LaTeX: Sieht kompliziert aus, ist aber eine eierlegende Wollmilchsau
Für die Erstellung eines Dokumentes gibt es viele Möglichkeiten. Meist wird zu einem Produkt aus dem Hause Microsoft, LibreOffice, Adobe oder Apple gegriffen. In den meisten Fällen verspricht allerdings ein ganz anderes System die höchste Qualität: LaTeX.
Was ist LaTeX?
Der Versuch, LaTeX zu erklären, fällt nicht ganz leicht. LaTeX hat nichts mit Naturkautschuk zu tun und wird Latech ausgesprochen. Heutzutage ist man Programme, die nach dem WYSIWYG-System arbeiten und eine Echtzeitdarstellung ermöglichen gewohnt. Bei einem System wie LaTeX nimmt der Ersteller des Dokuments hingegen eher die Rolle eines Programmierers ein. Das ist so ähnlich wie bei HTML & CSS. Nur am Ende kommt eine Quelldatei heraus, aus der LaTeX (in den meisten Fällen) ein wunderschönes PDF erzeugt.
Die Bezeichnung von LaTeX als eierlegende Wollmilchsau kenne ich übrigens von meinem einstigen Mathelehrer. Und in der Tat ist es so, dass LaTeX eine ganze Reihe an Vorteilen hat.
Freie Software
Bei LaTeX handelt es sich um eine der ersten freien Software, die es bereits länger gibt als den Begriff Open Source: TeX wurde 1978 von Donald E. Knuth erstmalig veröffentlicht, Leslie Lamport legte 1984 mit LaTeX nach und vereinfachte mithilfe von Makros die Nutzung des Textsatzsystems. Beide stehen unter eigenen Lizenzen, denn die heute bekannten Lizenzen für freie Software gab es damals schlicht noch nicht. Und so handelt es sich um die ersten Paradebeispiele für freie Software, denn sie haben nun schon seit über 42 Jahren Relevanz.
Dauerhaft und stabil
Das leitet auch schon zum zweiten Vorteil über. LaTeX ist dauerhaft und stabil. Es ist vollkommen egal, auf welchem System der Quelltext geschrieben wird. Es kommt bei jeder Kompilierung das gleiche Ergebnis heraus. Wer schon einmal auf einem anderen Rechner ein etwas komplexeres Word-Dokument fortführen wollte, weiß, dass das bei Word nicht gegeben ist. Und auch wenn mittlerweile Word und LibreOffice an Stabilität zugelegt haben, so sind doch die Stabilität und Robustheit von LaTeX bei Dokumenten mit mehreren Hundert Seiten, Grafiken und Literaturverzeichnissen unerreicht. Auch nach etlichen Jahren kann man neu kompilieren mit dem gleichen Ergebnis.
Weniger »Faktor Mensch«
Der »Faktor Mensch« wird bei LaTeX reduziert. Die allermeisten Menschen sind keine Typographen oder Designer. Sie treffen schlechte Entscheidungen, die konventionelle Textverarbeitungsprogramme leicht machen. Will man die Bedeutung eines Wortes hervorheben, so hat man die Wahl fett,kursiv, unterstrichen, rot oder markiert zu schreiben. Oder alles gleichzeitig. Bei einem System wie LaTeX hingegen nimmt einem die Software die Entscheidung ab. Mit der Verwendung eines Makros wird abhängig von der Dokumentenklasse die typographisch angemessene und beste Entscheidung getroffen, beispielsweise nach DIN-Standards. Das spart das manuelle Formatieren und sorgt trotzdem für bessere Ergebnisse.
Form follows function
Was für die Architektur aus dem Bauhaus gilt, stimmt auch für Dokumente. Aufgabe für den Ersteller ist es, den Inhalt zu schaffen. Und in die Struktur zu gießen. Jeder kennt wohl unzählige Dokumente und Präsentationen, bei denen dies ziemlich daneben ging. Ohne Struktur wird durch bunte Folien gezappt. Das passiert bei LaTeX kaum. Denn in dem System spielt Struktur eine große Rolle. Das hilft nicht nur bei der Erstellung der Inhalte, sondern auch bei der Gestaltung.
Technische Überlegenheit
Kann eine Software, die 42 Jahre alt ist, tatsächlich technisch überlegen sein? Zumindest in großen Teilen und was die Typographie anbelangt, ja. So werden bei Word und LibreOffice zumeist nur die Zeilen umgebrochen, bei LaTeX ganze Absätze. Ein kleiner Faktor, der zu großen Ergebnissen führt. Die Abstände zwischen den Wörtern sind so angenehm gleich. Und auch an die Mikrotypographie von LaTeX kommt keine aktuelle Software heran. Mit optischem Randausgleich, Wort- und Zeichendehnung werden Dokumente lesbarer und ästhetischer.
Unbegrenzte Möglichkeiten
Als letzten wesentlichen Vorteil von LaTeX möchte ich die unbegrenzte Anzahl an Möglichkeiten vorstellen. Weithin bekannt ist der Mathematikmodus, der auch hochkomplexe Formeln setzt und etwaigen Formelprogrammen aus LibreOffice und Word nicht nur typographisch, sondern auch in der Erstellung überlegen sind. Natürlich eignet sich LaTeX auch für das Schreiben von Texten. Insbesondere für wissenschaftliche Texte ist LaTeX beliebt, auch aufgrund der guten Bibliographie. Aber auch Briefe können mit LaTeX gut erstellt werden. Auch Musiknoten können mit LaTeX gesetzt werden. Die besten Präsentationen werden nicht mit Powerpoint, sondern mit einer LaTeX-Klasse gesetzt statt geklickt. Und sogar Zeichnen kann man mit LaTeX.
