KDE-OS soll Plasma-Desktop weiter verbreiten

KDE Plasma
KDE-OS
SlimBook mit KDE Plasma-Desktop

Während der vor einem Monat abgehaltenen virtuellen KDE-Entwicklerkonferenz Akademy hat Entwickler Nate Graham, der uns wöchentlich in seinem Blog über die Entwicklung des Plasma Desktop auf dem Laufenden hält, einen Vortrag gehalten, der beleuchtet, wie er sich in Zukunft eine weitere Verbreitung von Plasma und KDE-Software vorstellt.

KDE-OS als Voraussetzung

Sein Grundgedanke ist, Hardware-Hersteller zu überzeugen, den Plasma-Desktop auf ihrer Hardware vorzuinstallieren. Dazu braucht es nach seiner Meinung ein dediziertes KDE-Betriebssystem als Referenz. Das würde zunächst einmal voraussetzen, dass die KDE-Entwickler ihren Eiertanz um KDE Neon aufgeben und sich dazu bekennen, dass es ein KDE-OS ist.

KDE Neon aufwerten

Um es zum offiziellen KDE-OS zu machen, müsste laut Graham Software aus dritter Hand aktueller gehalten und besser unterstützt werden sowie die Kernel aktueller als die jeweils von Ubuntu bereitgestellten Kernel sein. Wenn nötig, solle auch ein Wechsel auf eine andere Grundlage als Ubuntu angedacht werden. Zudem müssten mehr Entwickler-Ressourcen bereitstehen.

Mehr Hardware-Hersteller gewinnen

Die Vorteile eines offiziellen KDE-OS und einer direkten Zusammenarbeit mit weiteren Hardware-Herstellern wie unter anderem SlimBook, die bereits mehrere Notebooks mit KDE Neon herausgebracht haben, sieht Graham in einer weiteren Verbesserung von KDE-Software im Allgemeinen und den Ansporn zu einem verbesserten KDE-Auftritt bei anderen Distributionen.

Zertifizierung erarbeiten

Als nächsten Schritt nach einem offiziellen KDE-OS sieht Graham die Notwendigkeit eines Hardware-Zertifizierungsprogramms, dass Hardware-Herstellern einen direkten Kanal zur Zusammenarbeit bei der Anpassung der Software an die jeweiligen Geräte bietet. Zudem würde mit einer Zertifizierung die Vertrauensbasis bei Organisationen und Endkunden erweitert.

Ein Zertifizierungsprozess würde nicht nur die Kompatibilität mit künftiger Hardware sicherstellen, sondern allgemein zu einer besseren Kompatibilität auch auf vorhandener Hardware führen. Als künftige Partner sieht Graham neben SlimBook andere Linux-freundliche Hersteller wie Tuxedo, Pine, StarLabs, ZaReason sowie im erweiterten Kreis auch Dell und Lenovo, die bereits Ubuntu und Fedora mit dem GNOME-Desktop vorinstalliert ausliefern.

Entwickler bezahlen

Als Endresultat soll KDE-Software auch das Spektrum an Hardware erweitern, auf dem KDE-Software und der Plasma-Desktop angeboten werden. Graham denkt hierbei an Smartphones, Tablets, Sprachassistenten wie Mycroft, Smart-TVs und den automobilen Bereich. Um diese Ideen umzusetzen, sieht Graham es als unerlässlich an, Entwickler für ihre Arbeit zu bezahlen. Das ist in Open-Source-Projekten jedoch ein wunder Punkt, da viele Entwickler die Freiheit gefährdet sehen, wenn Geld ins spiel kommt. Viele werden sich an das Dunc-Tank-Experiment bei Debian erinnern. Auch derzeit diskutiert Debian wieder über bezahlte Arbeit.

Graham führt dafür ins Feld, der KDE e.V. sei ohnehin gesetzlich verpflichtet, mehr von den vorhandenen Geldreserven auszugeben und könne dies durch Investition in die Entwicklung tun. Zudem hätten gute Entwickler in Festanstellung oft kaum die Zeit, in der Freizeit für freie Projekte zu arbeiten. Studenten mit ausreichend Zeit benötigen dagegen die Unterstützung von erfahrenen Profis.

Umsetzung noch offen

Die meisten Langzeit-KDE-Entwickler würden sowieso bereits für ihre Arbeit mit KDE bezahlt, nur nicht direkt von KDE selbst. So arbeiten bereits seit Jahren von Blue Systems bezahlte Entwickler an Plasma und KDE Neon. Auch die Entwicklung von Krita wird bereits durch die Krita Foundation entlohnt. Der Qt-Spezialist KDAB bezahlt ebenfalls KDE-Entwickler für ihre Arbeit. Ob die Vorschläge von Graham ganz oder teilweise in die Tat umgesetzt werden, wird sich zeigen. Eine Klarstellung des Status von KDE Neon erscheint für den Anfang als wünschenswert.

