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  • WirePlumber: ein Session-Manager für PipeWire

    WirePlumber: ein Session-Manager für PipeWire

    Den meisten Lesern dürfte PipeWire als designierter Nachfolger von PulseAudio und mehr mittlerweile ein Begriff oder bereits in Benutzung sein. Ein Artikel von 2018 in der Zeitschrift LinuxUser beleuchtet die Notwendigkeit für die Entwicklung von PipeWire im Zusammenspiel mit der fortschreitenden Wayland-Integration. Seither ist viel passiert und PipeWire produktiv nutzbar geworden.

    Der Klempner

    Kürzlich erschien nun unter der treffenden Bezeichnung WirePlumber ein externer Session-Manager für PipeWire, der mit Fedora 35 ausgeliefert wurde und der auch bei mir bereits bei Debian Unstable Dienst tun. Ich kam auch gar nicht drum herum, da die bis dahin dafür verwendete Komponente pipewire-media-session entfernt wurde und in der Folge der Sound ausblieb.

    Für den Automotive-Bereich entwickelt

    WirePlumber wird von dem bei Collabora angestellten George Kiagiadakis entwickelt, der seit 2018 auch an PipeWire mitarbeitet. Eines der weiteren Projekte, an denen er im Rahmen seiner Anstellung arbeitet, ist das unter dem Schirm der Linux Foundation agierende Automotive Grade Linux (AGL). Hier fiel ihm auf, dass das zuverlässige Regeln von mehreren Audioströmen mit PulseAudio nicht einfach war. Dabei ging es um simple Dinge wie das Herunterregeln der Lautstärke der Musik, wenn eine Sprachmeldung vom Navi anstand oder das Stoppen des Audiostroms, wenn ein Anruf hereinkommt.

    Logik per Lua-Script

    Für diese Aufgaben versprach PipeWire bessere Ergebnisse. Allerdings stellte Kiagiadakis fest, dass der verwendete, in C geschriebene Session-Manager pipewire-media-session zu unflexibel war, wenn es um schnelle Anpassungen am Code ging. In der Folge entwarf er WirePlumber als modulare externe Anwendung, deren Steuerlogik in der Scriptsprache Lua verfasst ist. Diese Lua-Skripte können leicht modifiziert und erweitert werden, was bedeutet, dass die Benutzer jetzt die Möglichkeit haben, das Verhalten ihres PipeWire-Setups besser an ihre Bedürfnisse anzupassen.

    Raue Ecken

    Noch gibt es allerdings einige raue Ecken, die ausgebügelt werden müssen, bevor WirePlumber ein guter Mitspieler auf dem Desktop wird. Aber die Auslieferung mit Fedora 35 sollte hier für schnellen Fortschritt sorgen. Red Hat-Entwickler Christian Schaller hat Kiagiadakis für das Fedora Magazine zu WirePlumber interviewt, der einige Hintergründe der Entwicklung erläutert. Die Dokumentation von WirePlumber beleuchtet weitere technische Einzelheiten wie die Konfiguration und die einzelnen Module.

    Mit der rasanten Entwicklung von PipeWire und dem neuen Session-Manager WirePlumber sehen wir, wie ich finde, spannenden Zeiten im Bereich Audio/Video entgegen.

    Bild: Photo by Bruce Warrington on Unsplash

  • LXQt: Desktop-Umgebung erreicht stabile Version 1.0

    LXQt ist eine eher leichtgewichtige modulare Desktop-Umgebung, die zurzeit auf Qt 5 setzt und verschiedene Fenstermanager wie unter anderem Openbox oder KWin nutzen kann. Sie ging 2014 aus der Vereinigung der Desktop-Umgebungen Razor-qt und LXDE-Qt hervor und soll das auf das nicht mehr weiter entwickelte GTK+ 2 Toolkit setzende LXDE ablösen, wie das etwa bei Lubuntu bereits vor drei Jahren der Fall war.