Alles in bester Ordnung: Mit Zotero können Inhalte archiviert und sortiert werden
Je interaktiver und je agiler das Internet wird, desto unübersichtlicher wird es auch. Der Browser wird schnell zum Arbeitsspeichermonster, wenn diverse Tabs geöffnet werden. Aber auch Lesezeichen bieten keine Abhilfe. Denn mittlerweile werden nicht mehr nur Titel von Internetseiten geändert, sondern auch schnell nachträglich hinter Paywalls geschoben oder der Link ändert sich. Beständig ist kaum mehr als das Chaos im Browser.
Von der Browsererweiterung zum eigenständigen Programm
Abhilfe kann hier ein Literaturverwaltungsprogramm wie Zotero schaffen. Das klingt nicht nur akademisch, sondern ist es eigentlich auch. Dennoch soll es an dieser Stelle vorgestellt werden und die Vorteile für jedermann skizziert werden.
Zotero wurde ursprünglich als Erweiterung für den Firefox entwickelt. Von Anfang an quelloffen und unter APGL lizenziert, hat sich Zotero mittlerweile zu einem eigenständigen Programm entwickelt, was auch mit anderen Browsern klarkommt. Es sammelt, organisiert und schafft Möglichkeiten, Recherchen zu zitieren und zu teilen.
Nach der Installation, die unter Linux entweder manuell oder aus einer Drittquelle wie Flathub geschieht, bietet Zotero die Installation der passenden Browsererweiterung an. Ist das erledigt, können beliebige Seiten immer im Volltext gespeichert werden und in der Zotero-Bibliothek abgelegt werden. Bei entsprechenden wissenschaftlichen Datenbanken wie PubMed wird auch gleich der entsprechende Volltext der Studie als PDF mitgespeichert. Für unterschiedliche Recherchen können unterschiedliche Sammlungen angelegt werden.
Zotero bietet eine Vielzahl an Anwendungsfällen
So sind die möglichen Anwendungszwecke zahlreich: Die eigene Datenbank kann beispielsweise nur das eigene Chaos an Lesezeichen beseitigen. Oder dafür sorgen, dass man Inhalte auch archiviert. Nichts ist ärgerlicher, als einen tollen Artikel nie wiederzufinden, weil die Website nicht mehr besteht oder eine Paywall sich davorgeschoben hat. Oder weil das Internet im Zug nicht geht.
Auch eine Synchronisation über mehrere Geräte ist möglich, sofern man sich einen Account anlegt. Wer mehr als 300 MB an Daten hat, kann sich mehr Speicherplatz für einige Euro im Jahr sichern. Und gerade für Wissenschaftler und jene, die es werden wollen (und dann auch bleiben wollen, nicht dass man den Doktor verliert, weil man bei der Literatur geschlampt hat…), ist ein Programm wie Zotero Pflicht. Natürlich kommuniziert Zotero auch mit Programmen wie LibreOffice und unterstützt eine Vielzahl an Zitationsstilen – auf diese soll an dieser Stelle aber nicht weiter eingegangen werden.
Fazit
Obwohl sich ein Programm wie Zotero primär an das wissenschaftliche Arbeiten richtet, kann es für jedermann die Arbeit erleichtern und den Browser aufwerten. Nicht nur Ordnungsfanatiker und News-Junkies werden Zotero gerne nutzen und von der eigenen Datenbank profitieren.
Von vielen Menschen wurde der Schneefall der letzten Tage in einigen Teilen der Republik als positive Abwechslung vom Lockdown empfunden. Wer Schnee schaufeln oder Eis kratzen muss, sieht das vermutlich anders. Aber was ist in der Hauptstadt los? Minusgrade und alles trocken?
Schnee am Schreibtisch
Dem kann der geneigte Linuxer entgegenwirken und muss dazu nicht einmal den Schreibtisch verlassen. Zu verdanken ist dies dem unter anderem dem kleinen Tool xsnow, das uns mit Nullen und Einsen eine weihnachtliche Stimmung auf den Desktop zaubern will.
xsnow und snowjob.py
Für die winterliche Gestaltung des Desktops lässt sich xsnow in vielen Distributionen direkt aus den Archiven installieren. Der Verzeichnisdienst Repology weiß aber auch, dass dies etwa bei Linux Mint oder openSUSE nicht der Fall sein soll. In diesen Fällen lässt sich die Anwendung als DEB bei SourceForge herunterladen, ein RPM-Paket steht ebenfalls zum Download bereit.
Viele Einstellungen
Ich habe xsnow das letzte Mal vor vermutlich 15 Jahren getestet. Damals lief es nicht unter KDE, Einfluss auf die Darstellung musste damals noch über Parameter im Terminal geschehen. Nach dem Start bietet xsnow heutzutage ein grafisches Menü, in dem viele Einstellungen vorgenommen werden können, um die Darstellung auf dem Desktop zu beeinflussen.
Let it snow
Wenn es auch im Terminal schneien soll, so hilft dabei das Python-Script snowjob.py, das auf GitHub zu finden ist. Nach dem Download und dem Entpacken des Zip-Archivs macht man das Script ausführbar und startet es am besten mit dunklem Hintergrund in einem Terminal mit ./snowjob.py. Beide Anwendungen laufen auch unter einer Wayland-Sitzung mit dem Plasma Desktop.
