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  • Linux 5.14 nimmt Fahrt auf

    Linux 5.14 RC2

    Am vergangenen Wochenende hat Linus Torvalds Linux 5.14-rc2 freigegeben. Während Linux 5.14-rc1 ein ziemlich reguläres Release ohne große Überraschungen war, ist Linux 5.14-rc2 umfangreicher als erwartet und bei der Anzahl der Commits sogar der bisher größte RC des gesamten 5. Zyklus.

    Raspberry Pi 400 unterstützt

    Linux 5.14 bringt eine Menge an neu unterstützten ARM SoCs, was unter anderem auch Unterstützung für den Raspberry Pi 400 bringt. Die RISC-V-Plattform unterstützt beim Speichermanagement transparente Hugepages sowie das mit Kernel 5.12 eingeführte KFENCE (Kernel Electric Fence), einen Fehlerdetektor für den Speicher. Anwender von VirtualBox werden sich über eine Verbesserung der Shared-Folders-Funktion des VBOXSF-Treibers freuen.

    Lenovo: BIOS zur Laufzeit anpassen

    Der USB-Audio-Treiber soll dank SUSEs Sound-Subsystem-Maintainer mit 5.14 niedrigere Latenzen einhalten können. Ebenfalls USB betreffen die Verbesserungen der Unterstützung von USB4 und Thunderbolt. Lenovo löst sein Versprechen ein, Linux besser zu unterstützen, indem es den Think-LMI-Treiber eingereicht hat, der es erlaubt, einige BIOS-Einstellungen zur Laufzeit vorzunehmen, so wie es Dell seit Linux 5.11 mit dem WMI Systems Management Treiber erlaubt. Darüber hinaus machen Änderungen in den Sektionen Networking und Graphics gut die Hälfte aller Einreichungen zu RC2 aus.

    Verbesserter NTFS3-Treiber

    Das Merge-Window wieder verpasst hat der NTFS3-Treiber von Paragon, der vor rund einem Jahr den ersten Anlauf zur Aufnahme in Mainline gemacht hat und seither 26 weitere Patches gesehen hat. Torvalds erwähnte im Rahmen einer Konversation vor einigen Tagen, dass der Code von einigen Entwicklern gelobt worden sei, und Paragon dann doch mal einen Pull-Request absenden könnte, um den Treiber in Mainline zu haben. Vielleicht klappt das ja mit Torvalds Billigung für Linux 5.15. Je nachdem, ob Linux 5.14 sieben oder acht RCs benötigt, wird die Veröffentlichung am 29. August, oder am 5. September erwartet.

  • Devuan 4.0 Alpha basiert auf Debian 11

    Devuan 4.0 Alpha basiert auf Debian 11

    Im Februar hatten die Entwickler der Distribution Devuan mit Version 3.1.0 mit Runit ein drittes Init-System eingeführt und Systemd zählte nicht dazu. Devuan folgt seit 2014 den Veröffentlichungen von Debian, entfernt aber Systemd. Während die Versionen 3.x auf Debian 10 »Buster« basieren, folgt die jetzt veröffentlichte Devuan »Chimaera« 4.0 Alpha dem bald zur Veröffentlichung anstehenden Debian 11 »Bullseye«.

    Auf der Webseite von Devuan spiegelt sich die Veröffentlichung, die auf die Einleitung des Full Freeze für Debian 11 am Wochenende folgt, noch nicht wider. Auf dem Mirror der NLUUG sind die Abbilder als Live-ISO in 32- und 64-Bit aber bereits verfügbar. Wenn Devuan bereits installiert ist, kann auch die Quellenliste auf das Testing-Repository angepasst werden:

    deb http://deb.devuan.org/merged chimaera          main
    deb http://deb.devuan.org/merged chimaera-updates  main
    deb http://deb.devuan.org/merged chimaera-security main
  • Handbrake 1.4.0: Video-Transcoder mit vielen Verbesserungen

    Der beliebte Video-Transcoder HandBrake 1.4.0 ist für Linux, macOS und Windows freigegeben worden. Handbrake unterstützt die Transkodierung von Videodateien in vielen populären Containerformaten wie AVI, Matroska oder MP4 in eine große Anzahl Ausgabeformate.

    Unterstützung für 10 und 12 Bit

    HandBrake 1.4.0 kommt mit einer Menge Verbesserungen im Gepäck. Neben vielen aktualisierten Bibliotheken aus dritter Hand wie unter anderem ffmpeg 4.4, harfbuzz 2.8.1, dav1d 0.9.0, x264 161 r3043 und x265 3.5 unterstützt die HandBrake-Engine jetzt 10 und 12 Bit, was aber noch nicht alle Filter beherrschen. HDR10-Metadaten werden jetzt, sofern vorhanden, von der Quelldatei durchgereicht. Statische Vorschauen, die bei Datei-Scans erzeugt werden, werden unter Verwendung von libjpeg-turbo im komprimierten .jpeg-Format gespeichert (vorher als YUV420). Der temporäre Speicherplatzbedarf und die Schreibvorgänge auf der Festplatte werden dadurch massiv reduziert.

    Neue Filter

    Bei den Filtern sind Chroma Smooth und Colourspace Selection hinzugekommen. Zusätzlich ist Unterstützung für Hardware-beschleunigtes Schneiden und Skalieren per Intels QuickSync-Encoder bei Verwendung des vollen Pfades möglich. Beim Hardware-Encoding kann jetzt unter Windows Media Foundation als neuer Encoder für Geräte auf der Basis von arm64 verwendet werden. Auch die Funktion für Untertitel erhielt einen neuen Decoder. Dieser bietet Unterstützung für DVB-Untertitel. Die aktuellen Decoder für PGS, SRT und SSA wurden durch diejenigen in ffmpeg ersetzt. Dies sollte eine Reihe von Rendering-Problemen bei Burn-In-Untertiteln beheben.

    GUI aufgewertet

    Die GUI erhielt Verbesserungen auf allen unterstützten Plattformen. Unter Microsoft benötigt die GUI mindestens Microsoft .NET 5 Desktop Runtime. Zudem ist Windows 10 nun die minimale unterstützte Version. Die Anwendung läuft derzeit , abgesehen von einer Warnung, auch weiterhin unter Windows 7 und 8.1. Es kann aber sein, dass einige Funktionen auf diesen älteren Betriebssystemen nicht mehr korrekt funktionieren.

    Das komplette Changelog ist auf GitHub einsehbar, wo auch Pakete für verschiedene Plattformen sowie ein Flatpak verfügbar sind.

  • Vom Rest das Beste – Woche 28

    Vom Rest das Beste – Woche 28
    Vom Rest das Beste

    Woche 28 verlief eher verhalten, es gab keine großen Aufreger im Linuxland. Jedoch konnte ein Bug beseitigt werden, der seit 15 Jahren in der Netfilter-Komponente des Kernels zu Hause war.

    Neues zum Kernel

    Zum Wochenbeginn hat Linux Torvalds den ersten RC zu Kernel 5.14 freigegeben. Torvalds kommentierte zudem den vor einem Jahr diskutierten NTFS3-Treiber von Paragon, der laut Torvalds in guter Form sei. Paragon solle doch einen Pull-Request einreichen, um die Aufnahme in Mainline einzuleiten. Ein weiterer OOM-Killer mit einem neuen Konzept soll bald ebenfalls die Aufnahme in den Kernel anstreben. Bei le9 geht es darum, den Datei-Cache vor dem Rauswurf aus dem RAM zu schützen, wenn dieser knapp wird.

