Oberflächen für mobile Betriebssysteme gibt es bereits einige. Das reicht unter anderem von dem für das Librem 5 entwickelten Phosh über Plasma Mobile von KDE und Lomiri, dem ehemaligen Unity8, das für Ubuntu Touch weiterentwickelt wird bis hin zum leichtgewichtigen Sxmo, das kürzlich in Version 1.5.0 erschienen ist. Darüber hinaus gibt es noch Hildon bei Maemo Leste, Glacier bei Nemomobile, Pangolin Mobile UI für dahliaOS als Essenz aus dem Besten von Linux und Fuchsia OS und einige mehr.
Für Linux- und Android-Phones
Jetzt stellt Brad Lindner auf der Webseite Linux Smartphones eine weitere Neuentwicklung vor. Der Neuzugang, der sowohl QtWayland-Compositor als auch Shell ist, heißt Cutie Shell und ist von der proprietären Oberfläche von Sailfish OS inspiriert. Neben Qt kommen QML, C++ und WML zum Einsatz. Angeschoben wurde das Projekt vom finnischen Entwickler Erik Inkinen, der das Projekt kürzlich auf Twitter erstmals vorgestellt hat. Inkinen ist auch bei Droidian involviert ist, zu dem wir gleich noch kommen.
Droidian als Grundlage
Den derzeitigen Stand des gerade einmal zwei Wochen alten Projekts bezeichnet der Entwickler als Pre-Alpha. Nichtsdestotrotz läuft es bereits auf PinePhone, Jolla Phone, Xiaomi Redmi 7, OnePlus 6t und Google Pixel 3a. Bei den Geräten auf Android-Basis läuft als Grundlage Droidian, eine GNU/Linux-Distribution, die auf Mobian aufbaut.
Mobian auf Android-Phones
Das Ziel von Droidian ist es, Mobian auf Android-Telefonen unter Verwendung von Technologien wie der Kompatibilitätsebene libhybris und dem Halium-Projekt lauffähig zu machen. Demnach lässt sich Cutie Shell neben Linux-Phones auf allen Geräten nutzen, auf denen Droidian lauffähig ist, Eine Anleitung zur Installation der Cutie Shell gibt es auf der ansonsten noch nicht sehr informativen Webseite. Die Entwicklung lässt sich auf GitHub verfolgen.
In vielen Bereichen abseits des Desktops ist Linux dominant. So gilt es auch für die Smartphones: Android dominiert in diesem Bereich. Und damit auch im Bereich der Endanwender. Ein wahrer Meilenstein für freie Software, könnte man denken. Leider ist es das allerdings nicht. Denn profitiert haben wohl weder freie Software im Allgemeinen noch Linux im Speziellen. Und letztlich auch die Nutzer nicht.
Die Freiheit steht im Hintergrund
Android geht es nicht um die freie Software. Diese wird zwar an vielen Stellen genutzt. Allerdings erfolgt die Verwendung fast durchweg unter ökonomischen Aspekten. Dass zu freier Software auch eine Vielzahl an Werten gehört, wird nahezu ignoriert. Entscheidende Teile von Android für den Endanwender sind unfrei. Das umfasst im Wesentlichen den Bereich der Google Play Dienste. Diese sind für eine »normale« Nutzung elementar, allerdings unfrei und in Googles Hand.
Von Googles und des Herstellers Gnaden
Alles Wesentliche hängt an Google und dem Hersteller des Gerätes, auf dem Android vorinstalliert ist. Dieser legt auch fest, welche Software auf dem Gerät entfernt werden darf. Da ist man unter Linux anderes gewohnt. Man ist nicht mehr der eigene Administrator.
Die Distribution weiterer Software liegt mit den Play-Diensten ebenfalls in Googles Hand. Während bei nahezu allen anderen Linux-Distribution das Betriebssystem selbst immer nur der Anfang in die Welt der freien Software ist, hört diese bei Android hier auf. Der Store hilft nicht dabei, die Verbreitung freier Software zu fördern. Im Gegenteil ignoriert er die Lizenz der Software und fördert Software allein nach kommerziellen Gesichtspunkten. Das führt zu einer engen Auswahl an freier Software für den mobilen Bereich auf Anwenderebene.
Darüber hinaus ist Android auch Musterbeispiel für den neuen Datenkapitalismus. Google selbst sammelt, ebenso wie diverse App-Anbieter, massiv Daten und wertet diese aus. Allerdings auch hier wieder nicht nach den Idealen freier Software, sondern eigenen ökonomischen Interessen.
