Raspberry Pi OS hat Microsoft in der Quellenliste

Raspberry Pi Pico

Seit dem letzten Update von Raspberry Pi OS am 11. Januar ist ein Eintrag von Microsoft in der Quellenliste samt zugehörigem Schlüssel. Im Forum beschwerten sich Anwender in mehreren Threads über das Vorhandensein dieses Quelleneintrags und fragen sich, was es damit auf sich hat.

Microsoft VS Code-Repository

Letzteres ist schnell beantwortet: Die Raspberry Pi Foundation hat beschlossen, das Microsoft VS Code-Repository einzubinden, da dies die empfohlene IDE für den Raspberry Pi Pico sei. Der Eintrag findet sich aber nicht nur in Systemen mit grafischer Oberfläche, sondern völlig sinnfrei auch bei Raspberry Pi OS Lite, das ohne X-Server ausgeliefert wird.

So weit, so gut. Nicht gut ist die Art, wie dies allen Anwendern des Standard-Betriebssystems des RasPi untergeschoben wird. Der Eintrag /etc/apt/sources.list.d/vscode.list wird nicht wie üblich aus dem DEB-Paket heraus angelegt, sondern wird durch ein Post-Install-Script beim Update hinzugefügt.

Richtiger Zweig?

Der Eintrag ist im Zweig main angelegt, den Debian für Freie Software unter entsprechenden Lizenzen reserviert. Ich bin kein Lizenz-Experte, aber für mich ist es fraglich, ob VS Code den Regeln der DFSG entspricht, da die verwendete MIT-Lizenz einen Zusatz zu Third-Party-Software enthält:

Komponenten von Dritten.. Diese Software kann Komponenten Dritter beinhalten, die gesonderten rechtlichen Anmerkungen oder anderen Verträgen unterliegen, wie in der Software beiliegenden ThirdPartyNotices-Datei ggf. beschrieben ist.

VS Code Lizenz

Von daher würde ich dieses Repository, wenn überhaupt, dann eher im Zweig contrib sehen. lasse mich aber gerne belehren. Wohlgemerkt, das Vorhandensein des Repositories ändert nichts am Paketbestand, solange der Anwender nicht VS Code bewusst installiert. Das ist aber nicht der Punkt, denn: Der Anwender wird gar nicht gefragt, ob er diesen Eintrag einer Dritt-Quelle in der Quellenliste haben möchte und das ist nicht die feine Linux-Art.

Manuell entfernen

Sogar Google schafft es, bei der Installation von Google Earth, den Anwender zu fragen, ob ein Repo eingetragen werden soll. Bei Raspberry Pi OS bleibt ihm nur das Opt-out über ein Entfernen des Eintrags und des zugehörigen Schlüssels /etc/apt/trusted.gpg.d/microsoft.gpg. Dazu muss er aber zunächst vom Vorhandensein dieses Eintrags wissen.

Besonders in einem der Threads macht ein RasPi-Entwickler deutlich, dass er entweder nicht viel über die Gepflogenheiten bei Freier Software weiß oder es ihm egal ist, wenn er schreibt: »Wie wir bereits erwähnt haben, wird durch das Hinzufügen eines Repos zu Ihrer Distribution nichts in diese heruntergeladen. Es ist nur ein Verweis auf ein Repository. Sie müssen es also nicht entfernen«. Wer also damit einverstanden ist, dass bei jedem apt update ein Ping an Microsoft geht, der kann das Repo ruhig belassen.

Es wäre technisch überhaupt kein Problem, dieses Repository so anzubieten, dass der User gefragt wird, ob er es möchte. Für sowas gibt es bei Debian das Paket whiptail, das eine Methode bietet, um verschiedene Typen von Dialogboxen aus Shell-Skripten heraus darzustellen. Das wurde hier offensichtlich nicht gewollt.

Kommentare

47 Antworten zu „Raspberry Pi OS hat Microsoft in der Quellenliste“

  1. Avatar von Be Jobe
    Be Jobe

    Danke für diesen Beitrag!

