Erfahrungsberichte: Reise zu Linux von Ralph

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Mein erster Computer war ein PET2001. Dieser erste Mikrocomputer von Commodore stammt aus dem Jahr 1976 – deshalb muss ich jetzt einige Zwischenstufen zu Linux überspringen, weil aus diesem Kurzbericht sonst ein Buch würde.

Meine Reise mit Linux ist bisher nur ein Kurztrip. Erst seit rund zwei Jahren nutze ich überwiegend Linux – Linux Mint. Wenn ich so mitbekomme, mit welchen Linuxvarianten („Distros“) andere Linuxianer (?) unterwegs sind, so scheint es mir, ich fahre nur einen Volkswagen um den herum viele schicke Sportwagen fahren, die ihre Fahrer ständig weiter tunen, wenn die Fahrer die Wagen nicht eben mal mit neuen Zusatzteilen wieder von Grund auf neu zusammen bauen („kompilieren“).


Mit Linux geliebäugelt hatte ich schon seit vielen Jahren. Der Anlass zur endgültigen Konversion war vor zwei Jahren eine Windows 10 Version, die sich immer wieder versuchte zu aktualisieren („upzudaten“), um dann mit einer Fehlermeldung eben dieses Update wieder rückgängig zu machen. Dank Zwangsupdate ein Problem, was sich nicht einfach und ohne längerem Recherchieren abstellen ließ. Das war aber nur der „Anlass“ – andere wichtige Gründe für meinen Schritt zu Linux finden sich in den anderen Reiseberichten hier und im Internet.

PET2001


Eine Anleitung in der Computerzeitschrift ct, wie man eine Linux Mint Version auf einem USB-Stick erst mal testen konnte, war dann eine weitere Motivation diesen Schritt zu wagen. Und schnell waren dann sowohl Linux als auch Windows auf einem Lenovo-Notebook installiert („Dualboot“), sodass ich wahlweise mit dem einen oder dem anderen Betriebssystem starten kann. Was ich allerdings kaum noch tue und die Voreinstellung mit Linux zu starten zu über 90% nutze.


Meine meist genutzten Anwendungen sind LibreOffice und das mächtige Bildbearbeitungsprogramm GIMP. Meine Windowsskripte in Autohotkey versuche ich auf Autokey zu übertragen, was mit den einfachen Skripten auch einfach gelingt. Für die komplizierteren arbeite ich mich gerade in die Programmiersprache Python ein – man soll ja Herausforderungen nicht aus dem Weg gehen. Das seit ca. 30 Jahren nicht mehr upgedatete DOS-Office-Programm Framework läuft bis auf kleine Tastatur-Problemchen auch unter Linux in der „Dosbox“, ein Programm das auch unter Linux eine DOS-Umgebung vortäuscht („emuliert“).


Nachdem ich beim Internet-Computerspiele-Handel GOG entdeckt habe, dass man die dort käuflichen Spiele filtern kann, ob sie unter Linux laufen („kompatibel sind“), spiele ich auch unter Linux, was meinen letztlich nicht großen Spielebedarf fast komplett abdeckt. Aber zugegeben, ab und zu starte ich dann doch mal mit Windows, z.B. für ein grafisch anspruchsvolles Adventure. Wohl wissend, dass ich auch versuchen könnte, diese in WINE und ähnlichen Hilfsprogrammen unter Linux ans Laufen zu bekommen; aber durch die Dualboot-Lösung ist der seltene Start mit Windows für mich der einfachere und schnellere Weg.


Von DOS und Windows herkommend gilt es auch bei Linux zuerst einmal eine neue Fremdsprachezu lernen. Vokabel-Seiten im Internet mit zwar nicht ganz korrekten aber doch erst mal verständlichen Analogien zu Windows und DOS haben mir dabei anfangs sehr geholfen. Heute muss ich immer noch Vieles nachschlagen, aber zig Hilfeseiten, einführende und weiterführende Videobeiträge, eine große hilfsbereite Nutzergruppe („Community“) im Internet und die Linux User Group vor Ort stimmen mich optimistisch, dass mein Kurztrip mit Linux zur ​permanenten Weltreise wird. Und ich überlege bereits, ob ich nicht doch mal eine andere Distro ausprobieren sollte …

Kommentare

2 Antworten zu „Erfahrungsberichte: Reise zu Linux von Ralph“

  1. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Danke für das tolle Foto vom Commodore. Ich habe damals auf dem PC auch mit Framework III angefangen und das lief in der Firma auf DR-Dos (Vers. 7.2 wenn ich mich recht entsinne).

    ich fahre (mit Mint) nur einen Volkswagen um den herum viele schicke Sportwagen fahren

    Das kann man, denke ich mal, so nicht sagen. Die einzelnen Linux Distributionen unterscheiden sich doch kaum in der Leistung oder Geschwindigkeit. Eher ist es schon die anvisierte Zielgruppe für die sich die einzelnen Distributionen unterschiedlich stark ins Zeug legen. Vieles ist dabei reine Geschmackssache.

    Mint erleichtert Vieles für den Einsteiger, Fedora führt oft neue Techniken ein, was besonders gut ist für alle die beruflich an Red Hat nicht vorbei kommen. Arch Linux ist gut für Leute die auch mal unter der Motorhaube schrauben wollen, Debian ist die Community an sich und als stable Version auf dem Desktop auch für diejenigen gut, die nicht dauernd updaten wollen.
    Das könnte ich jetzt noch beliebig lange fortsetzen und es gibt auch noch viele Distributionen die speziell nur für einen bestimmten Zweck geschaffen wurden.

    Aber eigentlich sind das alles Sportwagen, weil sie alle sehr flott unterwegs sind und ebenso auch Volkswagen, denn sie sind für alle frei zu haben.

    Danke für deinen tollen Reise-Bericht 😉

    1. Avatar von RalfJ
      RalfJ

      Danke für dein ausführliches Feedback und die Erläuterungen betreffs anderer Distributionen!

      Vielleicht ist es wie bei einem neuen Auto: man muss halt am besten mal probefahren und via USB-Stick ist das ja auch recht einfach möglich.

      „Framework IV“ ist bei mir immer noch mit ein paar alten Fred-Programmen im Einsatz. Von daher ist es sehr gut, dass es auch unter Linux via Dosbox läuft.

      Ralf

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