Erfahrungsberichte: Meine Reise mit Linux von Jonathan

Eine bisher kurze Reise mit hoffentlich langer Zukunft. Ein Erfahrungsbericht von Jonathan.


Als mein erster PC mich als jungen Gymnasiasten erreichte, gab es für mich nur Windows, Adobe Photoshop und Microsoft Office; heute bin ich begeisterter Nutzer von Debian GNU/Linux, GIMP und LibreOffice. Den Wechsel hin zu Linux hatte ich, als mir die Open-Source-Idee mit zunehmendem Alter und zunehmender Reife sympathischer wurde, mehrmals in Dual-Boot-Setups versucht. Das Resultat war stets eine verwaiste Linux-Installation und ein rege genutztes Windows; die Macht der Gewohnheit war einfach zu stark.

Parallel zur Aufnahme eines geisteswissenschaftlichen Studiums begann ich mich für Anwendungsentwicklung zu interessieren und erreichte nach einigen Jahren ausreichend Kenntnis, um eine Studentische Hilfskraft-Stelle auf diesem Feld anzutreten. Schon einige Jahr vorher erschien Windows 10 und mit diesem ein System ausgeklügelter Nutzerdatenerfassung, welches mir immer suspekter schien. Zwei Faktoren brachten mich dann zu einem Wechsel von Windows auf Debian über Nacht:
* Meine studentische Hilfskraftstelle erforderte zu einem großen Teil Arbeit mit Linux.
* Die inzwischen wieder funktionale, standardmäßig aktive Option bei Microsoft Office, den in Word verfassten Text zur Produktverbesserung zu analysieren, ließ sich nicht deaktivieren.

Seit dem auf diese Nacht folgenden Tag irgendwann Anfang 2019 nutze ich Debian. Die Windows-Installation habe ich bei der Installation von Debian überschrieben, um die eingangs erwähnte Macht der Gewohnheit zu überlisten. Meine bereits vorher bestehende Affinität zu Open-Source-Software hat mir den Wechsel erleichtert; die meisten meiner Lieblingsprogramme konnte ich auch auf Linux weiter nutzen. Debian wählte ich, weil mir Ubuntu zu kommerziell ist; da ist mir der Unterschied zu Windows nicht bedeutend genug. Gleichzeitig wollte ich aber eine Debian(-basierte) Distribution nutzen, da ich mit diesen durch das Windows-Subsystem-Linux und meinen Raspberry Pi schon Erfahrungen gesammelt hatte.

Die Zeit nach dem Wechsel war eine Woche lang durch Ärger und Frust geprägt. So hatte mein Bluetooth-Lautsprecher bis zum Erscheinen von Debian 10 ein eigenes Bash-Skript benötigt, um sich nach einem Neustart des Laptops wieder zu verbinden. So etwas kannte ich von Windows nicht; da lief bei mir alles entweder out-of-the-box oder gar nicht. Der Gedanke, dass man selber Hand anlegen kann (und muss), um das ein oder andere zu erreichen, kam mir unter Windows nie.

Seit diesem kurzen Übergangsfrust bin ich höchst zufrieden und schätze die Arbeit mit Linux sehr. Die Freiheit von Microsofts Telemetrie gefällt mir und die Verfügbarkeit einer einfach nutzbaren und ausgesprochen ausgeklügelten Konsolensprache wie Bash macht mir den Alltag durch Automatisierung sehr viel einfacher.

Somit ist meine Reise mit Linux mit 2,5 Jahren noch nicht lange andauernd, für mich aber der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit Tux’s Zuhause.

Kommentare

9 Antworten zu „Erfahrungsberichte: Meine Reise mit Linux von Jonathan“

  1. Avatar von Mani
    Mani

    so ging es mir vor 5 Jahren ähnlich.
    Ich bin komplett auf Linux umgestiegen und habe keinen Tag bereut diesen Schritt gemacht zu haben.
    Natürlich habe ich mich auch erst mal vorbereitet und Programme auf die ich nicht verzichten möchte in Linux Alternativen zu suchen, aber das hat alles geklappt.
    Was ich so liebe an Linux Rechner einschalten und er funktioniert, ohne dass ich ständig genötigt werde Updates zu machen, sondern ich entscheide, wenn ich das will.
    Jedem Kollegen, denen ich den Rechner auf Linux umgestellt habe, sind alle zufrieden und es keine Probleme mehr mit dem Rechner.

    Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen.
    Gruss Mani

  2. Avatar von Der Andi
    Der Andi

    Toller Bericht,
    vielen Dank! Dualboot verleitet ja tatsächlich dazu, das einfachste aber auch unsichere System zu gehen. Einfach drüberbügeln und sehen wie man klar kommt (und dabei noch dazulernt) war für mich auch der gangbarste Weg.
    Viele Grüße,
    Der Andi

  3. Avatar von JoDerMax

    „den in Word verfassten Text zur Produktverbesserung zu analysieren“ – Ist das wahr? Gibt’s da mehr Infos zu?

    1. Avatar von Jonathan
      Jonathan

      Hallo JoDerMax,

      danke für den Hinweis.

      Ich hatte die Office-Datenschutz-Option – hier von einer Microsoft-Support-Seite kopiert –

      „Klicken Sie auf das Kontrollkästchen neben Designs, Informationen, Empfehlungen und Dienste erhalten, indem Sie Office den Zugriff auf und Verbesserungen am Produkt basierend auf Office-Inhalten auf meinem Gerät erlauben.

      Quelle: https://support.microsoft.com/de-de/office/anzeigen-der-datenschutzoptionen-im-microsoft-office-trust-center-d672876e-20d3-4ad3-a178-343d044e05c8

      so verstanden, dass Office die Inhalte auswertet. Eventuell ist es aber auch nur eine undeutliche Übersetzung selbiger Option aus dem Englischen (das mir leider nicht vorliegt) ins Deutsche, die eigentlich irgendetwas anderes meint…

      LG, Jonathan

  4. Avatar von Pascal Garber

    Bei mir war es anders herum, ich hatte anfangs ebenfalls ein Dualboot-System aber bei mir ist Windows verwaist und so habe ich es dann bei der nächsten Gelegenheit komplett übergebügelt 🙂

  5. Avatar von kermet
    kermet

    Ich werde bis zum Tod Dualbooter bleiben.

    Und das liegt schlichtweg an der bestehenden Windows Spielesammlung und der Tatsache, dass man für eine VM zum ordentlichen Gamen eine extra Grafikkarte benötigen würde und hier auch die iGPU für das Hostsystem noch zu keiner zufriedenstellenden Lösung führen würde, wenn meine CPU eine iGPU hätte.

  6. Avatar von Flohkop
    Flohkop

    Im Jahr 1997 hatte ich das erste mal eine Linux Distribution in der Hand, (SuSE Linux 5.1)
    aus irgendeinem PC-Heftchen das mein Bruder mir mitgebracht hatte.
    Damals war gerade der Stern von Windows95 am Sinken und die Ära von Windows-98SE begann.
    Eigentlich Windows-98. Das Netzwerkfähige Win-98SE kam dann etwas später.

    Aus lauter Neugierde spielte ich mir damals die SuSE Linux 5.1 auf einer separaten HDD auf.
    Es war ein Reinfall erster Güte.
    Aber aufgeben wollte ich nicht und machte mich über Printmedien schlau, Internet war damals
    noch nicht überall verfügbar und wenn doch, dann Teuer (ISDN – 😎️).
    Ich hatte damals noch kein Internet.

    Ich habe von da an zielstrebig immer nach Hardware gesucht die mit Linux funktionierte.
    Mit Windows hatte ich ein Gamer PC – best off, mit Linux ein Arbeitstier – best off 🤗️.

    SuSE Linux 8.1 war für mich der absolute Kracher und von da ab versuchte ich auch Games mittels
    wine (ja das gab es schon – war aber nicht so gut in seiner Funktionalität) auf Linux zu installieren.

    Diablo 2 war damals der absolute Renner. Das lief unter Linux mittels wine einfach gut.
    Windows wurde von da ab immer seltener benutzt (eigentlich überhaupt nicht mehr)
    Irgendwann bekam ich ein Buch über Debian in die Finger (Arme SuSE).
    Debian mit damals Gnome 2 und KDE. Ich nahm Debian mit Gnome 2 und alles andere flog von der Platte (SuSE sowie Windows).
    Was ich brauchet lief auf Debian und ich war Happy, bis Gnome 3 kam.

    Die alternative zu Debian war (der erste Gedankengang) Ubuntu, „AUA“ und „nix wie weg“.

    Linux Mint-Mate war und ist bis heute das was ich nutze. Ist von meiner Sicht her ein Faulpelz Linux was einem viel ab nimmt, ich mag es bequem, auch unter Linux. Bei Debian war ich immer einen ganzen Tag damit beschäftigt
    das System nach meinen wünschen einzurichten bei Mint brauche ich da um einiges weniger an Zeit.

