LibreOffice rudert zurück

LibreOffice rudert zurück
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Die Document Foundation (TDF) als Dachorganisation hinter der freien Office-Suite LibreOffice hat die kürzlich vorgeschlagenen Änderungen ihres Marketingkonzepts für das bevorstehende LibreOffice 7.0 zurückgenommen.

Schlecht vermittelt

In Vorabversionen zu LibreOffice 7.0 war die Software mit »Personal Edition by TDF« untertitelt. Damit war zwar keine Änderung der Lizenz verbunden und das Versprechen der immerwährenden Freiheit der Software wurde bestätigt, trotzdem warf diese schlecht nach Außen vermittelte Änderung viele kritische Fragen in der Community auf.

Differenzierung erwünscht

Die TDF wollte damit eine Differenzierung der »Personal Edition«, also der bisherigen Ausgabe von LibreOffice, zu anderen Interessengruppen herstellen, die ihre professionellen Dienstleistungen auf dieser Plattform vermarkten. Dazu zählt etwa die britische Firma Collabora, die professionellen Support für LibreOffice bietet und sich mit Collabora Online, einer angepassten Version von LibreOffice an Unternehmen und Cloud-Provider wendet. Gleichzeitig trägt Collabora viel zur Weiterentwicklung bei.

Community einbeziehen

Jetzt hat die TDF nach längerer Diskussion mit der Community beschlossen, die vorgeschlagenen Änderungen des Marketingplans für die nächsten fünf Jahre (PDF) nicht mit LibreOffice 7.0 umzusetzen. Damit sind sie nicht vom Tisch, eine neue Außendarstellung ist weiterhin geplant, die Umsetzung wird nun aber langsamer angegangen und die erweiterte Community mit einbezogen.

In der Ankündigung heißt es dazu: »All diese Ideen, Einwände und Einsichten werden mehr Zeit zum Verdauen, Zusammenführen und Destillieren benötigen als die kurze Zeit, die uns von der Version 7.0 trennt, der Hauptversion zum 10-jährigen Jubiläum unseres geliebten Projekts LibreOffice.«

Nachhaltigkeit verbessern

In einem künftigen Release sollen »einige klare, diskutierte und vereinbarte Änderungen zu Markenbildung und Marketing« umgesetzt werden, die dazu beitragen sollen, »die Nachhaltigkeit des Projekts zu verbessern, ohne die Rolle von LibreOffice und seiner Gemeinschaft innerhalb des Panoramas der freien Software zu schmälern oder zu behindern.«

Vorerst alles beim Alten

Ein Zeitplan dazu soll in einigen Tagen veröffentlicht werden. Das Branding mit dem Zusatz »Personal Edition« wird in eventuell anstehenden weiteren Release-Kandidaten und in der stabilen Veröffentlichung von LibreOffice 7.0 in einigen Wochen nicht verwendet werden.

Kommentare

15 Antworten zu „LibreOffice rudert zurück“

  1. Avatar von tux.

    Berücksichtigt man die Antworten auf meine hiesigen Kommentare zur früheren Meldung, bleibt mir als Feststellung nur:

    Waren wohl alle so blöd wie ich …

  2. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Ich finde gut, dass es so bleibt wie es ist. Und wie man sieht, hat Collabora auch jetzt schon alle Möglichkeiten zur Vermarktung:“Collabora Office is the enterprise office suite of LibreOffice, the world’s most widely used Open Source office suite.“

  3. Avatar von macpixel
    macpixel

    Ja ja die Linuxer, Hauptsache es kostet nichts und von was sollen die Entwickler leben nur mal so gefragt. Ich finde LibreOffice sollte etwas kosten damit manche es auch zu schätzen wissen was sie da bekommen. Geiz ist nicht Geil und Gier aber auch nicht.

    1. Avatar von 0byte
      0byte

      Ein Windows Nutzer der Open Source nicht versteht? 🙂

      1. Avatar von macpixel
        macpixel

        Ich bin kein Windows Nutzer und mit Linux war ich seit 2008 unterwegs somit ist Open Source für mich nicht fremd aber Open Source ist nicht gleich Open Kostenlos. Es kostet viele Stunden an Entwicklung, alles kostenlos nutzen und selber auf Arbeit viel Geld verdienen wollen.

        1. Avatar von 0byte
          0byte

          Also sind alle Linuxnuter Schmarotzer, nur weil sie freie Software benutzen? Libre bedeutet frei und was frei angeboten wird, wie kann man dafür Geld verlangen? Anscheinend kommt genug Unterstützung, sonst würde sich das Ganze nicht tragen.

          https://youtu.be/lONkIbwFoMM

          1. Avatar von macpixel
            macpixel

            Erst einmal habe ich nie gesagt das Linuxer Schmarotzer sind, zweitens war ich neun Jahre lang selber ein Linuxer und als weiteres verbiete ich mir so eine unterstellung.