Die Werte fehlen
Damit gehen auch wichtige Werte freier Software verloren. Ethik, Transparenz, Sicherheit und Nachhaltigkeit spielen letztlich keine Rolle. Dabei waren gerade im mobilen Bereich die Möglichkeiten so groß. Apps als nette kleine Progrämmchen hatten die Chance, offene Standards durchzusetzen, Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen und Zugang zu einer freieren Welt zu bieten. Stattdessen sind die Geräte ziemlich unfrei. Wenige Monate bis Jahre nach der Anschaffung sind die Geräte ohne Updates. Sicherheitsupdates sind Mangelware. Geräte, die aus dem Jahr 2016 oder älter sind, können bald eine Vielzahl an Websites nicht mehr aufrufen. All das ganz anders als man es unter den anderen Linux-Distributionen kennt. Während die Linux-Distributionen auf dem Desktop meist sicherer als die Konkurrenz ist, sieht es bei Android anders aus.
Alternativen
Letztlich muss man in meinen Augen Android aus Sicht der freien Software ein mangelhaftes Zeugnis ausstellen. Die Chancen, die Welt der mobilen Endgeräte mit freier Software zu gestalten, wurde vertan. Stattdessen hat sich ein Oligopol zwischen Apple und Google gebildet. Für Nutzer einer Linux-Distribution auf dem Desktop sind beide System frustran.
Mit einem hohen Maß an Aufwand kann man versuchen, Android von Google zu befreien. Die Lösungen heißen hier LineageOS, Replicant oder GrapheneOS. Wobei allerdings das Verbliebene nicht unbedingt für Freude sorgt und immer noch mit Google funkt.
Es bleibt spannend, ob sich eine Nische mit »guten« Linux-Distributionen im mobilen Bereich wird durchsetzen können. Eine Reihe an vielversprechenden Projekten wird bei Linuxnews vorgestellt. Der Weg zur Alltagstauglichkeit ist allerdings noch weit.
Im Frühjahr 2019 wurde Google von der EU zu einer Rekordstrafe von fünf Milliarden US-Dollar verdonnert. Die Strafe wurde verhängt, weil Google seine Vormachtstellung missbraucht, um Anbieter zu zwingen, bestimmte Google-Apps vorzuinstallieren.
Machtmissbrauch
Dabei ging es auch darum, dass der Konzern in der App Google Search seine eigene Suchmaschine als Standard voreingestellt hat. Um das zu ändern, müssen Anwender in die Einstellungen ihres Android-Geräts abtauchen. Das empfand die EU-Kommission als Machtmissbrauch.
Standard selbst festlegen
Ab dem 1. März wird damit Schluss sein. Android wird ab diesem Zeitpunkt auf in Europa neu aktivierten Geräten bei der Ersteinrichtung den Besitzer fragen, welche Suchmaschine er als Standard voreinstellen möchte.
Google ermittelte die künftig angebotenen Suchmaschinen in einer Auktion und lässt sich den Eintrag in die Liste bezahlen, somit sind die Angebote nicht in allen EU-Ländern gleich. Für die Auktion muss jeder Bewerber Google ein Angebot unterbreiten, wie viel er bereit ist, zu zahlen, wenn ein Anwender sich für ihn entscheidet.
DuckDuckGo liegt vorne
Die auf den Schutz der Privatsphäre ausgelegte Suchmaschine DuckDuckGo wird jedoch in allen Ländern außer in Großbritannien an erster Stelle der angebotenen Suchmaschinen stehen, wie einer Liste zu entnehmen ist, die Google jetzt veröffentlichte. Für den heimischen Markt lautet die Reihenfolge auf DuckDuckGo, GMX und die Meta-Suchmaschine Info.com. Googles Suchmaschine ist jeweils die vierte Option. Microsofts Suchmaschine Bing steht nur in Großbritannien auf der Liste.
Die Ergebnisse der ersten Auktion, die alle vier Monate wiederholt wird, gelten für den Zeitraum von März bis einschließlich Juni 2020. Einige Mitbewerber sehen diese Auktion als einen weiteren Machtmissbrauch seitens Google.