    Beim (Full-)Upgrade eines Raspi Zero W von stretch auf buster und in dem Zusammenhang mehrfachem apt update via vnc fiel mir dieser Eintrag auf. Ich habe ihn dabei sofort auskommentiert und fragte mich, was das soll, dass Mircrosoft da nun plötzlich mit drinhängt. Wird wohl mächtig Kohle geben dafür, denke ich. Unakzeptabel das Ganze. Vor allem, so etwas informationslos unterzujubeln. Das wirft ein sehr sehr schlechtes Licht auf Raspberry.org.

  2. Avatar von tzui
    tzui

    VS Code ist zwar open source, aber die Binaries enthalten noch weiteren unveröffentlichen Code. Hätte man VSCodium oder zumindest Code OSS genommen, wäre das keine große Sache, aber so finde ich das schon problematisch.

    1. Avatar von linux-user
      linux-user

      VS Code ist zwar open source, aber die Binaries enthalten noch weiteren unveröffentlichen Code.

      Exakt. Soweit ich das gesehen habe, packt Microsoft für seine Releases von VS Code noch Branding und unfreie Bestandteile zum freien Code. Es gibt außerdem eine Reihe an Erweiterungen von Microsoft selbst, u.a. die ganzen Remote-Development-Erweiterungen, deren Quellcode nicht veröffentlicht ist und bei denen Microsoft per Lizenzierung die Verwendung in freien Varianten wie VSCodium oder Code OSS unterbindet.

      @Ferdinand Thommes:
      Die Annahme ist m.E. korrekt, die VS Code Releases von Microsoft gehören nicht nach „main“. Wenn ich mir die Lizenz unter https://code.visualstudio.com/license so anschau, wäre „non-free“ der richtige Zweig.

      Die Lizenz von VS Code verbietet in Punkt 5 u.a. das Dekompilieren der Software, was VS Code zu unfreier Software macht (die aufgeführte Ausnahmeregelung ändert daran m.E. nichts, da sie sich ja nicht auf die ganze Software erstreckt).

      Noch so ein unfreies Gimmick sind die Exportbeschränkungen in Punkt 8 und die dürften eigentlich gegen Punkt 5 und 6 der DFSG verstoßen, wo ja verlangt wird, dass eine Lizenz die Nutzung einer Software durch bestimmte Personen/Gruppen und/oder zu bestimmten Zwecken nicht verbieten darf.

      Vermutlich könnte man noch ein paar andere Dinge an der Lizenz von VS Code finden, die nicht mit den DFSG konform sind.

      Disclaimer: Ich bin kein Experte für Lizenzrecht.

  3. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Ungefragt andere Repos einbinden ist ein Unding.
    Ich glaub es nicht.
    Das untergräbt doch jegliches Sicherheitskonzept.
    Wenn man das jetzt durchgehen lässt, muss man sich nicht wundern wenn in Zukunft auch noch der code von Drittfirmen ungefragt aufgespielt wird.

    Die Argumentation: „Microsoft … supporting Linux systems in a sane, sensible and non-evil way.“ gehört da auch nicht hin.
    Wenn man der Firma A vertraut, möchte man auch nicht ungefragt noch was von Firma B unter geschoben bekommen. Und wem ich vertraue und wem nicht sollte doch meine eigene Entscheidung bleiben.

  4. Avatar von sudo_rm_-r_/boot

    Ich finde es nicht gut das es einfach ohne Information getan wurde.
    Hier ist wieder Geld geflossen un… https://t.co/GBIP5wASE5

  5. Avatar von Sebastian
    Sebastian

    Hallo,

    kann man da mal nachfragen:
    a) wer das Repo eingebunden hat und
    b) warum das eingebunden wurde

    Evtl. war das ja nur „guter Wille“ und einfach nur „blöde Umsetzung“, dann kann man den Verantwortlichen darauf hinweisen und es ergibt sich ein Lerneffekt?!

