Nextcloud, die Webanwendung für sicheres Cloud-Computing unter eigener Kontrolle hat Version 2.0.0 seiner Android-App freigegeben. Die neue Version bietet eine lange Liste von Verbesserungen. So kann die neue App ein Backup der Kontakte des Android-Geräts erstellen, auf dem Nextcloud-Server ablegen und später auf einem anderen Android-Gerät wieder herstellen.
Verbesserte Suche
Nextcloud-App 2.0.0 kann nun Daten auf dem Server suchen, auch wenn diese nicht auf das Mobilgerät heruntergeladen wurden. Und wie auch im Web-Interface verfügt die App nun über eine Ansicht der vom und mit dem Anwender geteilten Daten. Die Anmeldung am Server wurde dahingehend überarbeitet, dass sie die neue Authentifizierungstechnologie verwendet, die mit Nextcloud 12 eingeführt wurde. So besteht nun die Auswahl zwischen SAML, SmartCards und verschiedenen 2-Faktor-Methoden.
Authentifizierung angepasst
Nextcloud 2.0.0 für Android erlaubt die Wahl zwischen Pin-Eingabe oder Fingerabdruck und benutzt dabei Androids Fingerabdruck-Technologie. Wird dieses System zur Authentifizierung per Fingerabdruck bereits auf dem Gerät benutzt, kann es nun für die neue Nextcloud-App in deren Einstellungen freigeschaltet werden.
Push-Notifications
Nextcloud-Server benachrichtigen den Anwender über neue gemeinsam genutzte Dateien, Kommentare zu Dateien, Kalenderereignisse, eingehende Anrufe und vieles mehr. Die Android-App in Version 2.0.0 unterstützt diese Benachrichtigungen, zeigt sie an und versendet Push-Benachrichtigungen.
Verbesserter Auto-Upload
Die überarbeitete Auto-Upload-Funktion soll nun wesentlich zuverlässiger arbeiten. Alle Android-Versionen bis hinunter zu 4.0 werden unterstützt. Bilder und Videos werden nun separat konfiguriert und individuelle Ordner für den Auto-Upload werden unterstützt. Für Letzteres muss allerdings in den Einstellungen der Expertenmodus aktiv sein.
Sortierung aufgebohrt
Weitere Verbesserungen umfassen die Übernahme des Themes, das auf dem Server verwendet wird sowie einen neuen Sortiermechanismus, der auf- und absteigende Sortierung nach Zeit, Name und Größe erlaubt. Bei auf dem Server aktiven Maintenance-Mode wird der Anwender von der App darüber informiert. Bisher erschien in einem solchen Fall lediglich eine Fehlermeldung. Die App kann in Version 2.0.0 über den Google Play Store bezogen werden, F-Droid sollte bald nachziehen. Alle Änderungen können im Nextcloud-Blog nachgelesen werden.
Nicht nur hat Microsoft am Rande der DockerCon EU in Kopenhagen enthüllt, dass das Windows Subsystem for Linux (WSL) nach über einem Jahr Testphase nun erwachsen wird, auch eine weitere Umarmung wurde bekannt gegeben. Docker fügt sich ins Unvermeidliche und öffnet sich für Googles Container-Orchestrierungstool Kubernetes. Dieses Werkzeug hat sich in den letzten zwei Jahren ohne Frage die Krone erobert, wenn es um die Orchestrierung von Container-Flotten geht. Orchestrierung steht dabei als Oberbegriff für die Automatisierung der Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung von Containern.
Von Google zur CNCF
Das Open-Source-Werkzeug wurde seit 2014 bei Google entwickelt und später an die Cloud Native Computing Foundation (CNCF) unter dem Dach der Linux Foundation übergeben. Bisher unterstützten unter anderem bereits Red Hats OpenShift, Microsofts Azure-Plattform und IBMs Bluemix die Orchestrierung mittels Kubernetes. Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet Steuermann.