Kritik am Verkaufsmodell
Die in Berlin ansässige ökologisch orientierte Suchmaschine Ecosia verweigerte die Teilnahme an der Auktion, da die Art der Ermittlung der offerierten Suchmaschinen der Entscheidung der EU zuwiderlaufe, nach der der Anwender seine Suchmaschine frei wählen dürfe. Der Vorstandsvorsitzende Christian Kroll sagte der BBC dazu:
Die Internetnutzer verdienen eine freie Wahl, welche Suchmaschine sie benutzen, und die Antwort von Google mit dieser Auktion ist ein Affront gegen unser Recht auf ein freies, offenes und föderales Internet. Warum kann Google auswählen, wer den Standardstatus bei Android erhält?
Auch Auktionsgewinner DuckDuckGo kritisiert Googles Vorgehen. Das Angebot von lediglich vier Optionen, von denen eine Google selbst ist, beschneide die Freiheit der Anwender in unzulässiger Weise. Wie sich die EU-Kommission hierzu verhält, bleibt abzuwarten. Jedenfalls steht Anwendern zunächst mit DuckDuckGo eine Suchmaschine zur Auswahl, die die Privatsphäre achtet.
Die Webseite 9To5Google verfolgt akribisch die Aktivitäten von Google in Bezug auf Entwicklungen im Mobilbereich. Dabei werden unter anderem auch Änderungen an den Repositories zu Googles in Entwicklung befindlichem Betriebssystem Fuchsia OS überwacht.
Google schweigt
Noch hat sich Google nicht klar dazu geäußert, wo genau Fuchsia OS einmal eingesetzt werden soll, jedoch lassen neue Einträge in Googles Source-Code-Management Gerrit immer wieder gezielte Rückschlüsse zu.
Die Vermutung, Fuchsia OS solle Chrome OS und Android ersetzen, wurde im Juli 2018 durch einen Bericht des Medienunternehmens Bloomberg gestärkt, der Google-Mitarbeiter mit Aussagen zitierte, Fuchsia OS könne in fünf Jahren beide Systeme ersetzen.
AOSP erweitert
Diese These wird jetzt durch ein Update des Android Open Source Project (AOSP) weiter gestützt. Der neue Code legt nahe, dass eine spezielle Version der Android Runtime (ART) Fuchsia OS befähigen soll, Android Apps zu unterstützen. Eine Anmerkung zum eingereichten Code besagt, dieser diene zum Bauen von ART für Fuchsia.
Diese Funktion würde es beliebigen Geräten – vom intelligenten Lautsprecher bis zum PC – mit dem modular ausgelegten Fuchsia OS ermöglichen, die Fülle der Android-Anwendungen im Google Play Store zu nutzen.
Eigenes SDK
Der Kommentar füllt zudem einige Verständnislücken über kürzlich hinzugefügte Fuchsia-Repositories in AOSP, darunter ein Fuchsia SDK zur Erstellung von Fuchsia-Applikationen und eines für ein Fuchsia »Gerät«. Das neue SDK wird vermutlich das bisher verwendete Flutter SDK ablösen.
Google bezeichnet Fuchsia weiterhin als eines von vielen experimentellen Projekten und bestätigt keinen Zeitplan für eine irgendwie geartete Verwendung. Trotzdem hat Fuchsia bereits das Interesse des NSA geweckt, die Fuchsia und seinen Micro-Kernel Zirkon einem frühen Sicherheits-Audit unterzogen hat.
LineageOS ist der legitime Nachfolger von CyanogenMod, dessen kommerzielle Version von den Entwicklern vor zwei Jahren in den Sand gesetzt wurde. Danach wurde der freie Code des Projekts wegen Problemen mit dem Markenrecht unter dem Namen LineagOS weiterentwickelt. Nun, zum zweiten Geburtstag, hat sich das Projekt prächtig entwickelt und liefert einige Zahlen zum Beleg.
Erfolgreiches Projekt
Besonders Anwender, die Wert auf ihre Privatsphäre legen, werden von LineageOS angesprochen. Das System verzichtet standardmäßig auf Google-Apps und andere proprietäre Erweiterungen.
Das Team hat in den vergangenen zwei Jahren dafür gesorgt, dass Android-Anwender auch ihre älteren und nicht mehr unterstützten Geräte weiter nutzen können. Laut den Statistiken der Entwickler läuft die Software auf rund 1.8 Millionen Geräten. Erstaunlicherweise werden davon nur 800.000 Geräte mit offiziellen Builds betreiben.
