Eventuell wird es bald ein offizielles Ubuntu-Unity-7-Image mit Billigung von Canonical geben. Wie einem Foreneintrag zu entnehmen ist, sind mehrere Entwickler, unter anderem Ubuntu-Mate-Entwickler Martin Wimpress an einem neuen Familienmitglied auf der Basis von Unity 7 interessiert. Auch wenn sich das Projekt noch in einer frühen Phase befindet, so hat Canonical bereits seinen Segen erteilt und die Verwendung der Ubuntu-Trademark erlaubt.
Alter Code oder neue Funktionen?
Wie genau das Ergebnis aussehen soll ist noch nicht festgelegt. Es gibt die Möglichkeit, auf vorhandenen Code zu setzen und diesen für Ubuntu 18.04 lauffähig zu machen. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass der Code von Unity 7 bereits seit einigen Jahren im Dornröschenschlaf liegt, während Unity 8 in Entwicklung war. Andererseits könnte der Code reaktiviert und auch neue Funktionen hinzugefügt werden. Einige nach Canonicals Ankündigung von GNOME als neuem Desktop eilig angekündigte Forks von Unity 7 haben es jedenfalls nie über Absichtserklärungen hinaus geschafft. Von daher ist ein offizieller Ansatz mit Canonicals Segen vermutlich erfolgversprechender.
Beliebter als gedacht
Dabei zeigt sich, dass Unity offensichtlich beliebter war als bei der oft lautstarken Kritik über die Jahre zu vermuten war. Aber wie üblich kann eine lautstarke Minderheit mit ihren Äußerungen schon mal die Realität verzerren. Hieß es dabei oft, Canonical schade mit diesem und anderen Alleingängen der Open-Source-Community, so bekennen sich seit der Verkündung des Endes von Unity immer mehr Fans zu dem ehemaligen Ubuntu-Desktop.
Berechtigte Hoffnung für Fans
Dieser kann auch unter Ubuntu 17.10 Artful Aardvark ohne viel Aufwand installiert werden. Für 18.04 LTS Bionic Beaver war vorgesehen, Unity 7 in das Universe-Repository einzustellen. Jedoch geht der Wunsch der Gemeinschaft anscheinend eher zu einem weiteren offiziellen Familienmitglied mit Unity 7 als Desktop. Ein erstes Ubuntu-Unity-7-Image steht bereits zum Download bereit und eine Mailingliste wurde eingerichtet. Wenn Ubuntu-MATE-Chef Wimpress dieses Vorhaben genauso energisch umsetzt wie er seinen MATE-Fork zu einer der erfolgreichsten Ubuntu-Varianten gemacht hat, dann könnte dieses Unterfangen gelingen.
Bild: „Democratize, Enlargeand Unite Europe“ von Nightstallion Lizenz: CC0
Von der etablierten Presse und somit der Mehrheit der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat das EU-Parlament vor wenigen Tagen im Rahmen der Reform des Verbraucherschutzes eine neue Verordnung über die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (PDF) abgesegnet. Sollte diese Verordnung in Kraft treten, würde das Sperren von Webseiten in die Verantwortung staatlicher Verbraucherschutzbehörden fallen – und das ohne richterliche Absegnung. Damit rutscht die Schwelle des Missbrauchs bis hin zu möglicher Zensur um einiges nach unten.
Reform des Verbraucherschutzes ermöglicht Missbrauch
Das sehen auch die Piraten im EU-Parlament so. Julia Reda, Parlamentarierin für die European Pirates spricht auf ihrer Webseite davon dass die Verbraucherschutzbehörden damit bisher nicht näher spezifizierte Dritte zur Sperre von Webseiten anweisen könnten. Dies würde Anbieter von Internetzugängen dazu zwingen, eine Infrastruktur für die Blockierung von Websites zu schaffen, die für eine Vielzahl anderer Zwecke, einschließlich Zensur missbraucht werden könnte, so Reda.
Katalonien als Beispiel
Für diese Art des Missbrauchs gibt es ganz zeitnah ein Beispiel aus Katalonien, wo Webseiten, die sich für die Unabhängigkeit der spanischen Region einsetzten, kürzlich gesperrt wurden. Diese Sperren seien nur deshalb so schnell durchsetzbar gewesen, da vorher die Regeln für das Abschalten von Internetangeboten im Namen der Bekämpfung von Copyright-Verletzungen aufgeweicht worden waren und eine entsprechende Infrastruktur damit bereits vorhanden war.
