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Mein Weg zu Linux.
Als ich 15 oder 16 war, kauften sich meine Eltern ihren ersten PC. Ein riesiges graues Ungetüm thronte auf dem väterlichen Schreibtisch. Ich lernte, kleine *.bat-Dateien in DOS zu «programmieren», die dann von autoexec.bat aufgerufen wurden, um in DOS ein kleines Hilfsmenü mit den installierten Programmen DisplayWrite, Lotus 1-2-3 und noch irgendein Zeichenprogramm anzuzeigen, das es einem dann erlaubte, die Programme nur durch Eingabe einer einzelnen Zahl (statt eines langen Befehls) zu starten.
Fünfzoll-Floppydisks waren auch dabei, ein Nadeldrucker musste mühsam angeschlossen und installiert werden (doch damit hatte ich nichts zu tun). In der Schule hatten wir dann 4 Wochen lang eine Stunde Informatik auf einem MacIntosh, klicken und kopieren, Textverarbeitung. Den Zehnfingerkurs absolvierte ich dann doch noch auf einer mechanischen Schreibmaschine. Dann kamen wieder 4 Stunden Informatik: wir schrieben ein kleines Basic-Programm mit den Befehlen Print, Goto, If und Else. Von Linux keine Spur, der Computer bekam ein Dreizoll-Diskettenlaufwerk und wurde auf Windows 3.1 aufgerüstet, bevor ich ihn dann so gegen 1995 (ohne Drucker) «erbte».
An der Uni bekam ich dann 1996 einen Internetzugang: Die Bildschirme waren klein, braun und die Schrift orange. Browser war Lynx, das E-Mailprogramm hieß Pine. Viel konnte man damit nicht anstellen, aber das Teil lief unter irgendeinem Unix (vielleicht sogar Linux?). Bald darauf leistete ich mir einen Laptop mit Windows 95 (das ich mit vielen Disketten selber installieren musste, weil die CD-Version teurer gewesen wäre und die Geografiestudentin kein Geld mehr hatte).
Der Computer lief dann brav so an die fünf Jahre, zum Schluss sogar mit einer eigenen Internetanbindung mit einem 56k-Modem: dann entdeckte ich in einem Computerheft eine SUSE-Installations-CD: bei YaST bin ich beinahe verzweifelt, trotzdem habe ich es bis in eine grafische Umgebung geschafft, doch beim weiteren Ausprobieren habe meinen MBR (geplant war Dualboot) völlig zerschossen. Ich suchte bei einem Computerhändler Rat, der empfahl mir eine neue (und größere) Harddisk einzubauen, was er mir netterweise auch gleich für ein paar wenige D-Mark anbot. Da ich kein Windows mehr installieren konnte und er nicht zu teuer war, nahm ich an. Nach der abgemachten Woche stand ich vor verschlossenen Türen: wie sich herausstellte, war er pleite und mein Computer lag in der Konkursmasse. Volle drei Monate lang war ich von meinem Laptop getrennt – heute unvorstellbar, damals halt normal.
Ich habe dann über eine andere Computerzeitschrift irgendein MBR-Wiederherstellprogramm gefunden und meinen Laptop mit viel Ach und Krach selber wieder flottgemacht. Da war erst mal Schluss mit Linux. Ich spielte aber trotzdem gerne viel zu viel in den Systemeinstellungen rum, sodass meine (ganz legal gekaufte) Windows 7-Lizenz von Microsoft wegen zu vieler Neuinstallationen gesperrt wurde. Dito für Office. Ich habe mir dann wütend neue Lizenzen bei Ebay besorgt, aber die waren leider viel zu kurzlebig für meine Experimentierfreudigkeit.
So kurz vor Ende des Windows 7 Supports habe ich mich aufgrund der Datenschutzbedenken und dieser diversen Lizenzprobleme durch diverse Linux-Livesysteme geklickt, um schließlich bei Linux Mint Xfce zu landen. Zuerst installierte ich das als Dualboot parallel zu Windows 10. Ich wechselte täglich mehrmals zwischen den Systemen, doch auf Dauer wurde mir das zu mühsam. Ich blieb eher in der Windowswelt, vor allem, weil ich beruflich nur in Windows unterwegs war.
2017 verlor ich meinen Job und hatte plötzlich Zeit: so habe ich den großen Schritt gewagt und Mint zu meinem Hauptsystem gemacht: alle Daten exportiert, Grub auf Mint umgestellt und mich gezwungen, den Rechner 3 Monate lang so zu betreiben: das System lief stabil, ein paar Probleme konnte ich mithilfe der Forengemeinschaft linuxmintusers.de lösen, andere sind noch immer da (mein Rechner ist schon älter und hat viel schlecht kompatible Hardware und vielleicht auch schon ein paar Wackelkontakte – und mir fehlen noch immer Zeit und Grundwissen). Trotzdem blieb ich dabei, endlich konnte ich meinen Computer so oft neu aufsetzen, wie ich wollte, ohne Lizenzprobleme…
Ich habe mir dann über Kleinanzeigen im Internet einen gebrauchten Zweitrechner für die Kinder besorgt, auf dem läuft auch Mint. Die Kinder sollen sich von klein auf daran gewöhnen, sodass sie es später leichter als ich haben. Außerdem lässt sich mit Hartz IV nur schwer eine Windowslizenz kaufen. Ich persönlich nutze Windows privat nur noch, wenn es wirklich nicht anders geht: für mein (altes) Navi habe ich noch keine Lösung gefunden, und manchmal habe ich Kompatibilitätsprobleme mit Office-Dokumenten – auch dann muss Windows wieder geöffnet werden. Dank Dualboot ist es noch immer da, aber ich öffne es nur noch alle 2-3 Monate und fühle mich jedes Mal immer verlorener.
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