    Kann natürlichauch sein, dass der Mitarbeiter einfach nur versucht, Microsoftcode ins Linuxsystem zu schmuggeln oder dass Microsoft’s rote Lämpchen blinken, sobald ein Raspberry ein Update macht… möglicherweise kann mir jemand den „Glauben“ nehmen, und mir stattdessen „Wissen“ schenken? 🙂

    Grüße

    1. Avatar von Ferdinand

      Die 3 Threads im Forum beantworten all das. Microsoft wollte die Einbindung. die Foundation fand das gut, da es für User einfach ist, die IDE einzubinden. Umgesetzt wurde das ohne Sinn und Verstand. Das Niederbügeln von berechtigter Kritik macht klar, dass dort die Gepflogenheiten freier Software keinen hohen Stellenwert einnehmen.

      1. Avatar von Sebastian
        Sebastian

        Habe es jetzt mal überflogen… für mich sieht es wie folgt aus (ich habe den Eindruck, es kommt so bei mir an):
        Raspberry wollte was gutes tun, indem sie einem eine vollumfängliche Software anbieten statt das ewige „Zusammengefrickel aller notwendingen Dinge“ und nun kommen Stimmen, die da sagen: „hast Scheiße gebaut“.

        Es wird sich direkt gegenseitig was vorgeworfen, wie bei Kindern im Kindergarten wo die Hör-/Verstehebenen auseinander gehen.

        Habe nichts gelesen, was irgendwie mal nett klingt nach dem Motto „hey, wir finden es doof das uns ein repo untergeschoben wird, da reagieren wir allergisch drauf, wir verstehen aber warum ihr es gemacht habt,… doch macht es bitte beim nächsten mal anders,… und zwar nach dem Schema xyz…“

        Aber egal, was rege ich mich auf 😉 …nutze ja mein dietpi und bin, unterm Strich, mehr als zufrieden mit deren Entscheidungen; und den Rest bearbeite ich, da habe ich ja die freie Wahl.

        Gruß

        1. Avatar von Sven
          Sven

          Hallo Sebastian, ich finde deine Haltung leichtsinnig, wie es heute immer mehr Mode wird. Alles nicht so schlimm, alle wollen immer nur mein bestes!
          Das die Leute allergisch reagieren kann ich gut verstehen und mich denen nur anschließen. Vertrauen muss man sich erarbeiten muss, kaputtgemacht ist es schnell.
          Ach und ein noch dein Verständnis von Freiheit ist mir suspekt.

          Gruß

          1. Avatar von Sebastian
            Sebastian

            Hi,

            abgesehen von deinen wilden Satzkonstruktionen unterstreichst Du nur meine Annahme, dass es Leuten wie dir nur um Krawall geht, hauptsache man kann was Böses finden und darauf rumreiten, daher danke ich dir für die Bestärkung meiner Meinung.

            Schade, aber dass ist mit ein Grund warum OpenSource nie wirklich bei der Mehrheit ankommen wird, egal ob im Recht oder nicht 🙁

          2. Avatar von Sven
            Sven

            Jedem seine Meinung, ich habe nie etwas anderes gesagt. 🙂 Deine letzten Satz finde ich interessant. Ich denke Opensource ist lange bei der Mehrheit angekommen auch wenn sie es nicht sehen oder merken.

  6. Avatar von understater
    understater

    Hatte gerade heute morgen Updates für mein PiHole gezogen und beim zufälligen Hinsehen „Microsoft…“gelesen. Habe fast einen Herzkasper bekommen.
    Letztendlich bin ich erleichtert, aber man macht sich erst mal wieder komische Gedanken…
    Die Quellenlisten habe ich sofort bereinigt.

  7. Avatar von Linusler
    Linusler

    Ausgezeichneter Artikel! Vielen Dank, Herr Thommes. Auf Sie ist Verlaß beim Thema freie Software und freie digitale Selbstbestimmung.

    Auch ich erschrak sehr, als ich bei den Aktualisierungen meiner Pi-Rechner plötzlich das rote Tuch „Microsoft“ sah.