Es gibt bestimmt viele solcher und ähnlicher Tools. Womit holt ihr euch, wenn überhaupt, winterliche Weihnachten auf den Rechner?
Schon vor der Corona-Pandemie hat man eifrig über die Digitalisierung der Schulen nachgedacht. Längst lautet die Frage nicht mehr, ob es tatsächlich Sinn macht, WLAN in den Schulen bis zum Anspitzer einzurichten, sondern nur, wie viele Milliarden die Bundesregierung dafür zur Verfügung stellen soll. Wie gut die Durchführung aussehen wird, bleibt abzuwarten. Wer allerdings heute schon lernen möchte, kann direkt starten und muss dank freier Software kein Milliönchen locker machen. An dieser Stelle soll die freie Software Anki vorgestellt werden.
Digitale Karteikarten erstellen & lernen
Anki ersetzt die guten alten Karteikarten und bringt dabei alle digitalen Vorteile mit sich. Es können unterschiedliche Stapel zu unterschiedlichen Themen oder Fächern angelegt werden. Die Karten weisen eine Vorder- und eine Rückseite auf, auf denen sich neben Text, Audio sowie Bildern und Videos auch Formeln mittels LaTeX einfügen lassen. Die Karten können bei Bedarf auch in beide Richtungen geprüft werden oder einen Lückentext enthalten.
Algorithmus bestimmt die Frequenz
Doch nicht nur bei der Erstellung der Karteikarten, sondern gerade beim tatsächlichen Lernen hat Anki Vorteile gegenüber den analogen Karteikarten. Denn es wird ein spezieller Algorithmus genutzt: Nach dem Aufdecken der Rückseite der Karte gibt der Nutzer an, wie gut er die Antwort wusste. Danach richtet sich dann die nächste Abfrage der Karte. Bei einer frisch angelegten Karte wird so bei Unwissenheit innerhalb der nächsten Minute wieder abgefragt, bei gutem Wissen nach 10 min und wenn die Karte für einfach gehalten wird sogar erst in 4 Tagen wieder. Diese Abstände werden dann immer größer, bis hin zu Jahren. So kann tatsächlich Wissen auch langzeitarchiviert werden und die Kurve des Vergessens abgeflacht. Vor einer Prüfung können die Karten anhand von Schlagwörtern aber auch schnell noch einmal gelernt werden.
Desktop, Mobil oder im Web
Gelernt werden kann auf jeder Plattform am Desktop genauso wie über das Smartphone. Mit AnkiWeb steht der Dienst zur Synchronisation bereit, der auch online zum Lernen genutzt werden kann. Dieser ist kostenlos und wird durch die Erlöse aus der iOS-App finanziert. Diese kostet happige 28€, für alle anderen Plattformen sind die Apps kostenlos, wenngleich die Version für Android keine offizielle ist. Den Synchronisationsserver kann man auch selbst betreiben, wenn man basteln mag. Anki bietet eine ganze Reihe an Einstellungs- und Erweiterungsoptionen, die nicht unbedingt alle leicht zugänglich sind. Allerdings lassen sich so im Einzelfall spannende Karteikartenstapel oder interessante Erweiterungen, meist für relativ spezifische Fälle, finden.
Fazit
Anki ist ein tolles Programm, welches zeigt, dass es für sinnvollen Einsatz vom Digitalen in der Bildung gar nicht viel braucht: Ein Konzept, eine App und schon kann man bequem hunderttausende Karteikarten überall dabei haben und auch lernen. Man arbeitet sich schnell in die App ein und kann mit der Zeit auch immer noch weitere sinnvolle Funkionen kennenlernen.
Sudo ist ein mächtiger Befehl, der Administratoren in die Lage versetzt, aufwändige Systemadministrations-Infrastrukturen mit verfeinerten Berechtigungen und Kontrollmechanismen aufzubauen. so lässt sich unter anderem fein granuliert festlegen, wer welche Befehle damit ausführen darf. So kann man einem User oder einer Gruppe erlauben, das System zu aktualisieren, ihm aber verwehren, Konfigurationsdateien in /etc zu editieren und vieles mehr.
Sudo überdimensioniert
Für Desktop-Einzelplatzsysteme ist Sudo in den allermeisten Fällen völlig überdimensioniert, denn dort geht es meist nur um zeitweise Root-Rechte für die Systemadministration. Dabei kann der unbedarfte Anwender bei falschen Einträgen in der umfangreichen Sudoers-Konfigurationsdatei leicht die Sicherheit des Systems unbemerkt schwächen. Mit der zunehmenden Verbreitung von Ubuntu ab 2005 kam Sudo auf Desktop-Systemen immer mehr in Mode und setzte sich mit der Zeit durch. Viele Distributionen, die früher einen echten Root verwendeten, liefern heute Sudo standardmäßig aus.
Mehr Übersicht
Bei OpenBSD wurde vor rund 5 Jahren doas als einfacher Ersatz für Sudo entwickelt und wird mittlerweile bei einigen BSD-Distributionen als Standard eingesetzt. Im Vergleich zu den rund 3,4 MByte, die Sudo belegt, ist doas mit 40 KByte um einiges kleiner. Ist die Konfigurationsdatei bei Sudo ziemlich überladen und für Neueinsteiger unübersichtlich, so reicht bei doas für die allermeisten Fälle eine Zeile, auch bei Mehrbenutzersystemen. Mit doas lassen sich bei Bedarf aber auch komplexer gegliederte Berechtigungssysteme erstellen. Der Code von doas wird auf Github gepflegt und ist schnell mit make und make install oder checkinstall gebaut.
