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Die begann vor etwa 11 Jahren mit Ubuntu 10.04. Ich studierte seit etwa einem Jahr Informatik und einige meiner Kommilitonen hatten Laptops mit Linux dabei. Klar kannte ich „Linux“ als Begriff, aber erst seitdem konnte ich damit auch etwas Greifbares verbinden. Dazu bauten einige Hochschulkurse auf Linux auf, wie der Programmierkurs in C.
Da ich meine Schwierigkeiten hatte die dort genutzte Umgebung unter Windows nachzuempfinden und so der Leidensdruck groß genug wurde, setzte ich mir besagtes Ubuntu als VM auf. Der Ersteindruck war gut und man lernte schnell über Foren und Blogs dazu. Da VMs so ihre Nachteile hatten, wanderte das System relativ zügig
auf die Festplatte – erstmal im Dual-Boot Modus. Dabei hatte ich das Glück kompatible Hardware zu besitzen, sodass mich die Ersteinrichtung nicht überforderte. Alsbald folgte auch mein erstes „Linux“-Smartphone – ein Nexus One mit Android. Schnell war ich immer öfter mit Linux statt Windows unterwegs und degradierte letzteres zum System für Spiele und Programme, die es unter Linux nicht gab.
Im Studium lernte ich denn was es hieß gute Software zu entwickeln und bekam ein schlechtes Gewissen bzgl. raubkopierter Software – in den 00er Jahren war man damit praktisch aufgewachsen. Umso mehr begeisterten mich die vielen Open-Source Projekte, wie Linux, Gnome und OpenOffice. Entsprechende Software ersetzte nach und nach illegal bezogene Pendants und ein entsprechender Anwendungsfundus reichte mir irgendwann für jedweden Anwendungsfall aus, egal ob Alltag oder Studium. Ubuntu landete so auch auf meinem Desktop-PC und Windows verschwand von meinem Laptop.
Als Canonical zu Unity wechselte, hielt endlich auch moderne Optik Einzug, die für mich sogar moderner als das damals aktuelle Windows 7 wirkte. Da mir Ästhetik recht wichtig ist, war die altbackene Optik von Gnome 2 oder KDE 4 für mich immer schwierig, gerade wenn man hier und da auch mal einen Mac zu Gesicht bekam. Endlich also Unity! Etwa zu der Zeit begann ich mit Desktop-Umgebungen und Distributionen zu experimentieren und lernte so die Vielfalt der Szene kennen. Relativ schnell blieb ich bei Ubuntu/Gnome 3 hängen, beneide Unity aber selbst heute noch um die HUD-Funktionalität.
Später wechselte ich auf Fedora/Gnome – ich denke mit Version 22 – und bin bis heute absolut zufrieden damit. Windows verschwand zu der Zeit ganz von meinen Systemen und Computer-Spiele wurden auf ein Minimum reduziert, sehr zum Vorteil meines Zeitbudgets. Meine zwei Studienabschlüsse habe ich mit Ubuntu/Unity und Fedora/Gnome wunderbar erledigen können. Seitdem nutze ich Fedora/Gnome für alles Private, für meinen Job (Softwareentwicklung) und für meine eigene Firma.
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Die Systemauswahl habe ich nie bereut und auch privat habe ich kein Windows mehr im Einsatz. Durch die Corona-Pandemie und meine Firma hielt Windows aber wieder als VM Einzug. Zu Beginn der Pandemie brauchte ich Windows um an Video-Meetings teilnehmen zu können, da deren Software teils noch auf Adobe Flash basierte, das unter Linux bereits ausgemustert war. Das hat sich aber mittlerweile geklärt. Bzgl. meiner Firma arbeite ich mit teuren Drittgeräten, bei denen ich (USB-basierte) Firmware-Updates und Einstellungsänderungen lieber nicht über Wine-Frickelei bediene.
Ich finde das der Linux-Desktop mittlerweile mehr als Alltagstauglich ist – auch für unbedarfte Anwender. Gespannt bin ich auf die Entwicklung von Linux-Smartphones abseits von Android/Google und hätte wirklich Lust mir in Zukunft mal eins zuzulegen, wenn auch vorerst nicht als Daily-Driver.
Randnotiz: Auch bei Bekannten und Eltern hielt Linux irgendwann Einzug. Bspw. landete auf der mehr als betagten Maschine meiner Eltern irgendwann ein Ubuntu/LXDE, weil Windows XP einfach zu langsam wurde, Windows 7 aber zu anspruchsvoll für die Maschine war. Klar war das eine gehörige Umstellung, mit etwas Hilfe kamen die beiden damit aber ganz gut zurecht. Irgendwann war die Hardware einfach zu alt und es musste ein neuer PC her, der direkt mit Linux bestellt wurde – diesmal Ubuntu/Unity.
Das war wieder eine Umstellung und mit viel Lernaufwand verbunden, zufrieden waren beide trotzdem. Später kam dann nochmal die Umstellung auf Ubuntu/Gnome, die wegen optischer Nähe diesmal nicht ganz so aufwändig ausfiel. Bekannte starteten direkt mit Ubuntu/Unity und kamen damit auch halbwegs klar, investierten aber nie die Zeit sich wirklich mit dem System anzufreunden. Wegen der Anschaffung neuer Hardware sind diese heute wieder bei Laptops mit Windows oder Tablets mit Android. Interessanterweise konnte ich nie Menschen unter 50 Jahren dazu bewegen, sich Linux näher anzusehen – zu groß die Vorbehalte, zu Aufwändig in der Erwartung. Hier war die „alte Generation“ also wirklich mal Experimentierfreudiger.
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