Schlagwort: Debian

  • Debian-Pakete patchen

    Debian-Pakete patchen

    Foto: Jesse Ramirez on Unsplash

    Manchmal kommt man um das Ändern von Quelltexten und Paketen nicht herum. In dem folgenden Fall ging es um das Paket cron, in dessen Quelltext der Pfad zum Speichern von Laufzeitdaten fest vorgegeben ist.


    Das ist so lange kein Problem, wie das Dateisystem normal funktioniert. Nun war es bei einem Produktivsystem aber leider so, dass das Dateisystem exakt an der Stelle des cron-Laufzeitverzeichnisses einen Fehler hatte, der den Zugriff (auch Ändern, Löschen, etc. mit Root-Rechten) auf dieses verhinderte.

    Quelltext anpassen


    Das Wiederherstellen des Betriebssystems zur Korrektur des grundlegenden Fehlers schied zu dem Zeitpunkt aus. Es blieb als Möglichkeit nur, den Pfad innerhalb des cron-Paketes zu ändern. Diese Kurzanleitung beschreibt das Vorgehen vom Herunterladen des cron-Quelltextes bis zum Installieren des gepatchten Paketes.

    Den Quelltext von cron herunterladen und die Pakete installieren, die zum Bauen benötigt werden:

    cd /tmp/
    apt source cron
    apt build-dep cron

    Im cron-Quelltext alle Vorkommen des Pfades /var/spool/cron auflisten, durch den neuen Pfad /var/spool/cron2 ersetzen und das Ersetzen überprüfen:

    cd cron-3.0pl1
    grep var/spool/cron -r -l .
    grep var/spool/cron -r -l . | xargs -n 1 sed -i 's#var/spool/cron#var/spool/cron2#g'
    grep var/spool/cron -r -l .

    Nun den Quelltext übersetzen und das Paket neu bauen:

    dpkg-buildpackage -us -uc
    Anschließend das neue Paket installieren:

    cd ..
    dpkg -i cron_3.0pl1-127+deb8u1_amd64.deb

    Überprüfen, ob cron jetzt läuft und der neue Pfad existiert:

    ps -A | grep cron
    ls /var/spool/cron2/

    Die nun installierte cron-Version von späteren Aktualisierungen ausschließen:

    echo cron hold | dpkg --set-selections

    Mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Webseite von Hauke Goos-Habermann. Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 DE

  • antiX-19 mit Debian und ohne Systemd freigegeben

    antiX-19 mit Debian und ohne Systemd freigegeben

    antiX ist eine leichtgewichtige Distribution auf der Basis von Debian Stable. Jetzt erschien antiX-19 mit dem Unterbau von Debian 10 »Buster«, aber wie gehabt ohne Systemd. Ich habe mir die »Full«-Variante angeschaut.

    Die einst aus Mepis hervorgegangene Distribution eignet sich nicht nur für aktuelle Hardware, sondern harmoniert auch vorzüglich mit älteren Computern mit dem x86-Befehlssatz ab dem Intel Pentium III, der noch knapp aus dem letzten Jahrtausend stammt.

    Anspruchslos

    Die Entwickler empfehlen mindestens 256 MByte RAM und zum Installieren eine Mindestfestplattengröße von 2,7 GByte. Nach dem Start belegt das System knapp unter 150 MByte RAM. Die Installation gelingt auch auf einem USB-Stick mit oder ohne permanente Datenspeicherung.

    Abgehangene Paketauswahl

    Kommt bei Debian Systemd zum Zug, so setzt antiX auf dessen Vorgänger SysVinit als Init-System. Der Desktop wird von dem wieselflinken IceWM gestellt. Als Kernel wird 4.9.193 verwendet. Das Büropaket LibreOffice ist in Version 6.1.5-3 vorinstalliert, während zum Browsen Firefox-ESR 60.9 zum Einsatz kommt. Für tadellosen E-Mail-Empfang sorgt Claws-Mail 3.17.3-2.

    Gute Auswahl

    Darüber hinaus bietet antiX-19 eine große Auswahl an Anwendungen aus allen Sparten, oft mehrere Anwendungen für einen Zweck. Diese kann man entweder im Menü finden oder über die Anwendung App Select direkt anspringen und starten, indem man dort einen Suchbegriff wie Office oder Video eingibt.

    antiX-19: klein, aber fein

    Die Konfigurationsmöglichkeiten erscheinen fast überbordend. Um beispielsweise alle Themes auszuprobieren, vergeht bestimmt eine halbe Stunde. Auch die Varianten an Fenstermanagern sind überwältigend. Aber Linux steht in dieser kleinen, aber feinen Distribution auch für Vielfalt.

    antiX-19 liegt in vier Varianten in jeweils 32- und 64-Bit zum Download vor. Auf Torrents muss man noch etwas warten. Neben der Vollversion mit 1,1 GByte stehen antiX-base mit 700 MByte, das halb so große antiX-core sowie antiX-net mit 200 MByte und ohne X-Server zur Verfügung.

