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Wer kennt es nicht: Der neue Drucker will trotzt guter Recherche im Vorfeld nicht mit den angebotenen Treibern zusammenarbeiten. Da kann gut und gerne ein halber Tag vergehen, bevor die erste Seite aus dem Drucker kommt (oder auch nicht). So war es oft in den letzten 20 Jahren unter der Ägide von CUPS in Verbindung mit Druckertreibern und PPD-Dateien.
CUPS in Limbo
Das will Michael R. Sweet, CUPS-Entwickler und langjähriger Apple-Angestellter nun ändern. Sweet verließ Ende 2019 seinen langjährigen Arbeitgeber, bleibt aber dem Genre Druckersoftware treu. CUPS, das Common Unix Printing System ist seitdem ohne beständige Entwicklung.
Fork auf GitHub
Vor einem Monat kündigte Sweet zusammen mit Till Kamppeter von OpenPrinting einen Fork auf GitHub an, der zumindest eine rudimentäre Betreuung garantieren soll. Im Hintergrund arbeitete er aber an einer Software, die das Drucken unter Linux auf eine neue Basis stellen soll.
Das Ergebnis der Bemühungen ist jetzt in einer ersten Vorabversion als PAPPL 1.0 Beta veröffentlicht worden. PAPPL steht dabei für Printer Application Library, stellt ein Framework für die Entwicklung von CUPS-Druckeranwendungen dar und soll einen Ersatz für die herkömmlichen Druckertreiber bieten.
Generisches Framework
PAPPL ist für Anwendungen wie LPrint und Gutenprint konzipiert. LPrint ist eine Etikettendrucker-Anwendung ebenfalls von Michael Sweet, während Gutenprint Treiber für die Verwendung mit CUPS und GIMP stellt. Darüber hinaus ist PAPPL aber laut Sweet generisch genug, um jede Art von Drucker zu unterstützen, der auf Desktops, Servern und in eingebetteten Umgebungen eingesetzt werden kann.
Breite Palette von Formaten
PAPPL unterstützt JPEG-, PNG-, PWG-Raster-, Apple-Raster- und »Raw«-Daten auf Drucker, die über USB- und Netzwerkverbindungen (AppSocket/JetDirect) angeschlossen sind. PAPPL ermöglicht den Zugriff auf den Drucker ohne Treiber über seinen eingebetteten Dienst IPP Everywhere, entweder lokal auf dem Computer oder im gesamten Netzwerk, der dann von jeder Anwendung genutzt werden kann.
Der Hersteller des Druckers erstellt mit PAPPL eine Printer Application, mit der die Drucker direkt angesprochen werden. Diese Anwendung bedient alle angeschlossenen Drucker des Herstellers. Sie erkennt die Drucker und bietet sie per IPP Everywhere an. Konfiguriert werden die Drucker über IPP oder ein Web-Interace, dessen Vorlage in PAPPL der Hersteller individuell anpassen kann.
Printer Applications statt Treiber
IPP Everywhere arbeitet mit Printer Applications, die die herkömmlichen Drucker-Treiber ersetzen. Printer Applications sind einfache Daemons, die einen treiberlosen IPP-Drucker auf Localhost emulieren und die Filterung der eingehenden Aufträge und die Verbindung zum Drucker übernehmen. Derzeit ist bereits ein experimentelles Snap-Paket verfügbar, dass die Vorgaben von PAPPL umsetzt. Ob die Hersteller mit PAPPL die Handhabung ihrer Drucker unter Linux erleichtern können, wird die Zukunft zeigen. Weitere Informationen zu PAPPL gibt es auf der Projektseite bei GitHub.
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