Paragon NTFS3-Treiber auf dem Weg in den Kernel

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Die Geschichte von Microsofts proprietärem Dateisystem NTFS in Linux ist mit Problemen gespickt. Der alte Captive-Treiber wird schon lange nicht mehr gepflegt, während der auf FUSE basierende NTFS-3G-Treiber von Tuxera zwar aktiv gepflegt wird, aber im Ruf steht, viel zu langsam zu sein. Der alte NTFS-Treiber im Kernel kann dagegen nur lesen, nicht schreiben.

NTFS3 vorgestellt

Als Ersatz für diesen schlug das deutsche Softwareunternehmen Paragon Software im August 2020 das aus dem Code von Microsoft NTFS for Linux entwickelte NTFS3 vor. Microsoft NTFS for Linux ist der bisher von Paragon kommerziell vertriebene Treiber, der als externes Kernelmodul (out of tree) ausgeliefert wird. Ein erster Patch für NTFS3 wurde von der Kernel-Gemeinde unter anderem deshalb kritisiert, weil Paragon den gesamten Treiber als einzelnen Patch mit 27.000 Zeilen eingereicht hatte. Ein Review eines solchen Code-Brockens sei viel zu aufwendig, so die Entwickler.

27 Patches eingereicht, aber keinen Pull Request

Seither sind 26 weitere Patches eingereicht worden, aber da Paragon anscheinend die Abläufe im Mainline-Kernel nicht so genau kennt, hat es den Treiber nie offiziell über einen Pull Request in Git zur Aufnahme in Mainline eingereicht. Nachdem die letzte Patch-Serie von anderen Kernel-Entwicklern als für gut empfunden wurde, nahm sich Linus Torvalds Mitte Juli der Sache an und forderte die Entwickler bei Paragon auf, falls sie bereit seien, den Treiber im Kernel aktiv zu pflegen, diesen doch auch einzureichen.

Torvalds stellt Pull für 5.15 in Aussicht

Vor wenigen Tagen hat Paragon geantwortet und zugesagt, die Implementierung zu betreuen. Ein Pull Request soll in wenigen Tagen folgen. Linus antwortete, man solle zunächst nach linux-next hochladen, da der Pull für Mainline nicht vor Ablauf eines Monats (also für 5.15) stattfinden werde. Zudem stellte er klar, man solle dafür sorgen, dass es bei Paragon intern keine Missverständnisse über die GPLv2 gebe, die dann später für Probleme sorgen könnten. Wenn alles gut geht, könnte somit ein performanter NTFS3-Treiber von Paragon in Linux 5.15 Einzug halten.

Kommentare

18 Antworten zu „Paragon NTFS3-Treiber auf dem Weg in den Kernel“

  1. Avatar von Marcel
    Marcel

    Vor 11 Jahren gab’s schon mal einen Linux-Treiber für exFAT. Zitat:

    „wo exFAT dauerhaft genutzt werden soll, muss Geld fließen – sei es durch den Hersteller des Gerätes beziehungsweise des Betriebssystems oder durch den Endanwender. Rund 25 US-Dollar wird die Einzelplatzlizenz voraussichtlich kosten, OEMs zahlen deutlich geringere Gebühren.“ 

    @CTMAGAZIN

    Verzichtet Microsoft jetzt neuerdings auf seine Patente? 😉

    1. Avatar von Simon
      Simon

      Ja: https://www.zdnet.com/article/microsoft-readies-exfat-patents-for-linux-and-open-source/

      Und NTFS != exFAT. Ersteres ist auch nicht patentiert, sondern lediglich proprietär.

      1. Avatar von Roland
        Roland

        Tuxera, der finnische Entwickler des Open-Source-Dateisystemtreibers NTFS-3G, hat ein Patentabkommen mit Microsoft unterzeichnet. Es ermöglicht dem Unternehmen, weiterhin seine NTFS-Produkte zu vertreiben, die das Lesen und Schreiben des Windows-Dateisystems NTFS unter Linux erlauben. Zudem tritt Tuxera der von Microsoft angeführten Interop Vendor Alliance bei, die die Kompatibilität von und zu Microsoft-Systemen fördert.

        Microsoft schließt Patentabkommen mit Dateisystem-Spezialist Tuxera

        Und wieso brauchte Tuxera ein Patentabkommen mit Microsoft? Wenn doch NTFS Deiner Meinung nach nicht patentiert ist/war? 😉

        1. Avatar von Simon
          Simon

          Ich konnte keinen Hinweis darauf finden, welche Patente denn für NTFS gelten sollten. Das einzige Microsoft Patent dazu ist US8510336B2 (Google Patents), wobei dort eher eine Systemschnittstelle für transaktionalen Zugriff auf ein NTFS-Dateisystem geht, aber nicht um NTFS im allgemeinen. Gleichzeitig habe ich ebenfalls keine Patentkonflikte bei sonstigen NTFS Treibern gefunden. Ich bin da gerne bereit meine Meinung darüber zu ändern, wenn ich etwas anderes als Indizien dazu höre.

          Zwar scheint der Satz

          Es ermöglicht dem Unternehmen, weiterhin seine NTFS-Produkte zu vertreiben

          recht aussagekräftig zu sein – der komplette Artikel erwähnt keine direkten Konflikte. „Weiterhin ermöglichen“ kann genauso gut heißen, dass dadurch ein geschäftlicher Vorteil erlangt wurde.