    Habe nun sofort die Datei „/etc/apt/sources.list.d/vscode.list“ gelöscht, wie im von Ihnen verwiesenen Pi-Forumsthema beschrieben. Microsoft darf beim Sammeln aller Pi-Benutzerdaten auf meine IP verzichten.

    Übrigens haben die Pi-Administratoren das Beschwerde-Forumsthema inzwischen gesperrt – „zu groß“ war der Widerspruch, und Kritik an Microsoft.

    Aber das beobachtet man schon seit Jahren, daß die Pi-Stiftung – und andere ehemals freiheitsliebende Linux-Verbände (wie auch Phoronix mit Larabel) – den totalitären IT-Konzernen immer mehr hinterherkriechen und auf berechtigte Kritik sehr totalitär verfahren. Geld stinkt eben schon.

    Sieht nicht gut aus für die Freiheit. Passend zu Bill „Microsoft“ Gates‘ Impfzwangvorstellung.

    1. Avatar von Eirik
      Eirik

      Mit dem letzten Satz haben sie sich völlig disqualifiziert!

      1. Avatar von tuxnix
        tuxnix

        Finde ich gar nicht!
        Oberflächlich sind das zweit Themen die nichts mit einander zu tun haben.
        Gemeinsam ist ihnen aber schon mit welcher Selbstverständlichkeit hier wichtige Grenzen überschritten werden, ohne das der Betroffene in angemessener Form darüber informiert wird und seine berechtigten Bedenken selbst abwägen darf.
        Natürlich sprengt das hier den thematischen Rahmen über Impfung diskutieren zu wollen und auch die Personalisierung mit Bill Gates erscheint mir doch sehr übertrieben.

        Aber so ein Satz wie „…..sie haben sich völlig disqualifiziert“ Ist als generelle persönliche Herabwürdigung bestimmt nicht dazu geeignet, ein Gespräch zu führen. Am meisten daran, gibt mir aber dann doch der Applaus zu denken, der bei so einer Bemerkung einsetzt.

        Nein, ich möchte jetzt keine Diskussion hierüber entfachen. Diese würde sich auch nur im Kreise drehen. Es langt völlig wenn sich jeder seine eigene Meinung hierzu macht.

    2. Avatar von Tim Neubacher
      Tim Neubacher

      War glaub ich eher Ironie 😉

      1. Avatar von Jochen Geyer
        Jochen Geyer

        War glaub ich eher Ironie

        Ironie wäre aber ansatzweise witzig gewesen, kannst du im letzten Satz irgendetwas witziges finden?

        1. Avatar von Tim Neubacher
          Tim Neubacher

          Ja weil ich mich üblicherweise lustig über die Leute macht und jedesmal schmunzeln muss, wenn ich so was lese, ob nun ernst gemeint oder nicht

          1. Avatar von Eirik
            Eirik

            Und ich z.B. kann es einfach nicht mehr lesen, da es so idiotisch und abgedroschen ist und man im Internet leider mehr als genug davon findet. Und außerdem, finde ich passt das Null hierher und auch nicht in einen sachlichen Kommentar bzw. Diskussion.

  8. Avatar von Jochen Geyer
    Jochen Geyer

    Es war bereits ein nicht wieder gutzumachender Fehler Microsoft damit zu adeln, diese in die Linux Foundation aufzunehmen.
    Obwohl diese Jahrelang aktiv gegen Linux gearbeitet haben.
    Aber wenn man sich mittlerweile die Mitgliederliste der Linux Foundation anschaut, sind dort viele faule Kompromisse zu finden.
    Was aber die Aufnahme von Microsoft nicht relativieren soll.

    https://www.linuxfoundation.org/en/join/members/

    Und wer glaubte, bei Microsoft hätte sich irgendetwas geändert, wird abermals enttäuscht.
    Denn nachdem Microsoft es nie schaffte, Linux zu verdrängen, versuchen die nun, die Linux Community mit vergifteten Geschenken zu übernehmen.