Vorschläge verschärft
Reda kritisiert, dass die jetzt beschlossene Regelung ursprünglich zum Schutz der Verbraucher vor Urheberrechtsverletzungen und Betrug im Internet entworfen worden sei, dann aber aufgrund der Forderung des EU-Ministerrats verschärft worden wurde. War zunächst vorgesehen, entsprechende Inhalte auf Webseiten zu löschen, oder die Webseiten mit richterlichem Beschluss zu sperren, soll diese Hürde nun völlig wegfallen.
Der abgesegneten Verordnung fehlt nun lediglich die Zustimmung des Europäischen Rats um dann zwei Jahre später in Kraft zu treten. Die EU-Verordnung hat danach Gültigkeit für alle Mitgliedsstaaten, ohne dass sie in nationales Recht umgesetzt werden muss.
Millionen von Webseiten, unter anderem auch diese hier, verwenden die Blogging- und CMS-Software WordPress. Mit dem neuen WordPress 4.9 »Tipton« ehrt das Entwickler-Team mit dem Codenamen wie üblich einen Jazz-Musiker. Dieses Mal ist es der 1989 verstorbene amerikanische Jazz-Pianist und -Saxophonist Billy Tipton.
WordPress 4.9 erweitert den Customizer
Das aktuelle Release bringt zahlreiche Verbesserungen vor allem im Customizer und in der Code-Bearbeitung. Die Anpassung von Webseiten im Customizer wurde weiter vereinfacht und intuitiver gestaltet. Entwürfe im Customizer können jetzt, wie das bei Beiträgen üblich ist, automatisch zur Veröffentlichung für einen späteren Zeitpunkt eingeplant werden. Nicht gespeicherte Änderungen am Design werden automatisch vom System gespeichert und können später wiederhergestellt werden.
Später veröffentlichen
Mit einem Preview-Link kann Mitarbeitern, Freunden oder ausgewählten Besuchern im Voraus ein Blick auf die geplanten Änderungen im Frontend gewährt werden, ohne dass diese gleich für alle Besucher sichtbar sind. Ein neues Design kann gegen versehentliche Veröffentlichung mit einer Sperre versehen werden. Neue Menüs im Customizer anzulegen ist jetzt mit einer ausführlichen Anleitung intuitiver als bisher. Zudem kann nur noch jeweils eine Person im Customizer arbeiten, der in dem Zeitraum für andere gesperrt ist.
Widgets aufgebohrt
Bei den Widgets ist ein Galerie-Widget hinzugekommen. Zudem können nun Shortcodes im Text- und Video-Widget verwendet werden, ohne dazu Code einfügen zu müssen. Über eine Schaltfläche unterstützt das Text-Widget nun das Einbetten von Medien wie Bildern, Galerien oder Audio. Der Customizer bietet jetzt auch Zugriff auf die Themes auf wordpress.org und installiert diese auf Wunsch mit nur einem Klick. Zudem erhalten Seitenleisten und Widgets bei einem Wechsel des Themes durch die Erkennung und das Mapping von ähnlichen Bezeichnern eine möglichst passende Position.
Erleichterte Code-Bearbeitung
Bei der Bearbeitung von Code, sei es HTML, CSS oder PHP wird bei WordPress 4.9 durch Einbindung des Editors CodeMirror Syntax-Highlighting, Linting und Autovervollständigung in den Theme- und Plugin-Editoren, im Customizer sowie im HTML-Widget realisiert. CodeMirror werkelt bei vielen Webseiten und Diensten bereits im Hintergrund, so unter anderem auf GitHub oder in den Firefox Developer Tools. Fehlerhafter Code im Theme- oder Plugin-Editor wird künftig erkannt, fatale Fehler werden verhindert, indem statt einer leeren Seite der vorherige Zustand ausgeliefert wird.
Nächster Halt: Gutenberg
Bereits seit einiger Zeit laufen die Vorbereitungen auf WordPress 5.0, das im kommenden Frühjahr mit dem neuen Block-Editor Gutenberg einschneidende Änderungen bei der Erstellung von Inhalten bringt. Der neue Editor ist zum Testen als Beta-Plugin bereits verfügbar.
