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Im vergangenen Jahr hatte sich Mozilla an der Münchner Cliqz GmbH des Medien-Unternehmens Burda beteiligt. Neben einem eigenen Browser gleichen Namens entwickelte die Firma auch ein Firefox-Addon namens »Cliqz für Firefox«. Diese Erweiterung soll die Suchergebnisse des Browsers verbessern, indem eine Suche damit unmittelbar Website-Vorschläge in einem Dropdown-Menü anzeigt.
Zudem sollen mehr an das Thema angrenzende Informationen vermittelt werden. Damit soll einer von Mozilla diagnostizierten Zentralisierung der Websuche entgegen gewirkt werden. Die Suchmaschine arbeitet dazu mit einem eigenständigen Web-Index, der unabhängig von herkömmlichen Suchmaschinen arbeitet. Um hier zu möglichst guten Ergebnissen zu gelangen und den Webindex weiter auszubauen, werden statistische Daten zur Relevanz von Webseiten verschlüsselt und auf die Server des Unternehmens übertragen, wo sie laut Mozilla anonymisiert werden.
Cliqz-Test mit Opt-out
Ab nächster Woche wird Mozilla bei Firefox den bisher wichtigsten Cliqz-Test starten. Weniger als ein Prozent der Nutzer in Deutschland, die Firefox von der Mozilla-Webseite aus installieren, erhalten eine Version des Browsers mit bereits aktivierten Cliqz-Empfehlungen. Dieses Experiment beinhaltet auch das Datenerfassungs-Tool, mit dem Cliqz seine Empfehlungsmaschine erstellt. Benutzer, die eine Version von Firefox mit Cliqz erhalten, werden ihre Surf-Aktivitäten an Cliqz-Server senden lassen, einschließlich der URLs der von ihnen besuchten Seiten. Anwender, die einen Browser mit aktiviertem Cliqz erhalten, können dessen Verwendung widersprechen oder das Addon gänzlich entfernen.
Daten werden an Dritte übermittelt
Cliqz verwendet laut Mozilla verschiedene Techniken, um zu versuchen, sensible Informationen von diesen Browsing-Daten zu entfernen, bevor sie von Firefox gesendet werden. Cliqz erstellt nach deren Aussage keine Browsing-Profile für einzelne Benutzer und verwirft die IP-Adresse des Benutzers, nachdem die Daten gesammelt wurden. Der Code von Cliqz ist auf GitHub einsehbar, das Verfahren erläutert.
Es ist verständlich, dass Mozilla Daten zur Verwendung des Browsers sammeln will um diesen weiter zu verbessern. Telemetriedaten werden in Firefox schon lange gesammelt. Dem muss der Anwender aber per Opt-in zustimmen. Erst im August erntete Mozilla negative Kritik mit der Ankündigung, mehr Daten ohne Zustimmung der Anwender sammeln zu wollen. Dabei betont Mozilla immer wieder, die Daten seien anonymisiert und würden transparent verwendet.
Viel Kritik an Datensammlung
In Deutschland halten sich die Marktanteile von Googles Chrome und Firefox mit jeweils über 30 Prozenz noch die Waage. Allerdings sind deutsche Anwender auch besonders sensibel, wenn es um den Schutz der Privatsphäre geht. Da macht sich eine Meldung wie im Februar über die automatisch eingeschaltete Datensammlung bei Firefox Klar, einem Mobil-Browser, der eigentlich die Privatsphäre schützen soll, nicht sehr vorteilhaft. Vor allem dann nicht wenn die Daten an Dritte gehen, wie im Fall Firefox Klar an die Adjust GmbH. Mittlerweile ist die Sammelfunktion bei Firefox Klar allerdings standardmäßig ausgeschaltet.
Zurückgewonnenes Territorium nicht verspielen
Mozilla verliert seit Jahren Marktanteile an Google Chrome. Derzeit läuft sehr erfolgreich mit dem Umbau des Browsers die technische Aufholjagd. Sie soll im November in Firefox 57 vorerst ihren Höhepunkt finden. Hier besteht die Chance, Anwender zurückzugewinnen. Diese Chance sollte nicht durch Datensammelwut gefährdet werden. Seht ihr das ähnlich?
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