    MX-19 steht vor der Tür

    In den nächsten Tagen darf auch mit der Freigabe der stabilen Version von MX-19 gerechnet werden, ein Release-Kandidat liegt bereits vor. MX Linux ist eine Gemeinschaftsproduktion der Communities von antiX und Mepis.

  • Netrunner 19.1 »Blackbird« veröffentlicht

    Netrunner 19.1
    Screenshot: ft

    Netrunner ist eine auf Debian-Testing basierende Distribution, die den Plasma-Desktop von KDE favorisiert. Sie wird vom Bielefelder Unternehmen Blue Systems des Philantropen Clemens Tönnies Jr. herausgegeben. Blue Systems beschäftigt einige renommierte von KDE-Entwicklern und unterstützt neben Netrunner noch weitere KDE-Projekte.

    Neues Design

    Netrunner 19.1 »Blackbird« bietet ein frisches Design, das auf der Kvantum-Theme-Engine und dem Plasma-Theme »Alpha-Black« basiert. Hellere Töne lassen sich mit dem vorherigen Theme wieder einstellen.

    Aktuelle KDE-Pakete

    Der Plasma-Desktop wird bei Netrunner 19.1 von den aktuell in Debian-Testing verfügbaren Komponenten Plasma 5.14.3, KDE Frameworks 5.51 und KDE Applications 18.08 dargestellt. Die Pakete sind mit Qt 5.11 gebaut.

    Weitere Zutaten sind Kernel 4.19, Systemd 240-2, Firefox 64.0 mit Plasma-Integration-Addon sowie Thunderbird 60.3. und LibreOffice 6.1.4. Als Paketmanager kommt Synaptic zum Einsatz. Konsolenfreunde freuen sich über das Dropdown-Teerminal Yakuake.

    Gut ausgestattet

    Netrunner geht bei den vorinstallierten Paketen jedoch über die übliche Auswahl hinaus und liefert auch Apps wie Handbrake zur Video-Konvertierung, das Vektorgrafikprogramm Inkscape, den Audio-Player Yarock, den X11VNC-Server sowie Steam, Skype und VirtualBox vorinstalliert mit aus. Neu im Konzept sind auch die eingebundenen Web-Apps wie Opendesktop, HookTube und andere.

    Recht hungrig

    Der Plasma-Desktop ist in seiner fünften Inkarnation recht sparsam, was den Ressourcenverbrauch angeht. Das kann man von Netrunner allerdings nicht behaupten, denn das Image belegt im Live-Modus gleich nach dem Start rund 1,2 GByte Hauptspeicher und ist somit erst ab vier GByte RAM inm akzeptabler Ausführungsgeschwindigkeit nutzbar.

    Netrunner Stable oder Rolling

    Images mit rund 2,7 GByte Größe sind im Download-Portal von Netrunner für 64-Bit verfügbar. Dort finden sich auch eine Rolling-Release-Variante, die auf Manjaro basiert sowie einige ältere Abbilder. Zwei Images für die ARM-Plattform sind für das Pinebook und für den Platinenrechner Odroid C1/c1+ verfügbar.

  • Skype für Debian kann Rechner gefährden

    Skype für Debian kann Rechner gefährden

    Der IT-Berater Enrico Weigelt hat ein Sicherheitsproblem bei der Installation von Microsofts Microsofts Skype-Paket für Debian und seine Derivate entdeckt. Das ermöglicht unter Umständen das Einschmuggeln von bösartigen Paketen bis hin zur kompletten Übernahme des Rechners.

    Ungefragter Eintrag

    Das Paket schreibt bei der Installation ungefragt den Eintrag https://repo.skype.com/deb stable main in die sources.list und ermöglicht damit die Aktualisierung des Pakets durch Microsoft. Das dabei entstehende Problem ist, dass Microsoft oder jemand, der den entsprechenden privaten Apt-Repository-Schlüssel hat, freie Hand hat, unbemerkt bösartige Pakete zu installieren.