Unterstützung für Kubernetes und Docker Swarm
Doppelte Orchestrierung
Nun unterstützt auch Docker den Quasi-Standard, was jedoch nicht bedeutet, dass das Unternehmen sein eigenes Ochestrierungstool Docker Swarm aufgibt. Beide Varianten werden, wie Docker-CEO Solomon Hykes im Firmenblog schreibt, in der Docker Enterprise Edition im selben Cluster nebeneinander nutzbar sein. Docker wird dazu die unveränderte Kubernetes-Version von CNCF unterstützen. Kubernetes wird mit dieser Unterstützung auch in das Docker-Sicherheitskonzept eingebunden. Damit profitiert es in der Enterprise Edition von deren Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Auch die Community-Editionen für Mac- und Windows-Desktop kommen in den Genuss beider Orchestrierungs-Tools.
Bereits jetzt können sich Interessierte für eine Beta-Version mit Kubernetes-Unterstützung sowohl für die Enterprise Edition als auch für die Desktop-Ausgaben registrieren.
Das ab heute von Microsoft für Windows 10 ausgelieferte Fall Creators Update (WinFCU) verbessert auch das Windows Subsystem for Linux (WSL), mit dem eine Bash-Shell mit vielen Linux-Befehlen und -Systemausrufen innerhalb von Windows lauffähig ist. Nach über einem Jahr Testphase fallen nun zunächst gleich mehrere Restriktionen, die vielen Anwender die Benutzung des WSL als nicht angeraten erscheinen ließ.
Nicht mehr Beta
War WSL bisher mit einem Beta-Aufkleber gekennzeichnet, so ist das Subsystem mit dem WinFCU nun erwachsen geworden und ist somit offiziell und voll unterstützt ein Teil von Windows 10. Somit kann jeder, der einen Fehler entdeckt, offiziell ein Ticket beim Microsoft Support eröffnen. Des Weiteren kann nun jeder Anwender WSL nutzen, während dazu bisher der Windows-10-Developer-Mode notwendig war.
Mehr als eine Distribution
Darüber hinaus können Linux Distributionen über den Windows Store installiert werden. Dabei ist WSL nicht auf ein Linux beschränkt, es können mehrere Distributionen gleichzeitig installiert werden. Und nicht nur das, es können sogar mehrere Distributionen unabhängig voneinander gleichzeitig laufen. Dabei sollten pro Distribution zumindest zwei GByte RAM zusätzlich zur Verfügung stehen. Zudem wird WSL auch für Windows-Server und virtuelle Maschinen aus Microsoft Azure verfügbar sein. USB und Serielle Datenübertragung werden dabei ebenfalls unterstützt. Der Begriff »Bash on Windows« fällt offiziell aus dem Sprachgebrauch bei Microsoft raus.
Alte Installationen erneuern
Bei den Distributionen stehen derzeit neben dem bereits länger verfügbaren Ubuntu auch openSUSE und SUSE Linux Enterprise Server (SLES) zur Auswahl. Fedora und weitere Distributionen sollen zeitnah folgen. Bereits installierte Ubuntu-Installationen funktionieren zwar weiter, sollten aber mit einer aktuellen Version aus dem Windows Store ersetzt werden, da die »Legacy«-Installationen weder von Canonical noch von Microsoft Unterstützung erhalten. Dabei können bestehende Dateien als Tar-Archiv verpackt, im Windows-Dateisystem zwischengelagert und später in die neue Instanz eingefügt werden. Damit hat Microsoft mit dem »Fall Creators Update« einen großen Schritt zur Alltagstauglichkeit und Verbreitung von WSL getan. Im MSDN-Blog hat Microsoft eine Zusammenfassung der neuen Funktionen bereitgestellt, die für WLS umgesetzt wurden.
