
Eine Woche später als zunächst erwartet hat Linus Torvalds Kernel 4.18 nach zehn Wochen Entwicklung freigegeben. Im Nachhinein, so Torvalds, hätte es die zusätzliche Woche nicht gebraucht, es seien aber noch eine Reihe kleinerer Änderungen eingeflossen. Insgesamt liegt die Zahl der Änderungen über 13.000. Wie schon der 4.17 ist auch 4.18 wiederum kleiner als der Vorgänger und insgesamt ein eher kleiner Kernel-Zyklus. Das ist der Entfernung des bei High Performance Computing (HPC) verwendeten Cluster-Dateisystems Lustre zu verdanken.
Raspberry Pi 3B offiziell unterstützt
Zu den Highlights zählen die Unterstützung von USB 3.2 sowie initialer Support für Raspberry Pi 3B und 3B+. Zudem wird ab 4.18 neben Iptables und Nftables eine dritte Variante von Paketfiltern für Firewalls eingeführt. Stichwort ist hier BPF (Bpfilter), das deutlich schneller arbeiten soll wie die beiden bereits verfügbaren Varianten. Welche der drei Filtertechniken am Ende das Rennen machen wird, ist ungewiss. Klar ist aber, dass Iptables an vielen Stellen noch über Jahre hinweg dominant bleiben wird.
4.18 unterstützt Speck
Änderungen, die die Nutzung des umstrittenen, in Kernel 4.17 aufgenommenen Speck-Algorithmus der NSA ermöglichen, sind in 4.18 eingeflossen, obwohl Google sich mittlerweile wieder von Speck distanziert hat. Ursprünglich sollte die Cypher in günstigen Android-Smartphones unter 100 US-Dollar eingesetzt werden, die nicht über ausreichend Platz und Leistung für ausgewachsene Krypto-Verfahren verfügen und somit ansonsten keinerlei Verschlüsselung bieten würden.
XFS rüstet sich für die Zukunft
Bei den Dateisystemen gab es Änderungen für Btrfs, XFS und F2FS. Bei Btrfs erhalten unprivilegierte Nutzer jetzt mehr Rechte. So können sie leere Snapshots entfernen und Informationen zu Subvolumes abrufen. Die Zeit für das Löschen sehr großer Verzeichnisse mit vielen Dateien konnte drastisch verkürzt werden. So dauerte das Löschen eines Verzeichnisses mit zwei Mio. Dateien bisher über 33 Stunden. Nach einer Änderung des Checks, ob alle Kindprozesse abgearbeitet sind, dauerte das Löschen nur noch 98 Sekunden.
Die Entwickler von XFS unterziehen seit rund zwei Jahren das Dateisystem einem tiefgreifenden Umbau, der zum Ziel hat, dessen Eigenschaften zu erweitern. Die für Kernel 4.18 eingereichten Patches bereiten die Unterstützung von Subvolumes vor und bauen die initiale Fähigkeit zur Reparatur zur Laufzeit ein. Bei dem für Flash-Chips optimierten F2FS-Dateisystem wurden Probleme mit discard und fstrim behoben.
AMD vorne
Bei den Grafiktreibern steht AMD im Vordergrund. Der AMDGPU-Treiber unterstützt nun auch die kommenden Vega-20-GPUs. Zudem lernte der Treiber Energie sparen, indem er den Kern der Ryzen G Prozessoren abschalten kann. Außerdem unterstützt 4.18 den Kombiprozessor von Intels Core-i-8-Baureihe Kaby Lake mit Vega-M-GPU von AMD. Der Grafiktreiber Nouveau unterstützt jetzt Nvidias Volta-Chips.
Zudem wird der neue Broadcom-Grafiktreiber V3D unterstützt, der als kommender Treiber für Raspberry Pi im Gespräch ist. Qualcomms Snapdragon 845 wird mit 4.18 teilweise unterstützt. Die Unterstützung für USB 3.2 erlaubt künftig nominell maximale Datenübertragungsraten von 20 GBit/s in beide Richtungen.
Zahlen zu Kernel 4.18
Zu Kernel 4.18 haben 1.668 Entwickler beigetragen, die 553.000 Zeilen hinzugefügt und 652.000 entfernt haben. Damit schrumpfte der Kernel um rund 99.000 Zeilen. Damit ist 4.18 erst der vierte Kernel, der kleiner ist als sein Vorgänger. Das traf auch bereits auf 4.17 zu. Von den 1.668 Beitragenden leisteten 226 Entwickler ihren ersten Beitrag. An der Spitze der Unternehmen, die zu 4.18 beitrugen, liegen Intel, Red Hat, AMD und IBM.
Die aktuelle Version von Linux kann von Kernel.org bezogen werden. Das zweiwöchige Fenster für Einreichungen zu Linux 4.19 ist geöffnet. Wenn alles glatt läuft, sollte der nächste Kernel Mitte bis Ende Oktober erscheinen. Wie immer bietet die Seite Kernel Newbies eine derzeit noch nicht komplette, leicht verständliche Zusammenfassung der Änderungen zu Kernel 4.18.
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