Meine Reise mit Linux – ein Rückblick zum 30. Geburtstag

Photo by Francisco Arnela on Unsplash

Linux feiert 30. Geburtstag. Wir alle kennen die Geschichte und dass es nichts Großen werden sollte, nur ein Hobby. Heute beherrscht Linux nicht nur das Internet, sondern auch alles von Smartphones bis zu Internationalen Raumstation ISS. Naja, mit Ausnahme des Desktops. Aber das interessiert mich persönlich wenig, denn mein Desktop kennt seit über 20 Jahren nur Linux. Aber das mit dem Desktop kann ja dann in den nächsten 30. Jahren vielleicht klappen.

Wer mehr über die Geschichte und Entwicklung von Linux erfahren möchte, der kann hier aufhören zu lesen. Das Netz ist voll von Huldigungen. Ich empfehle dafür den Artikel von Thorsten Leemhuis oder das aktuelle Interview mit Greg Kroah-Hartman. Ich erzähle stattdessen lieber ein wenig über meine Reise mit Linux und Linux-basierten Distributionen.

S.u.S.E. Linux

Die begann um 1996 mit dem Slackware-basierten S.u.S.E. Linux 4.3 und Kernel 2.0.18, das man damals für 89 DM in einer grünen Box inklusive 386-seitigem Handbuch mit der Post ins Haus geliefert bekam. Angeregt wurde ich durch Artikel im damals noch lesbaren c’t Magazin. Das war, nachdem ich an der Installation von Debian 1.1 »Buzz« gescheitert war. Ich habe keinen Informatikhintergrund und wie wir alle wissen, lernt man bei Windows nicht wirklich viel Essenzielles in dieser Hinsicht. Ich hatte also eine steile Lernkurve. S.u.S.E. Linux war zwar dank des Installers relativ leicht auf die Platte zu bannen, der Systemmanager YaST gefiel mir allerdings nicht wirklich. Also nutzte ich Linux auch eher sporadisch.

Knoppix und der VDR

Um die Jahrtausendwende traten zwei Dinge ein: Ich entdeckte – auch wieder dank c’t – den Video Disk Recorder, kurz VDR und Klaus Knopper revolutionierte mit Knoppix als Live-CD die Linux-Szene. Er hat zwar das Prinzip der Live-CDs nicht erfunden – vor Knoppix gab es bereits Yggdrasil Linux und DemoLinux – aber mit Knoppix nahm die Verbreitung dieser Form der Verteilung von Linux-Distributionen enorm zu.

Da mir das Konzept von Debian besser gefiel als das von S.u.S.E. Linux und ich von VDR begeistert war, nahm ich mit vor, komplett auf Linux umzusteigen und so viel wie möglich darüber zu lernen. Gesagt, getan. Seither brauche ich kein Windows mehr. Das einzige andere Betriebssystem, mit dem ich seither gearbeitet habe, war ein Mac OS X auf einem Macintosh Mac Pro, den ich zeitweise beruflich nutzen musste.

Kanotix

Was mich an Knoppix störte war, dass es ausschließlich als Live-System konzipiert war. Es ließ sich zwar installieren, aber das war wacklig und offiziell nicht unterstützt, was immer wieder zu Diskussionen im Knoppix-Forum führte. Bis sich der dort sehr aktive Jörg Schirottke aka Kano der Sache annahm und an Weihnachten 2003 mit Kanotix einen Fork von Knoppix veröffentlichte, der auf Debian Sid basierte, installierbar war und auch heute noch von Kano veröffentlicht wird.

Von sidux über aptosid zu siduction

Mir gefiel nicht nur die aktuelle Basis Debian Sid, mich elektrisierte auch die Community von Kanotix im IRC, der ich mich anschloss und wo ich die Grundlagen der Debian-Administration lernte und bald aktiv beim Support einstieg. Einige der damals dort versammelten Leute begleiten mich bis heute auf meinem Linux-Weg. Kano entschied 2006, künftig auf Debian Testing zu setzen, was einige Leute, unter anderem mich, die wir bei Sid bleiben wollten, zum Fork zu sidux inspirierte. Sidux fand viel Anerkennung, scheiterte aber leider, wie der Nachfolger aptosid an Streitereien von Entwicklern und Community. 2011 zog ich mit einigen Kanotix-Veteranen die Konsequenz und wir gründeten siduction.

Aus meinem Hobby wurde ein Job

VDR hat mich in dieser Zeit immer begleitet und führte auch dazu, dass ich, der schon immer einen Hang zum Schreiben hatte, 2003 meinen ersten Artikel über den VDR in dem mittlerweile eingestellten Druckerzeugnis LinuxLife veröffentlichte. Ein zweiter Artikel über sidux folgte und ich entschloss mich, neben meiner Tätigkeit als freier Stadtführer in Berlin das Schreiben über Linux zu meiner Hauptbeschäftigung zu machen.

So hat Linux mich seit Kernel 2.0.18 über 20 Jahre begleitet und schlussendlich zu dem Job geführt, dem ich mit Begeisterung nachgehe. Denn wie heißt es so treffend: Finde eine Beschäftigung, die dir Spaß macht und du brauchst keinen Tag in deinem Leben zu arbeiten.