Das Debian-Projekt hat am Wochenende neue Images für seine DVD- und BluRay-Ausgaben veröffentlicht. Dies war notwendig geworden, da die entsprechenden Abbilder, die nach Veröffentlichung von Debian 9.2 vor einer Woche erschienen waren, einen Fehler aufwiesen. Am Tag der Veröffentlichung von Debian GNU/Linux 9.2 lagen keine aktuellen Daten von Popcon vor, die normalerweise für die sortierte Verteilung der Pakete auf die einzelnen Datenträger sorgt. Das teilte jetzt das Debian-Release-Team mit.
Der Debian Popularity Contest
Popcon steht für den »Debian Popularity Contest«, eine Datenbank, die die jeweils aktuelle Beliebtheit aller in Debian enthaltenen Pakete enthält. Popcon sammelt per Opt-in auf installierten Systemen Daten über die dort installierten Programme und erstellt daraus eine Statistik. Werden neue Abbilder erstellt, zieht das Build-System diese Daten heran um sicherzustellen, dass möglichst jeder Anwender nicht mehr als zwei oder drei von insgesamt 14 DVDs herunterladen muss um die von ihm bevorzugten Anwendungen zu erhalten.
Kleiner Fehler – große Wirkung
Das Fehlen aktueller Daten von Popcon wurde bei der Produktion der Abbilder für Debian 9.2 übersehen. Somit war die Sortierung nicht auf dem neuesten Stand. Das mag wie ein vergleichsweise kleiner Fehler erscheinen, bedenkt man den Aufwand der Produktion neuer Images. Dabei gilt es aber zu bedenken, dass vielerorts auf der Welt Internet-Anschlüsse wenig Bandbreite bieten. Dadurch macht es für viele Anwender einen Unterschied, ob sie drei oder vier DVDs herunterladen müssen.
Nur DVD und BluRay betroffen
Neben der Produktion neuer Abbilder für die Version 9.2.1 soll eine Anpassung der Build-Scripte dafür sorgen, dass sich dieser Fehler nicht wiederholen kann. Anwender, die Debian bereits installiert haben sind von diesem Fehler nicht betroffen. Ebenso wenig betrifft das Malheur die Nutzer der Debian-Live-Medien oder der Netinstall-Abbilder. Der Download der aktualisierten Images ist auf der Ankündigung der Veröffentlichung verlinkt.
Zum heutigen 21. Geburtstag des KDE-Projekts stellt Lydia Pintscher, derzeitige Vorsitzende des KDE e.V. ein sehr kurzweiliges und interessantes Buch über 20 Jahre KDE-Geschichte vor. Der Titel lautet »20 Years of KDE: Past, Present and Future« und ist als »A journey into the KDE community’s soul« überschrieben. Das Buch versammelt auf fast 90 Seiten 37 Geschichten von Mitwirkenden des Projekts. Die Geschichten behandeln technische, soziale und kulturelle Aspekte des Projekts, die es zu einem der größten und einflussreichsten Open-Source-Projekt machten. Unter den Autoren sind bekannte und weniger bekannte Namen aus 20 Jahren KDE-Geschichte.
Verdienstorden für die Entwicklung freier Software
So schreibt Matthias Ettrich, der 1996 das »Kool Desktop Environment« initiierte, eine kurzweilige Abhandlung über die Geschichte des Projekts. Der Berliner Informatiker wurde 2009 für die Initiierung des Open-Source-Software-Projektes KDE mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. David Faure, der 1997 zu KDE stieß und lange für Konqueror und andere Anwendungen verantwortlich war, schreibt, dass er seine Rolle heute mehr und mehr darin sieht, jüngeren Entwicklern die Anfänge des Projekts näherzubringen.