    Distributionen

    Bei den Distributionen war es eher ruhig in dieser Woche. Außer den bereits ausführlich besprochenen Solus 4.3, Tails 4.20 und Ubuntu Touch OTA-18 fiel mir lediglich EuroLinux 8.3 auf. Dagegen gibt es vom noch unfertigen Haiku weitere gute Nachrichten. Die Portierung auf die RISC-V-Plattform zeigt erste greifbare Ergebnisse. Die Veröffentlichung von Beta 3 wurde dagegen um eine Woche verschoben. Bei Debian ist gestern der Full Freeze für Debian 11 »Bullseye« eingetreten. Als vorläufiges Release-Datum gilt immer noch der 31. 7. 2021, offiziell bestätigt ist das jedoch noch nicht. Canonical hat mit Ubuntu Pro angekündigt eine gehärtete Version seiner Distribution angekündigt.

    Ein neuer Videoplayer auf der Basis von GStreamer, den ich bereits vor einigen Tagen für im Zusammenhang mit dem PinePhone erwähnt hatte, steht nun auch für den Desktop bereit. Clapper punktet mit viel Funktionalität und tritt optisch erfreulich in den Hintergrund. Er steht derzeit als Flatpak auf Flathub bereit, im AUR lässt sich Clapper 0.3 erstellen. Weitere aktualisierte Anwendungen in dieser Woche warenunter anderem GnuPG 2.2.29 LTS und KPhotoAlbum 5.8.1.

    Offene Hardware

    Neue Hardware in Form von Prozessoren wird von LibreSOC, einem Team von Ingenieuren und kreativen Köpfen angekündigt mit dem Ziel, ein vollständig offenes System-on-Chip anzubieten. Sie haben vor einigen Tagen das Layout für die Chip-Fertigung des ersten OpenPOWER-basierten Prozessors veröffentlicht, der nicht von IBM stammt. Der Chip soll in Zusammenarbeit der Chips4Makers-Community mit Forschern der Sorbonne-Universität zu Paris produziert werden. Ein neuer Prozessor ist auch aus Russland angekündigt. Der staatliche Konzern Rostec entwickelt einen mit 8 Kernen ausgestatteten RISC-V-Prozessor, der ab 2025 für Server, Desktops und Notebooks verfügbar sein soll.

    Valve hat als Konkurrenz zur Nintendo Switch die neue Spielekonsole Steam Deck vorgestellt, die herkömmliche Windows-Spiele ausführen soll und unter SteamOS 3.0 mit KDE Plasma als Desktop läuft. Sie soll zum Weihnachtsgeschäft verfügbar sein und 419 Euro kosten. Das findet natürlich auch in Nate Grahams wöchentlicher Kolumne zu den Errungenschaften von KDE gebührend Erwähnung.

    In der Entwicklung

    Kent Overstreet gibt ein Status-Update zu seinem in der Entwicklung befindlichen Dateisystem bcachefs. Ein entscheidender Bug konnte beseitigt werden, bei dem es darum ging, das beim unsauberen Herunterfahren in einem Multi-Device-Dateisystem mit Metadaten-Replikation ein Schreibvorgang auf einen btree-Knoten gelangen konnte, aber nicht auf einen anderen. Ebenfalls in Entwicklung ist KWinFT, ein Fork von KDEs Fenstermanager KWin mit Fokus auf Wayland. Entwickler Roman Gilg berichtet aktuell, dass künftig der modulare Wayland-Compositor wlroots als Backend verwendet wird.

    Zwei Konferenzen stehen an, die beide auch in diesem Jahr Online abgehalten werden. Die GNOME-Entwicklerkonferenz GUADEC wird ab dem 21. Juli abgehalten. Am 22. August beginnt Debians jährliche Konferenz DebConf. Eine Chance auf eine Konferenz im wirklichen Leben rechnen sich die Veranstalter der MiniDebConf Regensburg aus, die am 2. und 3. Oktober stattfindet.

    Aus den Unternehmen

    Zum Abschluss dieser Woche noch zwei Nachrichten aus Unternehmen. SUSE ist laut The Register wegen seines kürzlichen Börsengangs in die roten Zahlen gerutscht. Erfreulichere Nachrichten hat Purism zu vermelden. Nach Red Hat, GNOME Foundation, GNOME und den nicht näher zugeordneten Änderungen liegt Purism auf Platz 5 der Beitragenden zu GTK 4, sowohl was die Anzahl der Commits als auch der Änderungen angeht. Auf weiteren Plätzen folgen Canonical, Intel und Collabora.