Anschließend wird (falls die Distribution keine bietet) als Root eine Konfigurationsdatei mit nano /etc/doas.conf (oder dem Editor eurer Wahl) erstellt und anschließend im einfachsten Fall mit der Zeile permit [user] as root versehen, wobei[user] durch den zu berechtigenden User ersetzt wird. Damit lassen sich Befehle einfach als Root ausführen, indem man dem Befehl doas voranstellt anstelle von sudo.
Mit oder ohne Passwort
Wird doas kurz darauf wieder verwendet, wird das Passwort erneut abgefragt und nicht wie bei Sudo für eine Weile gespeichert. Soll das Passwort gar nicht abgefragt werden, so lautet die Zeile permit nopass [user] as root. Auf Mehrbenutzersystemen werden Mitglieder der Gruppe wheel mit der Zeile permit :wheel autorisiert. Weitere Optionen sind der Manpage zu entnehmen.
Thunderbird ist ein sehr beliebtes E-Mail-Programm. Aber es stecken noch viel mehr Funktionen unter der Haube des Donnervogels. Diese können Thunderbird zum richtigen Personal Information Manager (PIM) machen. Neben E-Mails können auch Kontakte, Termine, Aufgaben und Notizen organisiert und verwaltet werden.
E-Mail mit Thunderbird geht noch produktiver
Der Umgang mit E-Mails ist natürlich die Königsdisziplin von Thunderbird. Aber auch hier besteht noch etwas Optimierungspotential: Zum einen sollte man Speichermethode für die E-Mail-Konten ändern. Das geht unter „Einstellungen – Allgemein – Speichermethode für neue Konten“. Hier sollte die Methode „eine Datei pro Nachricht (maildir)“ eingerichtet werden.
Das voreingestellte mbox ist gewissermaßen technisch veraltet und sollte in einer zeitnahen Version umgestellt werden. Größtes Problem ist dabei die Umwandlung vom alten in das neue Format. Das sollte niemanden stören, der ohnehin seine E-Mails per IMAP bezieht, da liegt die Kopie der Nachrichten eh auf dem Server. Die Umstellung für bereits eingerichtete Konten ist ein wenig komplizierter, wenn man nicht einfach das Konto einmal entfernen und wieder neu hinzufügen möchte.
Verschlüsselung vereinfacht
Seit Thunderbird 78 ist auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung überarbeitet. OpenPGP wurde direkt integriert. In den Einstellungen des Nutzerkontos besteht die Möglichkeit, ein Schlüsselpaar zu erstellen. Nachrichten können automatisch signiert und bei Bedarf verschlüsselt werden. Mittlerweile geht das tatsächlich kinderleicht. Ausreden, seine E-Mails im Klartext durch das Internet zu schicken, sind damit eigentlich vom Tisch.
Als letzter Tweak für E-Mails soll noch der Umgang mit Ordnern genannt werden: Per Rechtsklick auf das E-Mail-Konto können Ordner hinzugefügt werden, sodass mehr Ordnung gehalten werden kann. Bei manchen E-Mail-Anbietern und Microsoft Exchange tauchen nach Hinzufügen des Kontos auch gar nicht alle Ordner auf. Dieses Problem lässt sich ebenfalls per Rechtsklick auf das Nutzerkonto lösen. „Abonnieren…“ zeigt dann eine Liste aller Ordner an. Diese können per Häkchen ausgewählt werden.
Adressbuch im Thunderbird fit machen
Deutlich mehr Optimierungspotential besteht im Adressbuch. Denn auch hier möchte man plattformübergreifend immer auf dem aktuellen Stand sein. Die Synchronisation der Kontakte funktioniert heute meist über das CardDAV-Protokoll. Thunderbird unterstützt dieses über Add-ons wie Cardbook. Das Add-on leitet elegant durch den Konfigurationsprozess.
Kalender gehen auch mit Google
Viele Anwender nutzen heutzutage einen digitalen Kalender. Auch hier gibt es das entsprechende Protokoll, CalDAV. Dieses ist schon seit geraumer Zeit im Thunderbird integriert. Auch iCalendar (ICS) können per Link hinzugefügt werden. Wer seinen Terminkalender Google anvertraut, braucht allerdings ein Add-on: Provider for Google Calendar. Die Protokolle für den Kalender stellen auch gleich eine To-do-Liste zur Verfügung, die Thunderbird direkt mit integriert.
Und noch viel mehr…
Thunderbird bietet aber noch mehr Möglichkeiten. Die Entwickler arbeiten wieder deutlich aktiver an dem Programm. Und auch Add-ons gibt es in hoher Zahl. Aber auch ohne diese werden Instant-Messaging-Protokolle unterstützt. Altbewährt sind beispielsweise IRC und XMPP. Außerdem haben die Entwickler angekündigt, in Zukunft auch das Matrix-Protokoll unterstützen zu wollen. Ebenfalls soll das Adressbuch überarbeitet werden. Dann könnten auch ohne Add-on alle Funktionen mit an Bord sein.
Ob sich die E-Mail heutzutage wieder durchsetzen würde? Schließlich ist sie ein System, welches nicht nur von lauter unterschiedlichen Anbietern angeboten werden kann. Und trotzdem sind sie untereinander kompatibel. Darüber hinaus können auch unterschiedliche Protokolle und unterschiedliche Programme verwendet werden.