Die Notizen zur Veröffentlichung gehen auf die Änderungen ausführlich ein. WordPress 4.9 kann von wordpress.org heruntergeladen oder über das WordPress-Backend aktualisiert werden. Wie immer sind Anwender aus Gründen der Sicherheit angehalten, ihre Installation möglichst zeitnah zu aktualisieren.
Wer allerdings WordPress von Debian verwendet, muss sich noch etwas gedulden. Mit dem Editor CodeMirror kam für die Komponente JSlint unter MIT-Lizenz auch ein Lizenzzusatz, die mit Debians Auffassung von freier Software nicht kompatibel ist. Es geht dabei um den Zusatz: »The Software shall be used for Good, not Evil.«
Nextcloud, die Open-Source-Webanwendung, die sicheren Datenaustausch und Kommunikation unter eigener Kontrolle bietet, hat eine Beta-Version des kommenden Nextcloud 13 zum Testen freigegeben. Bereits Nextcloud 12.03 bot eine technische Vorschau auf die mit Nextcloud 13 kommende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. In der Beta zu Version 13 geht es in der Hauptsache um mehr Geschwindigkeit für häufig in Unternehmen genutzte Funktionen.
Schnellere LDAP-Anbindung
So vermeldet das Unternehmen, dass die LDAP-Anbindung, die von der überwiegenden Mehrheit der Nextcloud anwendenden Unternehmen genutzt wird, über 85 Prozent schneller geworden sei. In Tests konnte eine Abfrage, die zuvor 15,2 Sekunden brauchte, in 1,8 Sekunden abgeschlossen werden. Auch die Anbindung externer Speicher ist insgesamt schneller geworden. Insbesondere S3 hat einen um 50 Prozent niedrigeren CPU-Overhead und unterstützt Chunking für das nahtlose Arbeiten mit großen Dateien. Die Windows-Network-Drive-Anbindung wurde in sequenziellen Lese- /Schreibzugriffen laut dem Unternehmen sogar um Faktor 10 schneller.
Funktionalität erweitert
Weitere Verbesserungen gibt es bei der Funktionalität zu vermelden. Auf Unternehmen ist die ebenfalls neue Plugin-Infrastruktur der LDAP-Anbindung zugeschnitten. Sie ermöglicht das Schreiben von Apps, die Schreiboperationen auf LDAP nachrüsten. Aus Sicherheitsgründen bevorzugen viele Unternehmen, dass LDAP-Klienten nur Lesezugriff benötigen. Diese Anforderung wird von Nextcloud erfüllt. Nun kann der Administrator entscheiden, das LDAP Directory von Nextcloud aus zu verwalten, sofern er eine App mit entsprechenden Funktionen installiert. Nextcloud bittet nun die Community, die Beta-Version zu testen und mitzuhelfen, diese für die Veröffentlichung des stabilen Nextcloud 13 vorzubereiten. Nextcloud 13 Beta steht auf der Unternehmens-Webseite zum Download bereit.
Fedora 27 wurde gestern in den Varianten Workstation und Atomic freigegeben. Die Server-Edition wurde für die 27. Ausgabe der Distribution abgekoppelt und ist jetzt in einer Beta-Version verfügbar. Die stabile Version von Fedora 27 Modular Server erscheint voraussichtlich am 9. Januar 2018. Der Grund hierfür ist die noch nicht abgeschlossene Modularisierung dieser Variante im Rahmen des Project Boltron. Fedora 27 Workstation, das insgesamt fünf mal um eine Woche verschoben wurde, basieret auf Kernel 4.13, Systemd 234-9 sowie GCC 7,2 und Mesa 17.2.
Bewährter Desktop GNOME
Als Desktop dient GNOME 3.26.2. Die neue GNOME-Version erhielt aktualisierte Einstellungsdialoge für Bildschirme und Netzwerk, wie auch der Einstellungsdialog als Ganzes überarbeitet wurde. Er ist nun übersichtlicher strukturiert und listet alle Kategorien links in einer Seitenleiste. Die Suche in der GNOME-Shell zeigt nun mehr Ergebnisse sowie Systemaktionen in einem überarbeiteten Design. Zudem wurde die Wayland-Integration weiter verbessert. Neben den GNOME-Apps und LibreOffice 5.4.2.2 werden Pakete wie Perl 5.26, Golang 1.9, Glibc 2.26, Boost 1.64.0, RPM 4.14, Node.js 8.x, Ruby on Rails 5.1 und PHP 7.2 als aktualisierte Versionen ausgeliefert.