  • Was wir über GNOME 41 wissen

    Was wir über GNOME 41 wissen

    Über das Wie und Wann von GNOME 41 habe ich bereits im April berichtet. Jetzt sind erste Anhaltspunkte für inhaltliche Updates bekannt, wie die Webseite Debugpoint berichtet. Es ist üblich, dass auf ein Release wie GNOME 40 mit seinen einschneidenden Veränderungen eine Veröffentlichung folgt, die es ruhiger angehen lässt. Das scheint auch auf GNOME 41 zuzutreffen, wenn man die bisher bekannten Entwicklungen als Grundlage nimmt.

    Libadwaita

    Eine wichtige Rolle bei der künftigen App-Entwicklung bei GNOME wird die Integration von libadwaita als auf GTK4 basierender Nachfolger von libhandy spielen. Das Aussehen des Adwaita-Themes wird ebenfalls überarbeitet, wie OMG Ubuntu kürzlich berichtet hat. Ob diese Änderungen aber bereits bei GNOME 41 aufschlagen ist eher fraglich.

    GNOME Software

    Das Software-Center GNOME Software erhält mit GNOME 41 eine Überarbeitung, die die Kategorie-Ansicht vom Kopf der Anwendung in eine linksseitige Leiste verschiebt. Die Anwendung passt sich responsiv an und versteckt die Seitenleiste, wenn das Fenster verkleinert wird. Die Menüs in der Kopfleiste werden bei der Mobilvariante der App zusammengelegt. Screenshots von Anwendungen in der Einzelansicht sind künftig als Karussell organisiert und nicht mehr als Liste.

    Kleinere Änderungen

    Der Dateimanager Files, der früher Nautilus hieß, erfuhr kleine Verbesserungen. Die sollen etwa eine versehentliche Änderung von Dateinamen verhindern. Der Dialog Datei nicht gefunden zeigt jetzt korrekt den Dateinamen an. Der Taschenrechner GNOME Calculator erhielt bei einer Überarbeitung eine bessere Übersichtlichkeit.

    Zeitplan

    Vermutlich wird es vor der Veröffentlichung im September noch weitere Änderungen vor allem bei den Apps geben. Der Zeitplan für GNOME 41 sieht eine Alpha-Version für den 10. Juli vor, die Beta-Version soll am 14. August erscheinen, nicht lange nach der GNOME-Entwickler-Konferenz GUADEC, die vom 21. bis 25. Juli abgehalten wird. Der Release-Kandidat ist für den 4. September geplant, die stabile Veröffentlichung soll am 22. September erscheinen.

  • Pine64-Report für Juli 2021

    Pine64-Report für Juli 2021

    Der Report von Pine64 für den Monat Juli dreht sich hauptsächlich um das PinePhone und dessen kommende Hardware-Tastatur sowie um die Smartwatch PineTime, die gerade in einer neuen Auflage in Produktion ist. Zudem ist das Entwicklerportal PINE64 DevZone im Entstehen begriffen.

    Mehr Ordnung in der Entwicklung

    Die PINE64 DevZone trägt dem Zuwachs an Entwicklern bei den Projekten von Pine64 in den letzten Monaten Rechnung. Seit 2019 haben sich die Zahlen sogar mehr als vervierfacht. Dieses Wachstum macht es schwierig, den Überblick zu behalten, wer an was arbeitet. Mit der PINE64 DevZone soll die Entwicklung gerade auch für Einsteiger übersichtlicher, der Entwicklungsprozess als solcher rationaler und Entwicklungsressourcen auf effizientere Weise verbreitet werden. Die Anmeldung bei der DevZone ist bereits geöffnet.