    Canonical-Mitarbeiter Seth Arnold weist auf weiteres Gefahrenpotenzial hin, wenn er anmerkt, dass durch die Tatsache, dass viele an einer Paketinstallation unter Debian beteiligte Scripte mit vollen Root-Rechten laufen, Microsoft oder andere Dritte einen Rechner komplett übernehmen könnten.

    Nichts Neues

    Warum Weigelt jetzt das Skype-Paket als unsicher anmahnt, erschließt sich nicht ganz, denn das nicht tolerierbare ungefragte Eintragen in die Quellenliste bei der Installation von Drittanbieter-Paketen in Debian ist nichts Neues. Googles Browser Chrome tut das schon immer, ebenso wie Vivaldi und andere. Dass das nicht sein muss, zeigt Hersteller Opera, der während der Installation nachfragt, ob der Eintrag gewünscht ist.

    Reale Gefahr

    Ob man nun Google mehr vertraut als Microsoft oder anderen Softwareschmieden bleibt jedem selbst überlassen. Aber selbst wenn dort kein böser Wille unterstellt wird, wäre es nicht das erste Mal, dass böswillige Hacker sich Firmengeheimnisse beschaffen. Ich denke dabei etwa an die mit einer Backdoor versehenen gefälschten Images bei Mint Linux im Februar. Die Gefahr, die Weigelt hier beschreibt, ist also durchaus real.

    Schaden verhindern

    Er beschreibt deshalb einige Maßnahmen, um die Gefahr zu bannen. Dazu zählt das Entfernen des Eintrags aus der Quellenliste ebenso wie das Kompilieren des Pakets ohne die Routine zum Erstellen des Eintrags. Darüber hinaus lässt sich das Paket per Apt-Pinning darauf festnageln, lediglich skypeforlinux zu aktualisieren. Schließlich sieht Weigert noch die Möglichkeit, das Paket via Docker oder LXC in einen Container zu sperren.

    Abgeschottet

    Wenn Alternativen zu Skype nicht in Frage kommen, sehe die Installation von Skype per Flatpak als die bessere Lösung an, da hier die Anwendung bereits durch die Sandbox limitiert ist und beim Aktualisieren keine Möglichkeit besteht, Schaden außerhalb des Pakets anzurichten. Ubuntu-Anwender bevorzugen hier eventuell das Snap von Skype.

  • Debian GNU Linux wird 25

    Debian GNU Linux wird 25

    Debian GNU Linux wird 25
    Quelle: Debian

     

    SUSE feierte vor rund einem Jahr den 25. Geburtstag, Slackware blickte vor wenigen Wochen auf ein Vierteljahrhundert Entwicklung zurück. Heute nun vor 25 Jahren kündigte Ian Murdock im Usenet auf comp.os.linux.development  die bevorstehende Fertigstellung einer neuen Linux-Veröffentlichung an, der er den Namen Debian gab. Der Name setze sich aus seinem und dem Vornamen seiner Freundin Debra zusammen. Murdock hatte die damals erste Linux-Distribution Softlanding Linux System benutzt und war mit einigem unzufrieden. Nach einer Zeit der Erweiterung des Vorhandenen entschloss er sich, ein System »from scratch«, als von vorne zu erstellen. Debian 0.01 wurde dann am 15. September 1998 veröffentlicht.

    Oldtimer ohne Chef

    Heute ist Debian die älteste der großen Linux-Distributionen, hinter der kein Unternehmen steht. Die rund 1.000 freiwilligen Entwickler leiten die Distribution nach dem Prinzip der Do-okratie. Das bedeutet in etwa: »Wer macht, bestimmt«. Das verlängert zwar Entscheidungen oft über Gebühr durch nicht enden wollende Diskussionen. Aber bisher hält Debian an diesem Prinzip trotzt einiger heftiger Krisen, deren letzte die Entscheidung für Systemd brachte, fest.

    Gut geregelt

    Den Rahmenbedingungen dieses oft chaotisch wirkenden Haufens bieten einige Richtlinien. Der Debian-Sozialvertrag, der eine Vision der Verbesserung der Gesellschaft bietet, beinhaltet auch die Debian-Richtlinien für Freie Software (DFSG), die Anhaltspunkte dazu geben, welche Software als brauchbar angesehen wird. Ergänzt werden sie durch die Projektverfassung, die die Projektstruktur festlegt, und den Verhaltenskodex, der den Ton für die Interaktionen innerhalb des Projekts vorgibt.