    Qt bevorzugt

    LXDE-Entwickler Hong Jen Yee (PCMan) stand damals vor der Frage, wie es mit LXDE weitergehen sollte, Eine Portierung auf GTK+ 3 lehnte er unter anderem wegen gestiegenem Speicherbedarf ab. Er stellte fest, dass für ihn das Arbeiten mit Qt angenehmer war als mit GTK + und entwickelte LXDE-Qt, eine der Grundlagen von LXQt

    LXQt 1.0.0

    Zuletzt im April in Version 0.17 veröffentlicht, folgte heute die Freigabe der stabilen Version 1.0.0. Sie basiert auf Qt 5.15, der letzten LTS-Version von Qt5. Abgesehen von Fehlerkorrekturen und Workarounds wurde der Dateimanager von LXQt um einige Funktionen erweitert, wie etwa die Handhabung von Emblemen, neue Optionen im LXQt-Dateidialog, eine Option, um Desktop-Elemente standardmäßig sticky zu machen, rekursive Anpassung von Ordnern und Verbesserungen beim reibungslosen Scrollen mit dem Mausrad.

    Neue Funktionen

    Der Bildbetrachter wurde von Fehlern befreit und erhielt neue Optionen, während die Benachrichtigungen einen nicht-Stören-Modus erhielten. Das LXQt Panel hat ein neues Plugin, genannt Custom Command, das genau das tut, was der Name sagt. Zwei neue LXQt-Themes wurden hinzugefügt und Probleme in den bestehenden Themes wurden behoben. Wie immer erhielten die Übersetzungen viele Updates. Weitere Einzelheiten sind den Release Notes auf GitHub zu entnehmen. Dort ist auch der Quellcode verfügbar. Binärpakete werden kurzfristig in verschiedenen Distributionen erwartet.

  • Kupfer: Arch für Linux-Phones und mehr

    Photo by iMattSmart on Unsplash

    Betriebssysteme für Linux-Phones in unterschiedlichen Stadien der Nutzbarkeit gibt es mittlerweile eine ganze Menge und ab und an kommen neue hinzu. Eine Chance auf viele dauerhafte Nutzer haben dabei vermutlich die wenigsten.

    postmarketOS als Vorbild

    Eine Ausnahme ist sicher das auf dem minimalen Alpine Linux basierende postmarketOS (pmOS) mit seinem etwas anderen Ansatz, der neben ausgewiesenen Linux-Phones wie PinePhone und Librem 5 unter anderem auch Geräte aus der Samsung Galaxy-Reihe sowie das Wileysoft Swift, das Nokia N99 und das Motorola Moto G4 Play aktiv unterstützt. Auch bei den Oberflächen stehen mit Phosh, Plasma Mobile und Sxmo mehrere Optionen zur Auswahl.

    Abgekupfert

    Diesem Vorgehen ahmt nun ein drei Monate junger Neuzugang namens Kupfer nach, den ich auf linuxphones.com entdeckt habe. Kupfer setzt auf Arch Linux auf und wird auf GitLab entwickelt. Das Ziel ist nicht, ein fertiges Arch Linux mit einigen zusätzlichen mobilen Paketen zu ergänzen, sondern in Anlehnung an pmOS vielmehr Tools zu erstellen, um neue Geräte einfach portieren und bestehende warten zu können.

    Dazu wurde das Docker-basierte kupferbootstrap entworfen, das mittlerweile Geräte wie das OnePlus 6T und das Poco F1 unterstützt, die mit dem Snapdragon 845 SoC ausgestattet sind sowie das BQ Aquaris X5. Das PinePhone und das Librem 5 sind derzeit noch außen vor. Wer ein mobiles Betriebssystem auf Arch-Basis für sein PinePhone sucht, ist mit dem Arch-ARM-Spin von Danct12 besser aufgehoben.

  • Kompakter geht’s kaum:TUXEDO Nano Pro Gen11

    Kompakter geht’s kaum:TUXEDO Nano Pro Gen11

    Der Augsburger Computerhersteller TUXEDO ist hauptsächlich für seine Linux-Notebooks bekannt, hat aber auch PCs mit vorinstalliertem Linux im Programm. Das neueste Produkt der Augsburger ist der Mini-PC TUXEDO Nano Pro Gen11, dessen Hauptzutaten aus dem Hause AMD stammen.