    Games laufen (also das was ich an Games habe) ohne Probleme auf 144fps und es macht einfach Spaß mit Linux.
    Ich habe seit ich dieses System benutze nie -nicht ein mal – einen Systemcrash gehabt.
    Wichtige Dateien oder Büroarbeiten sind damit genau so gut zu bewältigen wie mit dem anderen XY-Betrbssyztm 🤣️.

    Ich benutze Linux ohne zurück auf Windows gegangen zu sein seit ca. 20 Jahren und habe es nicht bereut 👍️.

  7. Avatar von raffindae
    raffindae

    Geht mir ähnlich! Ich habe auch Windows bis Version 7 benutzt, Windows 8 war mit zuwider und ich habe es bei meinem Hauptrechner bei Win7 belassen. Als dann Win10 rausgekommen ist und die Entwicklung Richtung „Geht nicht mehr“ nur noch beschleunigt hat, habe ich die Reißleine gezogen und habe mir damals Linux Mint aufgespielt. Ich hatte zwar schon zuvor Erfahrungen mit Suse gesammelt (muss so um Win95 gewesen sein), aber ich hatte eine DVB-Karte im Rechner und die wollte partout nicht laufen. Als ich dann in Foren nachgefragt habe, hieß es immer „read the fucking manual“. Das habe ich auch gemacht, bin aber damals nicht weitergekommen und habe dann entnervt aufgegeben.
    Ich muss aber sagen, dass sich seitdem wirklich auch was in der Linuxgemeinde getan hat. Die Leute sind freundlicher und die Unterstützung ist gigantisch geworden. Einen großen Beitrag finde ich leistet dazu übrigens immernoch „Ubuntuusers“! Ohne euch hätte ich die Umstellung nie geschafft. Dem Team dazu nochmal ein herzliches Dankeschön.
    Da ich KDE mag und Mint sich davon verabschiedet hat, bin ich zu Neon gewechselt und bereue das keine Sekunde (ich mein auch den Wechsel zu Linux).
    Ich habe soviel durch den Wechsel gelernt, wie bei Windows über 10-15 Jahre nicht. Ich habe gelernt, was ein Systemkern ist, dass man den auch von einem Gastsystem aus ersetzen kann, wenn mal gar nichts mehr geht ( Mach das mal bei Windows ;).
    Ich habe mit einfachen Skripten gelernt, Vorgänge zu automatisieren. Ich habe gelernt, dass Texterkennung bei Scans nicht teuer sein muss und mir bessere Ergebnisse liefert als der Schund, der für teuer Geld bei M$ angeboten wird (dazu meist noch mit Spyware versetzt).
    Ich kann mittlerweile mit der Konsole Sachen machen, die mit Einklickprogrammen unmöglich sind oder so teuer verkauft werden, dass ich das nicht will (bei Linux umsonst). Ich habe Möglichkeiten kennengelernt, meinen Rechner z.B. über ssh aus der Fremde zu administrieren, was vorher nicht denkbar gewesen wäre (ich kann z.B. dank TvServer aus der ganzen Welt heimisches Fernsehen schauen, aufnehmen und runterladen, schneiden etc.).
    Wenn ich heute vor einem Windows sitze, merke ich erst, wie nichtssagend das System ist, wie wenig es den Nutzer dazu animiert, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ich nutze nur noch für Firmwareflashereien Windows, wenn keine gescheite Anleitung für Linux vorliegt, weil ich neu erworbene Geräte nicht bricken möchte.

  8. Avatar von Egon
    Egon

    Ging mir genauso. Ich will meine Daten nicht mehr mit irgendwelchen Konzernen teilen und so bin ich inzwischen für (fast) alles mein eigener Anbieter (Files, Kalender, Kontakte, Aufgaben, Notizen, sogar Office online mit Libre Office hab ich mir selbst gehosted angetan). Dazu kommt noch das Backend mit Firewall, Backup, Monitoring usw. (alles Open Source). Einzige Ausnahme sind noch meine Mails, die ich bei posteo.de habe (tolles Projekt!). Aber auch die werden irgendwann auf meine eigene Serverlandschaft umziehen. Als ich die Schnauze vor ein paar Jahren endgültig voll hatte, fiel mir der Umstieg mehr als leicht. Ich wusste, ab jetzt nur noch Linux und Open Source. Es gab nie einen Rückfall. Lediglich eine virtuelle Maschine mit Windows existiert noch als Reserve. Aber auch die wird so gut wie nie eingeschaltet. Das nächste große Projekt, das kommt, ist die Ablöse meines alten Android-Handys durch ein Linuxgerät. Dann bin ich hoffentlich endgültig unabhängig.

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