    Stable, Testing und Unstable

    Debians aktuelle Veröffentlichung hört auf den Namen Debian 9 »Strech«. Alle Veröffentlichungen tragen Namen von Figuren des Films Toy Story, so auch das für nächstes Jahr erwartete Debian 10 »Buster«-. Viele Anwender nutzen aber auch einen der anderen Zweige Testung oder Unstable aka Sid, was nach dem Jungen benennt ist, dessen Lieblingsbeschäftigung das Zerstören von Spielzeug ist. Früher stimmte diese Analogie durchaus, heute ist das nach dem Rolling-Release-Prinzip operierende Unstable aber relativ zahm und mit ein wenig Linux-Kenntnissen gut zu benutzen.

    Dementsprechend gibt es seit Jahren einige Distributionen wie etwa Siduction, Xanadu oder das auf Router und Firewalls spezialisierte VyOS, die Debian  Unstable erfolgreich als Basis nutzen. Insgesamt gibt es über 300 Distributionen, die Debian als ihre stabile Basis benutzen. Darunter sind auch Knoppix, dass das Prinzip von Live-CDs populär machte und Ubuntu, das eine Zeitlang die vermutlich am häufigsten genutzte Distribution war.

    Debian GNU Linux wird 25 50!

    Bisher konnte sich Debian immer an die Gegebenheiten und Erfordernisse des Marktes anpassen. So wurde vor drei Jahren Langzeitunterstützung realisiert, wodurch Debian-Veröffentlichungen nun insgesamt fünf Jahre Support erhalten und damit für Unternehmen interessant bleiben. Es besteht deshalb kein Grund anzunehmen, dass Debian nicht auch die 50 vollmachen kann.

  • Debian plant Rolling Release

    Debian plant Rolling Release

    Rolling Release
    Debian | Quelle: Mohd Sohail Lizenz: CC-BY-SA-2.0

     

    Einige große Distributionen befinden sich seit geraumer Zeit im Umbau, um auf veränderte Herausforderungen in der IT zu reagieren. Sowohl Fedora als auch openSUSE haben sich in den letzten Jahren von Grund auf neu aufgestellt. Fedora teilte die Distribution in drei Teile für Desktop, Server und Cloud auf und arbeitet weiter an der Modularisierung. openSUSE verankerte Tumbleweed sehr erfolgreich als offizielle Rolling-Release-Variante und setzte obendrauf mit openSUSE Leap einen Hybriden, der sein Basissystem aus der Mutter-Distribution SUSE bezieht und den Rest aus Tumbleweed hinzufügt.

    Debian unzufrieden

    Jetzt scheint auch Debian an einem Punkt angelangt, an dem eine Kurskorrektur ansteht. Schon seit Jahren sieht sich Debian, eine der ältesten Distributionen am Markt, zunehmend in der Situation, hauptsächlich als Basis für einige Hundert Derivate zu dienen und seine ursprüngliche Ausrichtung zu verlieren. Auch die Einführung von länger unterstützten Veröffentlichungen, die für die Distribution ein Kraftakt war, konnte an der Situation nichts ändern. Während ein Teil  der Entwickler die Positionierung als Basis für andere Distributionen als akzeptabel empfinden, scheint nun eine andere Fraktion die Oberhand zu gewinnen, die diesen Zustand nicht hinnehmen will.

    Rolling Release als Lösung

    Aus gut unterrichteter Quelle ist zu erfahren, dass Debian plant, die für Desktop-Nutzer oft etwas angestaubte Variante Stable, die bisher als einzige veröffentlicht wird, um eine weitere Veröffentlichung auf der Basis von Debian Unstable aka Sid zu bereichern. Das würde dann in etwa dem Entwicklungsmodell von openSUSE mit Tumbleweed oder Red Hat mit Fedora entsprechen. Zudem ist eine schmale Variante für Cloud und Container unter dem Begriff Debtainer angedacht.

    Chance für Entwicklungsimpulse

    das inoffizielleDebian Unstable wird zwar von vielen Entwicklern genutzt, dient auch etwa dem Derivat Siduction als Basis,  hat aber insgesamt nicht die Verbreitung wie die eben genannten Beispiele der Mitbewerber. Debian erhofft sich von dem geplanten Schritt eine breitere Basis an Benutzern für die Rolling-Release-Variante und verbindet damit die Hoffnung auf neue Impulse für die Entwicklung. Wie die neue Ausrichtung technisch umgesetzt wird und wie die zusätzliche Arbeitslast geschultert werden soll ist noch nicht ausgearbeitet.Auch ein genauer Termin ist noch nicht festgelegt.