    3 x AMD

    Das Herzstück stammt aus der Reihe Ryzen 4000U in Gestalt der Prozessoren Ryzen 3 4300U, Ryzen 5 4500U oder Ryzen 7 4800U. Die CPUs verfügen über 4 – 8 Prozessorkerne, die Office-Aufgaben über Bildbearbeitung oder Videoschnitt bis hin zu anspruchsvollsten Aufgaben erledigen. Die 8 Kerne des Ryzen 7 4800U sind dank Simultaneous Multithreading (SMT) in der Lage, bis zu 16 Threads gleichzeitig abzuarbeiten. Für die Grafik ist in allen drei Prozessoren die integrierte GPU zuständig, die mit bis zu 8 Kernen und Taktfrequenzen zwischen 1.400 und 1.750 MHz arbeitet.

    2 x 2

    Den CPUs zur Seite stehen zwei RAM-Slots, die mit Arbeitsspeicher im Dual-Channel-Prinzip mit bis zu 64 GByte bestückt werden können. Ebenfalls zweifach vorhanden sind die Plätze für Massenspeicher. Hier können eine M.2 SSD mit wahlweise PCIe 3.0 x4- oder SATA3-Anbindung sowie eine 2,5 Zoll SSD oder HDD mit jeweils SATA3 betrieben werden.

    Dabei misst der Nano Pro Gen11 nur 110 x 118 x 48 mm und ist laut TUXEDO der kleinste Linux-PC mit AMD Ryzen 4000U. Das auf einen Handteller passende Kunststoffgehäuse bringt rund 1 kg auf die Waage. Über die entfernbare Bodenplatte ist der Kraftzwerg jederzeit schnell aufrüstbar.

    Verbindung nach draußen

    Bei den Schnittstellen stehen neben den rückseitigen HDMI 2.0a und DisplayPort 1.2a an der Vorderseite 2x USB-C 3.2 Gen2 Ports mit DisplayPort 1.2a für den Anschluss von bis zu 4 Bildschirmen zur Verfügung. Drei USB-A Ports bieten zusätzlich einmal USB 3.2 Gen2 sowie zweimal USB 2.0. Für die Kabelverbindung zum Netz sind zwei Ethernet-Anschlüsse mit 1 und 2.5 Gb verbaut, das WLAN übernimmt ein Intel Wi-Fi 6 AX200 Chip.

    Ab 640 Euro

    Der TUXEDO Nano Pro Gen11 kann ab sofort im TUXEDO-Shop konfiguriert und bestellt werden, die Komponenten gibt der Hersteller als lagernd an. In der Grundversion kostet der Mini-PC 640 EUR und bietet dafür eine AMD Ryzen 3 4300U CPU, 8 GByte RAM mit einer Taktung von 3.200 Mhz sowie eine 250 GByte Samsung 860 EVO im Format M.2 mit SATA3-Anschluss. Die Empfehlung bei der Distribution fällt auf TUXEDO_OS 20.04 LTS, es stehen aber auch Kubuntu, Ubuntu sowie Ubuntu Budgie in der aktuellen LTS-Version zur Auswahl.

  • Nextcloud unterstützt europäische eID-Authentifizierung

    Nextcloud unterstützt europäische eID-Authentifizierung

    Zum 1. Januar 2021 wurde die eID -Karte mit Online-Ausweisfunktion für Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union sowie Angehörige des Europäischen Wirtschaftsraums eingeführt. In einem Blogbeitrag kündigt die Nextcloud GmbH Unterstützung für die Authentifizierung mit dem eID-Personalausweis an.