Künftige Ablösung für PulseAudio
Neu in Fedora 27 ist das Multimedia-Framework Pipewire, das einmal PulseAudio ablösen und dessen Funktionsumfang auf Video erweitern soll. Entwickelt wurde es von GStreamer-Erfinder Wim Teymans. In Fedora 27 wird zunächst nur Video unterstützt. die Audio-Funktionalität wird sukzessive hinzugefügt, um Probleme, wie sie bei der Einführung von PulseAudio auftraten zu vermeiden.
TRIM auch für verschlüsselte SSDs
Der Fedora Media Writer wurde erneut erweitert und beherrscht nun die Erstellung bootfähiger SD-Karten mit Fedora für ARM-Geräte wie den Raspberry Pi. Außerdem benachrichtigt das Tool den Anwender künftig wenn eine neue Fedora-Version verfügbar ist. Fedora 27 bringt außerdem Unterstützung für 32-Bit UEFI und TRIM-Funktionalität für verschlüsselte SSDs. Die Unterstützung für Fedoras alternatives Paketformat Flatpak wurde weiter verbessert und besser in die Anwendung GNOME Software integriert. Zudem sollen die Mechanismen zum Erstellen von Flatpaks besser eingebunden sein, um es den Paket-Betreuern zu erleichtern, neben RPMs auch Flatpaks ihrer Pakete anzubieten.
Fedora Workstation 27 und Atomic Host 27 stehen auf GetFedora zum Download bereit. Fedora Spins mit den Desktops KDE Plasma, Xfce, LXQt, MATE, Cinnamon, LXDE oder SOAS sind ebenso verfügbar wie ARM-Versionen für Raspberry Pi 2 und 3 und andere ARM-Geräte. Darüber hinaus gibt es als Fedora Labs spezialisierte Versionen unter anderem für Robotik, Sicherheit und Programmierung.
Mit der Veröffentlichung von Firefox 57 Quantum schließt Mozilla wieder zu Google Chrome auf, was die Geschwindigkeit angeht. Der Beiname Quantum, der dieses Release aus der Masse hervorheben soll ist aus dem Project Quantum entlehnt, das mehrere Entwicklungsstränge zusammenführt. Quantum ermöglicht dem Browser, moderne Hardware besser auszunutzen, indem es Aufgaben parallel auf mehrere CPU-Kerne verteilt.
Dazu wurden aus Mozillas experimenteller Web-Engine Servo, die in der hauseigenen Programmiersprache Rust geschrieben ist, Teile sukzessive in Firefox eingefügt. Aufbauend auf der Multi-Prozess-Architektur Electrolysis (E10S) wird damit eine parallele Abarbeitung von Aufgaben auf mehreren Prozessorkernen möglich, die die Geschwindigkeit massiv erhöhen kann. Damit will Mozilla den schnellsten Firefox aller Zeiten ausgeliefert haben. Die Arbeiten an der Optimierung der Verteilung von Aufgaben auf verschiedene CPU-Kerne werden aber noch weiter gehen.
Die Grundlage dazu bildet die Multi-Prozess-Architektur Electrolysis, deren Entwicklung bereits 2009 begonnen hatte und die behutsam ab 2016 ausgerollt wurde. Laut Mozilla ist der Browser mit Quantum mehr als doppelt so schnell als vor einem Jahr und verbraucht dabei ein Drittel weniger Speicher als bisher. Dazu wurden im Rahmen von Project Quantum 75 Prozent der Codebasis umgekrempelt und dabei rund sieben Millionen Zeilen angefasst.
Für Unruhe unter den Anwendern sorgte bereits im Vorfeld die neue Add-on-Architektur WebExtensions. Diese wird mit Firefox 57 zum Standard, der nicht mehr umgangen werden kann. Der Ärger beruht darauf, dass viele Add-ons noch nicht umgestellt oder nicht zur Umstellung vorgesehen sind. Bei anderen Erweiterungen verhindern technische Gründe die Umstellung. So etwa bei den Add-ons, die die Design-Änderung Australis rückgängig machten. Denn die APIs der WebExtensions erlauben keine tiefgreifenden Änderungen der Oberfläche mehr. Solche Änderungen lassen sich nur noch direkt im CSS-Code ändern. Selbst bei beliebten Erweiterungen wie Tab Mix Plus oder DownThemAll ist derzeit noch unklar, ob eine Umstellung stattfinden wird oder nicht.