  • Debian diskutiert neue Herausforderungen in einem veränderten Ökosystem

    Debian diskutiert neue Herausforderungen in einem veränderten Ökosystem

     

    Debian diskutiert
    Logo: Mohd Sohail Lizenz: CC BY 2.0

    Auf der Debian-Entwickler-Mailing-Liste wird seit einigen Tagen in dem Thread What can Debian do to provide complex applications to its users? ausgiebig über ein Problem diskutiert, das im Kern die saubere Paketierung von komplexen Anwendungen in Debian betrifft, die meist aus dem Bereich Web-Applikationen stammen. Dabei geht es beispielsweise um Applikationen. die auf die Plattform Node.js und deren Repository NPM setzen. Es ist nicht das erste Mal, dass Debian diese Probleme diskutiert, die im Endeffekt auch die eigene Relevanz in der Zukunft der Linux-Distributionen betreffen.

    Debian diskutiert neue Entwicklungsmodelle

    Die Welt der Software-Entwicklung verändert sich seit Jahren rapide außerhalb des Debian-Ökosystems. Ein aktueller Trend in der Software-Entwicklung ist die Verwendung von Programmiersprachen, oft interpretierte Hochsprachen, kombiniert mit der intensiven Nutzung von Drittanbieter-Bibliotheken und einem sprachspezifischen Paketmanager für die Installation von Bibliotheken durch Entwickler und den Systemadministrator, der die Software für die Produktion installiert. Dadurch werden Linux-Distributionen zunehmend umgangen.

    Nicht kompatibel

    Debians Richtlinien kollidieren hier häufig mit der gebotenen Aktualität bei dieser Art von Anwendung. Sicherheit ist dabei ein wichtiges Thema. Es wird in dem Thread unter anderem zu Recht bemängelt, dass Quelltext und Copyright-Informationen der in Web-Applikationen häufig verwendeten unzähligen JavaScript-Bibliotheken von Upstream oft nicht angegeben oder gar unbekannt sind, was in Debian prinzipiell unakzeptabel ist. Darüber hinaus werden JavaScript-Bibliotheken als Abhängigkeiten in solchen Anwendungen häufig aktualisiert, während in Debian noch eine ältere Version der Bibliothek Standard ist und somit die Anwendung bricht.

    Viele Upstream-Entwickler solch komplexer Anwendungen ziehen es zunehmend vor, wegen der als restriktiv angesehenen Richtlinien nicht mit Debian zusammenzuarbeiten. Dabei geht es oft um Anwendungen, die neben JavaScript auf PHP, Python, Ruby oder Golang setzen. Die kurzen Supportzeiträume dieser Frameworks und Sprachen passen nicht mit Debians Philosophie zusammen. Ein weiteres Problem ist die Minifizierung, die neben CSS besonders bei JavaScript angewendet wird, um eine beschleunigte Ausführung des Codes zu erreichen. Dies ist aber nicht konform mit Debians Social Contract und ergibt im Ergebnis unwartbaren Quellcode. Deshalb sehen auch Debians FTP-Master und das Technical Comitee minifizierten Code als für Debian unbrauchbar an.

    Weiterhin spielt das Thema Vendoring eine Rolle. Vendoring ist die Erstellung einer eigenen Kopie von Bibliotheken, die ein Upstream- Projekt verwendet. Diese Kopien werden traditionell in jedem Projekt platziert und dann im Projekt-Repository gespeichert. Gibt es in einer der Original-Bibliotheken ein Sicherheitsproblem, so wird die »vendored version« oft nicht oder viel zu spät aktualisiert. Auch das entspricht nicht Debians Richtlinien.

    Debian-Paket oder externe Anwendung?

    Das Dilemma, vor dem die Entwickler und Anwender hier stehen ist nicht leicht zu lösen. Fällt die Wahl auf das Debian-Paket einer Anwendung (sofern eins existiert), so kann meist die gebotene Aktualität, die bei Web-Anwendungen besonders wichtig ist, nicht gewährleistet werden oder die Anwendung bricht bei der Aktualisierung.

    Als Alternative kann der Anwender auf die Upstream-Version zurückgreifen, bei der es gleich mehrere Unbekannte gibt. Sie wird meist mit einem eigenen Installer wie Pip im Fall von Python oder NPM für das allgegenwärtige Node.js. Diese Installer schaufeln Code auf die Rechner, der in keiner Weise einer Verifizierung unterliegt, wie das für Debian-Repositories der Fall ist. Andererseits handhaben diese Installer oft Hunderte von Abhängigkeiten, die ein Debian-Maintainer zeitlich gar nicht bewältigen kann.