    Abhängigkeit von proprietärer Software verringern

    Bürger können sich jetzt bei der von Gaia-X verwendeten digitalen souveränen Kommunikations- und Kollaborationsplattform Europas mittels des europäischen Personalausweises anmelden. Das stärkt die Stellung europäischer Kollaborationsplattformen und verringert die Abhängigkeit von proprietärer Software.

    eID Login App

    Bislang werden die Online-Funktionalität des neuen Personalausweises überwiegend im deutschen Behördenbereich genutzt. Mit der von der ecsec GmbH im Auftrag des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelten App eID-Login für Nextcloud, ist es nun möglich, den deutschen eID-Ausweis in Nextcloud zur Authentifizierung zu nutzen. Damit wird Nextcloud zu einer Plattform für den Einsatz in E-Government- oder datenschutzkritischen Anwendungsfällen.

    Wir freuen uns sehr über das Interesse der deutschen Regierung, Nextcloud als beliebte Kollaborations- und Cloud-Lösung mit den deutschen Personalausweises für starke Authentifizierung und Identifizierung zu unterstützen. Dies unterstreicht die Stärke der Plattform, die bereits von Millionen von Anwendern in Behörden, im Bildungs-, Finanz- und Gesundheitswesen für eine sichere und datenschutzkonforme Zusammenarbeit in Echtzeit genutzt wird.

    Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud

    Dank des für das Projekt kostenfrei zur Verfügung gestellten SkIDentity-Dienstes kann der eID-Ausweis für die Authentifizierung mit Nextcloud im Zusammenspiel mit der eID-Login-App genutzt werden.

  • Bund und Länder wollen digitale Souveränität stärken

    Bund und Länder wollen digitale Souveränität stärken

    In Deutschland tun sich Bund, Länder und Gemeinden schwer, wenn es um die Abkehr von proprietärer Software in den Regierungsstellen und der Verwaltung geht. Das reicht von vielen Absichtserklärungen, die entweder viel zu langsam oder nicht konsequent umgesetzt werden bis hin zu Rückschritten wie der Abkehr von Linux im Münchner Limux-Projekt.

    Absichtserklärung von Bund und Ländern

    Gestern veröffentlichte der Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik eine weitere Absichtserklärung »zur Stärkung der Digitalen Souveränität und gemeinsamen Erarbeitung des Souveränen Arbeitsplatzes«. Dies ist der erste Schritt zur Umsetzung der gleichnamigen Strategie, die Bund, Länder und Kommunen im IT-Planungsrat Anfang 2021 beschlossen hatten. Diese besagt, dass »verschiedene Vorhaben zur Erarbeitung von Alternativen im Bereich Arbeitsplatz auf den Weg gebracht« werden sollen. Der Begriff der »Digitalen Souveränität« steht dabei für die Abkehr von den Abhängigkeiten proprietärer Softwarevertriebsmodelle und die Verwendung von Open Source, wo immer möglich.

    Ziel ist der Souveräne Arbeitsplatz

    In einer gemeinsamen Absichtserklärung vereinbaren die CIOs (Chief Information Officer) der neun Bundesländer Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen, diese Vorhaben zu synchronisieren und abgestimmt fortzuführen. Für den Bund unterzeichnete Bundes-CIO Markus Richter. Konkret geht es um die »Erarbeitung eines Souveränen Arbeitsplatzes für die Öffentliche Verwaltung, der seinen Nutzern Basisfunktionen in den Bereichen Produktivität (u.a. Textverarbeitung), Kollaboration (u.a. organisationsübergreifende Zusammenarbeit) und Kommunikation (u.a. Videokonferenzen) bereitstellt«. Um eine breite Verfügbarkeit zu garantieren, soll die Lösung perspektivisch über die im Aufbau befindliche Deutsche Verwaltungscloud (PDF) bereitgestellt werden.

    Schleswig-Holstein ist mit seinem Digitalminister Jan Philipp Albrecht bereits einen Schritt weiter auf einem konsequenten Weg (PDF), bis Ende 2026 Microsoft Office durch LibreOffice und in der Folgezeit Windows durch Linux zu ersetzen. Ein aktuelles Interview mit dem Minister hat das c’t Magazin geführt.

  • Ist das die Zukunft? Fedora Silverblue im Alltagstest

    Ist das die Zukunft? Fedora Silverblue im Alltagstest

    Gestern erschien Fedora 35 offiziell. Während die neuen Features überschaubar sind, nutzte ich die Chance, mit der neuen Version ein Experiment einzugehen: Der Wechsel von der klassischen Workstation-Variante auf Fedora Silverblue. Diese Ausgabe soll laut eigener Vorstellung die Zukunft von Fedora darstellen.