Aktive Community
Eine Mehrheit von rund 55 Prozent der LineageOS-Benutzer setzt somit auf inoffizielle, portierte Versionen des Systems, von denen viele in den Foren auf der Webseite der XDA-Developers zu finden sind. Das zeugt von einer sehr enthusiastischen und aktiven Community.
Die Statistiken zeigen zudem, dass es derzeit 163 offiziell unterstützte Geräte gibt. Insgesamt sind 2.635 verschiedene Modelle gemeldet worden, die unterschiedliche Versionen von LineageOS ausführen, unabhängig davon, ob es sich um offizielle Versionen handelt oder nicht. Im letzten Monat wurde die Software über 1,2 Millionen mal von der LineageOS-Website heruntergeladen, was zu einem Traffic von insgesamt bis zu 500 TByte führte.
Wir wünschen den Entwicklern von LineageOS weiterhin einen langen Atem und beglückwünschen zu einer für ein junges unabhängiges Open-Source-Projekt erstaunlich erfolgreichen Entwicklung.
Vor wenigen Tagen erschien Tor Browser erstmals in einer mobilen Version für Android. Da das Surfen im Internet immer mehr auf mobilen Plattformen stattfindet, schließt das Tor-Projekt hiermit eine Lücke. Das gilt um so mehr, als weite Teile des Planeten, wie etwa der indische Subkontinent, das Internet aus wirtschaftlichen Gründen fast ausschließlich auf Mobilgeräten nutzen können. Hinzu kommt, dass gerade das oft Länder sind, in denen Zensur und Repression herrschen.
Lücke geschlossen
Somit hat sich das Tor-Projekt bereits seit Jahren nach Möglichkeiten umgesehen, diesem unglücklichen Umstand Rechnung zu tragen. Zusammen mit dem Guardian-Projekt wurde 2017 aus dem »Google Summer of Code«-Projekt Orfox die erste Lösung für mobiles Surfen über das Tor-Netzwerk realisiert. Jetzt steht mit Tor Browser für Android die erste Alpha-Version eines nativen Tor Browsers in den Startlöchern.
Auf Augenhöhe
Tor Browser für Android ist nach Aussagen der Entwickler bei der Funktionalität auf Augenhöhe mit der Desktop-Version. Somit schützt auch die Android-Version vor Trackern, Fingerprinting und Überwachung. Zudem erleichtert er in Ländern, wo Zensur und Repression herrschen, die Nutzung des Internets ohne direkte Gefährdung der eigenen Person.
2019 stabil
Mit einer ersten stabilen Version wird früh im nächsten Jahr gerechnet, woraufhin Orfox eingestellt werden soll. Derzeit muss zum Betrieb von Tor Browser für Android noch zusätzlich Orbot installiert werden. Dabei handelt es sich um eine Proxy-Anwendung, die Tor Browser für Android mit dem Tor-Netzwerk verbindet. Bis zur stabilen Version soll Orbot jedoch nicht mehr benötigt werden. Die Anwendung wird aber im Gegensatz zu Orfox nicht eingestellt, da sie auch dazu dient weitere Apps mit dem Tor-Netzwerk zu koppeln.
Ob eine Version von Tor Browser für iOS in Planung oder Entwicklung ist, bleibt offen, die Entwickler empfehlen derzeit dafür den Onion Browser. Tor Browser für Android kann von Google Play oder direkt als AKP installiert werden. Ein Paket für FDroid ist geplant. Orbot steht auf Google Play, FDroid oder ebenfalls als APK zur Verfügung.
Seit zwei Jahren wird das Project Fuchsia auf Technik-Webseiten gerüchteweise als möglicher Nachfolger für Android gehandelt. Google hat sich dazu bisher öffentlich nie geäußert. Das gemeinhin gut unterrichtete Nachrichten-Magazin Bloomberg will nun von nicht näher bezeichneten Quellen im Fuchsia-Team bei Google Anhaltspunkte dafür haben, dass Fuchsia sogar weit mehr als ein Android-Nachfolger sein könnte.
Android ist problembehaftet
Demzufolge könnte Fuchsia gleich einige der Probleme lösen, die Android strukturell bedingt über die Jahre hervorgebracht hat. Zumindest zwei dieser Probleme machen Google derzeit stark zu schaffen und diese sind nicht mehr aus der Portokasse zu begleichen. Die EU hat Google am 18. Juli zu einer Rekordstrafe von 5,1 Milliarden US-Dollar verdonnert, weil das Unternehmen Android-Apps mit dem System bündelt und so den Wettbewerb behindert.