K Desktop Environment 1.0 | Screenshot by: KDE Development Team | Lizenz GPLv2+</>
KDE e.V. als unverzichtbares Steuerungsorgan
Cornelius Schuhmacher übernahm neun Jahre lang Rollen im KDE e.V., davon fünf als Vorsitzender. Er beschreibt, wie das deutsche Vereinsrecht dem bereits 1997 gegründeten eingetragenen Verein seine Rolle erleichtert, das Projekt, durch das nicht unerhebliche Summen Geldes fließen, zu repräsentieren. Zudem beschreibt er die anfänglichen Probleme mit Trolltech, dem damaligen Unternehmen hinter Qt, dem Framework auf dem KDE basiert. Bis zur Gründung der KDE Free Qt Foundation 1998 war Qt nicht frei.Heute ist Qt in der Linux-Version dual-lizensiert. Erst 2016 wurden die Statuten erneut überarbeitet, die die Freiheit von Qt und damit KDE garantieren.
Sebastian Kügler schreibt über den KDE-Desktop, der heute Plasma genannt und heißt Hauptentwickler er ist. Er erläutert zudem den Turnus von vier Veröffentlichungen pro Jahr, denen jeweils einige Stabilisierungen folgen. Ein weiteres Thema sind die Werkzeuge, die bei der Entwicklung eingesetzt werden und den Prozess der Entscheidungsfindung der Entwickler zusammen mit der KDE Visual Design Group.
Plasma und KWin als Grundkomponenten
Martin Grässlin betreut und schreibt über den Fenstermanager KWin, der KDE seit 1999 begleitet und der mannigfaltigen Änderungen bis hin zur aktuellen Anpassung an das neuen Display-Protokoll Wayland unterlag. Auch viele jüngere Entwickler tragen ihre Sicht auf KDE zu diesem Buch bei, das das Verständnis für KDE, für freie Software und deren Entwicklung auf höchst interessante Art bereichert, Die Lektüre sei hiermit auch Freunden anderer Desktop-Umgebungen ans Herz gelegt sei.
Der Download in mehreren Formaten findet sich ganz unten auf der Webseite, die das Buch vorstellt. Dort findet sich unter anderem auch eine Zeitleiste über wichtige Punkte in der Entwicklung von Unix, Linux und KDE.
Wenn von sehr aktueller Linux-Software die Rede ist, fallen oft Namen wie Arch Linux oder Debian Unstable und im Fall KDE auch Neon. Dabei gibt es mit openSUSE Tumbleweed eine weitere Rolling-Release-Distribution, die sehr um Aktualität bemüht ist. Die Geburtsstunde von Tumbleweed in seiner heutigen, gut gepflegten Form schlug mit der Veröffentlichung von openSUSE 13.2 im November 2014, als das Projekt seine beiden Rolling-Release-Zweige »Tumbleweed« und »Factory« zusammenlegte. Das ursprünglich von Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman erstellte Tumbleweed wurde zum gepflegten Rolling-Release, Factory nahm die Rolle ein, die bei Debian der Experimental-Zweig innehat: Auffangbecken für frische, ungetestete Software.
openSUSE takes a Leap
Der Zuspruch, den openSUSE Tumbleweed daraufhin erhielt, führte zu einen Mangel an Mitwirkenden bei openSUSE. Das Projekt überlegte, warum der Hauptzweig Nutzer und Entwickler an die Rolling-Release-Variante verlor. Man kam zu dem Schluss, openSUSE zu modernisieren. Die Idee zu openSUSE Leap war geboren. Heute setzt openSUSE auf einen Kern von stabilen Paketen aus dem kommerziellen SUSE Linux Enterprise Server (SLES) und aktueller Anwendungssoftware aus Tumbleweed.
