Raspberry Pi OS aktualisiert

Bild: A screenshot of the Raspberry Pi OS GUI | Quelle: Wikimedia | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Das Jahr 2020 brachte nicht nur einen Raspberry Pi 4 mit 8 GByte RAM, sondern zeitgleich auch ein umbenanntes Betriebssystem, das nicht mehr Raspbian, sondern fortan Raspberry Pi OS hieß. Vor wenigen Tagen erschien traditionsgemäß zum Jahresende eine neue Version des Betriebssystems mit einigen Neuerungen.

PulseAudio ersetzt ALSA

Dazu zählt der Wechsel der Audio-Schnittstelle. Während Distributionen wie Fedora sich darauf vorbereiten, PulseAudio gegen den designierten Nachfolger PipeWire auszutauschen, wechselt Raspberry Pi OS von ALSA zu PulseAudio. Für den Umstieg gab es mehrere Gründe. Einer ist, dass ALSA nur eine Quelle zur gleichen Zeit ausgeben kann. auch die Eingabe ist auf eine Quelle gleichzeitig limitiert. Ist also der Ton eines YouTube-Videos über den HDMI-Ausgang des Raspberry Pi zu hören, kann kein anderer Sound gleichzeitig abgespielt werden.

Der Wechsel zu einer anderen Audioquelle gelingt mit ALSA ebenfalls nicht während der Wiedergabe, diese muss erst beendet werden. Noch gravierender ist jedoch, dass ALSA Bluetooth-Audio nicht beherrscht. Um diese Einschränkung zu umgehen wurde bisher zusätzlich die Bibliothek bluez-alsa gepflegt. PulseAudio kennt alle diese Einschränkungen nicht.

Chromium 84

Chromium wurde für die neue Ausgabe von Raspberry Pi OS auf Version 84 aktualisiert. Wie es in der Ankündigung heißt, dauerte dies länger als den Entwicklern lieb war, aber es sei immer eine Herausforderung, die Video-Hardwarebeschleunigung bei neuen Versionen von Chromium einzupflegen. Zudem wurden aus gegebenem Anlass viele Tests und Anpassungen an Videokonferenz-Clients wie Google Meet, Microsoft Teams und Zoom vorgenommen, und sie alle sollten nun reibungslos mit Chromium in der neuen Version funktionieren. Der Adobe Flash-Player ist letztmalig integriert, Adobe beendet die Unterstützung offiziell zum Jahresende.

Einfacher drucken

Unterstützung beim Drucken war bisher immer eine Schwachstelle des Standard-Betriebssystems für den RasPi. Anwender konnten zwar CUPS installieren, sahen sich dann aber der nicht gerade benutzerfreundlichen Handhabung gegenüber. Deshalb kommt mit der neuen Ausgabe neben CUPS das Paket system-config-printer zum Einsatz, das die Einbindung von Druckern und das Drucken selbst vereinfacht.

Barrierefreiheit verbessert

Des Weiteren vermeldet die Ankündigung Verbesserungen bei der Barrierefreiheit für sehbehinderte und blinde Menschen. Unterstützung für den Bildschirmleser Orca und das Plugin für die Bildschirmlupe wurden hinzugefügt. Die Orca-Unterstützung sei noch nicht perfekt, aber Anwendungen wie Raspberry Pi-Konfiguration und die Einstellungsdialoge sollen nun für diese Gruppe von Anwendern besser lesbar sein. Die Verwendung eines Bluetooth-Headsets oder -Lautsprechers im Screenreader ist dank PulseAudio nun problemlos möglich.

Die verschiedenen Varianten von Raspberry Pi OS ohne Desktop, mit Desktop und mit zusätzlicher Software stehen im Downloadportal der Raspberry Pi Foundation zum Download bereit.

Kommentare

12 Antworten zu „Raspberry Pi OS aktualisiert“

  1. Avatar von EinLeser
    EinLeser

    Das mit PulseAudio ist sehr schlecht, da dann Radiohören über mpd und textbasierten Clients wie ncmpc flachfällt. PulseAudio sorgt auf dem PC zuverlässig für knackende und stotternde Wiedergabe von Radiosendern. Alle paar Sekunden gibt es eine kurze Pause, die von Knackgeräuschen begleitet wird.

    Generell ist Pi OS sehr seltsam: Statt auf LXQt und/oder Qt zu wechseln, „pflegt“ man lieber das tote LXDE und GTK 2.

  2. Avatar von onli

    Ich weiß nicht wo das herkommt, aber es stimmt schlicht nicht, ALSA kann nicht nur eine Quelle ausgeben. ALSA kann sowohl den Sound mehrerer Anwendungen gleichzeitig wiedergeben als auch mehrere Soundausgänge gleichzeitig bespielen. Ich weiß nicht genau wie lange schon, aber mehr als 15 Jahre definitiv! Genau dafür wurde ALSA gebaut.

    1. Avatar von Ferdinand

      Das könnte in dem Fall am beim RasPi verwendeten Soundchip liegen!?

