    Rein und raus

    Bei den Apps gab es einige Änderungen. Shotwell wurde durch GNOME Photos ersetzt, für die Aufgaben von Evolution sind jetzt Geary und GNOME Calendar zuständig, Rhythmbox geht, GNOME Music kommt.

    Neues Theme

    Die GNOME Shell hat ein neues Theme erhalten. Das betrifft vor allem Benachrichtigungen, Suchresultate und Kalender, die den Platz in dem von oben eingeblendeten Tray nun besser ausnutzen. Bei den Benachrichtigungen fallen die Icons nun größer aus, sodass diese auf einen Blick besser zu identifizieren sind.

    Ungestört

    Wer unter GNOME 3.36 für eine Weile ungestört arbeiten möchte, kann bei den Benachrichtigungen nun einen »Nicht stören«-Modus einschalten. Dann werden nur noch essentielle Nachrichten angezeigt, wie etwa ein fast leerer Akku.

    Optisch überarbeitet

    Auch der Sperrbildschirm wurde weiterentwickelt, was Funktionalität und Optik angeht. Was früher zwei getrennte Bildschirme mit Passwortfeld einerseits und Anzeige von Zeit, Datum und Nachrichten andererseits wurden zusammengelegt. Das Passwortfeld zeigt nun falsch eingegebene Passwörter oder eingeschaltete Hochstelltaste durch Vibrieren an. Zudem lassen sich in Passwortfeldern nun konsistent überall im System die Eingaben zur Überprüfung anzeigen.

    Einstellungen optimiert

    Der Einstellungsdialog wurde umstrukturiert, es wurden Panels zusammengelegt und andere entfernt. Hier soll für GNOME 3.38 weiter aufgeräumt werden.Bei den Einstellungen zum Datenschutz werden nun Anwendungen aufgelistet, die die Position des Anwenders orten möchten. Diese können generell oder einzeln ein- oder ausgeschaltet werden. Der Browser GNOME Web kann nun selbst PDFs darstellen, anstatt wie bisher auf eine weitere App zuzugreifen.

    Eigene Ordner

    GNOME 3.34 brachte die Möglichkeit, eigene Ordner in der Anwendungsansicht zu erstellen. Dazu werden Anwendungen per Drag & Drop aufeinander gezogen und ergeben neue Ordner, die dann benannt werden können. Dieser Vorgang und die dazugehörige Animation wurden überarbeitet und fügen sich nun nahtlos ein. Auch von GNOME vorgegebene Ordner lassen sich nun umbenennen.

    Boxes dokumentiert

    Die Virtualisierungs-App Boxes wurde überarbeitet und erhielt neben einer besseren Dokumentation auch die Möglichkeit, von UEFI zu booten und die Anzahl der virtualisierten CPUs festzulegen. Zudem können Nutzer mit eingeschränkten Rechten angelegt werden. Alle Neuerungen von GNOME 3.36 sind in den Release Notes nachzulesen.

  • GNOME 3.34 ist gelandet

    GNOME 3.34 »Thessaloniki« steht etwas hinter seinem Vorgänger GNOME 3.32 zurück, wenn es um größere Neuerungen geht. Dafür bietet 3.34 aber eine Vielzahl an Detailverbesserungen. Die GNOME-News drücken es so aus: »Version 3.34 enthält sechs Monate Arbeit der GNOME-Gemeinschaft und bringt viele Verbesserungen, Leistungssteigerungen und neue Funktionen«. Die Veröffentlichung enthält insgesamt 23929 Änderungen, an denen rund 777 Personen mitgewirkt haben.

    Aufgeräumter Desktop

    Eine der sichtbaren Neuerungen verspricht mehr Ordnung auf dem Desktop. In der Anwendungsübersicht lassen sich Apps zu Ordnern zusammenfassen, indem, eine App auf eine andere gezogen wird. Auch optisch wurde die GNOME-Shell an einigen stellen aufgewertet und reagiert schneller auf Eingaben und bei Animationen.

    Web jetzt mit Sandbox

    Der Standard-GNOME-Browser Web, früher als Epiphany geläufig, lässt Webseiten nun in getrennten Sandbox-Prozessen laufen, was der Sicherheit und der Leistung zugutekommt. Zudem kann Web nun endlich Tabs verkleinert anpinnen. Werbung lässt sich mit GNOME 3.34 durch die Verwendung der Inhaltsfilter von WebKit besser blockieren.

