Debian: Wahl des Projektleiters und der harte Freeze

Debian Swirl

Wie in jedem Jahr um diese Zeit wählt das Debian-Projekt einen Projektleiter (DPL), der für mindestens ein Jahr das Projekt verwaltet und in der Öffentlichkeit vertritt. Zu den vielfältigen Aufgaben des DPL gehören unter anderem die Mediation in Teams oder zwischen Teams oder Mitgliedern des Projekts, die Vertretung des Projekts in der Öffentlichkeit bei Vorträgen und Präsentationen, die Übersicht über und Verfügung der Finanzen sowie juristische Angelegenheiten und generell ganz viel Kommunikation.

In diesem Jahr stellen sich zwei Kandidaten zur Wahl. Neben dem derzeitigen Amtsinhaber Jonathan Carter, der eine zweite Amtszeit anstrebt, bewirbt sich auch die indische Entwicklerin Sruthi Chandran, die sich bereits letztes Jahr um den Posten bemüht hatte.

Sruthi Chandran

Auf ihrer letztjährigen Bewerbungsplattform beschrieb sie ihren Schwerpunkt so: »Mein primäres Ziel bei meiner Bewerbung ist es, die Fragen der Geschlechtervielfalt in den Mainstream zu bringen.« Daran richtet sich auch ihre diesjährige Plattform aus. Stichpunkte sind ein größeres Budget für Geschlechterdiversität, Erweiterung der Aktivitäten des Debian Outreach Teams und verbessertes Welcoming, also der Einführung neuer Community-Mitglieder.

Jonathan Carter

Der derzeitige Amtsinhaber Jonathan Carter möchte laut seiner Plattform in einer zweiten Amtszeit administrative Schwachstellen beseitigen, um das Projekt besser für weiteres Wachstum vorzubereiten. Dazu zählen bessere Übersicht über Einnahmen und Ausgaben im Projekt und eine klarere Richtlinie, wofür Entwickler Projektgelder ausgeben dürfen. Carter ist zudem der Meinung, Debian brauche eine Form der Organisation, wie etwa eine Stiftung, um rechtlich besser aufgestellt zu sein. Die Beziehungen zu Organisationen, mit denen Debian zusammenarbeitet (Trusted Organisations, TO) sollen zudem vertraglich formuliert werden. Darüber hinaus sollen lokale Teams bei der Vorbereitung von Events besser unterstützt werden.

Es wird frostig kalt

Der DPL wird jedes Jahr gewählt, aber nur alle zwei Jahre kommt es zum Freeze, der am 12. März in seine dritte Phase, den Hard Freeze eingetreten ist. Der Freeze dient zur Vorbereitung der nächsten Veröffentlichung von Debian, in diesem Fall Debian 11 »Bullseye«. Dabei wird die Aktivität im Testing-Repository, das beim Release zum Stable-Repository wird, sukzessive eingefroren, um die Software in einen veröffentlichungsfähigen Zustand zu bekommen. Dabei lassen sich die Entwickler so viel Zeit wie benötigt wird. Im jetzt eingeleiteten Hard Freeze werden wichtige Pakete (key packages) und Pakete ohne autopkgtest wie während des Full Freeze behandelt, während non-key packages mit autopkgtest wie während des Soft Freeze behandelt werden.

Das Datum für den Full Freeze, die letzte Phase vor der Veröffentlichung, bei der alle Pakete erst nach manueller Überprüfung durch das Release-Team in das Testing-Repo Eingang finden, steht noch nicht fest. Ich denke, wir können die Veröffentlichung von Debian 11 im Mai oder Juni erwarten.

Kommentare

15 Antworten zu „Debian: Wahl des Projektleiters und der harte Freeze“

  1. Avatar von tuxnix
    tuxnix

    Das kling mir bei der Kandidatenwahl nach einer Wahl zwischen reiner Genderpolitik und Kommerz. Gibt es denn keinen Kandidaten der ein Programm für Debian hat?