    PineTime als Consumer-Version

    Im Dezember 2019 wurde die PineTime als Dev-Kit erstmals ausgeliefert. Jetzt ist die Smartwatch von Pine64 auch als Endkundenversion für $26.99 im Shop von Pine64 erhältlich. Vor dem Bestellen macht ein Warntext klar, dass dieses Modell versiegelt ist und sich somit nicht öffnen lässt wie etwa das Dev-Kit. Als Betriebssystem kommt InfiniTime 1.2 zum Einsatz. WaspOS, ein weiteres Betriebssystem für Smartwatches auf der Basis des nRF52-Microcontrollers wie PineTime, Colmi P8 oder Senbono K9, wurde um eine Sport-App erweitert und erhielt weitere Verbesserungen. Eine weiteres noch junges OS für die PineTime ist das auf RIOT OS basierende Malila.

    Tastatur-Cover für das PinePhone

    Die ehemals zwei Prototypen für die Hardware-Tastatur des PinePhone wurden mittlerweile auf eine Version eingedampft, bei der die Rückmeldungen der Entwickler bezüglich der Elektronik der Tastatur und des Gehäuses fast gänzlich eingearbeitet sind und die Feinabstimmung begonnen hat. Vom Entwickler Megi, der für seine Arbeit am Kernel und durch das Multi-Distro-Image bekannt ist, stammt eine offene Firmware für die Tastatur, welche als Standard mit dieser ausgeliefert werden. Eine offene Firmware für das Phone selbst ist bereits seit Längerem in Arbeit. Sollte eine letzte Vorserie keine Probleme aufwerfen, kann die Tastatur bald in Produktion gehen. Auch die Rückcover für den Fingerprint-Reader und das kabellose Aufladen sind produktionsreif.

    Hardwareunterstütztes Abspielen von Videos

    Auch aufseiten der Software für das PinePhone gibt es Neues zu berichten. Herausragend ist der Clapper-Videoplayer, der auf der Basis von GStreamer hardwareunterstütztes Abspielen von Videos unterstützt. Das PinePhone kann mithilfe der Beschleunigung 1080p bei 30fps ausgeben, was zum Tragen kommt, wenn das PinePhone etwa über ein Dock für Konvergenz an einem größeren Display genutzt wird.

    Arch mit Plasma auf dem PinePhone

    Weiterhin neu ist ein auf Arch basiertes Abbild mit Kernel 5.12.14, Plasma 5.22 und aktuellem Phosh 0.12.0. Bis zum Ende des Monats soll auch ein neues Abbild mit der minimalen Oberfläche SXMO vorliegen. Nicht zuletzt hat auch postmarketOS für das PinePhone eine Reihe von Verbesserungen erfahren. Die Wichtigste ist die kürzlich erschienene stabile Version v21.06, die aktualisierte Software für Benutzer der stabilen Zweige von postmarketOS mit Phosh 0.11 (und Phosh 0.12 in Edge) bringt. Der postmarketOS-Build erhielt auch Quick-Suspend/Resume-Unterstützung für das Modem für diejenigen, die den experimentellen Edge-Zweig verwenden. Das sollte die Zuverlässigkeit von Anrufen und mobilen Daten auf dem Telefon erhöhen. Die aktuelle Version von postmarketOS kann von der Projektseite mit Phosh, Plasma Mobile oder SXMO als Oberfläche heruntergeladen werden.

  • Philosophie und Ethik des GNOME Desktop

    Ethos von GNOME

    Langjährige Linux-Anwender werden sich an den um die Jahrtausendwende geprägten Begriff Desktop Wars noch erinnern. Dabei ging es darum, ob KDE und GNOME die dominante Desktop-Umgebung sein würde. GNOME gewann dabei zunächst die Oberhand, was aber hauptsächlich an den damaligen Lizenzproblemen bei KDE lag. Beide Desktops unterliegen unterschiedlichen Entwicklungs- und Design-Paradigmen und haben sich demzufolge seither zum Teil diametral auseinanderentwickelt.