    Silverblue und Kinoite

    Parallel zu Silverblue gibt es seit kurzem auch Kinoite mit dem gleichen Konzept, nur die Desktopumgebung ist dann KDE statt GNOME. Das Konzept wurde auf Linuxnews auch bereits ausführlicher erklärt: Sowohl Silverblue als auch Kinoite gehören zu den unveränderbaren (immutable) Betriebssystemen. Das erklärt sich dadurch, dass ihr Root-Dateisystem nur lesbar ist. Alle Änderungen werden außerhalb des Root-Dateisystems auf einer separaten Ebene gespeichert. Updates werden als komplettes Abbild ausgeliefert und lassen sich somit zurückrollen auf einen vorherigen Stand.

    Für Software-Installationen gibt es drei Wege, der »klassische« Weg über den Paketmanager dnf entfällt dabei allerdings. Stattdessen soll die Anwendungsinstallation bevorzugt über Flatpaks stattfinden. Entwicklerwerkzeuge lassen sich über die »Toolbox« installieren, die Container-basiert ist. Über RPM/OSTree lassen sich aber schließlich auch noch klassische RPMs installieren.

    Warum der Aufwand? Auch die neuen Versionen sollen sich anfühlen und verhalten wie eine normale Distribution, aber zugleich das Betriebssystem stabil und unveränderlich machen durch die strikte Trennung zwischen System und Anwendung. Das erinnert an die mobilen Betriebssysteme. Für die kommende Zeit möchte ich diese Zukunft ausprobieren und von meinen Erfahrungen als »klassischer« Anwender berichten.

    Instalation mit Troubleshooting

    Auch für die Installation soll gelten, dass diese wie bei einer normalem Distribution aussieht und sich so verhält. Dafür wird der klassische Installationsmanager von Fedora genutzt. Allerdings unterscheidet sich die Installation bei mir in einem wesentlichen Punkt: Sie bricht bei mir mit Fehlermeldungen ab. Der Fehler ist auf EFI-Systemen bekannt, wenn weitere Betriebssysteme installiert sind. Workarounds werden angeboten, funktionieren bei mir aber nicht wirklich. Anstelle von allzu umfangreichem Troubleshooting entschließe ich mich daher, Silverblue meine ganze Platte zu geben und mein Dualboot damit aufzulösen.

    Einrichten: Viele Flatpaks

    Silverblue wird sehr spartanisch ausgeliefert, es richtet sich schließlich gegenwärtig noch an erfahrene Nutzer. Auch der Software-Store (GNOME Software) ist zu Beginn noch recht überschaubar ausgestattet. Erstaunlich ist, dass man beim Starten zwar gefragt wird, ob man auch Flathub.org als Software-Quelle hinzufügen möchte, dies aber scheinbar nur für ausgewählte Pakete für Flathub gilt. Das ist wenig transparent, letztlich lässt sich aber auf gewohntem Wege Flathub freischalten.


    Dank Flathub steigt die Auswahl an Software auch spürbar an, bislang vermisse ich keine Anwendung. So wirklich gut gelöst ist die Softwareinstallation über GNOME Software allerdings nicht. Im Gegensatz zu Fedora 34 ist das Programm für mich immerhin praktisch nutzbar, wenngleich sich mir manche Ladevorgänge noch immer nicht erschließen. Außerdem wird etwa der Firefox mit zwei separaten Einträgen in GNOME Software gelistet und mir werden insgesamt drei Installationswege angeboten: Vorinstalliert ist ein RPM, außerdem habe ich die Möglichkeit als Flatpak über Flathub oder als Flatpak über Fedora. Die konkrete Quelle herauszufinden gelingt mal auf den ersten Blick, mal nur in den tieferen Informationen beim Durchklicken. Das ist suboptimal gelöst, vor allem die Tatsache, dass Fedora ein eigenes Flatpak-Repository pflegt, statt in Flathub einzupflegen, läuft der Idee von Flatpaks ein Stückchen zu wider.


