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An G+ scheiden sich die Geister. Immer wieder ist zu lesen, es sei von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen. Auch die Mär, es habe kaum Nutzer kam durch ständige Wiederholung der Wahrheit nicht näher. Für andere war es über Jahre das beste soziale Netzwerk.
Digitales Leben nach G+
Fakt ist, am 2. April ist endgültig Schluss. Viele Nutzer der Plattform suchen nach einem neuen Zuhause. Die weniger kritischen Anwender wechseln zu Mewe, da es optisch die größte Übereinstimmung mit G+ hat. Allerdings gehört es einer in den USA ansässigen Firma und der Code ist geschlossen. Zudem hat es seine eigenen Probleme.
Das Fediverse
Als dezentralisierte Alternative mit ähnlicher Ausrichtung gelten Diaspora, Friendica und Hubzilla. Eher an Twitter angelehnt ist Mastodon. Sie sind Mitglieder des Fediverse, die auf viele weltweit verstreute Server verteilt sind. Geht ein Server vom Netz, zieht man auf einen anderen um. Die Chancen, dass derart aufgestellte Netzwerke offline gehen ist äußerst gering.
Noch was Neues?
In den nächsten Wochen wird ein weiteres neues soziales Netzwerk an den zunächst inoffiziellen Start gehen. Es tritt als Facebook-Alternative mit anderem Geschäftsmodell an, entstand aus einer Kickstarter-Kampagne, ist Open Source und auf dem Papier ein Netzwerk, wie es sich viele Anwender wünschen.
In Europa zu Hause
Die Rede ist von Openbook. Das in Holland beheimatete Projekt ließ sich nicht von der Liste nicht mehr funktionaler sozialer Netzwerke abschrecken und sammelte im September 2018 auf Indiegogo über 60.000 Euro für ihren frischen Ansatz ein. Ich hatte damals den Mindesteinsatz von 10 Euro investiert, um auf dem Laufenden über die Entwicklung zu bleiben. Wichtig war mir damals der Standort Europa, denn damit unterliegt das Projekt direkt der DSGVO.
Im März solls losgehen
Nun steht eine Alpha bevor, die im April von einer geschlossenen Beta abgelöst werden soll, die dann im Mai in die Veröffentlichung übergeht. Die derzeitgen Anmeldungen zur Beta über die Webseite bewegen sich bei rund 5.000 und sind weit von einer kritischen Masse entfernt, die Erfolg signalisieren könnte. Das zeigt klar, wie skeptisch die Online-Gemeinde mittlerweile ist.
Neugier auf Openbook
Was macht Openbook interessant? Für mich an erster Stelle steht der Open-Source-Gedanke: der gesamte Code des Projekts soll offen sein. Openbook will Geld verdienen, was ich als positiv ansehe, denn das bietet die Chance für stetige Entwicklung und eine leistungsfähige Infrastruktur. Dazu gibt es die klare Aussage, das kein Geld jemals mit Werbung, Tracking und den damit verbundenen Belästigungen verdient werden soll.
Finanzierungsmodell
Einnahmen sollen über eine Premium-Version verdient werden. Zudem soll es eine digitale Währung namens Tip geben, mit der Nutzer die Ersteller von Inhalten auf der Plattform entlohnen können. Openbook will dabei von jeder Transaktion einen kleinen Obulus einziehen. Gründer Joel Hernández beschreibt das Modell in einem ausführlichen Blogpost. Teil des gemeinwohlorientierten Ansatzes ist es, 30 Prozent der Umsätze an Projekte zu spenden, die »die Welt zu einem besseren Ort werden machen wollen«.
Sicherheit großgeschrieben
Openbook verspricht, die bestmögliche Verschlüsselung zu bieten, die verfügbar ist. Hier hat man sich als vertrauensbildende Maßnahme PGP-Erfinder Phil Zimmermann ins Boot geholt. Auch der Rest des Teams aus Entwicklern, Designern, Aktivisten und Hackern sind keine unbeschriebenen Blätter sondern haben alle ihre Meriten in ihren Gebieten verdient.
Beobachtungsposten
Openbook wird anfangs zentralisiert sein, bis die grundlegenden Features alle vorhanden sind, steht dann einer Dezentralisierung offen gegenüber. Das Manifest erläutert die Philosophie hinter Openbook detailliert. Ich werde das Projekt jedenfalls weiter verfolgen und erneut berichten, wenn die Alpha-Version verfügbar ist und absehbar wird, wo die Reise genau hingeht.
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