    Der letzte Entwicklungsschritt bei GNOME trat mit GNOME 40 ein und brachte ein neues Bedienschema, dass die generelle Ausrichtung von vertikal zu horizontal verlagert. Der bei Purism beschäftigte Software-Designer Tobias Bernard hat in einer Serie aus bisher vier Blog-Artikeln erklärt, wie GNOME aus seiner Sicht funktioniert, wie Dinge im Projekt erledigt werden und welches Ethos, dahintersteckt. Um dieses Ethos geht es im vierten Teil der Serie, sowohl in Bezug auf die übergeordneten Werte als auch darauf, was diese in praktischer Hinsicht bedeuten.

    Der traditionelle Desktop ist tot

    Bernard behauptet, der traditionelle Desktop sei tot und komme auch nicht wieder. Anstatt zu versuchen, alte Konzepte wie Menüleisten oder Status-Icons zurückzubringen solle man nach neuen Wegen suchen. Erweiterungen der GNOME Shell seien nur eine Nische, es sei besser, entweder Apps zu kreieren oder gleich die GNOME Shell zu verbessern. Auch systemweites Theming ist laut Bernard ein kaputtes Konzept. Zudem sei Flatpak die Zukunft für die Auslieferung von Apps. Was den Stellenwert der Erweiterungen angeht, so sind viele GNOME-Anwender da anderer Ansicht. Für viele ist GNOME ohne Erweiterungen schlicht unbenutzbar. Wenn Bernard verlangt, doch gleich die Shell zu verbessern, stellt sich mir die Frage, warum die Entwickler jahrelang Funktionalität aus der Shell entfernt haben.

    Einsame Entscheidungen

    Als Beispiel sei die mit GNOME 3.28 vorgenommene Entfernung von Desktop-Icons erwähnt. Der Code zur Darstellung von Icons auf dem Desktop war im Dateimanager Nautilus verankert. Dass er dort eigentlich nichts zu suchen hat, leuchtet ein. Dass man den Code dann aber ersatzlos gestrichen hat, anstatt ihn an der richtigen Stelle zu implementieren, erzürnte viele Anwender. Seither sind sie darauf angewiesen, Icons über die Erweiterung GNOME Tweak Tool zu realisieren. Aber wie war das noch? Erweiterungen werden immer eine Nische bleiben…

    Je weniger Optionen, desto besser!?

    Eine weitere These, die bereits 2002 in einem Essay aus dem GNOME-Umfeld diskutiert wurde. besagt, dass jede Einstellungsoption ihren Preis hat und dass der exponentiell steigt, je mehr Optionen man dem Anwender bietet. Daher vermeide GNOME solche Präferenzen so weit wie möglich und konzentriere sich stattdessen darauf, die zugrunde liegenden Probleme zu beheben. Das Problem mit dieser Aussage ist meiner Meinung nach, dass man die Daseinsberechtigung von Optionen nicht einfach als Problem beheben kann, da man damit alle Anwender über einen Kamm schert. Wobei wir wieder bei dem unterschiedlichen Selbstverständnis von KDE und GNOME sind. Trotzt der aus meiner Sicht vielen Ungereimtheiten ist die Serie von Bernard eine gute Lektüre zum Verständnis, wie GNOME tickt.

  • Ubuntu Touch OTA-18 offiziell freigegeben

    Ubuntu Touch OTA-18 offiziell freigegeben

    Vor einer Woche riefen die Entwickler der Ubports Foundation, unter deren Dach Ubuntu Touch entwickelt wird, zum Test der neuesten Version OTA-18 auf. Jetzt wurde die 18. Version der Distribution für Smartphones und Tablets stabil veröffentlicht, wie der Ankündigung zu entnehmen ist.

    Bis zu 6 Jahre alt

    Ubuntu Touch OTA-18 wird in der kommenden Woche an rund 30 unterstützte Geräte ausgeliefert, die eine Zeitspanne von den sechs Jahre alten BQ Aquaris E4.5 und E5 bis hin zu aktuellen Geräten wie dem Volla Phone und dem F(x)tec Pro1 umfassen. Nicht auf der Liste stehen das PinePhone und das PineTab, die Updates für Ubuntu Touch unabhängig erhalten.