Aktuelle Software, innovative Konzepte
SUSE feiert gerade seinen 25. Geburtstag, openSUSE hat sich erholt und Tumbleweed hat eine stabile User-Basis. Douglas DeMaio, Senior-Consultant bei SUSE hat in dieser Woche noch einmal in einer News auf die Aktualität von Tumbleweed verwiesen. Das alle paar Tage aktualisierte Tumbleweed bietet im Moment Kernel 4.13.5 als Grundlage. Bei den Desktops sind unter anderem KDE Plasma 5.11 und GNOME 3.26.1 aktuell. Als Browser ist Firefox 56 dabei, der Grafik-Stack bietet Mesa 17.2.2. Apache 2.4.28 und CMake 3.9.4 bedeinen Administratoren und Entwickler. Eine Besonderheit bei SUSE ist das Paket Snapper, das die vom Standarddateisystem Btrfs angelegten Snapshots grafisch verwalten kann. Es liegt aktuell in Version 0.5.2 vor. Nicht unerwähnt bleiben soll auch das letzten Monat vorgestellte neue Nvidia-Repository für Tumbleweed, das die in der Vergangenheit öfter auftretenden Probleme bei neuen Snapshots der Distribution auffangen soll.
Die auf Debian Stable aufsetzende Desktop-Distribution Q4OS hat ein Alleinstellungsmerkmal für Fans von gut abgehangener Software. Die Standard-Desktop-Umgebung der Distribution ist das Trinity Desktop Environment (TDE). Während KDE nach 20 Jahren mittlerweile im fünften Zyklus ist, verbirgt sich dahinter eine Weiterentwicklung der letzten Ausgabe von KDE 3.5.11 aus dem Jahr 2008. Das jetzt erschienene Q4OS 2.4 »Scorpion« setzt auf Debian GNU/Linux 9.2 und liefert laut der Webseite Trinity R14.0.5. aus. Die letzte auf der Webseite von TDE erwähnte Version ist allerdings R14.0.4.
Viel Auswahl
Die neue Version liegt als 32-Bit-/i686pae sowie als 64-Bit-Version und für i386-Systeme ohne PAE-Erweiterung vor. An der Veröffentlichung der ARM-Versionen in 32- und 64-Bit für Q4OS 2.4 wird derzeit noch gearbeitet. Q4OS 2.4 erhält mindestens fünf Jahre Unterstützung, angelehnt an Debian LTS. Neben Trinity sind unter anderem die Desktop-Umgebungen Cinnamon, KDE Plasma 5, LXDE, LXQt und Xfce als Installationsoptionen im Angebot.
Debian plus eigene Werkzeuge
Neben der Debian-Software bringt Q4OS auch eigene Werkzeuge und Funktionen auf die Rechner der Anwender. In der Vorstellung von Q4OS 2.4 findet etwa der Desktop Profiler Erwähnung, der dazu dient, den Desktop in verschiedener Ausprägung einzurichten. Darüber hinaus wird ein Setup-Programm zur geführten Installation von externen Paketen sowie der in letzter Zeit vielerorts anzutreffende Willkommensbildschirm mit Verknüpfungen zu Konfiguration, Design und anderen für Neueinsteiger interessanten Punkten.
Spende beim Download erbeten
Die Images von Q4OS 2.4 stehen auf der Downloadseite in den erwähnten Architekturen sowohl als Live-Image mit rund 600 MByte oder als Installations-Image mit rund 300 MByte zur Verfügung. Für die ARM-Geräte Raspberry Pi, Pine64 und Pinebook liegt derzeit noch die Vorgängerversion 2.3 Orion auf den Servern. Auf der Downloadseite wird eine Spendenaufforderung angezeigt, rechts daneben gehts zum kostenfreien Download.
Dass Purism bei der Schwarmfinanzierung des freien und offenen Smartphones Librem 5 das Ziel der Kampagne mit der Zusage von 1.5 Millionen US-Dollar erreicht hat, wissen dank des guten Echos in der Presse mittlerweile alle Interessierten. Das Librem 5 wird also Realität. Derzeit steht die Kampagne, die noch 11 Tage läuft, bei fast 110 Prozent.
Gute Unterstützung
Das bedeutet, dass derzeit über 2000 Unterstützer hoffentlich pünktlich im Frühjahr 2019 ein reines Linux-Smartphone in Händen halten werden. Bereits im Juni 2018 sollen weitere 165 Unterstützer das Developement-Kit zum Selbstbau erhalten. Über 50 Backer haben zudem Kombi-Pakete mit bis zu zehn Smartphones inklusive Monitoren für Konvergenz und Support für bis zu 19.999 US-Dollar bestellt. Darüber hinaus wurden über 25.000 US-Dollar gespendet.