Kommentare

13 Antworten zu „KDE-OS soll Plasma-Desktop weiter verbreiten“

  1. Avatar von Uwe
    Uwe

    Bischen dürftig die Aufmachung und nur englisch.
    Für ein eventuelles Betriebssystem armseelig

    https://neon.kde.org/

    1. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Die meisten OSse haben ausschließlich Englisch sprachige Webseiten. Seit Konrad Zuse hat sich so manches verändert.

    2. Avatar von 0byte
      0byte

      Ich finde es auch schade, dass eine Sprache dominiert. Bei Suse Linux war früher ein dickes Handbuch in Deutsch dabei.

      1. Avatar von jedermann
        jedermann

        Kein Problem – suche dir eine Distri und mach ein Handbuch. Es werden immer fleißige und kompetente Helfer gesucht.
        Das ganz dann schön gegliedert online gestellt und immer aktuell gehalten.

        super! Danke!

        1. Avatar von 0byte
          0byte

          Du hast natürlich vollkommen recht! Ich habs aber auf die Globalisierung angespielt.

  2. Avatar von 0byte
    0byte

    Wo ist der Unterschied zu Kubuntu?

    1. Avatar von Ferdinand

      Auf jeden Fall in der Aktualität der KDE-Pakete, der Rest dürfte bei Kubuntu besser gepflegt sein. Ich würde für ein KDE-OS auf einen insgesamt aktuelleren Unterbau mit der Möglichkeit zum Umschalten von Rolling Release auf langsameren Updates hoffen.

    2. Avatar von tuxnix
      tuxnix

      Der Unterschied von Neon zu Kubuntu besteht darin, dass sich KDE bei den Release Zyklen und der Auswahl der Paketversionen nach eigenen Bedürfnissen richten kann und nicht nach der Marktstrategie Canonicals.
      Zu Zeiten von Unity waren so viele Änderungen bei Ubuntu eingeflossen, dass Plasma nur noch fehlerhaft auf K-Ubuntu lief. Die Pakete die Plasma und KDE benötigen kann man bei Neon selbst stricken.
      Außerdem ist man bei Neon als Referenzplattform für KDE immer sehr viel mehr dahin motiviert alles perfekt zu haben, als man das auf einer Gastdistribution wäre.
      Nicht zuletzt ist Neon in der Dev Version auch für die KDE-Entwickler selbst, als Referenz des jeweiligen Entwicklungsstand wichtig.
      Ich denke, mit Neon hat das ganze KDE Projekt sehr viel an Qualität gewonnen.

    3. Avatar von Mike Nixda
      Mike Nixda

      Der Unterschied ist einfach: Kubuntu funktioniert, insbesondere Peripherie wie Drucker und Wlan. Es ist einfacher zu installieren und Abstürze sind seltener (absturzfrei wird KDE wohl nie werden…).

      1. Avatar von tuxnix
        tuxnix

        Es ist schon ein paar Jahre her, aber damals war ich sehr erstaunt, dass bei Arch Linux alles lief, was bei Kubuntu fehlerhaft war.

  3. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Zu den Plänen von Nate Graham:
    Am einfachsten, wäre es die Zertifizierung von KDE für Hardware zu professionalisieren.
    Dies ist ein von der übrigen Entwicklung leicht zu separierender Teil, der dann auch langfristig finanziell von Hardwareherstellern getragen werden sollte. Es ist klar, dass dieses Vorhaben fest angestellte Entwickler benötigt, um gelingen zu können. Dieses Unternehmen müsste aber nicht zwingend inhalb der KDE Community aufgestellt sein.

    Was ein zukünftiges KDE OS angeht so wären hier Spekulationen interessant wie dieses OS denn am Besten aussehen könnte:

    Mit Suse gäbe es wohl viele Synergien, jedoch halte ich es für eine Community Projekt wie KDE nicht zielführend sich bei einem Wechsel an den nächsten proprietären Anbieter zu klammern. OpenSuse hat schon genug Schwierigkeiten sich gegenüber einer Konzernleitung zu emanzipieren.

    KaOS – ist ein auf KDE-Software optimierte eigenständige Variante von Arch Linux. KaOS bringt schon alles mit was KDE OS bräuchte. Evt, wäre später noch eine halb rollende Variante hinzuzufügen.

    Debian – Wieso nicht gleich zum Original wechseln, wenn man denn von Ubuntu weg will? Wenn KDE die Maintainer für den QT Zeig in Debian einbringt und seinen Entwicklungszweig auf solide Debianbasis stellt ist beiden Projekten geholfen. Das wäre meine Traumdistro!

    1. Avatar von kamome
      kamome

      Debian

      Das wäre meine favorisierte Version – mit Qt statt QT 😉

  4. Avatar von Bigsby
    Bigsby

    Ein schöner und aus meiner Sicht begrüßenswerter Fahrplan. Ich finde es eh einen rhetorischen Winkelzug, Neon nicht als Distribution zu bezeichnen.

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