    Speicherentlastung

    Besonders älteren Geräten kommt eine Änderung zugute, die den RAM-Bedarf von Lomiri (ehemals Ubuntu Unity) senkt. Die Ubuntu-Touch-System-UI hat dafür gelernt, Hintergrundbilder zur Laufzeit herunterzuskalieren ohne die Systemperformance zu beeinträchtigen. Bei den unterstützten Geräten hängt die Höhe der Einsparung beim Arbeitsspeicher von der Bildschirmauflösung und der Auflösung des Hintergrundbildes des jeweiligen Geräts ab. Es können aber durchaus 30 – 60 MByte beim Rendern des Wallpapers eingespart werden, was bei Geräten mit nur einem GByte RAM schon ins Gewicht fällt.

    Der Systemdienst Media-Hub, der im Hintergrund für die Wiedergabe von Audio- und Videoinhalten zuständig ist, wurde neu geschrieben. Dadurch ist der Dienst einfacher zu warten und künftig leichter zu erweitern. Dabei denken die Entwickler etwa an Funktionen wie die heute so beliebte Bild-in-Bild-Wiedergabe.

    Kleine Verbesserungen

    Weitere Verbesserungen sind das automatische Öffnen des On-Screen-Keyboards in neuen Tabs beim Standard-Browser Morph sowie einen Navigationsverlauf, der mit den Pfeiltasten der Tastatur durchlaufen werden kann. Per Tastatur kann die Terminal-App mit dem Kürzel Strg+ALT+T geöffnet werden. Zudem wurde die Erweiterung des Keyboards um ein Grad-Symbol (°) implementiert.

    Im Hintergrund arbeiten die Entwickler weiterhin an der Portierung von Ubuntu Touch von der derzeitigen Code-Basis Ubuntu 16.04 auf das zeitgemäßere Ubuntu 20.04. Es ist allerdings nicht bekannt, wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden. Weitere technische Details von OTA-18 können dem Changelog entnommen werden.

  • Proxmox Backup Server 2.0 verfügbar

    Proxmox Backup Server 2.0 verfügbar

    Gerade vor einer Woche hat Anbieter Proxmox Server Solutions GmbH aus Wien mit Proxmox Virtual Environment (VE) 7.0 ein Update ihrer Open-Source-Virtualisierungsplattform zum Betrieb von virtuellen Maschinen aktualisiert. Auf dem Fuß folgte jetzt der Proxmox Backup Server 2.0, der eine Aktualisierung von Backup Server 1.1 darstellt. Die neue Version basiert auf Debian 11 »Bullseye«, setzt aber auf den aktuellen Linux Kernel 5.11 und inkludiert OpenZFS 2.0. Die Software ist in Rust geschrieben, um hohe Performance und geringe Ressourcenauslastung zu gewährleisten.

    Backup auf LTO-Laufwerke

    Proxmox Tape Backup avancierte mit Backup Server 2.0 von einer Technologievorschau zu einer voll unterstützten stabilen Funktion, die es ermöglicht, Inhalte zur Langzeitspeicherung auf Magnetbandspeicher zu kopieren. Backup Server 2.0 unterstützt dabei LTO-Laufwerke der Generation 5 oder höher, einschließlich Hardware-Verschlüsselung und neuer, in Rust geschriebener User-Space-Bandtreiber.

    Zertifikatsverwaltung und SSO

    Die Zertifikatsverwaltung mit Let’s Encrypt/ACME über Back- und Frontend ist mit Stand-Alone und DNS-Plugins verfügbar. Das ermöglicht Administratoren, gültige und vertrauenswürdige Zertifikate für ihre Domains auf einfache Art mit der Zertifizierungsstelle Let’s Encrypt zu erstellen. Single Sign-On (SSO) wird nun über das Protokoll OpenID Connect unterstützt.

