Dortmund bekennt sich zu Freier Software

Stadtsilhouette Dortmund | Quelle: dortmund.de

Im vergangenen Herbst hatte ich über eine Initiative zum Aufbau eines Repositories für Freie Software für den öffentlichen Dienst berichtet, die unter dem Motto »Ein Ort für öffentlichen Code« stand und von der Open Source Business Alliance (OSBA) und der Vitako – Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister vorangetrieben wurde.

Protokoll am 30. März veröffentlicht

Als ich kürzlich bei Do-Foss, der Initiative für den Einsatz Freier und Quelloffener Software (Foss) bei der Stadt Dortmund nachfragte, wie sich denn die Initiative entwickle, erfuhr ich von einer kurz bevorstehenden Veröffentlichung in dieser Sache, die nun gestern erfolgt ist. Im Rahmen des Memorandum Digitalisierung 2020 bis 2025 (PDF) vom Januar 2012 wurden zwei Forderungen in Bezug auf Open Source gestellt, die am 11. Februar Beschlussform erhielten und mit Protokoll vom 30. März veröffentlicht wurden:

  • Wo möglich Nutzung von Open-Source-Software
  • Von der Verwaltung entwickelte oder zur Entwicklung beauftragte Software wird der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.

Beweislastumkehr zugunsten von Open-Source

Daraus ergibt sich, dass die Verwaltung künftig für jeden proprietären Softwareeinsatz begründen muss, warum keine Open-Source-Software eingesetzt werden kann. Die Begriffsbestimmung, welche Software hier gemeint ist, findet sich im Bericht Untersuchung der Potenziale von Freier Software und Offenen Standards (PDF), wo es im Absatz 2.2.1.1 heißt, der Begriff Open Source werde häufig synonym zum Begriff der Freien Software verwendet und bedeute Software unter einer Lizenz, die dem Nutzer die vier bekannten Freiheiten gewährt.

Public, Money? Public Code!

Die zweite Forderung, der jetzt entsprochen wurde, bezieht sich darauf, dass von der Verwaltung mit Steuergeldern erstellte oder beauftragte Software der Allgemeinheit gehört, wie das die FSFE seit Jahren in der Kampagne Public, Money? Public Code! fordert. Weiterhin schreibt die Charta Digitales Dortmund 2018-2030 bereits seit 2018 die Umsetzung Offener Standards vor.

Ich werde in Kürze ein Interview mit Christian Nähle von Do-Foss führen, um zu erfahren, wie der öffentliche Diskurs ablief und wie Do-Foss hier eingebunden war.

Kommentare

3 Antworten zu „Dortmund bekennt sich zu Freier Software“

  1. Avatar von Nicolas
    Nicolas

    Die Beweislastumkehr „Proprietär muss begründet werden.“ gefällt mir sehr gut. Man kann nur hoffen, dass das nicht ad absurdum geführt wird, wenn da Begründungen im Stile von „In der FOSS-Lösung muss man zwei Klicks mehr machen, das können wir unseren technik-unaffinen Leuten nicht zumuten.“ durchgehen.

    1. Avatar von Ferdinand

      Zudem besteht die Gefahr, dass alte Seilschaften ihre lukrativen Kontakte ins proprietäre Lager nicht verlieren möchten. Dem kann man aber entgegenwirken, indem man Bestellungen proprietärer Software von einem kundigen Team prüfen lässt, bevor sie rausgehen. Allein die Existenz einer solchen Instanz könnte helfen.

  2. Avatar von Nick
    Nick

    Angesichts der vielfach inflationären Nutzung proprietärer Software, die oft mit geringem Sachverstand einhergeht, ist die Umkehrung der Beweislast eine sehr gute Sache. Denn meiner Erfahrung nach können die wenigsten Nutzer proprietärer Software, wirklich sinnvoll und sachlich untermauern, warum sie genau jene Software einsetzen. Da kommen stets dieselben halbgaren Argumente, womit eine Software die wahlweise vorinstalliert ist, branchenüblich meist genutzt wird oder von Unmengen an Werbung profitiert, schlicht als das bestmögliche dargestellt wird, während sich nicht wenige über ihrer Ansicht nach minderwertige FOSS eher lustig machen. Bei einem derartigen Gedankengut kommt man ohne Zwänge nicht weit, ganz gleich wie gut und schlüssig die Argumente für FOSS auch sein mögen. Letztlich kann man auch davon ausgehen, dass gewisse Hersteller über Jahre auch ihren Anteil an diesem Gedankengut hatten, während Dienstleister und Nutzer durch ihre Einflüsse wiederum zusätzlich für die Festigung in der Gesellschaft sorgten. Nun ja, und bedauerlicherweise ist gerade Deutschland in Sachen digitaler Weiterentwicklung, ohnehin ein schweres Pflaster, womit der Vorstoß von Dortmund einem Wunder gleichkommt.

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