Serpent OS vorgestellt

Serpent

Die Überschrift verspricht in der Verkürzung mehr als sie halten kann. Denn vorgestellt wurde lediglich die Idee von Serpent OS, einer neuen Distribution, die bisher nur in Eckpunkten auf dem Papier existiert.

Da hinter der Idee aber Ikey Doherty steht, der vielen noch von Solus OS in Erinnerung sein dürfte, weckt dies mein Interesse. Ikey hatte sich 2018 von Solus und aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und die Firma Lispy Snake, Ltd gegründet. In diesem Zusammenhang ist der Begriff Serpent bereits als Game-Engine aufgetreten.

Ohne Kompromisse

Jetzt soll eine Linux-Distribution entstehen, die sich radikal von einigen Grundpfeilern der Mainstream-Distributionen abwendet. Eigentlich wollte Ikey mit der Vorstellung seiner Idee noch einige Wochen warten, da jedoch wie er sagt, »die Katze drohte, aus dem Sack zu entkommen«, sah er sich gezwungen, dem zuvorzukommen. Eine eilig zusammengestellte Webseite erklärt nun, was Doherty vorhat.

Clear Linux lässt grüßen

Einige der Design-Ideen zu Serpent OS klingen ein wenig nach Intels Clear Linux OS, was nicht verwunderlich klingt, war Doherty doch Teil des Entwicklungsteams dieser Distribution bei Intel. Aber von vorne: Serpent OS wird, wie Solus OS von Grund auf gebaut und soll ohne Rücksicht auf Verluste modern und zukunftsorientiert sein, wobei Kompatibilität zugunsten von Innovation an die zweite Stelle rückt.

Kein Legacy-BIOS, kein X11

Die Distribution soll nicht von der GNU-Toolchain oder -Laufzeitumgebung abhängig sein. Sie soll inklusive Kernel mit Clang gebaut werden und Musl als Libc verwenden. Es soll nur UEFI unterstützt und Usrmerge von Anfang an umgesetzt werden, während Wayland den Display-Server stellt. Container sollen Anwendungen aus dritter Hand verfügbar machen und eventuell auch X11-Kompatibilität bieten.

Wer Linux aufhält, fliegt raus

Akteure, die Linux in der Entwicklung behindern, sollen nicht toleriert werden. So sollen etwa Nvidias proprietäre Treiber verbannt werden, da sie ausreichend Wayland-Unterstützung für ihre GPUs vermissen lassen.

Kein Mainstream

Die Entwicklung zu Serpent OS beginnt erst Ende Juli, einziger Kommunikationskanal in der Anfangsphase ist der IRC-Kanal #serpentOS auf dem Freenode-Server. Der radikale Ansatz verspricht, dass dies keine Mainstream-Distribution wird, sondern ein Arbeitspferd ohne Kompromisse. Wenn einer das hinkriegt, dann Ikey Doherty.

Foto von David Clode auf Unsplash

Kommentare

7 Antworten zu „Serpent OS vorgestellt“

  1. Avatar von Denis
    Denis

    Das klingt spannend und sehr ambitioniert.

    Ich frage mich nur, wass dann alles auf dieser Distri laufen wird, wo doch die großen mit Wayland noch diverse Probleme haben.

    Aber vielleicht ist es ja genau der richtige Weg, ganz konsequent die alten Zöpfe abzuschneiden, auch wenn es anfangs weh tut und alle Welt nach X11 Netzwerktranzaprenz schreien wird…

    Das wird wahrscheinlich auch sehr schnell offen legen, warum diverse Anzeigeprobleme unter Wayland existieren.
    Hoffentlich bleibt dann überhaupt noch Hardware übrig, damit SerpentOS mit ausreichender Funktionalität läuft. Das kommt jedoch auf den Anwednungsfall bzw. die Zielgruppe an (Server, Desktop usw.)

  2. Avatar von Matthias Böhm
    Matthias Böhm

    Spannend, immerhin war Solus auch ohne ihn überlebensfähig. Er hat also kein Haus eingerissen, das er zuvor (mit) aufgebaut hat!

  3. Avatar von axt

    > Wer Linux aufhält, fliegt raus
    😀

    > Arbeitspferd

    Könnte man so sagen, weil keiner spielen kann, jedenfalls nicht mit Nvidia und mit Intel aus anderen Gründen sowieso nicht. 😉

    Es wird aber auf sehr lange Sicht nur eine Spielwiese für Entwickler und Enthusiasten werden, bis man ein solches System tatsächlich zum Arbeiten, welcher Art auch immer, wird nutzen können. Sofern überhaupt mehr aus der puren Absichtserklärung werden sollte.

    1. Avatar von Alena
      Alena

      GNOME und KDE werden ohne openGL auch nicht funktionieren, es geht nicht nur ums spielen…

      1. Avatar von axt

        Wortspiele (Da! Schon wieder dieses Wort.).

        Im übrigen gibt’s mehr DEs als nur diese zwei ressourcenfressenden.

  4. Avatar von axt

    Btw., Betonung auf unbarmherzige Modernität, aber dann ausgerechnet IRC. 😀

    (Keine Frage, IRC hat wesentliche Vorteile ggü. irgendwelchen kurzlebigen Messaging Services mit proprietären Protokollen – es klingt in diesem Zusammenhang nur schräg.)

  5. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Den Ansatz finde ich gut.
    Spielt jetzt auf einer ganz anderen Wiese, aber KaOS hat seinerzeit auch nicht alles bedient und damit Plasma 5 ausgelotet zu einer Zeit als anderen die Umstellung noch nicht möglich war.
    Es schadet nicht, wenn eine Distribution da ist, die sich radikal neuen Techniken zuwendet. In meiner Zukunftsvision würde ich dann auch noch gerne UEFI rausgeschmissen wissen. Aber dann wird die Hardware wohl zu handverlesen. 😉

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