Kommentare

10 Antworten zu „Meine Reise mit Linux – ein Rückblick zum 30. Geburtstag“

  1. Avatar von tux.

    Linux beherrscht bei mir überhaupt nichts, keinen Server, kein Smartphone, keinen Desktop. Ich hatte auch 1996 angefangen – und bin immer wieder über „da müsste man noch das und das und diese 35 Befehle eintippen“ gestolpert.

    Fedora und Debian sind bei mir gleichermaßen instabil gewesen, so dass mein Wechsel 2012 auf BSD bis heute eine der klügsten Entscheidungen in meinem Leben war. Gentoo und Void Linux mag ich aber immer noch. Ist mir auch ein Rätsel. 😉

    1. Avatar von kamome
      kamome

      Du hast noch „kein Internet“ vergessen 😉

    2. Avatar von Christopher
      Christopher

      Wie wäre es einen anderen Nickname zu benutzen!
      Mit „Tux“ hast du offensichtlich genauso wenig zu tun wie mit Linux.
      Deine Probleme kann weder ich noch (ich spekuliere hier mal) wahrscheinlich andere nach vollziehen.
      Schön das es wenigstens mit BSD zu funktionieren scheint.

      1. Avatar von tux.

        Verklag mich doch. Und sämtliche Träger eines Anzugs („tux(edo)“) gleich mit.

  2. Avatar von Blackcrack

    Interresant, ich hab die Suse 4.3 hier im Regal stehen .. die kommt mir gar nicht grün vor, das iss ne andere Farbe..!
    Und ich bin seit mehr als 25 Jahre im Netz, und vorher in den BBS’es pder Modem und ISDN-Line..

    und ja, ich meine es wie ich es sage.. die Suse 4.3 hat eine andere Farbe !

    liebe grüße
    Blacky

    => http://blackysgate.de

    1. Avatar von Ferdinand

      Was denn für ne Farbe? Ich hab die Box nicht mehr. Könnte sein, dass ich die mit ner späteren durcheinander bringe.

      1. Avatar von Blackcrack

        schreib mir ne email, ich schick dir n Bild..
        das wird nicht öffentlicht gemacht, damit sowas aufgedeckt werden kann.

  3. Avatar von D.R.
    D.R.

    Bei mir war es Mandrake Linux 1998/99, was mich zum Umstieg bewegt hat.
    Die ersten 200MB Festplatten wurden von meinem AMD K6III unter Windows nicht unterstützt.
    Mit Linux war das dann möglich und ich hatte nur noch Windows drauf, weil die CAD Systeme Linux nicht unterstützt haben.
    Also war eine Dual Boot Installation das Mittel der Wahl.

    Nach meinem Studium hab ich dann einfach keine Notwendigkeit mehr gehabt, auf meinen privaten Rechenknechten Windows zu installieren.

    Es reicht mir, wenn ich in meinem Job mich mit Windows und anderen geschlossenen Systemen rum ärgern darf 🙂

  4. Avatar von Abbc
    Abbc

    „Ich habe keinen Informatikhintergrund und wie wir alle wissen, lernt man bei Windows nicht wirklich viel Essenzielles in dieser Hinsicht.“

    Rückblickend auf meine Geschichte, kann ich diesem Satz heute nicht zustimmen. In meiner IT-Laufbahn als Systemadmin und später Softwareentwickler, habe ich Linux und Windows kennenlernen und nutzen dürfen. Dabei habe ich auch eine ganze Menge unter Windows über die IT gelernt, wie auch in Linux. Linux ist auch heute für viele Desktop-Anwender zu technisch, wo Windows diesen Job einfach besser macht. Wenn man aber die Programmierung oder Administration erlernen möchte, wird man auch hier mit IT erschlagen. So meine Erfahrungen.

  5. Avatar von Wolf

    2002 hab ich mal einen MCSE gemacht- aber nicht fertig- ich hatte andere Pläne- da habe ich Linux kennen gelernt- 14 Tage Crashkurs. Da gab es dann Dualboot- Win98/Suse, später win2k/ Suse, dann xp/ Mandriva- und als Krönung schenkte mir mein Bruder die Box mit allen schmankerln… Da ein System bei mir gut zu bedienen und funktionieren muss kam dann Ubuntu- aber die 20.04 wird die letzte sein- ich werde wegen der Snaps zu Pop wechseln. Ich finde es gut, wenn es ein weiteres Paketformat gibt um Software installieren zu können- aber nicht, wenn ich es haben muss.
    Debian ist mir zu frickelig- wie gesagt, ich möchte ein für mich bequemes System haben. Und ich mag APT. Von den 5 PCs die ich besitze gibt es immer noch einen mit Windows- aber meist ziehe ich den Netzwerkstecker vom Router, wenn ich ihn benutze- dann geht vieles schneller… Ich mag Linux und freue mich auf die nächsten 30 Jahre- auch wenn ich dann 85 bin…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert