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Linux feiert 30. Geburtstag. Wir alle kennen die Geschichte und dass es nichts Großen werden sollte, nur ein Hobby. Heute beherrscht Linux nicht nur das Internet, sondern auch alles von Smartphones bis zu Internationalen Raumstation ISS. Naja, mit Ausnahme des Desktops. Aber das interessiert mich persönlich wenig, denn mein Desktop kennt seit über 20 Jahren nur Linux. Aber das mit dem Desktop kann ja dann in den nächsten 30. Jahren vielleicht klappen.
Wer mehr über die Geschichte und Entwicklung von Linux erfahren möchte, der kann hier aufhören zu lesen. Das Netz ist voll von Huldigungen. Ich empfehle dafür den Artikel von Thorsten Leemhuis oder das aktuelle Interview mit Greg Kroah-Hartman. Ich erzähle stattdessen lieber ein wenig über meine Reise mit Linux und Linux-basierten Distributionen.
S.u.S.E. Linux
Die begann um 1996 mit dem Slackware-basierten S.u.S.E. Linux 4.3 und Kernel 2.0.18, das man damals für 89 DM in einer grünen Box inklusive 386-seitigem Handbuch mit der Post ins Haus geliefert bekam. Angeregt wurde ich durch Artikel im damals noch lesbaren c’t Magazin. Das war, nachdem ich an der Installation von Debian 1.1 »Buzz« gescheitert war. Ich habe keinen Informatikhintergrund und wie wir alle wissen, lernt man bei Windows nicht wirklich viel Essenzielles in dieser Hinsicht. Ich hatte also eine steile Lernkurve. S.u.S.E. Linux war zwar dank des Installers relativ leicht auf die Platte zu bannen, der Systemmanager YaST gefiel mir allerdings nicht wirklich. Also nutzte ich Linux auch eher sporadisch.
Knoppix und der VDR
Um die Jahrtausendwende traten zwei Dinge ein: Ich entdeckte – auch wieder dank c’t – den Video Disk Recorder, kurz VDR und Klaus Knopper revolutionierte mit Knoppix als Live-CD die Linux-Szene. Er hat zwar das Prinzip der Live-CDs nicht erfunden – vor Knoppix gab es bereits Yggdrasil Linux und DemoLinux – aber mit Knoppix nahm die Verbreitung dieser Form der Verteilung von Linux-Distributionen enorm zu.
Da mir das Konzept von Debian besser gefiel als das von S.u.S.E. Linux und ich von VDR begeistert war, nahm ich mit vor, komplett auf Linux umzusteigen und so viel wie möglich darüber zu lernen. Gesagt, getan. Seither brauche ich kein Windows mehr. Das einzige andere Betriebssystem, mit dem ich seither gearbeitet habe, war ein Mac OS X auf einem Macintosh Mac Pro, den ich zeitweise beruflich nutzen musste.
Kanotix
Was mich an Knoppix störte war, dass es ausschließlich als Live-System konzipiert war. Es ließ sich zwar installieren, aber das war wacklig und offiziell nicht unterstützt, was immer wieder zu Diskussionen im Knoppix-Forum führte. Bis sich der dort sehr aktive Jörg Schirottke aka Kano der Sache annahm und an Weihnachten 2003 mit Kanotix einen Fork von Knoppix veröffentlichte, der auf Debian Sid basierte, installierbar war und auch heute noch von Kano veröffentlicht wird.
Von sidux über aptosid zu siduction
Mir gefiel nicht nur die aktuelle Basis Debian Sid, mich elektrisierte auch die Community von Kanotix im IRC, der ich mich anschloss und wo ich die Grundlagen der Debian-Administration lernte und bald aktiv beim Support einstieg. Einige der damals dort versammelten Leute begleiten mich bis heute auf meinem Linux-Weg. Kano entschied 2006, künftig auf Debian Testing zu setzen, was einige Leute, unter anderem mich, die wir bei Sid bleiben wollten, zum Fork zu sidux inspirierte. Sidux fand viel Anerkennung, scheiterte aber leider, wie der Nachfolger aptosid an Streitereien von Entwicklern und Community. 2011 zog ich mit einigen Kanotix-Veteranen die Konsequenz und wir gründeten siduction.
Aus meinem Hobby wurde ein Job
VDR hat mich in dieser Zeit immer begleitet und führte auch dazu, dass ich, der schon immer einen Hang zum Schreiben hatte, 2003 meinen ersten Artikel über den VDR in dem mittlerweile eingestellten Druckerzeugnis LinuxLife veröffentlichte. Ein zweiter Artikel über sidux folgte und ich entschloss mich, neben meiner Tätigkeit als freier Stadtführer in Berlin das Schreiben über Linux zu meiner Hauptbeschäftigung zu machen.
So hat Linux mich seit Kernel 2.0.18 über 20 Jahre begleitet und schlussendlich zu dem Job geführt, dem ich mit Begeisterung nachgehe. Denn wie heißt es so treffend: Finde eine Beschäftigung, die dir Spaß macht und du brauchst keinen Tag in deinem Leben zu arbeiten.
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