    Container oder Flatpaks

    Welche Lösungen gibt es für diese Problematik? Und ist Debian flexibel genug, um mögliche Lösungen umzusetzen? Das sind Fragen, die nicht nur im Thread selbst, sondern auch in den Blogs der beiden Debian-Urgesteine Lars Wirzenius und Joey Hess aufgegriffen werden. Ein diskutierter Lösungsansatz ist die Verwendung von Containern oder Flatpaks innerhalb der Debian-Infrastruktur für solche Anwendungen. Denkbar wäre auch ein Repository für solche Pakete, ähnlich denen für contrib und non-free. Hier müsste klar vermittelt werden, dass für solch ein Repository keine Sicherheitsunterstützung gewährleistet wird.

    Vision für die Zukunft?

    Eine andere Möglichkeit wäre, Pakete in mehreren Versionen zuzulassen wie das beispielweise für C-Bibliotheken,  GCC, Python und andere schon länger der Fall ist. Der Blick richtet sich zudem auf Distributionen wie NixOS, die nicht der traditionellen Verzeichnisstruktur des Filesystem Hierarchy Standard folgen. NixOS erlaubt mehrere Versionen einer Anwendung gleichzeitig, wobei jede Version der Anwendung ihre Dateien in einem eigenen Verzeichnis ablegt. Alle vorgebrachten Ideen drohen aber an der fehlenden Entwickler- und Betreuerzeit in Debian zu scheitern.

    Das vorliegende Problem betrifft aber auch die Relevanz von Debian. So formuliert denn auch ein Entwickler:

    [su_quote style=“flat-light“ cite=“Vincent Bernat“ url=“https://lists.debian.org/debian-devel/2018/02/msg00343.html“] I have the […] feeling Arch is taking away our desktop users, Ubuntu is taking away our cloud users, Alpine is taking away our container users and CoreOS/Atomic Host are taking away users interested by container orchestration solutions.[/su_quote]

    Freie Software weiter tragfähig?

    Tritt man etwas weiter zurück, so sieht es auf längere Sicht für Linux-Distributionen in ihrer jetzigen Form insgesamt nicht rosig aus. Viele junge Entwickler scheren sich nicht mehr um Werte wie Lizenzen, lesbaren und dokumentierten Quellcode oder nachvollziehbare Copyright-Angaben. Wenn allerdings das Modell der Distributionen nicht mehr tragfähig ist, worauf wollen Entwickler freier Software dann ihre Anwendungen laufen lassen?

    Das Problem ist nicht neu, Lennart Poettering hat sich bereits vor Jahren über die Art, wie wir künftig Distributionen bauen Gedanken gemacht. Die Ideen dazu werden bereits seit Längerem erprobt, haben sich aber bisher nicht auf breiter Front durchgesetzt.

  • Debian diskutiert erneut über Freie Software

    Debian diskutiert erneut über Freie Software

    Freie Software
    Screenshot: ft

     

    Seit einigen Tagen herrscht bei Debian eine rege Diskussion über ausschließlich Freie Software auf den Distributionsmedien auf der Debian-Entwicklerliste. Ausgelöst durch einen Bericht einer fehlgeschlagenen Debian-Installation entwickelt sich der Thread zu einer Grundsatzdiskussion, welche sich bei Debian leicht über Wochen hinziehen können, um dann oft genug ergebnislos zu versickern.

    Linux Mint gegen Debian

    Der Ausgangspost beschreibt den Versuch eines fortgeschrittenen Computer-Anwenders, erstmals Linux auf einem Notebook zu installieren. Er entschied sich zunächst für Linux Mint und die Installation funktionierte auf Anhieb, die Hardware des Notebooks wurde korrekt erkannt und eingerichtet. Ein befreundeter Debian-Entwickler bat ihn, doch auch Debian 9 »Stretch« eine Chance zu geben. Gesagt – getan. Das Ergebnis war allerdings nicht wie erwünscht. Weder konnte nach der Installation eine WLAN-Verbindung erstellt werden, noch konnte auf angeschlossene NTFS-Laufwerke geschrieben werden. War ersteres zu erwarten, da WLAN-Treiber bei Debian in der Non-Free-Sektion liegen, so scheint das zweite ein Bug in NTFS-3G zu sein. Aber darum geht es hier nicht.

    Versteckt, aber funktionierend

    Prompt fragte ein Entwickler, warum der Anwender denn nicht ein inoffizielles Image genommen habe, welches die notwendige unfreie Firmware bereits mitbringt. Andere wollten daraufhin wissen, woher denn der Anwender von der inoffiziellen Version gewusst haben solle. Wie sich im weiteren Verlauf heraus stellte, wissen nicht einmal alle Debian-Entwickler, wo diese Images zu finden sind. Daraus ist mittlerweile ein zweiter Thread entstanden.