    Grundsätzlich sind Flatpaks ein Thema für sich, da gibt es unterschiedliche, aber gleichsam legitime Meinungen. Ich persönlich habe kein Problem mit Flatpaks, nur hätte ich sie gerne aus einer zentralen Quelle, die eine gute Qualitätssicherung hat. Beides ist in meinen Augen im Augenblick nicht gegeben: Weder ist es bislang zentral auf Flathub, noch ist dort besonders transparent, ob dort eine Qualitätssicherung stattfindet. Dem kann man natürlich entgegenhalten, dass dies bei klassischen Dritt-Quellen ebenfalls nicht der Fall ist und auch in den Repositorys oft veraltete Software liegt.


    Die Verwendung der Flatpak-Applikationen funktioniert im Alltag bei mir gut. Ich habe keine Latenzen. Lediglich muss einem bewusst sein, dass Flatpaks gelegentlich Restriktionen haben, beispielsweise wenn man auf Dateien abseits des Home-Verzeichnisses zurückgreifen möchte. Diese Restriktionen wurden allerdings bewusst eingefügt und lassen sich auch umkonfigurieren bei Bedarf.

    Manipulation am System möglich, aber nervig

    Allerdings gibt es auch Pakete, die keine Flatpaks sind. So waren es bei mir die Druckertreiber, Multimedia-Codecs und tlp, da bei mir die neuen Energie-Optionen aus GNOME 41 leider nicht als Alternative reichten. Was sonst alles durch die Kommandozeile fix erledigt ist, funktioniert mit Silverblue so nicht mehr. Immerhin, ist das Paket in Paketquellen hinterlegt, so funktioniert die Installation mittels rpm-ostree install. Danach ist nur noch ein Neustart erforderlich. Die Anzahl an notwendigen Neustarts kann man auch noch erhöhen: Für Multimediacodecs müssen unter Fedora Repositorys freigeschaltet werden, die ebenfalls erst nach einem Neustart funktionieren. Anschließend wird nach der Installation noch einmal ein Neustart durchgeführt.


    Nervig wird es auch, wenn man vom Hersteller ein Paket für beispielsweise Treiber bekommt. Denn dann gilt auch hier: Abhängigkeiten installieren, Neustart, Paket installieren, Neustart.
    Sicherlich, es ist ja eben Sinn und Zweck von Silverblue, Manipulationen am System so stark wie möglich zu reduzieren. Dennoch macht es in meinem Falle die Einrichtung meines Systems erst mal deutlich langwieriger, als wenn ich schnell meine eigene Checkliste abarbeite und mit Copy & Paste altbewährte Befehle nutze.

    Die Zukunft?

    Ist das nun die Zukunft? An Fedora schätze ich eigentlich, dass ich bei jedem Release ein weitestgehend rundes Paket bekomme, welches ich schnell installieren und dann nur noch kurz einrichten muss, wenn es um das Nachrüsten von Codecs, tlp und dem Druckertreiber geht. Dieser Prozess hat jetzt erst mal länger gedauert. Und auch die gesamte Installation wurde durch bekannte Bugs gestört.


    Ist man bei den alltäglichen Aufgaben, so fühlt sich Silverblue an wie jedes andere Linux-System mit GNOME. Da bin ich bislang auf keine Probleme getroffen. Die Ansätze für ein anwenderfreundlicheres Betriebssystem sind klar erkennbar: Alte Linux-Hasen nutzen gerne die Kommandozeile und das auch vollkommen zu Recht. Allerdings wird gerne mal vergessen, dass dies wenig technikaffinen Anwendern schnell zum Verhängnis wird, weil sie bei für manch ein Programm nicht umhinkommen, das Terminal zu nutzen oder bei dem Copy & Paste aus Internetanleitungen sich das System zerschießen. Ein funktionierender Software-Store, der auf Flatpaks zurückgreift und OSTree können diese Probleme lösen. Während für diese Anwender Silverblue noch aus Kinderkrankheiten herauswachsen muss, werden bei mir die kommenden Wochen zeigen, wie praktikabel das System im Alltagseinsatz sein wird und ob ich mit der »Toolbox« etwas anzufangen weiß.