    APT-Repositories verwalten

    Die APT-Repositories können nun grafisch verwaltet werden. Das neue Panel Repositories zeigt eine Liste aller konfigurierten Repositories und deren jeweiligen Status inklusive potenzieller Fehlkonfigurationen und ermöglicht den Anwendern, die gewünschten Repositories nach Bedarf zu aktivieren oder zu deaktivieren. Die Funktion Single File-Restore für VMs, die intern ZFS oder LVM verwenden wurde erweitert und unterstützt jetzt die Wiederherstellung von Dateien von LVM-Volumes und ZFS zpools, die in einem VM-Archiv enthalten sind. Die Anwendung kann über die Weboberfläche gesteuert werden.

    Proxmox Backup Server ist unter der freien Softwarelizenz GNU AGPLv3 veröffentlicht. Eine ISO-Datei steht auf der Projektseite zum Download bereit. Die Release Notes bieten weitere Einzelheiten der Veröffentlichung.

  • Tails 4.20 mit neuer Verbindung zum Tor-Netzwerk

    Tails 4.20
    Logo: Wikimedia Lizenz: CC by 4.0

    Tails steht für »The Amnesic Incognito Live System« und bedient sich zur Anonymisierung des Tor-Netzwerks, durch dessen Knotenrechner der Netzwerkverkehr geleitet wird. Es ist als Live-System für die Verwendung auf USB-Sticks oder DVDs ausgelegt und spezialisiert sich auf Anonymität und die Wahrung der Privatsphäre seiner Anwender. Als Basis für Tails 4.20 dient Debian 10.10 »Buster«.

    Mit Tails 4.20 erhält das Projekt einen neuen Verbindungsassistenten zum Tor-Netzwerk, der bereits mit Tails 4.19 ausgeliefert werden sollte, dann aber als nicht ausreichend getestet erklärt und auf 4.20 verschoben worden war. Der neue Assistent hört auf den Namen Tor Connection und ist verfügbar, sobald das System mit dem lokalen Netz verbunden ist.

    Neuer Assistent

    Der neue Assistent ist für verschiedene Anwendergruppen besonders nützlich. Dazu zählen Anwender, die einem hohen Risiko physischer Überwachung ausgesetzt sind, unter starker Netzwerkzensur stehen oder eine schlechte Internetverbindung haben. Die Entwickler schreiben in der Ankündigung, dass obwohl sie seit Februar am neuen Assistenten arbeiten, dieser noch nicht perfekt sei. In den nächsten Monaten sollen verschiedene Verbesserungen nachgereicht werden.

    OnionShare aktualisiert

    Des Weiteren bietet Tails 4.20 eine von 1.3.2 auf 2.2 aktualisierte Version von OnionShare, mit der unter anderem eine statische HTML-Webseite als Onion-Service veröffentlicht werden kann. Tor 0.4.5.9, Tor Browser 10.5.2 und Thunderbird 78.11.0 sind weitere aktualisierte Anwendungen. Der Kernel wurde auf Linux 5.10.46 angehoben. KeePassXC ist nun in Version 2.6.2 vertreten und bringt eine verbesserte Nutzerschnittstelle zu den Anwendern.

    Es wurden für Tails 4.20 Fehler mit automatischen Upgrades und dem Installer behoben. Automatische Upgrades auf Tails 4.20 sind ab Tails 4.15 unterstützt. Tails 4.14 und älter müssen manuell aktualisiert werden. Nach dem ersten Start in die aktualisierte Version muss ein Root-Passwort gesetzt und zusätzlich folgender Befehl abgesetzt werden:

    torsocks curl --silent https://tails.boum.org/isrg-root-x1-cross-signed.pem 
    | sudo tee --append /usr/local/etc/ssl/certs/tails.boum.org-CA.pem 
    && systemctl --user restart tails-upgrade-frontend

    Die Änderungen zu Tails 4.20 sind ausführlich im Changelog nachzuverfolgen. Die Veröffentlichung von Tails 4.21 ist für den 10. August vorgesehen, die Roadmap weist weitere Ziele für die nähere Zukunft aus.