Ein seit 2012 anhängiges Gerichtsverfahren, in dem Oracle Google wegen der Verwendung von Java-Protokollen bei Android verklagt, steht derzeit auch nicht gut für Google. Auch hier könnten eine hohe Geldstrafe und Lizenzgebühren drohen. Das Unternehmen hat bereits angedeutet, Android könne künftig für OEMs kostenpflichtig werden.
Project Fuchsia als Neubeginn
Laut Bloomberg sieht Google Fuchsia als eine Möglichkeit, von vorne anzufangen, um damit einige der inhärenten Fehler in Android und dem zugrunde liegenden Linux-Kernel zu beheben. Dazu gehören der Mangel an Sicherheits- und Update-Funktionen und die Schwierigkeiten bei der Integration des Google Assistant-Sprachagenten und anderer KI-Technologien.
Keine Linux-Basis
Fuchsia ist ein Betriebssystem, das, anders als Android, keinen Linux-Kernel als Basis benutzt. Travis Geiselbrecht, der Entwickler des als Mikrokernel ausgelegten Fuchsia-Kernels »Zircon« ließ vor rund einem Jahr durchblicken, dass es sich um ein Smartphone-Betriebssystem handele und dass es kein Spaßprojekt sei.
Vorteihaftere Lizenzen
Geiselbrecht hat bereits früher an den unter BSD-Lizenz stehenden Kerneln für BeOS und dem davon abgezweigten Haiku mitgearbeitet, was ein Fingerzeig auf die Verwandschaftsverhältnisse von Fuchsia sein könnte. Bei Fuchsia ist die Lizenzsituation für Google und dessen Lizenznehmer weitaus vorteilhafter. Während bei Android die GPL und eine Apache-2.0-Lizenz die Auslieferung des Quellcodes bedingen, steht Fuchsia selbst unter BSD- und der Kernel unter MIT-Lizenz. Damit würde diese Pflicht entfallen.
Linux als Gast
Im April hat Google unter der Bezeichnung The Book das Skelett einer Dokumentation veröffentlicht. Im Juni veröffentlichte die Website 9to5Google einen Bericht, der besagt, dass Fuchsia eine App namens Guest mitbringt, um in der Art einer Virtuellen Maschine mittels des Hypervisors im Zircon-Kernel Gast-Systeme zu starten. Dazu zählen neben Fuchsia und Chrome OS auch Linux-Systeme, wobei für Debian bereits eine eigene Guest-Anwendung bereitsteht.
Mittels der Bibliothek »Machina« soll bei Project Fuchsia die Verbindung zwischen Host und Gast direkter sein als das bei Virtuellen Maschinen üblicherweise der Fall ist. Machina ähnelt zudem sehr dem für die Verwendung von Linux-Apps unter Chrome OS entwickelten Crostini, womit sich ein Kreis schließt.
Vom AI-Gadget bis zum Notebook
Laut Bloomberg haben die Entwickler des Fuchsia-Teams Pläne zum Erstellen eines Betriebssystems diskutiert, das in der Lage ist, alle internen Gadgets des Unternehmens sowie Geräte von Drittanbietern, die jetzt auf Android oder Chrome OS basieren, zu bedienen. Den Informationen nach soll Fuchsia innerhalb von drei Jahren auf Heimgeräten wie sprachgesteuerten Lautsprechern eingebettet und dann auf größere Geräte bis hin zu Laptops portiert werden, wo es Chrome OS ersetzen könnte.
Roadmap ohne Absegnung
Eine weitere Person innerhalb des Teams soll gesagt haben, Fuchsia könne Android theoretisch in fünf Jahren komplett ersetzen. Allerdings habe in der Konzernspitze noch niemand diese Roadmap abgesegnet. Am Project Fuchsia arbeiten aber mehr als 100 Entwickler, was die Bedeutung des Projekts klar unterstreicht.
Kontroverses Thema Privatsphäre
Allerdings soll es auch kontroverse Diskussionen über Design und Funktionalität geben, besonders wenn es um den Schutz der Privatsphäre geht. In dem online veröffentlichten Code zu Fuchsia haben die Ingenieure kryptografische Benutzerschlüssel in das System eingebaut – ein Datenschutz-Tool, das sicherstellt, dass private Informationen bei jeder Aktualisierung der Software geschützt sind.