Firefox Quantum ist jedoch mehr als die Summe aus den Teilen aus dem Project Quantum. Mit Photon UI werden neben der direkten Bedienoberfläche auch der Einstellungs- und Erweiterungsdialog optisch angepasst. Bei den Einstellungen wurde ein neuer Berechtigungsdialog eingefügt, der die Rechte von Kamera, Mikrofon und Benachrichtigungen pro Webseite regeln lassen. Die eigentlich erst für Firefox 58 vorgesehene Erweiterung des Tracking-Schutzes auf mehr als die bisher unterstützten privaten Seiten wurde in letzter Minute noch für Firefox 57 freigeschaltet. Der Anwender kann dabei aus zwei Blocklisten auswählen und einzelne Webseiten vom Tracking-Schutz ausnehmen.
Firefox 57 Quantum wird im Laufe des Tages offiziell freigegeben. Weitere Änderungen dieser für Mozilla wichtigen Veröffentlichung können dem ausführlichen und gut bebilderten Artikel im Blog von Sören Hentzschel entnommen werden.
Linus Torvalds hat am gestrigen Sonntag die stabile Version von Kernel 4.14 freigegeben. Dieser Kernel ist als nächster LTS-Kernel auserkoren und erhält mindestens zwei, vermutlich aber sechs Jahre Unterstützung. Der neue Kernel brauchte zehn Wochen Entwicklungszeit. Insgesamt wurden über 12.750 Patches eingereicht. Damit war es ein durchschnittlicher Kernel-Zyklus. Die Patches stammen von über 1.650 Entwicklern. Davon trugen 240 erstmals Code zum Kernel bei. Bei den zum Kernel beitragenden Unternehmen sind, wie üblich, Intel, Red Hat und IBM auf den vorderen Rängen.
Mehr Speicher adressierbar
Kernel 4.14 definiert eine Grenze neu, die die bisher möglichen 64 TByte Hauptspeicher, die ein Kernel adressieren kann auf 4096 TByte anhebt. Der virtuell ansprechbare Adressraum steigt gar von 128 TByte auf 128 PByte. Das soll laut Berechnungen für rund 12 Jahre ausreichen. Generell verfügbare Prozessoren, die diese Grenzen ausloten, lassen auch noch etwas auf sich warten. Sie sind auf Five-Level-Page-Tables angewiesen, die erst mit Kernel 4.11 eingeführt wurden. Page Tables sind eine Datenstruktur, die dem Mapping von virtuellen auf physische Adressen im Speicher dient.
Nvidia blockiert weiterhin Nouveau
Im Bereich Grafik reichte Alex Deucher von AMD weitere Patches für Radeon/AMDGPU ein. Nouveau, der freie Treiber für Nvidia-Karten erhielt Unterstützung für Mode-Setting für die GP108-GPU auf GT-1030-Grafikkarten. Die Hardwarebeschleunigung wird weiterhin von signierten Firmaware-Images blockiert. Intels i915 DRM-Treiber erhält unter anderem weitere Verbesserungen für die im Cannonlake-10ms-Prozess hergestellte Coffee-Lake-Plattform mit Gen-10-GPU.
Fünfstufige Seitentabellen und SME
Auf Seiten der CPU erhalten künftige Intel-CPUs mit 4.14 durch einen Patchset von Ingo Molnar unter anderem Unterstützung für die oben erwähnten Five-Level-Page-Tables. Bei AMD können deren EPYC-Prozessoren künftig Gebrauch von Secure Memory Encryption (SME) machen. Intels P-State-Treiber erhielt durch Patches von Rafael Wysocki weitere Verbesserungen ebenso wie CPUFreq.
Zstandard hält Einzug
Bei den Dateisystemen erfuhren Btrfs, Ext4, XFS und F2FS eine Weiterentwicklung. Zudem erhielten Btrfs und Squashfs Unterstützung für die bei Facebook entwickelte Zstandard-Komprimierung (Zstd). Btrfs-Entwickler Chris Mason, der für Facebook arbeitet, reichte den Patch dazu ein. Der neue Kompressionsalgorithmus ist bei Facebook bereits im Einsatz und laut Mason schneller als zlib undmit besseren Kompressionsraten als lzo.