    Kein Ende in Sicht

    Damit waren die Grundlagen gelegt, um in Debian eine Grundsatzdiskussion loszubrechen, die sowohl technische als auch ideologische Fragen aufwirft, aber in erster Linie geht es um die Grundfesten der Distribution. Debian hat sich von Beginn an Freier Software verschrieben. Dabei ist das Thema nicht neu. Das 2011 erschienene Debian 6 »Squeeze« basierte erstmals auf einem Kernel, aus dem in zweijähriger Arbeit alle unfreien Firmware-Blobs entfernt worden waren. Vorausgegangen waren zwei  General Resolutions, (GR), ein Wahlverfahren, bei dem nach einer Diskussionsphase alle Debian-Entwickler einer der angebotenen Lösungen ihre Stimme geben können. Trotzdem kehrt die Diskussion ständig wieder.

    Debian verliert

    Es wird diskutiert, dass Debian Anwender an andere Distributionen verliert, die noch weniger frei sind und Debian im Endeffekt irgendwann nur noch die Basis für andere Distributionen darstellt, die es dem Anwender einfacher machen, die Hardware zu benutzen, die er bezahlt hat. Ein weiterer Einwurf ist, dass Debian mit diesem Beharren auf ausschließlich Freier Software auf den Images der Distribution Linux insgesamt Schaden zufüge, da neue Anwender, die erstmals eigenständig Debian installieren, Linux generell als nicht funktional empfinden und zu ihren proprietären Betriebssystemen zurückkehren. Dabei geht es im Grunde doch darum, den Anwender zu informieren, bevor er unfreie Software einsetzt, so dass er eine fundierte Endscheidung für sich selbst treffen kann.

    Nur Freie Software oder zufriedene Anwender?

    Hier geraten die zwei wichtigsten Debian-Schutzgüter in Konflikt: Freie Software und die Debian-Anwender. Im Endeffekt geht es dabei um einen Spagat zwischen der Anerkennung durch die Free Software Foundation (FSF) von Richard Stallman und dem Wunsch der Anwender, dass Debian ihre Hardware bei der Installation erkennt und mit den benötigten Treibern funktionsfähig macht, egal ob free oder non-free. Dabei ist Debian für Richard Stallman nicht frei genug, da es dem Anwender zu leicht gemacht wird, unfreie Software zu installieren. Der Anwender hingegen findet es zu schwer, seine Hardware in Betrieb zu nehmen. Entwickler Marc Haber bringt es auf den Punkt:

    »We’re approaching a worst-of-both-worlds scenario: We’re not Free enough to have the FSF recommend us, and we’re not non-free enough for our OS to run on current hardware used by Linux beginners, and cause them to end up with OSses that are (a) not Debian, and (b) even less free than Debian«

    Wer kommt bei Debian ohne Firmware-Blobs aus?

    Es geht dabei um mehr als das oft angesprochene, ohne unfreie Firmware nicht funktionierende WLAN. Auch einige Chips für kabelgebundenes Internet verlangen nach unfreier Software. Ebenso brauchen unsere CPUs zum einwandfreien Betrieb unfreien Microcode. Diese Tatsachen werden aus politischen Gründen auf debian.org nicht erwähnt, ebenso wenig wie die Existenz offizieller Images, die diese Probleme bei der Installation lösen helfen. Eine endgültige Lösung dieser Probleme in Debian ist nicht in Sicht, dazu gehen die Ansichten darüber bei den Entwicklern zu sehr auseinander. Eine Lösung für die nächsten Jahre könnte wohl nur, wie von Debian-Urgestein Ian Jackson leise angedeutet, eine neue General Resolution sein.

  • Kali Linux 2017.2 bringt neue Tools

    Kali Linux 2017.2 bringt neue Tools

    Die auf Debian Testing basierende Distribution Kali Linux ist für Penetrationstests ausgelegt und wendet sich sowohl an Privatanwender als auch an Computersicherheitsfachleute. Sie wird seit 2013 von der Firma Offensive Security entwickelt. Sie basiert auf dem Vorgänger BackTrack, der Ubuntu als Unterbau nutzte. Die Distribution wird mehrmals im Jahr aktualisiert. 