Ein durchaus heikles Thema beim durch Werbeeinnahmen finanzierten Mutterkonzern Alphabet. Sollte Android mit der Zeit wirklich abgelöst werden, so muss Google zudem darauf achten, seinen Android-Marktanteil von derzeit rund 85 Prozent nicht zu gefährden. Da es von Google bisher keine offiziellen Ankündigungen gibt, müssen wir wohl bis 2021 auf die ersten sprachgesteuerten Gadgets mit Fuchsia warten, um abzusehen, wo die weitere Entwicklung hinführen könnte.
Google hat auf seiner Entwickler-Messe Google I/O im kalifornischen Mountain View verkündet, Erstausrüster (OEM) von Android-Geräten künftig vertraglich zu regelmäßigen Sicherheits-Updates zu verpflichten. Über die Frequenz und die genauen Bedingungen ist allerdings noch nichts bekannt. Der einzige Hersteller der seine Gerätereihen – Nexus und Pixel – zuverlässig und pünktlich monatlich mit Sicherheits-Updates versorgt ist Google selbst. Alle anderen Hersteller handeln in dieser Hinsicht nach Gutdünken und oft lückenhaft und mit großer Verzögerung.
Umdenken
Im Jahr 2015 hatten Lücken in Androids Stagefright-Engine, einer Komponente zum Abspielen und Streamen von Medien auf Android-Geräten, Google zum Umdenken gebracht. Der Konzern beschloss, Android-Sicherheits-Updates künftig monatlich für die Erstausrüster zur Verfügung zu stellen. Viele große Hersteller sagten zu, diese auch zeitnah ausliefern zu wollen. Die vorher sehr schlechte Versorgung mit Updates hat sich seitdem verbessert, jedoch ist es vielfach beim Wollen geblieben.
In den Jahren 2016 und 2017 wurden immerhin jeweils rund 30 Prozent mehr Geräte mit Updates versorgt als im Jahr zuvor. Trotzdem sind von den mehr als zwei Milliarden Android-Smartphones viele mit gravierenden Sicherheitslücken behaftet, weil die Hersteller die Geräte nicht mehr mit Updates versorgen. Hier will Google nun mit vertraglichem Druck für mehr Sicherheit zumindest bei aktuellen Geräten sorgen.
Project Treble
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Google die Bedingungen dafür durch die Ankündigung des Project Treble verbessert. Treble stellt eine stabile Hardware-Abstraktionsschicht für Android dar, die Herstellern bei jeder neuen Android-Version unter anderem alle Treiber portieren zu müssen. Realisiert wird das über eine niedrig angesiedelte Schnittstelle, die Google schlicht »Vendor Interface« nennt.
Patches ausgelassen
Allerdings zeigt eine aktuelle Studie der deutschen Security Research Labs, dass selbst Hersteller, die monatlich Updates ausliefern, oft wichtige Patches auslassen, ihre Anwender aber mit falschen Angaben in Sicherheit wiegen. Nun reagiert Google auf die immer noch katastrophalen Zustände bei der Android-Sicherheit. Auf der Google I/O erklärte David Kleidermacher, Chef der Android-Sicherheit, Änderungen am Sicherheitsmodell der kürzlich vorgestellten nächsten Version Android P würden die Sicherheit von Android wesentlich verbessern.
[su_quote style=“modern-light“ cite=“David Kleidermacher“]»Wir haben auch daran gearbeitet, Sicherheitspatches in unsere OEM-Verträge einzubauen. Nun wird dies wirklich zu einem massiven Anstieg der Anzahl der Geräte und Benutzer führen, die regelmäßig Sicherheitspatches erhalten.« [/su_quote]
Solange allerdings die Bedingungen dieser Vertragsklauseln nicht bekannt sind, lässt sich nicht absehehen, wieviel davon Wunschdenken oder Augenwischerei ist und wie viel davon wirklich beim Endkunden ankommt.
NSA-Whistleblower Edward Snowden steht hinter einer Android-Überwachungs-App mit dem Namen Haven. Haven ist eine Open-Source-Anwendung, die auf jedem Android-Handy läuft, insbesondere auch auf preiswerten und älteren Geräten. Sie funktioniert wie ein Überwachungssystem und nutzt die Kamera, die Microphone sowie den Beschleunigungssensor des Geräts, um Bewegungen zu erkennen und den Benutzer zu benachrichtigen.