Starke Konkurrenz
Die E-Mail trotzt der Konkurrenz durch soziale Medien und Messenger großer Konzerne, Problemen wie Spam und Sicherheit und nicht zuletzt einem Namen, der es trotz der Kürze auf die »Liste der rechtschreiblich schwierigen Wörter« geschafft hat. Beruflich wie privat wird nahezu jeder alltäglich mit E-Mails konfrontiert. Meist auch mit mehr als nur einem E-Mail-Konto, sodass es schön wäre, mit einem Programm den Überblick zu behalten.
Während häufig auf dem Smartphone vorinstallierte Applikationen wie Gmail oder Apple Mail genutzt werden und in der Berufswelt der Arbeitgeber meist ein Programm wie Microsoft Outlook vorgibt, hat man in der Open-Source-Welt die Qual der Wahl. Deswegen soll hier ein vergleichender Überblick vorgenommen werden.
Goldstandard Thunderbird
Bei den meisten Linux-Distributionen ist das Programm Thunderbird vorinstalliert. Aber auch darüber hinaus erfreut sich das Open-Source-Programm großer Beliebtheit in Deutschland, immerhin 5 der 30 Millionen aktiven Installationen weltweit sollen hier sein. Entwickler von Thunderbird ist die Mozilla Foundation, die auch den Firefox entwickelt. Das war in der Vergangenheit allerdings nicht immer zum Wohle des Donnervogels. Seit 2012 standen Stabilitäts- und Sicherheitsaktualisierungen im Vordergrund. Man war der Ansicht, dass die Software fertig sei und legte seinen Fokus auf andere Projekte.
Tatsächlich dauerten Diskussionen und Stillstand bis zu Beginn dieses Jahres an. Nun ist Thunderbird in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert. Die Entwicklung nimmt wieder Formen an. Seit Juli 2020 ist die Version 78 veröffentlicht. Die Änderungen sind so massiv, dass die automatische Aktualisierung noch auf sich warten lässt und auch in den Paketquellen meist noch eine ältere Version liegt. Dennoch wurde für den Test die Version 78 genutzt:
Das Hinzufügen der Mailkonten funktioniert besonders einfach. Für alle vier getesteten Anbieter muss man lediglich seinen Namen, seine E-Mail-Adresse und sein Kennwort eingeben. Die Server-Einstellungen findet der Donnervogel in der eigenen Mozilla ISP-Datenbank. Erfreulich ist, dass auch die Konfiguration der Gmail-Adresse funktioniert, obwohl diese mit einem Yubikey als zweitem Faktor gesichert ist.
Allerdings kann das frische Design auch nicht alle Altlasten verbergen: So wird als Speicherformat noch immer mbox verwendet, womit lokal alle E-Mails in einer großen Datei gespeichert werden. Das bessere Maildir ist zwar schon enthalten, allerdings noch nicht voreingestellt, da es wohl noch Fehler verursacht. Das ist technisch nicht zeitgemäß.
Die Filterung und Suche von E-Mails funktioniert weiterhin gut. Mit der neuen Version lassen sich auch out-of-the-box OpenPGP-Keys für die Verschlüsselung von Nachrichten hinterlegen. Bislang hat nur die Verschlüsselung mit S/MIME direkt funktioniert. Der jetzige Schritt ist eigentlich überfällig, andererseits hat sich bislang noch gar keine Verschlüsselung flächendeckend durchgesetzt.
Auch Kalender lassen sich hinzufügen. Per Standard werden das ICS- und das CalDAV-Format unterstützt. Allerdings umfasst das nicht den bidirektionalen Zugriff auf den Kalender des eigenen Google-Kontos. Wer diesen nutzen will, muss mit dem Add-On »Provider for Google Calendar« arbeiten.
Auch über ein Adressbuch verfügt Thunderbird, allerdings ist es schade, dass die Synchronisation hier mittels eines Add-ons wie »CardBook« erst noch nachgerüstet werden muss.
Weitere interessante Features von Thunderbird sind etwa das Importieren und Abrufen von RSS-Feeds oder die Nutzung von Filelinks. Dann bietet Thunderbird an, wenn man große Dateien hochladen möchte, diese auf einem der eingerichteten Cloud-Speicher wie WeTransfer hochzuladen und stattdessen den Link zu schicken. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl an Add-ons, mit denen man Funktionen nachrüsten kann.
Es ist schön zu sehen, dass der Thunderbird wieder Fortschritte macht. Er bleibt für langjährige Nutzer gut und einfach zu benutzen, ist gut durchdacht und wird jetzt Schritt für Schritt um Funktionen erweitert.
Kommerziell nur Flops
Eigentlicher Hauptkonkurrent von Thunderbird ist Microsoft Outlook. Allerdings bietet Microsoft sein Office-Paket, zu dem auch das Mailprogramm Outlook zählt, nicht für Linux an. Auch die Nutzung mit Software wie WINE scheint nicht richtig zu funktionieren. Vom Funktionsumfang wird Thunderbird allerdings als gleichwertig beschrieben und mittels Add-ons soll auch Zugriff für die proprietäre Exchange-Schnittstelle möglich sein.
Ebenfalls mit dem Ziel, die Anbindung an einen Exchange-Server zu gewährleisten, ist die Software Hiri gestartet. Da kann man tatsächlich auch noch Lizenzen auf der Internetseite für kaufen, zu empfehlen ist das allerdings nicht: Das Projekt scheint tot zu sein.
Ein anderer kommerzieller Anbieter bietet seine Software Mailspring auch für Linux auf. Allerdings ist auch hier keine Unterstützung für Microsoft Exchange gegeben. Dafür ist die Software Open Source und prinzipiell auch kostenlos nutzbar. Allerdings soll der Anwender zur Zahlung von monatlich 8 $ für die Pro-Version bewegt werden. Dann stehen prinzipiell interessante Features wie zeitversetztes Senden, das Erinnern an noch zu bearbeitende Mails oder jene, auf die nie eine Antwort kam zur Verfügung. Außerdem werden Kontaktprofile mit Internet-Ressourcen erstellt und es kann getrackt werden, ob die Mail geöffnet oder gar Links angeklickt wurden. Das wiederum klingt zumindest aus Sicht des Datenschutzes höchst bedenklich.
Mailspring möchte mit einem modernen Design aufwarten und bietet auch unterschiedliche Themes an. Ordner unterschiedlicher Mailkonten werden zusammengefasst (beispielsweise alle Posteingänge und Gesendet-Ordner). Das kann man mögen und ist gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings sind beim Test auch einige Schwachstellen deutlich geworden:
Die als gut beworbene Suchfunktion ist nicht gut. Mails, die unter Thunderbird gefunden werden, findet Mailspring nicht. Auch ist es überraschend, dass man zur Nutzung des Programms eine Mailspring-ID inklusive Abnicken von Nutzungs- und Datenschutzbedingungen erstellen muss.
Bei manchen E-Mail-Anbietern muss man die Serverkonfiguration manuell ändern, um das Konto hinzuzufügen. Auch das ist nicht wirklich zeitgemäß, wenn die Servereinstellungen Datenbanken wie der von Mozilla schon lange bekannt sind.
Der Kalender funktioniert (noch) nicht richtig, er bietet nur eine Vorschau. Nach den Verschlüsselungseinstellungen sucht man vergeblich. Von daher kann man die Eigenaussage, dass Mailspring die beste kostenlose E-Mail-App wäre, dann doch sehr bezweifeln.
GNOME-Projekte
Zu den GNOME-Projekten gehören gleich zwei E-Mail-Programme. Evolution und Geary. Beide fügen sich naturgemäß bestens in die eigene Desktopumgebung ein. Das hat zur Folge, dass man E-Mail-Konten nicht in den Programmen selbst hinzufügt, sondern in den GNOME-Einstellungen unter »Online-Konten«. Das funktioniert auch einigermaßen gut, umfasst aber doch etwas mehr Schritte als die Konfiguration im Thunderbird.
Evolution wartet mit einem zeitgemäßen Design und Maildir als Speicherformat aktuell auf. Auch Verschlüsselung funktioniert out-of-the-box, allerdings sind auch hier wieder mehr Klicks nötig: »Bearbeiten→Einstellungen«, dann den Account auswählen, wieder »Bearbeiten→Sicherheit« ist der doch ganz schön lange Weg. Unabhängig davon, ob man ihn für geschickt gewählt hält, beweist er immerhin, dass Evolution eine Menge an Einstellungsoptionen besitzt. Das vermisst man oft bei GNOME-Programmen.
Auch Kalender werden unterstützt, inklusive dem von Google. Allerdings nicht unbedingt, wenn man die Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen möchte. Ansonsten verfügt auch Evolution über eine Adressbuchfunktion, per Standard auch über Web-Synchronisation und eine Aufgabenliste.
Irritierend ist die Suchfunktion von Evolution. Bei weitem nicht alle archivierten E-Mails werden gefunden. Dennoch kann man Evolution absolut ebenbürtig zu Thunderbird sehen, in manchen Punkten musste und muss dieser sogar aufholen.
Geary kommt deutlich minimalistischer daher und erinnert mit dem Funktionsumfang eher an eine App. Mehr als E-Mails kann Geary nicht, wie man es aus mobilen Anwendungen kennt, wird nach Konversationen gruppiert. Die Suche funktioniert gut, eine Verschlüsselung scheint allerdings noch nicht implementiert zu sein.
Wer das ebenso wenig wie ein vollständiges Adressbuch oder einen Kalender braucht respektive die entsprechenden anderen Programme dafür nutzt und vom mobilen Design angetan ist, der kann mit Geary glücklich werden.
KDE-Projekte
Auch KDE bietet zwei E-Mail-Programme an. Das umfangreichere Kmail und Trojita. Beide fühlen sich in der KDE-Welt wohl. Trotzdem überrascht es, dass Kmail unter Fedora 32 GNOME schlicht nicht nutzbar ist. Natürlich ist GNOME nicht das heimische Biotop für die Anwendung. Allerdings wäre es trotzdem schön, wenn die Anwendung funktionieren würde. Das soll mir unter Fedora 32 mit GNOME allerdings nicht gelingen.
Mehrmals stürzt Kmail ab, ohne dass ich auch nur ein E-Mail-Konto konfigurieren konnte. Immerhin: Vor Jahren unter einer KDE-Distribution funktionierte Kmail auf jeden Fall. Der Funktionsumfang ist ebenfalls inklusive einer Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten wohl vollständig.
Trojita lässt sich immerhin öffnen, allerdings müssen tatsächlich alle Servereinstellungen per Hand vorgenommen werden. Das ist genauso wenig zeitgemäß wie die Tatsache, dass sich dann auch nur dieses eine Konto benutzen ließe. Beim Blick auf das letzte Release-Datum, 2016, scheint sich das dann auch aufzuklären: Aktiv scheint das Programm nicht mehr weiterentwickelt zu werden. Trotzdem findet es sich in vielen Paketquellen wieder, ohne wirklich nutzbar zu sein.
Exoten
Auch Seamonkey ist aus der Mozilla-Welt hervorgegangen. Allerdings ist es ein Programmpaket, welches neben einem Webbrowser auch ein E-Mail-Programm enthält. Leider muss man auch hier wieder die Servereinstellungen per Hand nachschlagen und eingeben. Viele Funktionen sind aus Thunderbird und Firefox bekannt, allerdings sind diese beiden Projekte dann doch deutlich aktueller als der Seamonkey.
Claws Mail ist die Weiterentwicklung von Sylpheed. Es ist ein leichtgewichtiges und unabhängiges Mail-Programm. Allerdings muss auch hier wieder die Einrichtung der Servereinstellungen per Hand geschehen. Bei einem Google-Konto muss die Nutzung von OAUTH2 deaktiviert werden. Für die Verschlüsselung von Nachrichten muss mit Plug-Ins nachgearbeitet werden. Einen Kalender gibt es nach der Installation nicht, lässt sich aber per Plugin nachrüsten. Das Programm ist sehr schnell und man kann sich durchaus vorstellen, dass es seine eigene Fan-Gemeinde besitzt.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, über das Terminal E-Mails zu senden und empfangen. Ein Programm dafür trägt den Namen »mutt«. Tatsächlich wird es auch noch weiterentwickelt und bietet auch eine Vielzahl an Features (inklusive Verschlüsselung), wenn man sich denn auf die Kommandozeile einlassen möchte für das Senden von E-Mails.
Fazit
Der Erfinder von mutt untertitelt die Webseite seines Programms mit »’All mail clients suck. This one just sucks less.‘ -me, circa 1995«. Das ist natürlich ein willkommener Satz für ein Fazit, allerdings muss man sich diesem nicht anschließen. Schließlich machen E-Mail-Programme das Leben auch einfacher und produktiver. Die Auswahl ist groß genug, dass man sich seinen eigenen aussuchen kann. Zumindest Thunderbird, Evolution und Kmail bieten auch einen großen Funktionsumfang. Allerdings ist es gut, dass Thunderbird aus seinem Dornröschenschlaf aufgewacht ist. Denn mithalten kann es im Prinzip nur durch die neue Version 78 und Verbesserungsbedarf besteht weiterhin.
Schade ist allerdings, dass keines der E-Mail-Programme auch eine Version für die mobilen Endgeräte liefert.
Der bereits seit 2004 entwickelte und auf Ncurses basierte und auch mit der Maus bedienbare Prozessmanager htop wurde lange Zeit nur spärlich gepflegt und kaum aktualisiert. Jetzt erschien ein Fork von htop.
Entwickler war abgetaucht
Der Original-Autor Hisham H. Muhammad, der zeitgleich auch an anderenProjekten arbeitet, trug in letzter Zeit nichts mehr zur Entwicklung bei. Deshalb hatte vor zwei Jahren ein Team aus der Community sich des Codes angenommen und hat jetzt, da Hisham abgetaucht ist, htop 3.0 als Fork herausgegeben, der in dem neuen Projekthtop-devauf GitHub gepflegt wird.
htop 3.0.1 mit neuen Funktionen
Die neue Version, die mittlerweile bei Version 3.0.1 steht, bietet nicht nur Fehlerbereinigungen, sondern auch neue Funktionen. So kann das Tool den ARC (Adaptive Replacement Cache) des ZFS-Dateisystems überwachen und Statistiken dazu liefern. Die Anzahl der CPU-Kerne und -Threads wird mit htop 3.0.1 wieder korrekt angezeigt. Außerdem wurde ein Vim-Modus eingeführt. Die Mausbedienung kann künftig deaktiviert werden.
Fixes für htop unter FreeBSD
Für FreeBSD wurde die maximale Anzahl an PIDs (process IDs) angepasst. Weitere Anpassungen für FreeBSD sind unter anderem das Abkürzen zu langer Jail-Namen und die eine korrigierte Anzeige der CPU-Werte. Allgemein werden jetzt mehr Zombie-Prozesse identifiziert.
Umfangreiches Arsenal
Mittlerweile hat Hisham den Fork auf GitHub kommentiert und als gutes Beispiel, wie FOSS funktionieren sollte, gutgeheißen. Die Diskussion über einen Fork von htop war im März 2020 angeregt worden. htop ist nur eines von vielen Tools zum Monitoring von Desktops, Servern, Netzwerken, Dateisystemen, Diensten, Systemd, virtuellen Maschinen und Containern. Eine umfangreiche Liste findet Ihr unter Unix System Monitoring and Diagnostic CLI Tools. Eine extensive Einführung zu allen Optionen von htop bietet das Blog von Pēteris Ņikiforovs.
Ein Artikel im Blog der LUG Wilhelmshaven (LUG-WHV) erinnerte mich wieder an den iNet Wireless Daemon (iwd), den Intel als Alternative zum WPA-Supplicant entwickelt. Ich hatte die Anwendung vor rund drei Jahren getestet und befand sie damals noch nicht bereit für den produktiven Einsatz.