    Leichter virtualisieren

    GNOME Boxes, die Anwendung für virtuelle Maschinen und den Zugriff auf entfernte Rechner erhielt eine stark verbesserte Benutzerführung. Bestehende virtuelle Maschinen können ab sofort explizit von einem eingelegten CD/DVD-Abbild gestartet werden. Benutzer können so leicht ein defektes System reparieren oder Umgebungen mit zwei Betriebssystemen simulieren. Zudem ist die mit 3.32 eingeführte Unterstützung für 3D-Beschleunigung nun optional.

    Vom Librem 5 geerbt

    Die Seite zu Einstellungen weist erste übernommene Funktionalität aus der Entwicklung des in Kürze ausgelieferten Linux-Smartphone Librem 5 auf, indem das Fenster sich responsiv an verschiedene Formfaktoren anpasst. Bei der Auswahl eines Wallpaper entfällt die lästige Pflicht, diese vorher im Bilderordner abzulegen bevor sie ausgewählt werden können.

    Die Standard-App Music überwacht künftig dort eingetragene Verzeichnisse und übernimmt Neuzugänge automatisch in die Bibliothek der App. Wer gerne die Leistung seines Systems überwacht und anpasst, wird sich über den Ausbau der Analsyse-App Sysprof freuen. Diese bietet künftig mehr Datenquellen und ein aufgehübschtes Äußeres.

    Wayland und kein Ende

    Wayland darf natürlich in der Liste der Verbesserungen nicht fehlen, ist doch der Gleichstand mit X11 bei der Funktionalität noch nicht erreicht. Eine der Neuerungen bei 3.34 ist, dass die Position des Mauszeigers nun auch unter Wayland durch Drücken von STRG hervorgehoben wird, sofern die Funktion aktiviert wurde.

    Fazit und Ausblick

    Eine weitere wichtige Verbesserung im Hintergrund betrifft den Fenstermanager und Wayland-Compositor Mutter. Dieser erlaubt es fortan, X-Wayland nur noch bei Bedarf zu starten, um eine X11-Applikation zu unterstützen. Allerdings muss die Funktion derzeit noch per GSettings freigeschaltet werden, da der Code noch kleinere Fehler enthalten könnte.

    Unterm Strich bietet GNOME 3.34 einige nützliche Neuerungen und daneben viele Detailverbesserungen bei Standard-App, die die Konkurrenz seit Jahren beherrscht. Wirkliche Neuerungen sind unter anderem die Verbesserungen bei Wayland/X-Wayland und die responsiv gestalteten Einstellungen sowie die Möglichkeit, einfach Ordner durch Drag&Drop in der Shell zu erstellen. Die beiden letzten Funktionen sind beim mobilen Design abgeschaut. Die Änderungen bei Boxes erleichtern den Umgang mit der App. In den Release Notes sind darüber hinaus viele weitere Details zur neuen Version nachzulesen.

    GNOME 3.34 wird bei Fedora 31 und vermutlich auch bei Ubuntu 19.10 als Standard-Desktop zum Zug kommen. Einige Rolling-Release-Distributionen werden GNOME 3.34 vermutlich bereits vorher in den Archiven führen.

  • GNOME 3.32 mit beschleunigter Shell

    GNOME 3.32 mit neuem Icon-Satz

    GNOME 3.32 erschien heute im Rahmen des Zeitplans und bringt einige wichtige Verbesserungen gegenüber der Vorversion. Dazu zählen unter anderem ein neues Icon-Set sowie eine Überarbeitung des Adwaita-Themes. Anwender erhalten mehr Kontrolle über Anwendungsberechtigungen. Die GNOME Shell soll nun etwas leichtfüßiger unterwegs sein. Auch der Fenstermanager Mutter soll davon profitieren. Nutzer von HiDPI freuen sich über das gerade noch ins Release gerutschte Fractional Scaling.