Der sichere Hafen
Die App wurde von Snowden, The Guardian Project und Freedom Of The Press entwickelt, um anwender zu informieren wenn ein Gerät manipuliert wurde. Die App ist hauptsächlich für Journalisten, Dissidenten, Whistleblower und andere gefährdete Personen entwickelt worden. So kann jemand, der der Gefahr von Überwachung ausgesetzt ist beispielsweise zu Hause oder auf Reisen im Hotel ein altes Smartphone aus der Grabbelkiste aufstellen und den Raum mit Haven überwachen lassen. Haven kann so eingestellt werden, dass jede Bewegung und jedes Geräusch per Foto oder Video und Audio aufgenommen wird. Benachrichtigungen können verschlüsselt an Snowdens Lieblings-Messenger Signal an ein anderes Smartphone oder an eine Tor-basierte Website gesendet werden.
Alltagstauglich
Snowdens Überwachungs-App kann aber auch ganz trivial als günstiges Büro- oder Heim-Überwachungssystem oder als Babyphone eingesetzt werden. Weitere Einsatzgebiete sind überall dort, wo Augen und Ohren erwünscht sind ohne die eigene Anwesenheit vorauszusetzen. Als der Hauptentwickler der App das Projekt seinen Kindern erklärte kamen die gleich auf die naheliegende Idee, nun könne man endlich mal den Weihnachtsmann dingfest machen.
Kein Vertrauen in die Technik
Snowden, der in seinem Exil in Russland schon lange kein Smartphone mehr bei sich trägt, beschäftigt sich trotzdem intensiv mit den Möglichkeiten, die diese Geräte – zum Guten wie zum Bösen – heute mitbringen. Er hatte zusammen mit dem Sicherheitsspezialisten Micah Lee die Idee zu dieser App. Lee hat darüber im Magazin The Intercept einen ausführlichen Artikel verfasst. Haven ist als Beta-Version bei F-Droid und im Google Play Store verfügbar.
Vor wenigen Tagen veröffentlichte das Projekt UBports mit Ubuntu Touch 15.04 OTA-3 das dritte Release für unterstützte Ubuntu Phones seit Canonical im Frühjahr die Plattform aufgegeben hatte. Jetzt wird auf der Webseite des Projekts Unterstützung für Android-Apps innerhalb von Ubuntu Touch angekündigt. Dazu wurde das Projekt Anbox für Ubuntu Touch nutzbar gemacht.
Android-Apps in Containern
Anbox steht für »Android-in-a-Box« und ist eine Gemeinschaftsarbeit, die es erlaubt, Android-Applikationen in einem Container auszuführen, anstatt, wie sonst üblich, einen Android-Emulator zu verwenden, der die Leistung und Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigt. In den nächsten Wochen will UBports eine Pre-Alpha-Version von Ubuntu Touch mit Anbox veröffentlichen.
Guter Kompromiss
Das Team von Ubuntu Touch ist der Meinung, seinen Benutzern die proprietären Dienste anzubieten, auf die sie angewiesen sind, zumindest bis zu dem Punkt, an dem freie und Open-Source-Alternativen realisierbar sind. Da Ubuntu Touch bis heute viele dieser von den Anwendern oft nachgefragten Apps und Dienste nicht bietet, scheint Anbox ein guter Kompromiss zu sein, um Ubuntu Touch mehr Traktion im Markt zu verschaffen.
Optionale Funktion
Anbox soll ein optionales Feature auf Ubuntu Touch bleiben, das dem Anwender die Containerisierung von Android-Apps nach Bedarf ermöglicht. Das soll einerseits dem Anwender maximale Kontrolle bieten, andererseits auch die nötige Sicherheit mitbringen, da diese Anwendungen voneinander und vom Rest des Betriebssystems isoliert bleiben.
In den nächsten Wochen sollen neben der frühen Entwicklerversion auch weitere Einzelheiten dazu veröffentlicht werden, wie diese Version zum Testen eingesetzt werden kann. Zudem ist noch nicht öffentlich, auf welchen Geräten Ubuntu Touch mit Anbox anfangs lauffähig sein wird, sicher ist lediglich, dass nicht alle Geräte unterstützt werdern können.
Gerade vor wenigen Tagen wurde eine weitere mobile Plattform angekündigt. Mit eelo sollen allerdings alle Google-Apps und Dienste im Sinne des Schutzes der Privatsphäre vermieden werden.