Stand der Dinge
Deshalb schaute ich jetzt nochmals auf den Stand der Dinge bei iwd. Doch zunächst sei kurz der WPA-Supplicant vorgestellt, den iwd ablösen soll, denn Linux-Einsteiger der letzten zehn Jahre kennen die Anwendung nicht unbedingt, auch wenn diese weiterhin in den gängigen Distributionen Dienst tut.
In den Anfangstagen der drahtlosen Verbindungen spielte WPA-Supplicant eine wichtige Rolle beim im WPA-Standard festgeschriebenen regelmäßigen Schlüsselaustausch, um die damals noch genutzten unsicheren WEP-Schlüssel durch Rotation sicherer zu machen.
Schmerzliche Erinnerungen
Wer in diesen Zeiten WLAN genutzt hat, hat den WPA-Supplicant vermutlich in schlechter Erinnerung, da er viele Probleme hatte, die meist händisch in der Konfiguration angepasst werden mussten. Schon lange jedoch ist er so unauffällig, dass viele Anwender, die ihre Netzwerk-Schnittstellen per Network-Manager, Connman, systemd-networkd oder ähnlichen Anwendungen verwalten, vermutlich nichts von seiner Existenz wissen.
Der WPA-Supplicant ist im Grunde genommen ein Dinosaurier, der heute aus mehreren Gründen nicht mehr zeitgemäß ist. Er ist komplexer als heute notwendig, was in unbenötigten Abhängigkeiten resultiert. Der Code ist von leichter Lesbarkeit weit entfernt und behindert so die Entwicklung. Trotzdem findet er sich als wpasupplicant oder wpa_supplicantin den meisten Distributionen wieder.
Intel beginnt Neuentwicklung
So beschloss Intel eine Neuentwicklung für Linux, die auf den bereits erwähnten Namen iNet Wireless Daemon (iwd) hört und nach vier Jahren Entwicklung für die produktive Nutzung bereit zu sein scheint. Die stabile Version 1.0 wurde im Oktober 2019 freigegeben. Bereits seit NetworkManager 1.12.0 kann iwd damit verwendet werden.
Iwd besteht aus dem Daemon iwd, dem Client iwctl und dem Monitoring-Tool iwmon. Daemon und Client wurden in unter 50.000 Zeilen realisiert. WPA-Supplicant kommt auf fast 500.000 LOC (lines of code).
Kernel-Funktionen nutzen
Iwd nutzt, wo immer möglich Kernel-Funktionen, wie etwa bei der Verschlüsselung. Weitere Vorteile sind vereinfachtes Netzwerkmanagement und schnelles Roaming ohne unnötige Scan-Vorgänge sowie Unterstützung von mehreren Konten pro Nutzer. Für Unternehmen bietet es beispielsweise Support für EAP und TPM. Unterstützung für WPS und Access Points ist eingebaut.
Auf Seite 2 folgt ein Test per CLI und mit NetworkManager.
Es gibt viele Gründe, soziale Netzwerke wie Twitter nicht zu nutzen. Und dennoch haben neben »Trolls« auch viele Journalisten und Entwickler eine Schwäche für genau diese Plattform. Neben dem Lesen von Beiträgen verfasst man gelegentlich doch die ein oder andere Nachricht. So finden sich nach einigen Jahren der Nutzung in den meisten Profilen Altlasten. Tweets, die mal als »Witz« in die Welt gesetzt wurden, eine längst geänderte Meinung enthalten oder aber, nun, qualitativ mangelhaft sind.
Leichen in der Chronik
Diese Tweets haben gar das Potential Karrieren zu beenden. Wer selbst die ein oder andere Leiche in seiner Chronik hat, kann, wenn er nicht gleich sein ganzes Profil löschen möchte, mithilfe von Tools alte Tweets, Retweets und Likes löschen lassen. Wer keinem der suspekt klingenden Online-Anbieter Zugriff auf das eigene Twitterkonto gewähren möchte, kann zu dem Tool »Semiphemeral« greifen. Es steht unter MIT-Lizenz.
Installation und Konfiguration
Das Python-Programm wird mit dem Befehl pip3 install semiphemeral installiert. Die Konfiguration startet man mit dem Befehl semiphemeral configure, so wird ein lokaler Webserver gestartet, der unter http://127.0.0.1:8080/ erreichbar ist. Um, wie es für das Programm notwendig ist, auf die API von Twitter zuzugreifen, muss man allerdings im Developer-Portal eine neue Twitter-App erstellen. »API key«, »API secret«, »Access token key« und »Access token secret« werden neben dem Benutzernamen dann in den lokalen Webserver eingetragen.
Unter diesen Feldern befinden sich auch schon die Möglichkeiten, nach denen Regeln und Ausnahmen zum Löschen, Ent-Retweeten und Ent-Liken von Tweets eingestellt werden. Das beginnt beim Alter des Tweets und geht bis hin zu dem »Erfolg«. Nach dem Speichern der Einstellungen werden die nach den Regeln zu löschenden Tweets mit dem Befehl semiphemeral fetch gesammelt.
Auch automatisiert
Bevor man diese dann auch wirklich löscht, kann man noch mal auf die Weboberfläche wechseln und sich diese mit einem Klick oben links auf »tweets« anzeigen lassen. Will man keine weiteren Ausnahmen festlegen, werden sie mit semiphemeral delete gelöscht. Wer will, kann sich das natürlich auch automatisieren, beispielsweise mit einem Cronjob, sodass regelmäßig die Historie bereinigt wird.