Control Groups v2 aufgebohrt
Darüber hinaus kamen wie üblich viele neue Gerätetreiber hinzu. Control Groups können im Rahmen von Cgroups2 nun auch mit Threads arbeiten. Das Firmware-Verzeichnis wurde aus dem Kernel entfernt, da es nicht mehr benutzt wird. Firmware wurde bereits vor längerer Zeit in ein eigenes Repository ausgelagert. Die Entfernung des Firmware-Verzeichnisses im Kernel wurde bisher schlicht vergessen.
Entwicklung zu 4.15 eröffnet
Mit der Veröffentlichung von Kernel 4.14 ist das zweiwöchige Zeitfenster zum Einreichen von Patches zum nächsten Kernel 4.15 geöffnet. Linus Torvalds hofft, dass möglichst viele Einreichungen in der ersten Woche stattfinden, da die zweite Woche des Merge-Window die Thanksgiving-Woche in den USA umfasst und der »Herr der Kernel« da eine Auszeit nehmen möchte. Er habe noch nicht entschieden ob er spät eingereichte Patches mit einem »Pech gehabt«-Flag versieht oder das Merge-Window verlängert. Die aktuelle Version steht auf Kernel.org zum Download bereit. Auf der Webseite Kernel-Newbies wurde bereits eine allgemeinverständliche Erläuterung der Änderungen veröffentlicht.
KaOS ist eine kleine feine Linux-Distribution, die das im Namen mitschwingende Chaos völlig vermissen lässt. Das Team von KaOS bietet in Rolling-Release-Manier ständig die allerneuesten KDE-Pakete. Von daher ist die Distribution mit KDE Neon vergleichbar. Während letztere auf Ubuntu als Unterbau setzt und verschieden aktuelle Auszüge aus den KDE-Git-Repositorien darüberlegt, ist KaOS eigenständig und beruht auf keiner anderen Distribution. Es werden lediglich einige Werkzeuge aus Arch Linux eingesetzt. Alle Pakete der Distribution werden regelmäßig aus den Quellen selbst gebaut.
Mit Einschränkungen
Allerdings ist KaOS nur für eingefleischte KDE-Fans gedacht, denn es kommt mit einigen Einschränkungen daher. Ist die Beschränkung auf die 64-Bit-Plattform für die allermeisten Anwender zu verschmerzen, so ist es der eingeschränkte Paketumfang für viele eher nicht. Der Umfang der Repositories schwankt zwischen 2.500 und 3.00 Paketen. Im Vergleich mit den rund 30.000 Paketen bei Debian ist das wenig.
Selbst ist der Linuxer
Hier kommt allerdings eine Eigenschaft des von Arch ausgeliehenen Pacman als Paketmanager zu Hilfe. Die KaOS Community Packages (KCP) bedienen sich der Funktion PKGBUILD und erweitern damit den Paketbestand erheblich. Somit können Anwender von Paketen anderer User profitieren oder aber selbst bauen, was im Repo fehlt. Ein aktuell installiertes und aktualisiertes Abbild von KaOS bietet nach dem Upgrade KDE Frameworks 5.40.0, Plasma 5.11.3 und KDE Applications 17.08.3. Zudem ist bereits LibreOffice 5.4.3.2 in den Repos. Als Installer kommt Calamares zum Einsatz, an dessen Entwicklung KaOS-Entwicklerin Anke Börsma aktiv beteiligt ist. Als weiteres Highlight kann bei der Anmeldung Wayland als Sitzung gewählt werden.
Stabilität und Aktualität = KaOS
KaOS hat sich bei mir über Jahre als Zweitsystem ultrastabil gezeigt und wird liebevoll gepflegt. Die Aktualität ist unübertroffen. Dabei beschränkt sich das Team auf das saubere Paketieren der neuesten KDE-Software und bietet bewusst keine eigenen Entwicklungen und Tools an. Das Ziel heißt Qualität, nicht Quantität. KaOS will nicht die größte Distribution werden, sondern attraktiv für enthusiastische KDE-Anwender bleiben. Für mich ist KaOS eindeutig und trotzt der Einschränkungen die beste und aktuellste KDE-Distribution.
Update: 14.11.17: Gerade wurde KaOS 2017.11 veröffentlicht.
Auf der Webseite der Software Freedom Conservancy (SFC) erschien vor einer Woche eine verstörende Mitteilung: das Software Freedom Law Center (SFLC), dass die SFC 2006 mitgegründet hatte, stellt nun einen Antrag auf Löschung des Markenrechts für den Namen »Software Freedom Conservancy« beim US Patent and Trademark Office. Die Begründung lautet auf Verwechslungsgefahr. Ideologische Unstimmigkeiten zwischen beiden Parteien waren bereits länger spürbar.
