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Der Vorstand der Document Foundation (TDF) als Schirmorganisation der LibreOffice-Entwicklung hat am zwanzigsten Jahrestag der Code-Freigabe von OpenOffice einen offenen Brief an Apache OpenOffice gerichtet. Darin sehen die Unterzeichner LibreOffice als die Zukunft von OpenOffice und plädieren dafür, alle Kräfte zu bündeln und hinter diesem Ziel zu stehen.
Seit 2014 überwiegend Bugfixes
Zunächst werden die Verdienste von OpenOffice als wichtige Büro-Suite und dessen Wirkung auf die Software-Welt hervorgehoben. Aber schon im nächsten Satz wird klar, dass OpenOffice seit 2014 unter dem Schirm der Apache Software Foundation (ASF) keine größere Veröffentlichung mehr herausgebracht hat und selbst die Beseitigung von Sicherheitslücken durch kleinere Veröffentlichungen fand nicht zeitgerecht statt.
LibreOffice is the future of OpenOffice. Let’s all get behind it!
TDF
In den letzten Jahren hätten alle Entwicklungsaktivitäten in LibreOffice stattgefunden, so der offene Brief. Die TDF habe 13 Haupt- und 87 Nebenveröffentlichungen herausgegeben. Im Jahr 2019 habe es in LibreOffice über 15.000 Code-Commits gegeben, während es in OpenOffice nur 595 waren. LibreOffice verfüge zudem über eine florierende Gemeinschaft, jährliche Konferenzen, professionelle Support-Optionen und ein robustes kommerzielles Ökosystem.
Marke immer noch stark
Trotzt alledem wissen viele Anwender laut der TDF nichts von der Existenz von LibreOffice. Das liege daran, dass OpenOffice als Marke immer noch so stark sei, obwohl es so gut wie keine Entwicklung oder Unterstützung mehr gebe. Es sei völlig in Ordnung, wenn OpenOffice den Zweig 4.1 aus dem Jahr 2014 für Bestandsanwender weiterpflegt.
Aber das Verantwortungsvollste, was man im Jahr 2020 tun könne, sei, neue Nutzern darauf hinzuweisen, dass es eine viel modernere, aktuellere, professionell unterstützte Suite gibt, die auf OpenOffice basiert und mit vielen zusätzlichen Funktionen ausgestattet ist. Im letzten Absatz heißt es:
Wir appellieren an Apache OpenOffice, das Richtige zu tun. Unser Ziel sollte es sein, möglichst vielen Menschen leistungsfähige, aktuelle und gut gepflegte Produktivitätswerkzeuge in die Hände zu geben. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten!
Einstellung bereits mehrfach vorgeschlagen
Dies ist nicht der erste offene Brief, der die OpenOffice-Entwickler mehr oder weniger deutlich auffordert, Besucher ihrer Webseite zu LibreOffice umzuleiten. Bereits 2015 stellte GNOME-Entwickler Christian Schaller diese Forderung auf. Ein Jahr später brachte der OpenOffice-Entwickler Dennis Hamilton die Einstellung des Projekts als eine Möglichkeit ein, um Probleme mit der Sicherheit zu beenden, die auf fehlende Kapazitäten im Projekt zurückzuführen seien.
Mit Oracle begann der Niedergang
OpenOffice.org, wie das Projekt anfangs hieß. ging im Jahr 2000 aus dem kommerziellen StarOffice hervor, nachdem dessen Quelltexte freigegeben worden waren. Die Entwicklung fand maßgeblich bei Sun Microsystems statt. Nachdem sich Oracle Sun einverleibt hatte, würde die Entwicklung vernachlässigt und der Niedergang begann. 2010 entstand aus Unzufriedenheit mit der Situation die Abspaltung LibreOffice. Oracle übergab 2011 OpenOffice.org samt Namensrechten an die Apache Software Foundation.
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