          2. Avatar von kamome
            kamome

            Kannst Du Dir selbst ruhig verbieten – in diesem Fall aber mehr Erfolgsaussichten, wenn Du es Dir verbittest 😉

    2. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Mir ist klar. das das Spendenmodell nicht ausreichend ist.
      Im Grunde ist es aber eine politische Angelegenheit. In einer Demokratie sollten alle Menschen freien Zugang zu einer Software Grundausstattung erhalten. Auch sollte der Staat in der Verwaltung, Schulen und Universitäten ausschliesslich auf offene Formate und freie Software setzen. Aber leider schmeisst unser Staat die Steuermilliarden den Konzernen hinterher und freie Softwareentwickler müssen dann mit Spendengeldern auskommen. Das ist ungerecht und dumm.
      Aber all das ist noch lang kein Grund LibreOffice zu kommerzialisieren. Damit bringt man die Entwickler dann wirklich um die Früchte ihrer Arbeit und den vielen Spender die das Projekt unterstützt haben wird man damit auch nicht gerecht.

      1. Avatar von 0byte
        0byte

        Die Konzerne wollen ja unsere Milliarden, deswegen diktieren sie der Regierung was sie zu tun hat.

      2. Avatar von macpixel
        macpixel

        Du kannst es von zwei Seiten sehen, auf der einen Seite sehe ich es genau so mit dem freien Zugang und den Steuergeldern der Konzerne und auf der anderen Seite wollen viele alles umsonst auch wenn die Werbung in manchen Apps nur noch nervt, so wie es bei vielen Android Apps oder iOS der fall ist.

        1. Avatar von tuxnix
          tuxnix

          Gut, die werbeverseuchte Sofware ist letztlich ja nicht umsonst.
          Was den Staaat angeht, ist es schon mehr als verwunderlich, weshalb Schülern das Lesen und Scheiben beigebracht wird, Computer eingeführt werden, das Schreibprogramm aber nicht in seiner Entwicklung finanziell unterstützt wird. Übrigens mit sehr hohem volkswirtschaftlichen Schaden bis am Ende sogar noch mit den Folgen, dass die proprietären Datenformate kaum archiviert werden können und hier gesellschaftlicher Gedächtnisverlust droht.

    3. Avatar von beccon
      beccon

      Das kostet ja auch etwas – wenn man das Gesamtpaket mit Installation, Hotline und zusätzlichen Funktionen haben will. Das Geschäft wird mit Unternehmen bzw. Behörden gemacht. Die gesamte Freie Software funktioniert so. Möglich ist es weil Software kein „knappes Gut“ wie z.B. Lebensmittel ist und auch nicht „konsumiert“ wird. So tragen auch die „Nichtzahler“ zum Gesamterfolg bei. Sie würden sonst die Software nicht nutzen aber so finden sie Fehler und Ecken und Kanten. Außerdem werden freie Entwickler herangezogen.

  4. Avatar von beccon
    beccon

    Ein Lehrstück für Unternehmenskommunikation. Im Prinzip ist das Modell ja gar nicht schlecht: Freie Software für Private/ SoHo/ kleinere Mittelständler – professionelle Unterstützung für Industriekunden. Nextcloud geht zum Beispiel so vor und ist recht erfolgreich damit. Bei der TDF kommt natürlich die Heterogenität erschwerend hinzu, d.h. organisatorische Trennung zwischen der Community und den teilweise konkurrierenden Support-Anbietern und Entwicklern wie z.B. Collabora. Auf der anderen Seite: man kennt sich – das sind alles auch aus OpenOffice Zeiten bekannte Gesichter.

    Es ist halt nur sehr unglücklich kommuniziert worden: Hätte man gesagt „LibreOffice 7.0“ ist die „Community supported version“ (und das vielleicht gaaanz klein gedruckt irgendwo im Startbildschirm angebracht – besser aber gar nicht) – und dann ein „Libre Office Professional Support“ Programm zusätzlich ins Leben gerufen – wäre alles gut gewesen. Aber so kam der Verdacht auf, daß LO in Zukunft nur noch als eine kastrierte Privatversion frei erhältlich ist (etwa „nur zwei Dokumente gleichzeitig mit bis zu 10 Seiten“) – wovon natürlich niemals nur in Ansätzen die Rede gewesen war – das würde die mühsam aufgebaute Community sofort vernichten.

    Aber das zeigt alles eindrucksvoll die Stärke der Freien Software – die Anwender und die freien Entwickler haben ein starkes Mitspracherecht – und auch ein Zurückrudern d.h. das Korrigieren eines (vermeintlichen) Fehlers wirkt sich nicht so schlimm aus wie bei einem klassischen Unternehmen.

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      „Es ist halt nur sehr unglücklich kommuniziert worden“
      Das glaube ich nicht. Man sollte sehr klar unterscheiden, ob es plötzlich unterschiedliche Software Versionen gibt (auch wenn das erst einmal nur den Namen betrifft) oder ob es sich um Dinge handelt die nur einen möglichen Support betreffen. Ich glaube nicht daran, dass sich hier die Leute nur ungeschickt ausgedrückt haben. Zumal das Marketing Leute sind. Ich denke schon, dass hier letztlich versucht wird, unterschiedliche Produktpakete zu schnüren.
      Den „Professional Support“ gibt es auch schon längst. Da hätte man nichts ändern müssen.

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