    Flottere Shell

    Über die technischen Hintergründe der beschleunigten GNOME-Shell berichtete Entwickler Georges Stavracas bereits im Januar in seinem Blog. Er zählt eine Reihe von Verbesserungen auf, die zu verbesserten Bildraten, sanfteren Startanimationen und schnelleren Ladezeiten der Icons führen. Es wurden auch einige Arbeiten zur Reduzierung der GPU-Nutzung umgesetzt. Ubuntu-Entwickler trugen durch die Reduzierung der Last auf CPU und GPU ebenfalls zu einer performanteren GNOME Shell bei.

    Bye bye App-Menü

    GNOME wäre nicht GNOME, wenn nicht auch für 3.32 Funktionalität entfernt worden wäre. Dieses Mal hat es die App-Menüs im oberen Panel erwischt. Das erscheint als sinnvolle Maßnahme, denn Menüoptionen für eine Anwendung sollten an einem Ort sein und nicht auf mehrere verteilt. Laut Gnome-Entwickler Allan Day habe der bisherige Zustand Anwender des Öfteren verwirrt. Deshalb müssen Entwickler die Optionen des App-Menüs nun im Menü der Anwendung selbst unterbringen. Ein damit verbundener Nachteil ist, dass im Panel nicht mehr ersichtlich ist, welches Fenster gerade den Fokus hat.

    GNOME-Software aufgewertet

    GNOME-Software als zentraler Paket-Hub hat weitere Verbesserungen erhalten. Die Berechtigungen installierter Flatpaks werden nun angezeigt. Der Start der Anwendung wird durch die Verwendung von libxmlb zum Parsen der Appstream-XML beschleunigt. Zudem verbraucht die App nun weniger Hauptspeicher. Fehlermeldungen sind jetzt aussagekräftiger gestaltet.

    Berechtigungen verfeinert

    In den GNOME-Einstellungen taucht ein neuer Abschnitt für Applikationen auf. Darüber können Berechtigungen einzelner Apps eingestellt werden. Dieses Panel wurde hauptsächlich für Flatpaks eingefügt, die zunehmend mehr Optionen in diesem Bereich anbieten. Es sind Schalter für den Zugriff auf lokale Dateien sowie für Systemintegration und Benachrichtigungen vorhanden.

    Bessere Skalierung für HiDPI-Displays

    Weitere Abschnitte wie etwa die für Sound und Display wurden überarbeitet. Zudem wird weiterhin daran gearbeitet, GNOME-Settings für den Einsatz auf Mobilgeräten responsiv zu gestalten. Nutzer von HiDPI-Displays werden sich freuen, dass rund drei Jahren nach dem ursprünglichen Bugreport fractional scaling jetzt Realität geworden ist. Es ersetzt die bisherige ganzzahlige Skalierung mit einer feineren Abstufung, die auch Skalierungen wie etwa 3/2 (1,5) erlaubt.

    Bisher nur Wayland unterstützt

    Allerdings gilt die Unterstützung noch als experimentell, da sie bisher nur in einer Wayland-Session funktioniert. Deshalb muss die Funktion manuell mit gsettings set org.gnome.mutter experimental-features "['scale-monitor-framebuffer']" freigeschaltet werden. Danach können im Control Center weitere Feineinstellungen vorgenommen werden. Die neue Skalierungsmethode soll auch zwischen Displays mit und ohne HiDPI funktionieren.

    Zuerst bei Fedora und Ubuntu

    Die Verbesserungen von GNOME 3.32 werden demnächst in den Distributionen Fedora 30 und teilweise in Ubuntu 19.04 »Disco Dingo« verfügbar sein. Da das am 18. April erwartete Ubuntu 19.04 noch X11 einsetzt, kommen die Anwender nicht in den Genuss des Fractional Scaling. Weitere Verbesserungen sind in der Ankündigung aufgelistet.

  • Aus GTK+ wird GTK

    Photo by Todd Quackenbush on Unsplash

    Das GUI-Toolkit GTK+ wird umbenannt und nennt sich künftig der Einfachheit halber nur noch GTK, wie einer Mitteilung auf der GNOME-Entwicklerliste zu entnehmen ist.

    Was lange währt…

    Nach entsprechenden Änderungen im Git-Repository, der Dokumentation und an anderen Stellen ist die Umbenennung nun beschlossene Sache, nachdem bereits seit Jahren darüber diskutiert wurde. Somit wird die nächste große Hauptversion 4.0 dann ohne das Pluszeichen erscheinen.

    Das GIMP Toolkit

    GTK steht für GIMP-Toolkit, was sowohl die Herkunft als auch das Pluszeichen erklärt. Die Bibliothek wurde ursprünglich entwickelt, um eine Benutzeroberfläche für das Grafikprogramm GIMP zu schaffen, die nicht vom damals weit verbreiteten Toolkit Motif abhängig war.

    Herausgelöst

    Im Jahr 1998 wurde GTK aus GIMP herausgelöst und sukzessive erweitert. Das Pluszeichen als Anhängsel diente fortan als Unterscheidung zum ursprünglichen Code. Diese Unterscheidung ist heutzutage nicht mehr notwendig. GTK ist neben QT das zweite große Toolkit zur Entwicklung grafischer Oberflächen für Software für das X Window System.

    GTK wird unter anderem von den Desktop-Umgebungen GNOME, Xfce, LXDE, MATE, Cinnamon, Pantheon und dem ROX Desktop sowie von einer Vielzahl von Anwendungen verwendet. Aktuelle Versionen von GTK erhielten in den letzten Jahren Unterstützung für OpenGL, Wayland und Flatpak-Portale.

    Warten auf GTK 4.0

    Das in der Programmiersprache C geschriebene Toolkit ist unter der LGPL lizenziert und steht derzeit bei Version 3.24, auf der auch das aktuelle GNOME 3.30 basiert. Es soll die letzte Version von GTK+ 3 sein und künftig von GTK 4.0 abgelöst werden. Ein Zeitpunkt zur Veröffentlichung von GTK 4.0 ist allerdings noch nicht bekannt.

    GTK ist auch für Windows und OS X verfügbar und ermöglicht es somit, Anwendungen zu erstellen, die verhältnismäßig leicht plattformunabhängig zwischen Linux, Windows und OS X portiert werden können.

  • GNOME 3.30 verspricht bessere Performance

    GNOME 3.30
    Quelle: gnome.org

    Das vor wenigen Tagen veröffentlichte GNOME 3.30 »Almeria« folgt nach den üblichen sechs Monaten Entwicklung auf seinen Vorgänger GNOME 3.28. Die Entwickler versprechen für die neue Version reduzierten Ressourcenverbrauch und somit bessere Performance.  Aber GNOME 3.30 hat sich nicht nur unter der Haube weiterentwickelt. Auch viele GNOME-Apps weisen Fortschritte auf.

    Insgesamt flossen fast 25.000 Änderungen von über 800 Beitragenden in die Veröffentlichung ein. Als Unterbau dient mit GTK+ 3.24 die letzte planmäßige Version der GTK-3-Reihe. Bereits jetzt bringt GNOME 3.30 einige Elemente des kommenden GTK+ 4 mit.

    Flatpak mit Zukunft

    Die GNOME-Entwickler sehen in Flatpak die künftige Art und Weise, wie Software schnell und sicher verteilt werden kann. Mit Flatpak 1.0 hat das alternative Software-Verteilungssystem kürzlich seine produktive Reife erreicht. Gleichzeitig bietet die Paketverwaltung GNOME Software in der neuesten Version die Möglichkeit, alle installierten Flatpaks stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Dazu muss lediglich ein Haken gesetzt werden.

    Podcasts

    Der in GNOME integrierte Browser Web erhielt, ähnlich wie bereits Firefox, eine minimale Leseansicht, die sich nur auf den Text konzentriert. Dabei werden alle zusätzlichen Menüs, Bilder und für den Artikel irrelevanten Inhalte ausgeblendet. GNOME 3.30 führt auch eine neue Anwendung ein: Mit Podcasts können die Lieblings-Podcasts verfolgt und direkt über die Arbeitsumgebung angehört werden. Anwender, die von anderen Podcast-Apps auf die native GNOME-App umsteigen möchten, können Podcasts von dort importieren.

    Verbindung zu Windows

    Boxen, die GNOME-Anwendung für virtuelle Maschinen, kann sich nun zusätzlich über das Remote Desktop Protokoll (RDP) mit entfernten Windows-Servern verbinden. Damit wird die Verwaltung von Windows-Servern vereinfacht.  Boxen kann nun zudem OVA-Dateien importieren. Das Teilen virtueller Maschinen wird so noch einfacher. Mit GNOME 3.30 wird es außerdem leichter, Bildschirmfreigaben und Verbindungen zu entfernten Bildschirmen zu steuern. Ein neu hinzugefügtes Systemmenü zeigt aktive entfernte Verbindungen an.

    Thunderbolt integriert

    Die Anwendung Disks zur Verwaltung von Festplatten und Partitionen kann jetzt mit VeraCrypt verschlüsselte Laufwerke entschlüsseln und einbinden. Die Distribution Tails hat diese neue Funktion bereits vorab  in ihrer neuesten Ausgabe 3.9 umgesetzt. In den Einstellungen von GNOME 3.30 wurde ein neues Panel zur Verwaltung von Thunderbolt-Geräten hinzugefügt.

    Hardware-bezogene Panels werden jetzt zudem nur noch angezeigt, wenn die entsprechende Hardware angeschlossen ist. Die Dateiverwaltung Files erhielt verbesserte Such- und Ortsleisten. GNOME 3.30 wird in paketierter Form für Anwender im Oktober in den Veröffentlichungen von Fedora 29 und Ubuntu 18.10 verfügbar sein. Für Anwender von Fedora 28 besteht bereits jetzt die Möglichkeit, GNOME 3.30 vorab über das Copr-Buildservice zu installieren.

  • Canonical tritt GNOME Advisory Board bei

    GNOME Advisory board
    Trademarks sind Eigentum des jeweiligen Besitzers

    Nachdem Canonical mit Ubuntu 17.10 Artful Ardvark der Umstieg von hauseigenen Desktop Unity zu GNOME gelungen ist, tritt der Ubuntu-Hersteller jetzt dem Advisory Board der GNOME Foundation bei. Die Mitglieder dieses Beratungsgremiums vertreten Unternehmen und Projekte, die das GNOME-Projekt unterstützen. Obwohl der Beirat keine Entscheidungsbefugnis für die GNOME-Stiftung hat, kommunizieren seine Mitglieder mit dem Vorstand und helfen dem Direktorium der Stiftung, die allgemeine Ausrichtung von GNOME und der GNOME-Stiftung zu lenken.

    Finanzielle und beratende Unterstützung

    Zudem unterstützen die Mitglieder des GNOME Advisory Board das Projekt auch mit Finanzmitteln. Die Beiträge belaufen sich je nach Umsatz des Unternehmens zwischen 11.500 und 23.000 US-Dollar pro Jahr. Die Aufgaben der Mitglieder sind im GNOME-Wiki zusammengefasst. Die 11 Mitglieder sind seit dem 1. 11. 2017 die Unternehmen und Projekte Canonical, Debian, Endless, Free Software Foundation, Google, Linux Foundation, Private Internet Access, Red Hat, Sugar Labs, SUSE und The Document Foundation.

    Jamie Bennett, Vize-Präsident der IoT-Entwicklung bei Canonical sagte, der Erfolg von Ubuntu 17.10 Artful Ardvark sei auch der GNOME-Community zu danken. So freue man sich bei Canonical, dem Advisory Board beizutreten und die Zusammenarbeit auf einer neuen Ebene zu intensivieren. Neil McGovern, ehemaliger Debian-Projektleiter und derzeit Direktor der GNOME Foundation, sagte, Canonical bringe sehr viel Erfahrung mit und dass die GNOME Foundation glücklich darüber ist, Canonical mit an Board zu haben.

    Gewinn für beide Parteien

    Durch den Wechsel vom hauseigenen Desktop Unity zu GNOME bringt Ubuntu Millionen von Anwendern erstmals mit dem GNOME-Desktop in Kontakt. Damit rückt nicht nur Ubuntu wieder näher an die Open-Source-Gemeinschaft, auch GNOME wird durch den Zuwachs an Nutzern und damit auch vieler Bugreports noch besser werden.