    Viele neue Werkzeuge

    So erschien jetzt Kali Linux 2017.2, das neben den aufgelaufenen Updates seit Kali Linux 2017.1 im April auch einige neue Werkzeuge mitbringt. Es sind gut 1.500 Aktualisierungen aufgelaufen seit der letzten Veröffentlichung, die sich zu über 1,2 GByte an Daten addieren. Neben diesen aktualisierten Paketen bringt Kali Linux 2017.2 unter anderem folgende neue Werkzeuge mit:

    • hurl – ein nützlicher kleiner Hexadezimal- und URL-Encoder/Decoder
    • phishery –  phishery ermöglicht es Ihnen, SSL-fähige Phishing-URLs in ein Word-Dokument einzubinden
    • ssh-audit – ein SSH-Server-Auditor, der nach Verschlüsselungsarten, Bannern, Komprimierung und mehr sucht
    • apt2 – ein automatisiertes Penetration-Testing-Toolkit, das eigene Scans durchführt oder Ergebnisse von verschiedenen Scannern importiert und verarbeitet
    • bloodhound – verwendet die Graphentheorie, um verborgene oder unbeabsichtigte Beziehungen innerhalb eines Active Directory aufzudecken
    • crackmapexec – ein Tool zur Automatisierung der Auswertung großer Active Directory-Netzwerke nach einem Exploit
    • dbeaver – leistungsstarker GUI-Datenbankmanager, der die gängigsten Datenbanken unterstützt, einschließlich MySQL, PostgreSQL, Oracle, SQLite und viele mehr
    • brutespray – testet automatisch Standardanmeldeinformationen auf erkannten Diensten

    Zwei Architekturen – viele Desktops

    Das Changelog erläutert alle weiteren Änderungen der Veröffentlichung. Kali Linux 2017.2 steht für x86 und ARM zur Verfügung, Für ARM liegen Abbilder für armhf und armel bereit. Bei x86 stehen die Standardausführung mit GNOME als Desktop und eine Light-Version jeweils in 32- und 64-Bit zur Verfügung. Weitere Abbilder mit den Desktops MATE, Xfce, LXDE und e17 jeweils in 64-Bit liegen ebenfalls auf dem Download-Server.

  • Debian 10 bereitet sich auf Wayland vor

    Debian 10 bereitet sich auf Wayland vor

    Debian Swirl
    By: Mohd SohailCC BY-SA 2.0

    Nachdem erst vor wenigen Tagen die erste Alpha-Version des Debian Installers für Debian 10 Buster vorgestellt wurde, fiel jetzt einem Leser der Webseite Phoronix auf, dass bereits seit einem Monat für Debian Unstable und Testing Wayland als Standardsitzung für den Display-Manager voreingestellt ist.

    Am 6. August hatte Jeremy Bicha, der einst Ubuntu GNOME ins Leben gerufen hatte, das Paket gnome-session 3.24.1-1  nach Debian Unstable hochgeladen. Dort steht die unscheinbare Zeile * debian/rules: Switch default "gnome" session to wayland , die den Umstieg von Debian auf das neue Display-Protokoll Wayland einleiten. Somit sind die Weichen gestellt, dass die nächste Debian-Version mit der Versionsnummer 10 und dem Codenamen Buster zumindest in der Standardausführung mit GNOME als Desktop automatisch mit Wayland startet.

    X11 geht langsam in Rente

    Damit geht die Ära des 1984 am MIT in Boston entwickelten X Window System dem verdienten Ende entgegen. Schon lange ist X11 nicht mehr zeitgemäß. Es ist heute ein schwer wartbarer Flickenterppich aus Patches, die wiederum mit Patches versehen sind. Das heißt aber nicht, dass der X.org-Server damit in der Versenkung verschwinden wird, er wird uns vielmehr noch einige Jahre als Rückfalllösung erhalten bleiben. So wird er auch bei Debian 10 Buster als Alternative vorinstalliert sein. 

    Wayland als Standard für Debian 10 Buster

    Das Wayland-Protokoll, das seit rund zehn Jahren entwickelt wird, beginnt langsam, in den Linux-Distributionen Fuß zu fassen. Fedora 25 hat als Vorreiter Wayland vor rund einem Jahr zum Standard erhoben. In wenigen Wochen wird auch Ubuntu mit 17.10 den Schalter umlegen. Dabei hatte Canonical zunächwst Wayland veteufelt und mit Mir einen Sonderweg eingeschlagen. Diesen gab das Ubuntu-Unternehmen dann im Frühjahr wieder auf.

    Bei Debian dauert es mit Wayland in der stabilen Ausgabe der Distribution noch etwas, denn Debian 10 Buster erscheint nicht vor 2019. Anwender der Zweige Testing und Unstable mit GNOME Shell 3.24 arbeiten allerdings bereits jetzt mit Wayland.