Mit freier Software lernen: Anki ins Langzeitgedächtnis

Schon vor der Corona-Pandemie hat man eifrig über die Digitalisierung der Schulen nachgedacht. Längst lautet die Frage nicht mehr, ob es tatsächlich Sinn macht, WLAN in den Schulen bis zum Anspitzer einzurichten, sondern nur, wie viele Milliarden die Bundesregierung dafür zur Verfügung stellen soll. Wie gut die Durchführung aussehen wird, bleibt abzuwarten. Wer allerdings heute schon lernen möchte, kann direkt starten und muss dank freier Software kein Milliönchen locker machen. An dieser Stelle soll die freie Software Anki vorgestellt werden.

Digitale Karteikarten erstellen & lernen

Anki ersetzt die guten alten Karteikarten und bringt dabei alle digitalen Vorteile mit sich. Es können unterschiedliche Stapel zu unterschiedlichen Themen oder Fächern angelegt werden. Die Karten weisen eine Vorder- und eine Rückseite auf, auf denen sich neben Text, Audio sowie Bildern und Videos auch Formeln mittels LaTeX einfügen lassen. Die Karten können bei Bedarf auch in beide Richtungen geprüft werden oder einen Lückentext enthalten.

Algorithmus bestimmt die Frequenz

Doch nicht nur bei der Erstellung der Karteikarten, sondern gerade beim tatsächlichen Lernen hat Anki Vorteile gegenüber den analogen Karteikarten. Denn es wird ein spezieller Algorithmus genutzt: Nach dem Aufdecken der Rückseite der Karte gibt der Nutzer an, wie gut er die Antwort wusste. Danach richtet sich dann die nächste Abfrage der Karte. Bei einer frisch angelegten Karte wird so bei Unwissenheit innerhalb der nächsten Minute wieder abgefragt, bei gutem Wissen nach 10 min und wenn die Karte für einfach gehalten wird sogar erst in 4 Tagen wieder. Diese Abstände werden dann immer größer, bis hin zu Jahren. So kann tatsächlich Wissen auch langzeitarchiviert werden und die Kurve des Vergessens abgeflacht. Vor einer Prüfung können die Karten anhand von Schlagwörtern aber auch schnell noch einmal gelernt werden.

Desktop, Mobil oder im Web

Gelernt werden kann auf jeder Plattform am Desktop genauso wie über das Smartphone. Mit AnkiWeb steht der Dienst zur Synchronisation bereit, der auch online zum Lernen genutzt werden kann. Dieser ist kostenlos und wird durch die Erlöse aus der iOS-App finanziert. Diese kostet happige 28€, für alle anderen Plattformen sind die Apps kostenlos, wenngleich die Version für Android keine offizielle ist. Den Synchronisationsserver kann man auch selbst betreiben, wenn man basteln mag. Anki bietet eine ganze Reihe an Einstellungs- und Erweiterungsoptionen, die nicht unbedingt alle leicht zugänglich sind. Allerdings lassen sich so im Einzelfall spannende Karteikartenstapel oder interessante Erweiterungen, meist für relativ spezifische Fälle, finden.

Fazit

Anki ist ein tolles Programm, welches zeigt, dass es für sinnvollen Einsatz vom Digitalen in der Bildung gar nicht viel braucht: Ein Konzept, eine App und schon kann man bequem hunderttausende Karteikarten überall dabei haben und auch lernen. Man arbeitet sich schnell in die App ein und kann mit der Zeit auch immer noch weitere sinnvolle Funkionen kennenlernen.

Kommentare

9 Antworten zu „Mit freier Software lernen: Anki ins Langzeitgedächtnis“

  1. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Tolle Sache und es gibt jede Menge Kartensammlungen zum Download. Sogar ‚Chinesisch für Deutsche‘ ist dabei.

  2. Avatar von HansTheTruth
    HansTheTruth

    Die App ist gut, die Bedienung nicht so. Keine Ahnung, aber bei den Download Chart in iOS ist Quizlet auch sehr weit oben. Ob die besser ist weiß ich nicht.

    Das man aber nur iOS User bezahlen lässt empfinde ich als frech! Wieso lässt man nicht einfach jeden einen 5er oder 10er bezahlen und fertig.

    1. Avatar von kamome
      kamome

      > Das man aber nur iOS User bezahlen lässt empfinde ich als frech!
      Ich halte es schlicht für realistisch – Leute, die den Schuss auch sonst nicht gehört haben, werden das bezahlen … Bei Verwendung (auf egal welchem System) ist eine Spende in der Höhe hier vielleicht sogar angebracht!

    2. Avatar von Stefan

      Das man aber nur iOS User bezahlen lässt empfinde ich als frech! Wieso lässt man nicht einfach jeden einen 5er oder 10er bezahlen und fertig.

      Das hängt damit zusammen, dass der Entwickler nur die iOS-Version entwickelt, nicht die Android-Version. Und nur die Stores bieten eine einfache Schnittstelle zur Bezahlung. Als Alternative kann der Nutzer auch mit dem Browser AnkiWeb nutzen, kostenlos. Insofern, so ärgerlich es dann ist, ein iPhone-Nutzer zu sein, so verständlich ist es letztlich doch. Der Entwickler lebt von seiner App wohl auch schon seit über 10 Jahren. Und, wenn ich den Preis mit einem Lehrbuch meines Faches vergleiche, dann relativiert sich der Preis doch recht fix.

  3. Avatar von Alex
    Alex

    FullRecall ist besser, arbeitet mit einem neuralen Netzwerk, um die optimale Zeit zur nächsten Vorlage zu ermitteln

    1. Avatar von Ferdinand

      Gibt es irgendwo Angaben zur Lizenz? Ich konnte außer der Angabe, dass es kostenfrei ist, keine Lizenzinformationen finden.

    2. Avatar von Stefan

      Letztes Release 2013? Es klingt ja prinzipiell nach einem netten Ansatz. Allerdings scheint das Projekt inaktiv zu sein, wenn ich mich nicht irre. Außerdem stellt sich tatsächlich die Frage, inwieweit lernphysiologisch ein neurales Netzwerk überlegen ist. Hast du da entsprechende Erfahrungen?

  4. Avatar von Atalanttore
    Atalanttore

    Zum Sprachen lernen kann man sich auch fremdsprachige Filme mit deutschen Untertiteln ansehen.

    In meinem Fall funktioniert(e) das auch besser als die antiquierten Lernmethoden im staatlichen Schulsystem.

  5. Avatar von Ferdinand

    Zur Abrundung noch ein schöner Artikel, wie man mit Anki das Gedächtnis verbessern kann.

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