     

     

     

     

  • Erste Entwicklerversion zu GNOME 3.28

    Gnome 3.27.1
    Trademarks sind Eigentum des jeweiligen Besitzers

    Mit GNOME 3.27.1 hat das Projekt die erste Entwicklerversion für die am 14. März 2018 geplante Veröffentlichung von GNOME 3.28 freigegeben. Während am 2. November mit 3.26.2 die zweite Aktualisierung von GNOME 3.26 ansteht, leitet das am 18. Oktober freigegebene 3.27.1 den Entwicklungsprozess zu 3.28 ein.

    Gerade und Ungerade

    Bei GNOME stehen gerade Versionsnummern für stabile Versionen, während ungerade Nummern auf eine Entwicklerversion hindeuten. Wie Javier Jardón vom GNOME-Release-Team in der Ankündigung andeutet, lässt sich 3.27.1 zwar bauen, ist aber eher für Entwickler zum Hacken geeignet als um bereits einen Eindruck von GNOME 3.28 zu gewinnen.

    Meson siegt über GNU Autotools

    Im Unterbau werden weitere Module auf das neue Buildsystem Meson umgestellt. In den aktuellen Builds gibt es mit einigen kürzlich umgestellten Modulen aufgrund von Fehlern noch Probleme. Wer bereits einen ersten Blick riskieren möchte, kann dazu die angebotenen JHBuild-Modulsets nutzen. Die Liste der Module mit neuer Version ist bereits relativ lang. So wurden Baobab, DConf, und der Dconf-Editor auf Meson umgestellt. Der GNOME-Fenstermanager Mutter erhielt für Wayland Unterstützung für Hybrid-GPUs sowie weitere Verbesserungen. Auch der GNOME-Builder liegt in neuer Version mit einer Reihe von Verbesserungen vor.

    Auf dem Weg zu GTK4

    Das zugrundeliegende GTK+ 3.92 erfuhr ebenfalls viele Neuerungen auf dem Weg zu GTK4. Hier sind Verbesserungen bei Vulkan ebenso zu nennen wie die Unterstützung weiterer Module durch das GTK Scene Kit (GSK). Zum Bau von GTK4 wird nun ebenfalls ausschließlich Meson verwendet, die Unterstützung für  die GNU Autotools entfällt.

    Epiphany aufgewertet

    Außerdem bringt GNOME 3.27.1 für den Web-Browser Epiphany bessere Unterstützung für Fedoras Flatpak-Paketsystem sowie für Google Save Browsing. Damit bietet Google einen Dienst zur Erkennung schädlicher Webseiten und Downloads.  Weitere Verbesserungen für Epiphany 3.27.1 listet Paketbetreuer Michael Catanzaro auf seiner Webseite. GNOME 3.27.2 wird für den 15. November erwartet.

  • GNOME bringt erste Aktualisierung auf 3.26.1

    Gnome 3.26.1
    Trademarks sind Eigentum des jeweiligen Besitzers

    GNOME 3.26.1 ist das erste Point-Release für das aktuelle GNOME 3.26. Das Update bringt neben Fehlerbereinigungen auch eine neue Version des GNOME-Fenstermanagers und Compositors Mutter. Die neue Version Mutter 3.26.1 erhielt Verbesserungen beim Window-Tiling. Bei zwei angrenzenden Fenstern lässt sich die Größe beider Fenster ändern, indem man eins davon größer oder kleiner zieht. Dabei ist die Aufteilung nicht wie bisher an 50 Prozent gebunden, sondern funktioniert auch bei 33 und 66 Prozent. Künftig sollen zusätzlich auch 25 und 75 Prozent möglich sein.

    GNOME-Shell aufgewertet

    Darüber hinaus unterstützt Mutter 3.26.1 auch Sandboxing für Ubuntus Snap-Pakete. Ein Fehler, der Monitoreinstellungen zwischen Neustarts vergessen ließ, wurde behoben. Auch die GNOME Shell 3.26.1 erhielt Verbesserungen. Die GNOME-Shell bietet die wichtigsten Benutzeroberflächenfunktionen für den GNOME-3-Desktop, wie etwa das Wechseln zwischen Fenstern und das Starten von Anwendungen. In der neuen Version werden in der Kalender-App beim Wechsel der Zeitzone Daten und Zeiten automatisch angepasst. Die Lesbarkeit von Text in der oberen Leiste, die seit Version 3.26 transparent ist solange keine Fenster sie berühren, wurde verbessert.

