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Wie vor Monaten bereits angedeutet, hatte ich den NAS-Bausatz Helios4 bereits im Januar erhalten, nur es fehlte die Zeit, das Gerät aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. In den letzten Tagen habe das NAS nun zusammengebaut und mit Software versorgt. Dabei kamen neben dem Bausatz zwei Festplatten vom Typ WD Red mit je vier TByte zum Einsatz.
Open Source verpflichtet
Das Helios4 ist ein in Singapur von der Firma Kobol entwickeltes NAS, das in Einzelteilen für umgerechnet 235 Euro inklusive Versand und Steuern nach Hause kommt. Die Spezifikation hatte ich bereits in einem früheren Artikel aufgelistet. Soft- und Hardware sind möglichst frei, das Mainboard eine Eigenentwicklung. Die Software wird auf GitHub gepflegt, das PCB-Design, die Zuschnitte für das Gehäuse und alle Zertifizierungen sind im Wiki verfügbar.
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Helios4 aufgebaut
Der Aufbau dauerte rund eine Stunde und, folgt man der ausführlichen Anleitung, ergeben sich dabei keinerlei Probleme. Der einzige dort nicht erwähnte Fallstrick ergibt sich bei Verwendung von zwei anstatt vier Festplatten. Da das Gehäuse durch das Anschrauben der Seitenteile an die Festplatten Stabilität erhält, ist es bei nur zwei Platten ratsam, diese an den oberen und unteren Befestigungspunkten anzuschrauben, da dies mehr Stabilität bringt.
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Software mit Debian als Unterbau
Als Software habe ich mich für Armbian und OpenMediaVault (OMV) entschieden, beides basiert auf Debian. Armbian verwendet in der aktuellen Version Kernel 4.14 und als Bootmanager U-Boot 2018, demnächst wird auf 4.19 und U-Boot 2019 umgeschwenkt. Es stehen aber auch angepasste ARM-Versionen von Ubuntu, Arch Linux oder FreeBSD zum Download bereit. Als Alternative wird zudem Syncloud angeboten.
Überdurchschnittlich gute Dokumentation
Auch bei der Einrichtung mit Software gab es dank der insgesamt exzellenten und ausführlichen, allerdings nur auf Englisch verfügbaren Dokumentation keine Probleme. Der Aufbau des RAID-Arrays lässt sich per Armbian-Config oder grafisch in OMV anstoßen. Der Prozess dauert einige Stunden, die Konfiguration von OMV sollte erst erfolgen, wenn das RAID steht.
OMV erweiterbar
Dank der guten Erweiterbarkeit von OMV mit Plug-ins kann die Zweckbestimmung des Helios4-NAS anschließend in jede gewünschte Richtung gelenkt werden. Von offizieller Seite steht unter anderem Unterstützung für LVM und LDAP bereit.
Die Zahl der inoffizielen, aber gut gepflegten Erweiterungen ist weitaus größer als die rund 30 offiziellen Plug-ins und bietet unter anderem BitTorrent, Calibre, MySQL, Nginx, Plex, Roundcube, Sickbeard, SABnzdb, VDR, VirtualBox, WebDAV, WordPress und ZFS zur Installation an.
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Freiheit siegt
Ich finde das Helios4 mindestens so gut wie mein kommerzielles QNAP TS 251A. Softwareseitig ist es dem QNAP weit überlegen. Die kommerziellen Hersteller QNAp, Synology und andere bieten zwar eine Menge an Software, die aber erfahrungsgemäß nicht immer gut gepflegt ist. Das darunter liegende Linux-Betriebssystem ist zudem proprietär.
Hinzu kommt, dass die Aktualisierung der Firmware des Öfteren schiefgeht, was zu erheblichen Nacharbeiten führen kann. Hier habe ich in Debian-basierte Software wesentlich mehr Vertrauen.
Mir gefällt auch die Herangehensweise der Entwickler, die Helios4 2017 per Crowdfunding auf den Weg brachten und konsequent den Open-Source-Gedanken verfolgen. Mittlerweile ist die 3. Charge des Helios4 ausverkauft. Sie enthielt zusätzlich einen kleinen OLED-Screen zur Anzeige des Betriebszustands.
Verbesserte Version
Derzeit planen die Entwickler bei Kobol unter anderem eine neue Version des Helios4 unter dem Codenamen Helios64, die viele Verbesserungen und zusätzliche Features gegenüber dem ersten Produkt bieten wird. Wie der Arbeitsname bereits andeutet, wird das Gerät auf einem ARM-64-SoC beruhen, soll Ende des Jahres oder im 1. Quartal 2020 erscheinen und peilt einen ähnlichen Preispunkt wie Helios4 an. Ich werde berichten.
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