Wer ist wer in diesem Streit?
An dieser Stelle ist vermutlich eine Klärung der Begrifflichkeiten angebracht. Das SFLC ist eine Organisation, die 2005 vom Rechtsprofessor Eben Moglen gegründet wurde und sich auf pro bono geleistete juristische Dienstleistungen für Entwickler von freier Software und Open Source konzentriert.
Ein Jahr später wurde die SFC vom SFLC mitgegründet mit der Maßgabe, Projekten im Umfeld freier Software Schutz und ein Zuhause zu bieten. Die SFC hat ihren Wirkungskreis in den letzten Jahren aber auch auf finanzielle und logistische Unterstützung bei Patent- oder Lizenzstreitigkeiten vor Gericht erweitert. Daran scheint die SFLC die im Antrag angegebene Verwechslungsgefahr festzumachen. Derzeit vereint die SFC rund 40 Projekte unter ihrem Schirm.
Die dritte Partei
Beide Organisationen stehen dafür, die Freiheiten der Software, die wir täglich nutzen, zu bewahren und zu verteidigen. Beide haben dies in vielen Fällen getan. In dieser Posse gibt es aber noch eine dritte Partei, die Interessen zu wahren hat. Auch sie hat die Aufgabe, Linux zu schützen und zu fördern. Gemeint ist die Linux Foundation und deren Lichtgestalten Linus Torvalds und Greg Kroah-Hartman. Beide sind nicht auf einer Linie mit der für sie zu aggressiven Art, wie Bradley Kuhn und Karen Sandler von der SFC bei Verstößen gegen die GPL zu deren Durchsetzung mit Klagen vorgehen. Hartman setzt eher auf Diplomatie im persönlichen Gespräch mit Unternehmen um Unstimmigkeiten auszuräumen. Torvalds pflichtet ihm dabei auf seine unverblümte Art bei.
Anwälte unter sich
Offensichtlich ist dies ein Streit unter Rechtsanwälten. Menschen ohne diese Berufung hätten vermutlich sozialverträglichere Wege gefunden, das Problem aus der Welt zu schaffen. Es ist richtig, dass die SFC besonders mit der Unterstützung von Kernel-Entwickler Christoph Hellwig im GPL-Prozess gegen VMware in angestammte Gefilde eingedrungen ist. Zugegeben, dass der Prozess so schlecht vorbereitet war, dass er nur verloren gehen konnte. Trotzdem hätte das SFLC nicht die große Keule herausholen müssen. Wir wissen allerdings bisher nicht, ob es vorher Gespräche zur Klärung der Situation gegeben hat. Tatsache ist: es ist jetzt fast egal, wer diesen Streit gewinnt; die freie Software, um die es eigentlich geht, wird verlieren.
Wie zu erwarten war, hat der zuständige Verwaltungsausschuss im Stadtrat der bayrischen Landeshauptstadt München auf seiner Sitzung in dieser Woche das Ende von LiMux bestätigt. Der Antrag des Stadtrats (PDF) vom Februar 2017 unter Federführung von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und dessen Vize Josef Schmid (CSU) wurde beschlossen. Damit wird das einstige Vorzeigeprojekt abgewickelt und bis 2020 ein einheitlicher Windows-Client auf der Basis von Windows 10 erstellt, der künftig auf allen Rechnern der Verwaltung laufen soll. Dieser Client soll bis 2022 auf den Rechnern ausgerollt sein.
Die Kosten bleiben unter Verschluss
Die geschätzten Kosten für die Migration bleiben zum jetzigen Zeitpunkt geheim. Dafür werden vergabetechnische Gründe angeführt. Lediglich die Erstellung des Windows-Clients wird mit rund 2.14 Millionen Euro beziffert. Darüber hinaus fallen unter anderem aber Kosten für die Migration selbst, für migrationsbedingte Arbeitsausfälle, für neue Hardware und jährliche Lizenzkosten für die Microsoft-Produkte an.
Bereits seit seiner Wahl 2014 betreibt OB Reiter, ein ausgewiesener Microsoft-Freund, die Rückmigration weg von Linux und zurück zu Windows. Mit teils fadenscheinigen und oft weit entfernt von jeglichem Sachverstand angesiedelten Argumenten wurde LiMux systematisch madig gemacht. Dabei waren die Gründe für die Probleme meist in der Infrastruktur der IT-Landschaft der Stadt angesiedelt, in der drei Abteilungen Entscheidungen zur IT treffen.