Entwicklung des Librem 5 kann beginnen
Mit dem frühzeitigen Erreichen des Finanzierungsziels hat Purism nicht nur die Bestätigung, dass ausreichend Interesse für ein Smartphone besteht, das sicher ist und die Privatsphäre achtet. Es befähigt Purism auch, bereits jetzt in konkrete Verhandlungen mit Zulieferern für die benötigten Hardware-Komponenten einzusteigen. Zudem soll sofort mit der Produktion von weiteren fortgeschritteneren Prototypen begonnen werden, um die Entwicklung beginnen zu können. Die Produktion der Hardware für das Developement-Kit soll alsbald beginnen. Zeitgleich soll die offene Entwicklung der Software-Basis unter Einbeziehung der Communities von KDE und GNOME anlaufen. Erstes Ziel soll es sein, früh ein »benutzbares System« in die Hände von Entwicklern zu bringen.
Stretch Goals noch weit entfernt
Wie bei Crowdfunding üblich hat auch Purism Stretch-Goals für das Erreichen bestimmter Summen gesetzt. Damit soll bereits bei Auslieferung an die frühen Unterstützer eine bessere Alltagstauglichkeit gewährleistet werden. Die festgelegten Stufen sind 4, 6, 8 und 10 Millionen Dollar. Beim bisherigen Verlauf der Kampagne ist es allerdings eher unwahrscheinlich, dass eines dieser Ziele erreicht wird. Mit Erriechen von 4 Millionen Dollar wollen die Entwickler das Team des Matrix-Projekts beauftragen, neben den geplanten WLAN- und VoIP-Funktionen auch verschlüsselte Anrufe von und zu herkömmlichen Telefondiensten, den in den USA sogenannten POTS/PSTN zu ermöglichen.
Bei Erreichen von 6 Millionen Dollar soll per Reverse Enginiering eine schnellere WLAN/Bluetooth-Firmware entwickelt werden. Mit 8 Millionen soll allen Unterstützern für ein Jahr ein freier verschlüsselter VPN-Tunnel zur Verfügung stehen, während mit 10 Millionen Dollar Android-Apps isoliert auf dem Librem 5 laufen könnten. Sollten diese Ziele mit der Kampagne nicht erreicht werden, will Purism versuchen, sie durch Kooperationen mit weiteren Investoren und Partnerschaften dennoch zu verwirklichen.
Zum Glück hatte ich noch nicht gegessen. Da bezeichnet doch der Bund der Steuerzahler in seinem neuesten Schwarzbuch das Münchner LiMux-Projekt, anscheinend ungetrübt von jeglicher Sachkenntnis, als Steuerverschwendung. So sieht es jedenfalls die Vize-Präsidentin des »Bunds der Steuerzahler Bayern e.V.«, Maria Ritch in Das Schwarzbuch – Die öffentliche Verschwendung 2017/2018. Der Bericht, der sich Aussagen der Stadt München, vertreten durch den Microsoft-Freund und ersten Bürgermeister Dieter Reiter (SPD) und dessen Vize Josef Schmid (CSU), ungefiltert zu eigen macht, gipfelt in folgendem Tenor:
»Das rund 19 Millionen Euro teure „LiMux“-Betriebssystem hat sich offenbar als folgenschwere Fehlentscheidung erwiesen. Pinguin, adieu! Die nunmehr beabsichtigte Entwicklung eines neuen Windows-Basis-Clients für die Münchner Stadtverwaltung wird weitere Steuergelder in Millionenhöhe verschlingen.«
Die Einstufung als Fehlentscheidung entspringt Aussagen der Stadtverwaltung wie dieser:
»Heute sind wir mit einer vornehmlich auf Linux ausgerichteten Clientlandschaft in vielen Fällen mit teilweise großen Schwierigkeiten und zusätzlichen Kosten konfrontiert, wenn es darum geht, professionelle Anwendungssoftware am Markt zu erwerben und zu betreiben. Wir sind bereits seit Jahren gezwungen, neben den Linux-Systemen auch Windowssysteme zu verwenden, da wir anderweitig unsere Geschäftsprozesse nicht geeignet unterstützen können. Auf Dauer führt dieser Zustand dazu, dass der Betrieb der nicht einheitlichen Clientlandschaft nicht mehr kosteneffizient gestaltet werden kann.«