  • Nextcloud stellt native Backup-App vor

    Nextcloud stellt native Backup-App vor

    Joos Poortfliet von Nextcloud hat mir einen ereignisreichen November in Aussicht gestellt. Los ging es am 1.11. mit der Vorstellung der Beta-Version der Peer-to-Peer-App Nextcloud Backup, die ab sofort zum Test bereitsteht.

    Das ist eine gute Nachricht für alle, die eine Nextcloud selbst hosten, denn diese Klientel musste bisher ihre Datensicherung über Software von dritter Seite erstellen. Nextcloud Backup ermöglicht künftig regelmäßig komprimierte, verschlüsselte Backups eurer Daten auf eurem Nextcloud-Server. Die App, die auf einfache Bedienbarkeit ausgelegt ist, wird mit Nextcloud 23 in stabiler Version ausgeliefert.

    Was Nextcloud Backup leistet

    • Backups auf einem lokalen Laufwerk, einem anderen Nextcloud-Server oder auf einem externen Speicher mittels FTP, SMB, WebDAV oder einem anderen von Nextcloud unterstützten Protokoll speichern
    • Manuelle und/oder automatische konfigurierte, geplante Backups in beliebigen Zeitfenstern durchführen
    • Inkrementelle oder vollständige Backups im Hintergrund durchführen (dabei wird kurz der Wartungsmodus aktiviert, während der Snapshot erstellt wird)
    • Optional eine standardmäßig aktivierte Komprimierung und Verschlüsselung verwenden
    • Verschlüsselungs-Key und andere Konfigurationsinformationen zur sicheren Aufbewahrung in eine Datei oder die Zwischenablage schreiben
    • Ordner durch Anlegen einer .nobackup-Datei von der Sicherung ausnehmen
    • Backups und Wiederherstellung und weitere Funktionen optional von der Kommandozeile steuern

    Sobald der Snapshot erstellt ist, wird er komprimiert, in 100-MB-Teile aufgeteilt und verschlüsselt, ein Prozess, der im Hintergrund abläuft, aber keinen Wartungsmodus erfordert. Diese werden dann auf dem vorgesehenen Sicherungssystem gespeichert, sei es lokal oder remote. Die endgültige Version ist zeitgleich mit der Veröffentlichung von Nextcloud 23 im Laufe dieses Jahres geplant. Getestet werden kann aber ab sofort, die Beta-Version im Nextcloud-Appstore verfügbar. Weitere Einzelheiten hält die Dokumentation auf GitHub bereit.

    Morgen gibt es weitere Neuigkeiten von Nextcloud, die eher für den Enterprise-Bereich bestimmt sind.

  • GnuLinuxNews-Podcast Folge 16

    GnuLinuxNews-Podcast Folge 16

    Folge 16 des GnuLinuxNews-Podcasts (GLN) ist da, aufgenommen am 28.10.2021. Mit dabei waren diesmal Ralf Hersel, Lioh und meine Wenigkeit. Die Themen dieser Folge drehten sich um 4 Jahre LinuxNews, das Für und Wider von Rolling Releases und den Umgang mit Legacy-Systemen. Zum Abschluss gibt es ein Interview mit Rechtsanwalt Christian Laux über die Haftung bei Datenverlust in Behörden.

    Der Podcast kann wie immer auf GNU/Linux.ch angehört, heruntergeladen oder über das Mikrofonsymbol oben rechts in der Leiste abonniert werden. Die Shownotes sind dort ebenfalls nachzulesen. Und nun viel Spaß beim Hören.

  • Fedora 35: Kinoite als neue Edition

    Fedora 35: Kinoite als neue Edition

    Nach zwei Verschiebungen um je eine Woche wird heute Fedora 35 freigegeben. Die prominentesten Eckdaten dabei sind Kernel 5.14 und bei der Workstation-Edition das noch nicht offiziell freigegebene GNOME 41. Neben der Workstation wurden auch Versionen für Fedora Server und Fedora IoT sowie für Spins, Labs und die ARM-Plattform zum Testen bereitgestellt. Neu ist neben Fedora Silverblue auch Kinoite, der Umsetzung von Silverblue mit KDE Plasma anstatt mit GNOME.