      1. Avatar von onli

        Hi Ferdinand, nein, daran kann es nicht liegen. ALSA kann Software-Mixing mit dmix, und das ist auch standardmäßig an. Das ist völlig unabhängig vom Soundchip. Wie gesagt, um sowas zu unterstützen wurde ALSA gebaut, wobei wohl anfangs Hardware-Mixing wie die Zukunft aussah und dann wegbrach und daher für einen kurzen Zeitraum ALSA in die in der Ankündigung beschriebene Situation rennen konnte. Aber das ist jetzt über 15 Jahre her – dmix kam 2003 zu ALSA dazu, wenn ich das gerade richtig gesehen habe. Wohl war es nicht direkt standardmäßig an, aber auch das muss jetzt auch schon über eine Dekade her sein.

        Ich sehe gerade, es ist nicht direkt dein Fehler, deine Quelle ist einfach falsch. Der Blogartikel von Raspberry-Pi-Blog verzapft den Unsinn.

        Wobei: Bluetooth mit ALSA ist wirklich problematisch, weil da die Softwareunterstützung weggebrochen ist. Wobei bluez-alsa ein tolles Projekt ist und mehr Unterstützung verdient gehabt hätte, anstatt es jetzt fallenzulassen. Und ja, dynamisch zwischen verschiedenen Soundkarten zu wechseln ist tatsächlich nicht ideal, wobei das ausgerechnet beim Pi mangels PCI-E-Slots nicht das allergrößte Thema sein dürfte.

        1. Avatar von Ferdinand

          Danke für die Nachhilfe, A&V waren noch nie meine Stärken. Dann habe ich keine Idee, wie die auf diese Aussage kommen.

          1. Avatar von tuxnix
            tuxnix

            Auch bei pipewire bleibt ALSA bestehen. Ohne ALSA gibt es auf Linux gar keinen Ton.

    2. Avatar von Silerra

      Ich genauso irritiert wie diesen Artikel gelesen habe. Denn ich hab selber an dem Betriebssystem Raspbian rumgebastelt und habe alles was PulseAudio drauf war, runter geschmissen und Teile die noch fehlten selber zusammen gebaut. Da kann ich deine Aussage bestätigen, dass mehrere Anwendungen wiedergegeben als auch mehrere Soundausgänge bedient werden kann und schon immer konnte (solange wie ich ALSA kenne).

      Das größte Problem was ich auf vorgefertigten Desktop gefunden habe, dass die Anwendungen PulseAudio und ALSA zusammen irgendwie für mich nicht händelbar waren. Ich wollte meine eigene Modifikationen einbringen und PulseAudio kam mir ständig in die Quere und zerschoss meine angelegten Dateien. Bis ich satt war und diese komplett vom System schmiss.

      Solange ich das Betriebssystem Raspbian kenne, war PulseAudio schon länger immer ein Bestandteil des Deskopsvariante. Ich frag mich irgendwie, was sich der Verfasser auf englisch-sprachigen Blog dabei gedacht hat. Der Beitrag zum Thema ALSA und PulseAudio empfand ich vornherein sehr kurios.

  3. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Ich denke es geht bei dem Schwenk auf pulsaudio eher darum, dass jedes bluetooth headset und speaker automatisch gekoppelt wird. ALSA selbst bleibt ja sowieso und pulsaudio kann man bei Bedarf auch wieder abschalten.

    Generell ist Pi OS sehr seltsam: Statt auf LXQt und/oder Qt zu wechseln, “pflegt” man lieber das tote LXDE und GTK 2.

    Aber „tote Pferde“ sind extrem pflegeleicht. Dabei geht es ja auch um das Image als pädagogischer Bastelrechner, Einheitlichkeit für alle Pi’s und nicht zuletzt um die vielen Anleitungen die dann nicht mehr stimmen wenn man wechselt. Die Wunsch GUI ist ja schnell aufgespielt.

    Ich bin mit Marjaro-ARM auf dem Rpi4 recht zu Frieden. Sie kombinieren den kernel von Pi OS mit den Arch Linux Arm Paketen und waren auch recht früh mit 64bit unterwegs. Für mich eine ideale Mischung.

    Was ich merkwürdig finde ist die Downloadseite von Pi OS:

    Auf den ersten Blick gibt es da nur noch ein Download für Ubuntu, Mac und Windows PC Benutzer. Die ‚manuelle Installation‘ heiß zwar so, wird aber gar nicht erklärt. Welches Image 32bit und welches 64bit ist, ist recht unklar und die Liste der ‚Third Party Operations Images‘ ist auch recht unvollständig.

  4. Avatar von beccon
    beccon

    Hat das neue Raspi OS jetzt ein 64bit Userland oder bleiben die noch bei 32bit

    1. Avatar von Ferdinand

      Die 64-Bit Version ist noch Beta, das aktuelle Release ist 32-Bit.

  5. Avatar von Malte
    Malte

    Adobe Flash-Player? Gibt’s den tatsächlich noch? Wird Adobe Flash überhaupt noch irgendwo verwendet?

    1. Avatar von Christian
      Christian

      Ja, leider.
      Meine Frau hat letztens an einem Webinar von Klett (Schulbuchverlag) teilgenommen, in so einer Adobeumgebung, und die nutzen für den Browser wirklich noch Flash (für Mac und Win gibt es eine Desktopanwendung, für deren Installation man aber, wenn ich das richtig verstanden habe, auch Flash braucht, um den Download anzuschmeißen).
      Das offizielle Ende von Flash ist der 31.12.2020, also noch massig Zeit für Klett, sich umzustellen. 🙂

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