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Gastbeitrag von Manfred Ramme
Vor zwei Jahren bin ich von Windows auf Ubuntu umgestiegen und wollte nun auch auf von meinem greisen Android-Handy den Schritt zu freier Software machen. Um auf das Librem 5 zu warten, fehlte mir die Geduld und auch das Vertrauen in die Alltagstauglichkeit des gesamten Pakets, insbesondere der Hardware. Ein Anwenderbericht ist mir bis heute nicht bekannt.
Deshalb habe ich mir laut Geräteliste ein Nexus 5 besorgt es mit dem UBports Installer mit Ubuntu Touch geflasht. Das funktionierte erst beim zweiten oder dritten Versuch, weil ich nicht alle Abfragen richtig interpretieren konnte. Aber dann klappte es und es konnte losgehen.
Vorinstallierte Apps + OpenStore
Ubuntu Touch stellt einige Apps bereit, andere kann man sich im OpenStore ansehen und herunterladen. Die Installation und Deinstallation funktionieren problemlos. Die vorinstallierten Apps: Kalender, Kontakte, Telefon, Mail, Browser, Kamera, Galerie, Musik-Player, Taschenrechner, Uhr/Timer, Notizen, Recorder und QR-Code-Leser konnte ich nach ein paar Tagen Eingewöhnung flüssig bedienen.
An ein paar Ecken ruckelt es noch: So hängt der Morph Browser (kann am Nexus 5 liegen) gelegentlich, das Navi-Programm Pure Maps konnte ich wegen des nicht erkannten GPS-Signals nicht nutzen, aber die Alternative uNav funktioniert. Der Import meiner Kontakte vom Android-Handy per vcf-Datei funktionierte prinzipiell gut, allerdings wurden einige Adress-Felder nicht getrennt.
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OpenStore: Übersichtliches Angebot
Das App-Angebot im OpenStore ist – im Vergleich zu den beiden Marktführern – natürlich nicht besonders umfangreich, aber es scheint zu wachsen und ein paar für meine Bedürfnisse nützliche Anwendungen habe ich gefunden: Podbird für die Suche und Verwaltung von Podcasts ist super (obwohl der Download der Audiodateien nicht funktionierte) und die Fahrplan-App hat mich auch überzeugt.
Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass viele Anwendungen, wie etwa Apps zum Carsharing oder Ähnliches für mobile Linux-Systeme kaum existieren. Da ich kein Freund von Mark Zuckerberg bin, halte ich mich seinen und anderen sozialen Medien fern und habe die einschlägigen Apps auch nicht getestet.
Die Systemfunktionen sind übersichtlich dargestellt und editierbar. Die Zugriffsrechte der Apps auf Mikrofon, Kamera usw. lassen sich individuell ändern. Die Aktualisierungen des Betriebssystems und der Apps sind gut dargestellt. Bluetooth zur Ansteuerung von Lautsprechern funktioniert ebenfalls.
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Gestensteuerung
Die Gestensteuerung von Ubuntu Touch war für mich zunächst gewöhnungsbedürftig, hat mich dann aber voll überzeugt. Nicht alle Apps halten die Systematik durch, aber nach ein, zwei Wischern ist klar, wie sie funktionieren. Als Ergänzung zur Systemsteuerung empfiehlt sich das UT Tweak Tool, mit dem sich viele weitere Parameter einstellen lassen, die über die Systemsteuerung nicht zugänglich sind (z.B. Skalierung der Textgröße, Änderung der Kantenempfindlichkeit usw.).
Mit weiteren Themen, wie z.B. der Datensicherung, habe ich mich bisher noch nicht beschäftigt. Auf die Daten im Home-Verzeichnis des Nexus 5 (Dokumente, Musik, Bilder, Downloads usw.) hatte ich jedenfalls nach USB-Verbindung mit meinem PC direkten Zugriff.
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Alltagstauglich
Für mich ist Ubuntu Touch alltagstauglich. Das Nexus 5 ist es für die meisten User wohl nicht mehr. Deswegen würde ich ein leistungsfähigeres Gerät wählen, vor allem wegen CPU, Kamera und Speicherplatz incl. SD-Karte. Für mich würde etwa das Volla Phone infrage kommen.
Wer sich mit dem Umstieg auf freie Software im mobilen Bereich beschäftigt und in etwa die oben beschriebenen Anforderungen an ein Handy hat, kann meines Erachtens auf Ubuntu Touch setzen. Allerdings sollte er oder sie sich vorab darüber informieren, ob die unbedingt benötigten Apps in der Linux-Welt existieren.
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