Ballmer abgeblitzt
Begonnen hatte alles im Jahr 2000, als in vielen deutschen Verwaltungen klar wurde, dass Windows NT 4.0 2004 am Ende der offiziellen Unterstützung durch Microsoft ankommen würde. In München wurden Überlegungen angestellt, ob man nicht mit Linux in der Verwaltung eine Menge Geld sparen könnte. Schätzungen bezifferten die möglichen Einsparungen auf 20 Millionen Euro. Eine von Microsoft bei HP in Auftrag gegebene Studie kam dagegen zu dem Ergebnis, der Umstieg auf Linux würde 43 Millionen Euro Mehrkosten verursachen. Microsoft-CEO Steve Ballmer stattete dem Bürgermeister extra einen Besuch ab und versuchte, die Entscheidung für eine Open-Source-Lösung noch abzuwenden. Er bot einen Preisnachlass von 35 Prozent auf ein Paket mit einem Umfang von 36,6 Millionen US-Dollar. Vergebens. Das »Krebsgeschwür«, als das Ballmer Linux bezeichnete, war nicht aufzuhalten.
Mehr Freiheit – weniger Kosten
So beschloss im Juli 2004 der Stadtrat unter dem damaligen Bürgermeister Christian Ude die Migration der Arbeitsplatz-Rechner auf Open-Source-Software. Nicht nur sollte Geld gespart werden, auch die Herstellerunabhängigkeit spielte bei der Entscheidung eine Rolle. Nachdem Ballmer sein Pulver fruchtlos verschossen hatte, wurde die Patentkeule gezückt. Verunsicherung über das soeben geschlossene Projekt LiMux kam auf, als eine Studie des Unternehmens Open Risk Management rund 300 mögliche Patentverletzungen im Linux-Kernel gefunden haben wollte. Kaum verwunderlich ist, dass einige der angeblich verletzten Patente Microsoft gehörten.
Ein in Auftrag gegebenes Gutachten eines Rechtsanwalts gab dann Entwarnung. Das Gutachten schätzte die Gefahren, in einen Patentstreit verwickelt zu werden als gering ein. Daraufhin wurde 2005 die Entwicklung eines eigenen Linux-Client auf der Basis von Debian mit KDE als Desktop-Oberfläche angeschoben. Zusätzlich wurde für OpenOffice das Vorlagensystem Wollmux erarbeitet. In den folgenden zwei Jahren wurden über 10,000 Rechner mit OpenOffice ausgestattet, über tausend weitere Rechner erhielten gleich LiMux, wie der Linux-Client getauft wurde.
Vom TÜV zertifiziert
Im Mai 2007 nahm die Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) für das IT-Projekt LiMux-Client vom TÜViT das Zertifikat »Gebrauchstauglicher Basisclient« entgegen. Damit war der LiMux-Client weltweit der erste auf Linux basierende Arbeitsplatz, dessen Benutzerfreundlichkeit durch die TÜV-Zertifizierung zur Gebrauchstauglicheit bestätigt wurde. Darin hieß es: »Entscheidend für diese Einschätzung war, dass mit der neu gestalteten und auf KDE 3 basierenden Oberfläche und den enthaltenen Zusatzprogrammen (u.a. OpenOffice.org, Firefox, Thunderbird, Oracle Calendar) eine effektive, effiziente und zufriedenstellende Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung möglich ist, wie in einer umfangreichen Prüfung nachgewiesen wurde.«
Einsparungen in Millionenhöhe
Bereits 2012 wies eine veröffentlichte Vergleichsrechnung eine Einsparung von mehr als 10 Mio. Euro gegenüber einer vergleichbaren Microsoft-Lösung aus. Im Dezember 2013 ging LiMux in den Regelbetrieb über. Insgesamt waren in 10 Jahren mehr als 12.000 Arbeitsplätze auf LiMux und OpenOffice umgestellt worden. Technisch wurde die automatisierte Installation auf multiplen Rechnern mit dem Softwareverteilungswerkzeug FAI des Debian-Entwicklers Thomas Lange umgesetzt während die Verwaltung dem webbasierten Administrationswerkzeug GoSa2 oblag.