    An welche Strategie erinnert das? – Richtig, an Microsofts Geschäftslogik „Embrace, Extend and Extinguish„.
    Und welcher Linux Distributor beteiligt sich besonders eifrig an dieser Unterwanderung? – Richtig, Canonical.
    Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen Canonical wanzt sich förmlich an Microsoft heran.

    Quellen:

    https://ubuntu.com/blog/tag/microsoft

    Canonical hat nicht einmal genügend Anstand (oder Eckel), die WSLConf im Microsoft Hauptquartier (nicht) durch Sponsoring zu unterstützen.

    https://ubuntu.com/blog/canonical-sponsors-wslconf-at-microsoft-hq

    Einer von vielen Gründen, beide Firmen nicht zu mögen.

    1. Avatar von detlef S
      detlef S

      Ist schon heftig, das ganze. Ich habe den entsprechenden Eintrag in /etc/apt/sources.list.d/vscode.list auskommentiert, und den Key in /etc/apt/trusted.gpg.d/ gelöst! Ich habe vor etlichen Jahren bewust auf Linux gesetzt, da lasse ich mir nicht so ein Kram auf die Nase binden! Gut, wenn man schon etwas mit der Sache vertraut ist.

  9. Avatar von tux.

    Puh, da hat man einen mittelmäßig schnellen Kleinstrechner und dann ist dessen „Standardsystem“ (ich würde das in Anführungszeichen setzen – das Standardsystem für ARM-Rechner ist natürlich RISC OS) vollgepackt mit Bloatware… ich käme mir ja da verklapst vor. 😉

    … auf meinem Pi läuft allerdings auch 9Pi.

  10. Avatar von caddy
    caddy

    Sehr gut der Beitrag!!!

  11. Avatar von detlef S
    detlef S

    Ich glaube das nicht, Microsoft-Zeugs in Linux? geht es noch? Aber Danke für diesen Artikel, muss mal sehen, wie ich damit umgehe. Das OS ist ja ok, aber das hat nichts drin verloren!

    1. Avatar von kamome
      kamome

      Beiträge von Microsoft sind schon länger „in Linux“ – und zwar direkt im Kernel.
      Aber ungefragt ein externes Repo unterschieben (noch dazu ein fragwürdig „freies“), geht natürlich wirklich nicht.

  12. Avatar von Alexa
    Alexa

    Hier wurde Pi OS ‚Lite‘ um -u.a.- openbox ergänzt (i.e. mit einem X-Server versehen), und es findet sich tatsächlich -wie beschrieben- der Eintrag.

    Wie genau heißt eigentlich das ‚deb‘ Paket (des „VS“ IDE?), für das es eingerichtet wurde? Ausgehend davon, dass ich das Paket nicht habe, wurde der Eintrag von mir auskommentiert, also in:

    /etc/apt/sources.list.d/vscode.list

    FRAGE: Reicht das aus, und wie sähen eigentlich die apt Einträge aus für (von MS) den „Skype Client“ oder „Teams“, oder (nicht von MS) ein entsprechender Eintrag für -sagen wir mal- das jeweils aktuelle ‚libreoffice‘ in der ’still‘ Version, die ich dann endlich nicht mehr manuell installieren müsste?

    Wie hätte, anstatt der „unsauberen“ Lösung für Pakete die man gar nicht installiert hat, eine „saubere“ Lösung ausgesehen? Die Bereitstellung eines ‚deb‘ Pakets, für diejenigen die es wollen, und ggf. Hinweise auf ggf. zu erstellende Einträge in /etc/apt/ – ..oder?

    1. Avatar von Ferdinand

      Ich würde auch den Key aus /etc/apt/trusted.gpg entfernen. Und ja, die saubere Art, sowas zu tun ist bei der Paketinstallation. Dabei kann der User dann gefragt werden, ob er auch einen Eintrag in die Quellenliste möchte.

  13. Avatar von Tim Neubacher
    Tim Neubacher

    Blöde Entwicklung? Allemal.