    1. Avatar von Ferdinand

      Carter hat im ersten Jahr einen guten Job gemacht, seine Bemühungen haben nichts mit Kommerz zu tun und erklären sich, wenn Du seine Plattform liest.

      1. Avatar von no one
        no one

        Man könnte das auch als Professionalisierung bezeichnen.

        1. Avatar von Ferdinand

          So seh ich es.

      2. Avatar von tuxnix
        tuxnix

        Stimmt, ich hätte die Plattformen lesen sollen.

  2. Avatar von Tux
    Tux

    Ich hab mal gehört, Entwickler verlassen Debian wegen veralteter Werkzeuge und komplizierter Verfahren, aber nicht wegen Genderzeugs (Tipp: Hjernevask von Harald Eia). Vielleicht sollte man da mal ansetzen?

    1. Avatar von Ferdinand

      Du beziehst Dich vermutlich hierauf. Der derzeitige DPL Jonathan Carter äußerste sich anlässlich der letzten DebConf zu den Problemen

      1. Avatar von Tux
        Tux

        „Was Carter nicht anspricht ist, dass Debian oft eine feindliche Arbeitsumgebung sein kann, in der es Machtspiele gibt und es immer öfter eher um Political Correctness und den Code of Conduct geht als um den eigentlichen Code.“

        Devuan hat das vor Jahren schnell und elegant gelöst:
        https://dev1galaxy.org/viewtopic.php?id=17
        Der Devuan CoC basiert auf: https://nocodeofconduct.com/

  3. Avatar von nolox
    nolox

    “Ich denke, wir können die Veröffentlichung von Debian 11 im Mai oder Juni erwarten.“

    Ein Traum wird wahr. Debian 11 -> MX Linux next level 😃

  4. Avatar von Online cod corection
    Online cod corection

    Na dann hoffe ich mal das Carter die Wahl wieder gewinnt. Denn Gendergaga wäre nun wirklich Zeitverschwendung. Debian hat so viele andere Baustellen, die es zu fixen gilt. Es fehlt bspw. immer noch ein Webinterface zum melden von Bugs.

    Und was Bullseye betrifft. Ich hoffe mal, dass es Plasma 5.21.x noch in den kommenden Release schafft. Denn wenn man sich die Changelog zu 5.21.x anguckt, dann steht da, dass da Probleme mit GTK Applikationen unter Wayland gelöst wurden. D.h. unter 5.20.x würden GTK Applikationen noch nicht gescheit laufen und damit wäre KDE mit Wayland noch nicht für den stabilen Einsatz geeignet, da man dazu dringend diese Fixes braucht. Also würde das bedeuten, wieder 2 Jahre X Window verwenden zu müssen.

    1. Avatar von Ferdinand

      Ich würde wetten, dass Carter die Wahl gewinnt. Das mit Plasma 5.21 wird aber nichts werden, der Freeze ist viel zu weit fortgeschritten, um für so viele Pakete eine Ausnahme zu erwirken. Es bleibt bei 5.20.5, was für Stable schon ganz schön aktuell ist.

    2. Avatar von kamome
      kamome

      Es gibt ja siduction (o. ä.) 😉

      1. Avatar von Tux
        Tux

        Ist Sid nicht Unstable? Unstable verwendet noch Plasma 5.20.
        Experimental testet aktuell 5.21, aber davon lasse ich lieber mal die Finger. Ich bin schon froh, dass sich unstable („Ceres“ bei mir) als äußerst stabil erwiesen hat.

        1. Avatar von Ferdinand

          Sid ist Unstable. Plasma 5.20.5 von dort ist mittlerweile in Testing angekommen und wird in Debian 11 eingehen. 5.21.3 läuft hier problemlos aus dem Repo von Norbert Preining.

          1. Avatar von tuxnix
            tuxnix

            Ich finde es klasse, dass Debian 11 mit einem so aktuellen Plasma Desktop heraus kommen wird. Da werden wohl sehr viele User lange ihre Freude daran haben können.

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