
Das Thema Init-Systeme hat Debian schon mehrfach erschüttert. Zuletzt 2014, als sich Debian nach zähem Ringen durch eine Entscheidung des Technischen Komitees für Systemd als künftigen Standard beim Init entschied. Damals verlor Debian viele Anwender, das Projekt wurde sogar geforkt. Seither versucht Devuan, mit alternativen Init-Systemen auszukommen. Debian dagegen versprach, alternative Init-Systeme weiter zu unterstützen und SysVinit möglichst lange parallel ko-installierbar zu halten.
Seit einigen Wochen deutet sich an, dass SysVinit und andere Alternativen anscheinend an Unterstützung im Projekt verlieren. Debians derzeitiger Projektleiter (DPL) Sam Hartman machte das Thema zum Hauptpunkt seiner monatlichen Zusammenfassung »Bits from the DPL« für August.
Elogind blockiert
Anlass war die Blockade einer neuen Version des Pakets elogind seitens eines Mitglieds des Release-Teams. Elogind ist eine bei Gentoo entwickelte Alternative zu logind, die aber ohne Systemd auskommt. Durch die Blockade wurde das Paket daran gehindert, in das Testing-Repository zu gelangen. Eine Diskussion im IRC und die Diskussion der Paketbetreuer von elogind und systemd verliefen zunächst fruchtlos.
Nicht trivial
Die alternative Nutzung von elogind greift tief ins System ein und der DPL und einige weitere Entwickler sehen dies skeptisch. Elogind versucht eine Reihe von Diensten bereitzustellen, die von Desktops beim Login benötigt werden. Um das unter Umgehung von Systemd zu erreichen, implementiert es Bibliotheken, die sowohl im Konflikt mit libsystemd0 und systemd stehen als auch diese ersetzen. Zusätzliche Komplexität entsteht dadurch, dass dazu Funktionen von APT und DPKG eingesetzt werden. Daraus unter Umständen entstehende Probleme beschreibt ein weiterer Bugreport.
Fehlende Kommunikation
Hartman stellt fest, dass die Kommunikation zwischen den beteiligten Teams zur Lösung dieses zunächst rein technischen Problems nicht funktioniert. Da er als DPL und nicht das Technische Komitee zur Lösung des Konflikts herangezogen wurde, fragt er sich, welche anderen, nicht-technischen Gründe hier hineinspielen.
Er macht dann im weiteren Verlauf die Belastung der Entwickler allgemein mit verantwortlich, die bei einigen bis zur emotionalen Erschöpfung reicht. Wenn nicht alle Beteiligten sich an einer Lösung beteiligen können oder wollen, kann niemand sie dazu zwingen.
General Resolution möglich
Hartman sieht eine Situation heraufziehen, in der das Einholen der Standpunkte aller Entwickler des Projekts zur Frage der Unterstützung von Init-Systemen nötig sein wird. Das Werkzeug dazu heißt bei Debian »General Resolution« (GR) oder auch »Allgemeine Abstimmung« und bittet die Entwickler, ihre Meinung zu einer Reihe von vordefinierten Fragen zu einem Thema zu sagen.
Die Bekräftigung der Unterstützung für SysVinit und Elogind wäre eine der möglichen Ergebnisse einer solchen GR . Es könnte allerdings auch in der Erkenntnis enden, dass Debian nicht mehr willens und in der Lage ist, alternative Init-Systeme neben Systemd weiterhin zu pflegen. Ein Indiz dafür, dass die Unterstützung für SysVinit abnimmt, sind die 1033 Pakete, die neben der systemd.service.unit kein init.d-Script für SysVinit mehr haben.
Das Ende der Pflege von SysVinit würde nicht nur den Beschluss des letzten GR zu Systemd negieren, sondern könnte auch zum Problem werden, falls Debian einmal Systemd den Rücken kehren wollte.
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