          Bezüglich Patenten und NTFS gibt es in dem von dir genannten Artikel sogar einen eigenen Absatz:

          Auf die Frage nach Patentproblemen im Zusammenhang mit NTFS sagte Välimäki: „Microsoft hat nie öffentlich etwas über Probleme gesagt. Unsere Open-Source-NTFS-Treiber sind seit zehn Jahren erhältlich und die kommerziellen Treiber seit zwei Jahren.“ Kunden des Unternehmens müssten keine Patentstreitigkeiten mit Microsoft befürchten. Aufgrund der Vereinbarung setze sich Tuxera direkt mit Microsoft auseinander.

          Allerhöchsten lässt sich hier eine zusätzliche Risikominimierung seitens Tuxera ablesen, um wirklich nie Probleme mit Microsoft zu bekommen. Ob rechtlich überhaupt notwendig (im Bezug zu NTFS) steht da leider nicht…

          Die Pressemeldung auf der sich der Artikel bezieht, nennt Probleme mit NTFS ebenfalls überhaupt nicht, sondern erwähnt lediglich wieder exFAT.

          _____________________________________________

          Der von dir zitierte Artikel ist übrigens knapp 12 Jahre alt ist und somit nun deutlich vor dem von mir zitierten Artikel geschrieben… Du schreibst es schon sehr passend: brauchte. 🙂

          Mittlerweile ist es einfach irrelevant ob NTFS nicht patentiert, oder doch: Selbst falls NTFS patentiert seien sollte, hat Microsoft alle Patente für Linux freigegeben. Natürlich nicht nur aus Freundlichkeit – Microsoft erhält durch das Kooperationsabkommen auch Zugriff auf andere Patente, und viele Patentstreitigkeiten haben eben überhaupt keine Gewinner, zusätzlich gibt es jedes mal schlechte Presse.
          Die genaue Vereinbarung ist auf der Seite des OIN zu finden.

          1. Avatar von Andreas
            Andreas

            Bist du Patentanwalt?

          2. Avatar von Andreas
            Andreas

            Weiterhin ermöglichen” kann genauso gut heißen, dass dadurch ein geschäftlicher Vorteil erlangt wurde

            Deutsch ist offensichtlich nicht deine Muttersprache?

          3. Avatar von Simon
            Simon

            Deutsch ist offensichtlich nicht deine Muttersprache?

            Doch ist es. Schön, dass du mich gleich persönlich angreifst. Ändert aber nichts an der Aussage, auch wenn die, dass gebe ich zu, von mir nicht korrekt (bzw. zu stark verkürzt) formuliert wurde.

            Ich wollte damit eigentlich aussagen, dass es auch nicht-rechtliche Gründe haben kann, warum dieses Abkommen den Weitervertrieb der NTFS-Treiber ermöglicht – etwa weil das Unternehmen aus Mangel an Ressourcen dies sonst hätte eingestellt werden müssen, und durch den mit dem Vertrag erlangten Vorteil viel Geld eingespart werden kann (da ja Tuxera danach Zugriff auf Windowsquellcode und Spezifikationen erhält, und so die Entwicklung weniger kostet).

    2. Avatar von Reindl Harald
      Reindl Harald

      Wieviele Jahre warst du in deiner Höhle? Mindestens 2 würde ich sagen wenn du noch immer mit Dingen von vor 11 Jahren angeschissen kommst

      https://www.heise.de/newsticker/meldung/Microsoft-gibt-exFAT-Patente-und-Spezifikationen-fuer-Linux-frei-4510623.html

      1. Avatar von Roland
        Roland

        Du willst uns also erzählen, der liebe, liebe Microsoft hätte inzwischen seine Firmenpolitik geändert? 😀

        1. Avatar von Reindl Harald
          Reindl Harald

          Wo sage ich das und wie kommst du auf die verblödete Frage?

          1. Avatar von Alex
            Alex

            Weil du fragtest: „Wieviele Jahre warst du in deiner Höhle?“

            Also, du Micosoft-Insider: Tuxera brauchte ein Patentabkommen mit Microsoft für deren NTFS-Treiber. Warum ist das jetzt nicht mehr notwendig?

          2. Avatar von Andreas
            Andreas

            Da ist die Rede von exFAT und NICHT von NTFS.

            Ist es Dir klar, daß es zwischen exFAT und NTFS einen Unterschied gibt?

          3. Avatar von Reindl Harald
            Reindl Harald

            In dem Thread hier ging es um exFAT verflucht nochmal – Für dich haben sie Einrückungen gemacht, denen darfstddu jetzt ganz nach oben folgen bis zum Zitat bezüglich exFAT Gebühren

  2. Avatar von Michael
    Michael

    Jedenfalls verkaufen sie jetzt openSUSE in ihrem Shop als ‚App‘: https://www.microsoft.com/de-de/p/opensuse-leap-153/9n6j06bmcgt3?cid=msft_web_appsforwindows_chart&activetab=pivot:overviewtab

    Als ich das letzte Woche zufällig gefunden habe, hätte ich fast gekotzt. Ob und wieviel es kostet, kann feststellen, wer sich mit seinem Microsoft-Konto einloggt…

    1. Avatar von Roland
      Roland

      Sie bieten es kostenlos an:

      Systemanforderungen

    2. Avatar von Simon
      Simon

      Anruf an Radio Eriwan: Stimmt es, dass Microsoft OpenSUSE verkauft, und man ohne Konto noch nicht einmal den Preis herausfinden kann?
      Antwort: Im Prinzip ja. Herausgeben wird es allerdings nicht von Microsoft, sondern von SUSE selbst. Und es wird nicht verkauft, sondern verschenkt. Und ein Microsoft Konto benötigt man auch nicht um das herauszufinden.
      Aber der Rest stimmt!

    3. Avatar von Alex
      Alex

      Als ich das letzte Woche zufällig gefunden habe, hätte ich fast gekotzt.

      Warum?

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