Armer Pinguin
Der Pinguin ist also schuld. Wer sich etwas näher mit der Materie befasst, erkennt dass das Scheitern des auf Debian basierenden Projekts eher im Kompetenzstreitigkeiten dreier städtischer IT-Häuser begründet liegt. Anstatt einer Behörde die Zuständigkeit über die IT der Stadt München zu übertragen wird nun ein Projekt abgewickelt, das über 15 Jahre bereits Millionen an Steuergeldern eingespart hat. Die Münchner Grünen forderten so auch im Januar 2016 in einer Pressemitteilung, »die Zuständigkeit für die städtische IT in einer Stelle zusammenzufassen – bei einer Art CIO (Chief Information Officer) – anstatt sie auf drei „Häuser“ aufzusplittern.«
Die von der Stadt erwähnten noch benötigten Windows-Systeme belaufen sich in ihrer Gesamtheit auf rund 1.000 Stück. Dem gegenüber stehen 17.000 Linux-Clients. Die verbliebenen Windows-Rechner dienen vor allem zur Durchführung von Fachverfahren, für die es unter Linux noch keine adäquate Entsprechung gibt. Anstatt hier entsprechende Software zu beauftragen wird lieber das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Das Kind mit dem Bade ausschütten
Immer wieder wurde in den letzten Jahren klar, dass LiMux hier den Sündenbock darstellen soll für die Fehler einer IT ohne wirkliche Kontrolle und Entscheidungshoheit. Münchens IT-Beauftragter Kotulek bestätigte bei aller diplomatischen Zurückhaltung in einem von c’t geführten Interview vor drei Jahren diesen Eindruck, dass nicht wirklich LiMux das Problem ist.
Beschwerden über die IT wird es in großen Behörden und Unternehmen immer geben. Davon abgesehen waren die Punkte, die die beiden Bürgermeister ins Feld führten wenig stichhaltig und zeigten Unkenntnis der zugrundeliegenden Techniken und deren Umsetzung in einem sicherheitsrelevanten Umfeld. Die von den Bürgermeistern vorgebrachten Probleme haben laut Kotulek »ursächlich nichts mit der Frage LiMux oder Microsoft zu tun«.
Extern, aber auch unabhängig?
Letztes Jahr wurde beschlossen, ein externes Gutachten solle klären, ob Münchens IT mit LiMux für die Zukunft gut aufgestellt sei. Extern ist gut, dann aber bitte auch unabhängig. Beim beauftragten Unternehmen Accenture ist die gebotene Neutralität jedoch nicht vorhanden, betreibt doch Accenture zusammen mit Microsoft das Unternehmen Avanade, dessen Geschäftsmodell es ist, Microsoft-Produkte in Unternehmen und Verwaltungen zu etablieren. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Entsprechend mundgerecht fiel dann auch das Gutachten (PDF) aus. Mundgerecht für einen Bürgermeister Reiter, der sich selbst als Microsoft-Fan bezeichnet und damit brüstet, die Microsoft-Zentrale vom Umland in die Stadtmitte geholt zu haben. Obwohl die Analysten im Gutachten ebenso zu dem Schluss kommen, dass eher organisatorische als technische Gründe zu der beobachteten Unzufriedenheit führten – lediglich 50 – 60 Prozent der Mitarbeiter waren mit der IT zufrieden – führte dies jedoch nicht zu dem Schluss, LiMux weiter zu verbessern, während zeitgleich die organisatorischen Probleme angegangen werden. Nein, es soll ein neuer Windows-10-Client her.