    Headless-Mode für die Shell

    Ein Crash, der auftrat wenn Tray-Icons in schneller Folge versteckt und wieder hervorgeholt wurden, ist nun behoben. Das Wechseln von Fenstergruppen arbeitet in der neuen Version  verlässlicher. Zudem kann die GNOME-Shell nun headless ohne verbundenes Display laufen. Dazu mussten einige Fehler beseitigt werden. Zudem soll die GNOME-Shell in Abwesenheit von Logind nicht mehr abstürzen.

    GNOME 3.26.1 wertet auch einige Core-Apps mit Updates auf. So werden in GNOME Photos die Kontrollelemente ausgeblendet, wenn sie nicht benötigt werden. GNOME Online Accounts erhielt zusätzliche Übersetzungen. Bei Fedora 27 Workstation Beta und Ubuntu 17.10 Artful Aardvark Beta wird GNOME 3.26.1 in den nächsten Tagen über das Paketmanagement aktualisierbar sein. Arch-Testing verfügt bereits über das Update. Binärpakete für weitere Distributionen werden sukzessive folgen. Die offiziellen Release Notes wird in Kürze erwartet.

  • Flatpak von innen

    Installation per Flatpak-Hub
    Screenshot: FThommes

    Flatpak ist grundsätzlich ein Bündelungssystem, und als solches hat es im Vergleich zu anderen Paketsystemen den Nachteil des prinzipbedingt größeren Umfangs. Nach Meinung von GNOME- und Flatpak-Entwickler Alexander Larsson kompensieren die Vorteile der Bündelung aber die Nachteile. In einem Blogpost erklärt er, was in der Entwicklung gegen das Aufblähen getan wird.

    Maßnahmen gegen Bloat

    Bereits das Grundgerüst der Flatpak-Infrastruktur versucht, Bloat zu vermeiden. Das geschieht durch die Aufteilung in Laufzeitumgebung und Anwendungen. Das bedeutet, dass Anwendungen nicht alles bündeln müssen und dass gemeinsame Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Anwendungen geteilt werden.

    Bei der Konzeption von Flatpak war die Eindämmung von Bloat allerdings nicht das Hauptargument für den Einsatz von Laufzeitumgebungen. Dabei ging es vordergründig um Dinge wie Wartung, gemeinsame Eigentümerschaft und darum, Kernfunktionalitäten separat veröffentlichen zu können. Hier stehen  beispielsweise Sicherheitsaktualisierungen im Fokus, die Anwendungsautoren weder beherrschen noch Interesse daran haben.

    OSTree ist mit Git vergleichbar

    Für die Anwendungsspeicherung nutzt Flatpak ein System namens OSTree, welches durch Deduplikation auf Dateiebene bereits eine Doppelung von Daten verhindert. Larsson versucht OSTree zu erklären, wenn er sagt:  »Es ist wie Git, aber für Verzeichnisse mit großen Binärdateien«. Für Flatpak bedeutet das, dass jede Runtime (es können mehrere installiert sein) und jede Anwendung einen Zweig in einem OSTree-Repository darstellen, der einem Git-Branch entspricht. Dabei sind alle Verzeichnisse und Dateien, vereinfacht dargestellt, mit IDs versehen. Alle identischen Dateien werden so erkannt und dabei zwischen den Anwendungen geteilt. Das entlastet nicht nur RAM und Plattenplatz sondern spart Bandbreite beim  Download.

    Effektive Einsparung

    Dass das effektiv funktioniert, zeigt das Beispiel der beiden Laufzeitumgebungen von GNOME und freedesktop.org. Letztere hat eine Größe von 435 MByte, die von GNOME wirft 665 MByte in die Waagschale. Dabei ist die GNOME-Runtime eine Kopie der Runtime von freedesktop.org mit einigen entfernten und einigen hinzugekommenen Dateien.

    Wird die GNOME-Runtime zusätzlich zu der von freedesktop.org installiert, werden lediglich 18 MByte mehr belegt anstatt 230 MByte. Das gleiche gilt für die KDE-Runtime und weitere, unter Umständen auch selbst erstellte Laufzeitumgebungen. Auch die Installation von x86-64- und i386-Builds der GNOME-Laufzeitumgebung spart 220 MByte ein.