Librem-5-Smartphone überschreitet die Million Dollar

Bild: Purism

Die Kampagne zur Schwarmfinanzierung des freien und offenen Smartphones Librem 5 der Firma Purism aus San Francisco hat den Meilenstein von einer Million US-Dollar überschritten. Die Kampagne hatte in letzter Zeit Fahrt aufgenommen und über 30.000 Dollar an Zusagen pro Tag generiert. Für die verbleibenden 18 Tage werden im Durchschnitt jeweils knapp 28.000 Dollar benötigt, um das Finanzierungsziel zu erreichen. Die Kampagne, die Purism auf der eigenen Webseite durchführt ist so konzipiert, dass es nur beim Erreichen der vollen Summe zur Auszahlung kommt und das Projekt realisiert werden kann.

Auf gutem Weg

Für Purism sind solche Kampagnen nichts Neues, bereits die Notebooks Librem 13 und Librem 15 wurden auf diese Weise erfolgreich finanziert. Hier kamen jeweils mehr als das doppelte der Zielsumme zusammen. Beim Librem 5 muss vermutlich bis kurz vor Ende der Kampagne gebangt werden, ob das Ziel erreicht wird. Auch wenn Purism in der Branche und der Community einen guten Namen hat, sind die gescheiterten Versuche von Canonical und anderen, ein freies Linux-Smartphone auf die Beine zu stellen, vermutlich ein Hemmschuh für diese Kampagne.

Seit der Verkündung, dass sowohl GNOME als auch KDE ihre Mitarbeit am Projekt zugesagt haben nahm die Kampagne kurz darauf merklich Fahrt auf. Todd Weaver, Gründer und CEO von Purism sagte kürzlich in einem Interview, er werde in den nächsten zwei Monaten vermutlich weitere Partnerschaften und Unterstützung bekanntgeben können. Das Matrix-Projekt wird mittlerweile ebenfalls als fester Partner genannt.

Bootfähiges Entwicklerboard

Auf der technischen Seite vermeldet Purism, dass Debian Sid auf einem Entwicklerboard mit dem iMX6-SoC von NXP bootfähig ist. Dies ist aber nur eine erste Entwicklungsstufe. Ziel der Entwickler ist der iMX8-SoC des gleichen Herstellers, der statt einem ARM Cortex-A9 über die aktuelleren Kerne Cortex-A53 und -A72 setzt. Allerdings wird der darauf befindliche Grafikchip Vivante GC7000 im Gegensatz zum Vorgänger auf den iMX6 noch nicht vom freien Etnaviv-Treiber unterstützt.

Zeitnahe Aktualisierung

Eines der größten Probleme, dass Android-Geräte plagt ist die oft erst sehr späte Versorgung mit Updates. Hier liegt laut Weaver einer der großen Vorteile der Verwendung eines Linux-Betriebssystems. PureOS könne jederzeit Aktualisierungen schnell verteilen  und danach die Patches an Debian zurückfließen lassen. Er betont, die Community um PureOS sei durch dessen Verwendung auf den Notebooks Librem 13 und 15 sehr aktiv. Auf die Frage nach der Produktion des Librem 5 sagte Weaver, die Beziehungen zu Herstellern, die bedarfsgelenkt produzieren können, bestünden bereits.

Entgegen den Prophezeiungen der Auguren der Branche entwickelt sich die Kampagne trotzt anfänglicher Unklarheiten in Richtung Erfolg. Sollte das Ziel von 1,5 Millionen US-Dollar erreicht werden, soll das Librem 5, das für Schwarmfinanzierer 599 US-Dollar kostet, Anfang 2019 ausgeliefert werden. Bei der Bestellung des Phones kann auch die Kryptowährung Monero genutzt werden, mit der Purism in Verhandlungen über eine Partnerschaft steht. Ist das Librem 5 für euch als Smartphone technisch und ideologisch von Interesse?

 

 

 

 

 

Kommentare

4 Antworten zu „Librem-5-Smartphone überschreitet die Million Dollar“

  1. Avatar von Peter Ziegler
    Peter Ziegler

    Prinzipiell eine sehr gute unterstützungswerte Idee und eine Chance endlich von den Datenkraken weg zu kommen. Allerdings wird dieses Gerät (zunächst) auf den US-Markt zugeschnitten sein. Ob es da auch eine „Europäisierung“ geben wird?
    Außerdem ist mir nicht klar wie das mit den Apps funktionieren soll. Sollen die alle neu programmiert bzw. angepasst werden? Wer soll das machen? Auf der Homepage von Purism habe ich dazu nichts gefunden. Und ohne Apps ist das ein tot geborenes Kind.
    Und die nächste Frage ist wie Purism mit der hohen Schlagzahl der großen Anbieter neue Geräte auf den Markt zu werfen mithalten kann.

    1. Avatar von Ferdinand

      Warum soll es eine „Europäisierung“ geben? Debian GNU/Linux kann doch einfach lokalisiert werden. Oder was meinst du? Das generelle Konzept der Apps steht bei dem Librem 5 nicht im Vordergrund. Zum einen werden bestehende Linux-Anwendungen zum Einsatz kommen, andererseits können Web-Apps zum Einsatz kommen. Anwender, die im Geflecht von WhatsApp und Mc Donalds App verhaftet sind, sind eher nicht die Zielgruppe dieses Smartphones. Eines der herausragenden Merkmale ist zudem die Konvergenz, womit es durch Anschluss von Monitor, Tastatur und Maus zum Desktop mutiert. Die Frage der hohen Schlagzahl der anderen Anbieter spielt hier keine Rolle, es wird keine Weltherrschaft angestrebt sondern ein freies und offenes Gerät als Nischenprodukt.

  2. Avatar von Peter Ziegler
    Peter Ziegler

    Hallo Ferdinand,
    danke für die zusätzlichen Infos. Ja du hast Recht mit der Lokalisierung, soweit hatte ich nicht gedacht. Ein echtes offenes Linux auf einem Smartphone – an den Gedanken muss man sich erst mal gewöhnen. 🙂 Dadurch ergeben sich zusammen mit der beschriebenen Konvergenz zweifellos tolle Möglichkeiten.
    Dass die Schlagzahl hier keine so große Rolle spielt ist mit Sicherheit richtig aber dennoch erwartet der gemeine Smartphone-Nutzer doch so ab und zu technische Innovationen auch wenn der Zyklus vielleicht zwei, drei oder gar vier Jahre ist. Und dann muss die Nische auch groß genug sein dass die Firma davon leben kann. Hoffen wir das Beste! 🙂

    1. Avatar von Ferdinand

      Das mit den technischen Innovationen sehe ich genauso.Ich habe die Hoffnung, dass mit dem Gelingen dieses Projekts und der praktischen Verwendung von Plasma Mobile jede Menge an neuen Chancen und Möglichkeiten und somit ein neuer Markt entsteht.

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