    Unlogisch? Auf keinen Fall. Raspberrys sind so leicht zu bedienen und vielflächig einsetzbar, dass nicht man an die „nerdigen Techniker“ verkauft werden. Es sind gerade die „nerdigen Techniker“ die genug von der Materie begreifen, um sich über so etwas oder den Datenschutz aufzuregen, die Masse aber nicht. Raspberry adressiert seit längerer Zeit an die Masse und nicht mehr an die nerdigen Techniker. Daher isses denen auch egal, ob ein kleiner Shitstorm in Techniknewsforen entbrennt.

    Ich hab einige technikfremde Leute in meinem Freundeskreis, die nicht wissen, was ne VPN ist, aber kleine Bastelprojekte mit dem Raspi machen. Und denen möchte es das Unternehmen leicht machen. Also versuchen sie die Produkte massenmarkttauglich zu machen und zu vereinfachen. Und was versteht und kennt die Masse? Microsoft!

    So isses doch schon immer gewesen. Innovationen fangen bei den Nerds an, dann entdeckt die Masse sie und ab diesem Zeitpunkt werden die Produkte auch wieder gefühlt schlechter gemacht und irgendwie eingeschränkt (Bedienung, Reparatur, Rechte, …). So war es auch bei Apple-Produkten nachdem sie zur Massenware wurden.

    Der Zeitpunkt beginnt, wo der Raspberry Pi zurückentwickelt wird.

    1. Avatar von Conrad Beckert
      Conrad Beckert

      Der Raspi in erster Linie ist der Heimcomputer des 21Jh – also der BBC-Micro, ZX81 oder Spektrum und er wendet sich explizit an Nachwuchs Nerds – was sehr gut so ist. Ziel ist es, die Einstiegshürden so niedrig wie möglich zu machen. Darüber hinaus gibt es zunehmend Einsätze im Profibereich, ja gar in der Industrie.(wo man annehmen kann, daß die Leute dort wissen was sie tun) Massentauglichkeit durch VS Code sehe ich eher nicht so. Die Massen kennen Microsoft von Windows und Office – weniger von ihrem Entwicklerstack her.

      Irgendwelche sensiblen Daten würde ich auf dem Raspi ohne vorheriges „Härten“ des Systems sowieso nicht speichern wollen. (sudo Paßwort setzen, anderen User als pi benutzen usw.)

      1. Avatar von Ferdinand

        Es geht eher um das »wie« als um die Tatsache, dass ein Microsoft-Tool eingebunden wird. Wie Tuxnix schon treffend bemerkte, darf man hier keinen Deut nachgeben, sonst wird das gesamte Gefüge von Freier Software und Open Source geschwächt. Zumal es ja technisch keine Hürde gewesen wäre, es gleich richtig zu machen.

        1. Avatar von Tim Neubacher
          Tim Neubacher

          Dem muss ich widersprechen. Das „wie“ interessiert mich eher weniger, weil ich genug von Microsofts Geschäftsablauf kenne, um da auch nichts erwarten zu müssen. Lediglich vielleicht von Raspberry könnt man natürlich enttäuscht sein.

          Geht mehr vielmehr darum, Microsoft komplett standardmäßig rauszuhalten. Man stelle sich nur vor, dass die irgendwann anstatt Linux standardmäßig auf Windows IOT (bzw. wie dieses Windows Lite heißt) setzen. Auch wenn sie das ganz anständig machen und das „Wie“-Kriterium erfüllen, würde ich mich doch enormst drüber aufregen.

          1. Avatar von Ferdinand

            Die Schuld gebe ich in diesem Fall den Entwicklern bei der RasPi Foundation, die für das OS verantwortlich sind. So sollten sie Debian kennen und respektieren. Haben sie in diesem Fall aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit nicht getan.

          2. Avatar von EinLeser
            EinLeser

            Zu den Entwicklern der Foundation fällt mir nur „arrogante Ignoranz“ ein. Für freie Software haben die sich noch nie interessiert.

        2. Avatar von Conrad Beckert
          Conrad Beckert

          Durch Einbeziehung auch früher starker Gegner von jeglicher Offenheit wird die Branche gestärkt. Microsoft verfolgt – von Rückzugsgefechten abgesehen – seine „unzäunter Garten“ Modell nicht mehr – sondern tritt durchaus mit Innovationen auf.

          Das heißt jetzt nicht, daß jetzt alles Friede Freude Eierkuchen ist – das Schlachtfeld hat sich nur gewandelt. Microsoft tritt heute als „Cloud Provider“ auf – und kann sich darum – wie Google schon immer – eine Offenheit bei der Software auch leisten. Aus der Sicht des Anwenders – privat oder geschäftlich – ist das sogar eine härtere Nuß zu knacken. Aber auch hier gibt es gegenläufige Trends.

  14. Avatar von Conrad Beckert
    Conrad Beckert

    Ich würde das einmal als ein klassisches Beispiel für ein Luxusproblem sehen. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, daß es einmal Linuxsoftware von Microsoft geben wird, die man in ein Repo einbinden kann. Ja – es ist nicht schön, wenn es Flecken auf der Lizenz- Weste gibt. Trotzdem symbolisiert das, wie weit sich Microsoft gewandelt hat – vom „Open Source ist ein Krebsgeschwür“ zum Beitragenden zu freien Projekten. Das sollten wir anerkennen.

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Das halte ich für eine gefährliche Sichtweise.
      Lizenzen sind nicht nur eine formale Geschichte. Die GNU Lizenz sorgt dafür, dass jeder beitragen kann und die Software offen bleibt. Wenn Microsoft sich gewandelt hat, dann sollte Microsoft auch die Softwarelizenzen ernst nehmen.
      Wenn man solche Überschreitungen wie hier duldet, bleibt von FLOSS ganz schnell nicht mehr viel übrig. Im umgekehrten Fall versehen proprietäre Anbieter auch keinen Spaß.
      Zusammenarbeit ist immer gut. Aber dann muss dies auch auf der richtigen Grundlage stattfinden. Ohne zu fragen fremde Paketquellen einzubinden geht schon mal gar nicht.
      Und wenn unfreie Softwarequellen eingebunden werden, dann gibt es dafür eine bewährte Vorgehensweise.
      Der Nutzer sollte die Hoheit über seinen Rechner behalten und selbst entscheiden können. Ich denke mal, dass Microsoft damit zeigt, dass sie dies immer noch nicht ausreichend respektieren.

      1. Avatar von Conrad Beckert
        Conrad Beckert

        Das ist richtig aber nicht die gesamte Geschichte. Es gibt viele erfolgreiche Projekte, die nicht unter der GPL stehen und trotzdem bestehen können. BSD und vor allem PostgreSQL würde ich als Beispiele nennen. Die Welt geht nicht gleich unter, bloß weil da ein – zugegebenermaßen nicht einmal schlechtes Microsoft Produkt ins Spiel kommt. Die Schlachten, die wir heute führen müssen sind eigentlich schwerere und schlimmere: Datensouveränität, die eigenen Daten und die eigene Handlungsfähigkeit zu schützen. Das ist eine ganz andere Hausnummer als das alte Windows was nach Hause telefonieren wollte. Heute muß ich froh sein, wenn mich mein Fernseher nicht ausspioniert.

    2. Avatar von kamome
      kamome

      Microsoft hat sich nicht gewandelt – gut, der heutige Chef ist weniger deppert. Aber sonst sind „sie“ und „wir“ lediglich an unterschiedlichen Ausgangspunkten im Vergleich zu damals.