Teure Rückmigration
Die Kosten hierfür sind bisher unklar. Im November soll die Lage im Stadtrat erneut erörtert werden. Klar sind jedoch die Lizenzkosten, die bei einer vollständigen Umstellung auf Windows 10 anfallen. Diese belaufen sich laut Gutachten auf rund sechs Millionen Euro für die Erstausstattung plus mehr als eine Million Euro jährlich. Das schließt noch nicht die Kosten für die nötige neue Hardware ein, auf der Windows 10 lauffähig ist. Bisherige Schätzungen nennen dafür einen zweistelligen Millionenbetrag.
Wer verschwendet hier wirklich Steuergelder?
Ich bin weder Wirtschaftsprüfer noch habe ich BWL studiert. Ich kann mich jedoch bei vernünftiger Betrachtung der Fakten des Eindrucks nicht erwehren, dass das jetzt vorliegende Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler die Steuerverschwendung an der völlig falschen Stelle sieht. Der schwarze Peter gehört hier eher in die Hände der Stadtverwaltung, die ein Open-Source-Projekt, das Sicherheit und Transparenz bietet und weltweit Beachtung und Nachahmer fand, abschaffen will um es mit einer proprietären Lösung zu ersetzen, die den Obersten in der Stadtverwaltung und in der Microsoft-Zentrale genehm ist.
Vor einem knappen Monat erschien im 21. Jahr des Bestehens des Projekts die Beta-Version von KDE Plasma 5.11, jetzt wurde die stabile Version freigegeben. Über viele der Neuheiten haben wird bereits damals berichtet. Darüber hinaus wurde die Integration von Wayland weiter vorangetrieben. Ein ressourcenschonendes Ergebnis der anhaltenden Implementierung des neuen Display-Servers ist, dass Plasma 5.11 komplett ohne die Kompatibilitätsschicht XWayland genutzt werden kann. Diese nur noch bei Bedarf gestartet. Zudem skalieren Fenster unter Wayland jetzt abhängig von der Pixeldichte des Displays. Das hilft in Umgebungen mit mehreren Monitoren bei unterschiedlichen Auflösungen. Alle weiteren Änderungen sind in den offiziellen Release-Notes nachzulesen. Plasma 5.11 ist bereits bei KDE Neon und openSUSE verfügbar.
Plasma 5.12 in Planung
Derweil wird bereits die Marschrichtung für Plasma 5.12 ausgegeben, das im Januar 2018 zur Veröffentlichung ansteht. Plasma-Entwickler Martin Flöser (früher Gräßlin) rief auf der Plasma-Entwicklerliste dazu auf, die Wayland-Implementierung für 5.12 zu forcieren. Dazu sollen alle Entwickler möglichst oft Wayland im Alltag nutzen und auch die Entwicklungsarbeit unter Verwendung des neuen Display-Servers vorzunehmen. Er habe in letzter Zeit mehrere Screenshots von Entwicklern gesehen, die unter X aufgenommen wurden, so Flöser.
Entwickler sollen mehr Wayland nutzen
So etwas sehe er ungern, das sei enttäuschend, so der Entwickler. Plasma-Entwickler sollten zeigen, dass sie auf Wayland setzen. Nur so würden Fehler entdeckt und könnten beseitigt werden, damit Plasma 5.12 ein großartiges Release werde. Auf jeden Fall wird 5.12 ein langzeitunterstütztes LTS-Release und somit ein gutes Ziel für eine konzertierte Aktion zur Verbesserung der Wayland-Implementierung. Dass es noch genug zu tun gibt, beweist eine Antwort von Entwickler Marco Martin, der angibt, sein Notebook blinke unter Wayland mit einigen Apps wie etwa Dolphin wie eine Disco-Kugel.