    PipeWire erhält Session-Manager

    Ansonsten geht es bei Fedora 35 eher um Feinschliff als um Aufmerksamkeit heischende Neuerungen. So wird etwa dem neuen Soundserver PipeWire der Session-Manager WirePlumber anstelle vom bisher verwendeten pipewire-media-session zur Seite gestellt, mit dem unter anderem die Anpassung von Regeln für das Routing von Streams von und zu Geräten einfacher vorgenommen werden kann.

    Repositories einfacher einzubinden

    Das Einbinden neuer Repositories war bisher in Fedora nicht wirklich transparent gelöst. so sind ausgewählte Anwendungen von Flathub auch ohne die manuelle Einbindung des Flathub-Repositories über GNOME Software oder als Flatpak im Terminal installierbar. Bereits freigegeben sind Zoom, Microsoft Teams, Skype, Bitwarden, Postman, Minecraft, vermutlich freigegeben werden Anwendungen wie Discord, Anydesk, WPS Office, OnlyOffice, MasterPDFEditor, Slack, UngoogledChromium, Flatseal, WhatsAppQT und GreenWithEnvy.

    Zudem wird das Einbinden von weiteren Repositories aus dritter Hand durch das neue Paket fedora-third-party erleichtert, indem ein eingebundenes Repository automatisch aktiviert wird. Dieses Verhalten muss vom Anwender in einer Infozeile in GNOME Software oder durch Ausführung von fedora-third-party enable aktiviert werden.

    Fedora Workstation wird mit dem power-profiles-daemon ausgeliefert. Der standardmäßig aktivierte Dienst ermöglicht es dem Benutzer, zwischen der Optimierung der Systemleistung oder der Akkulaufzeit zu wählen.

    Toolchain- und Sprachen-Updates

    Die GNU-Toolchain wird auf gcc 11, glibc 2.34, binutils 2.37 und gdb 10.2 aktualisiert. Bei den Sprachen sind Node.js 16.x, Perl 5.34, Python 3.10 und PHP 8.0 an Bord, während Python 3.5 in Rente geht. Firewalld wird in Version 1.0 ausgeliefert und erhält ein verbessertes Zonenmodell. Die erste stabile Version des Projekts enthält einige inkompatible Änderungen, entfernt den Python-2-Support und reduziert die Anzahl der Abhängigkeiten. Das Packaging-Tool RPM erhält ein Update auf Version 4.17.

    Fedora 35 bietet seine Cloud-Images jetzt mit hybrider BIOS+UEFI-Boot-Unterstützung an. Das bedeutet, dass Benutzer die BIOS-Unterstützung als Fallback haben, aber bei Bedarf UEFI nutzen können. Zudem wird Btrfs jetzt auch in Fedora Cloud als Standard-Dateisystem verwendet.

    Fedora hat in der Vergangenheit beim Bau von Paketen GCC als Compiler erzwungen, es sei denn, das Upstream-Projekt unterstützt nur Clang/LLVM. Dieser Änderungsvorschlag ersetzt diese Politik durch eine, bei der ein Paketierer, wenn er einen guten technischen Grund hat, Clang/LLVM auch nutzen kann, wenn GCC angeboten wird, als auch GCC zu nutzen ohne das Upstream dies vorsieht.

    Auszeichnung

    Ende September wurde Fedora von der Digital Public Goods Alliance (DPGA) zum digitalen öffentlichen Gut erklärt. Diese von der UNICEF ins Leben gerufene Organisation verfolgt das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung durch Open-Source-Lösungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, indem die Entdeckung, Entwicklung, Nutzung und Investition in digitale öffentliche Güter erleichtert wird. Fedora wurde unter anderem mit der Auszeichnung bedacht, da es Standards einhält und bewährte Verfahren einsetzt.