      1. Avatar von Conrad Beckert
        Conrad Beckert

        Naja – if you can’t beat them, join them. Ein alter Spruch, der trotzdem nicht falsch ist. Monopole verhalten sich so wie sie es tun, weil sie es können. Nur ohne z.B. staatliche Unterstützung halten sie sich nicht lange, weil früher oder später sie jemand herausfordert. Das ist auch nichts neues. Verteilte Speditionen stießen Anfang des 20Jh die mächtigen Eisenbahnbarone von Thron – in der IT war das die Open Source Bewegung. Das hat nicht mit „deppert“ oder nichts zu tun. Eher vielleicht mit Generationswechsel. Gates und Ballmer konnten so handeln, weil ihre Kunden noch nicht so die Nase voll hatten, daß sie sich nach Alternativen umsahen. Sie hätten auch einen von ihnen als Nachfolger gewählt, wenn das Schiff nicht in schwerer See gewesen wäre.

        1. Avatar von kamome
          kamome

          Das hat nicht mit “deppert” oder nichts zu tun.

          Mit (nicht) deppert hat zu tun, dass Nadella die Sache geschickter anstellt.

  15. Avatar von Ferdinand

    Alan Pope (ehemals Canonical) hat auch über RasPi Os gebloggt: https://popey.com/blog/2021/02/pitchforks-set-to-stun/

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Der Artikel erstreckt sich auf reinen whatsaboutism.
      Es ist schon schlimm zu sehen wie namenhafte Leute am Thema vorbeireden und damit gezielt eine Stimmung erzeugen als wäre alles egal.

      Ist Raspberry OS ein Debian-Derivat oder eine zufällige Softwaresammlung?
      Kann man bei den Rpis davon ausgehen, dass man selbst bestimmt was der eigene Kleinstrechner tut, oder spielen in Zukunft dritte einfach ihre Software auf.

      Ich glaube nicht, dass man einem erwachsenen Programmierer wie Alan Pope erzählen muss was mit wenigen Zeilen Code alles gemacht werden kann. Um so mehr bin ich entsetzt über dieses Statement.

      1. Avatar von EinLeser
        EinLeser

        Kann man bei den Rpis davon ausgehen, dass man selbst bestimmt was der eigene Kleinstrechner tut

        Konnte man noch nie. Stichwort: VideoCore OS. GNU/Linux (oder jedes anderem vom Benutzer installierte Betriebssystem) läuft immer nur als Gast. VideoCore OS hat immer die Kontrolle. Das bisschen Microsoft-Repo macht den Kohl da auch nicht mehr fett.

        Das ist die Schizophrenie vieler Linuxer: Auf Intel und die ME schimpfen, aberfür Privacy auf Raspberry Pi setzen (z. B. Private Cloud-Boxen).

    2. Avatar von kamome
      kamome

      Naja …

      Some are pragmatic, wanting to install whatever gets the job done,

      Kurzsichtig-pragmatisch, nicht wirklich pragmatisch.

      They’re probably pretty confident that the majority of their users flat out don’t care.

      Man muss ja nicht jeden Scheiß machen, den „das dumme Volk“ mit sich machen lässt.

  16. Avatar von Lars Wernerson
    Lars Wernerson

    Danke Ferdi, das geht gar nicht. M$’s Linux-Engagement sehe ich seit langem sehr kritisch, da tendentiel mit Hintergedanken. Die Engagieren sich nur, wenn es langfristig Geld in die Börse spült…

  17. Avatar von EinLeser
    EinLeser

    Was soll die Aufregung? Da kommt halt zusammen, was zusammen gehört. Microsoft liefert seinen JavaScript-Editor-Schrott und Raspberry Pi eine vernagelte Plattform, auf der Linux eh nur als Gast-OS läuft. Die Raspberry-Pi-Foundation bringt millionenfach ranzige Mediaplayer unters Volk, die steuerbegünstigt als Bildungsgeräte verkauft werden. Echte Linuxer machen doch um beides einen Bogen: Microsoft und Raspberry Pi.

  18. Avatar von jo jo
    jo jo

    Bei mir lief ein Raspberry Pi OS lite mit Pi-hole und Stubby. Nachdem ich den Artikel gelesen habe installierte ich ein Debian Raspi OS ebenfalls mit Pi-hole und Stubby.(https://raspi.debian.net/)

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