Plasma Mobile Gear 21.12 liefert die Änderungen an KDEs mobiler Plasma-Variante der Monate September – Dezember aus. Die wohl einschneidendste Änderung ist die Abkehr vom oFono Telefonie-Stack und der Übergang zu ModemManager an dessen Stelle. Der Hauptgrund für den Wechsel ist die verlangsamte Entwicklung bei oFono, die den Einsatz einer Reihe von Patches nötig machte.
oFono geht…
Auf Geräten mit Mainline-Unterstützung wie PinePhone oder OnePlus 6 hat sich ModemManager als zuverlässiger bei der Handhabung des Modems bewiesen. Der größte Nachteil der Auswechslung von oFono ist, dass es die einzige Option für Halium-Geräte ist. Aufgrund der jüngst getroffenen Entscheidung, die Halium-Unterstützung bei Plasma Mobile einzustellen, ist dieser Faktor jedoch nicht länger ein Hindernis.
ModemManager übernimmt
ModemManager ist seit 2008 ein FreeDesktop-Projekt, das USB-Dongle-Unterstützung für Desktops bereitgestellt. Es integriert sich in den übergeordneten NetworkManager und wird derzeit auf dem Plasma- und dem GNOME-Desktop verwendet, um USB-Modems zu unterstützen, sowie auf Phosh für Telefoniefunktionen. Der initiale Umstieg auf ModemManager ist vollzogen, jedoch sind noch nicht alle Funktionen portiert, sodass es in den monatlichen Ausgaben von Plasma Mobile Gear weitere Funktionen und Fehlerbereinigungen geben wird.
Plasma Mobile Gear 21.12 bringt zudem viele Verbesserungen für die einzelnen Apps. Davon profitiert die Wetter-App ebenso wie der Browser Angelfish, bei dem sich der Browser-Verlauf jetzt per Button löschen lässt. Die Podcast-App Kasts unterstützt jetzt unter anderem auch Kapitel. Die Verbindung von externen Displays an unterstützte Geräte wurde von einem Fehler befreit. Damit die Verbindung gelingt, muss das Telefon lediglich die Auflösung des externen Displays unterstützen. Top-Panel und Task-Panel erhielten eine Überarbeitung.
Chat-Clients und MMS verbessert
Auch die Matrix- und Mastodon-Clients NeoChat und Tokodon wurden verbessert, indem beide neben optischen Auffrischungen eine Rechtschreibprüfung für die Eingabezeile erhielten. Die SMS/MMS-App Spacebar bietet unter anderem nun volle MMS-Unterstützung. Es kann Gruppenchats, Bilder und andere Anhänge senden und empfangen sowie mehrere Anhänge in einer einzigen Nachricht verschicken. Bilder werden automatisch verkleinert, wenn sie die maximale Nachrichtengröße überschreiten und die verschiedenen MMS-Einstellungen können direkt in den Einstellungen von Spacebar konfiguriert werden. Weitere Neuerungen können der umfangreichen Ankündigung der Entwickler entnommen werden.
CentOS Stream 9 ist die neueste Ausgabe der Distribution CentOS und die erste stabile Ausgabe seit der Umstellung auf das Continuous Delivery-Prinzip und der Neueinordnung als Upstream in Red Hats Ökosystem. War CentOS früher ein Nachbau von RHEL, der Server-Edition von Red Hat für Enterprise-Kunden, so ist CentOS Stream nun zwischen Fedora und RHEL angesiedelt und basiert auf Fedora, in diesem Fall auf Ausgabe 34, wie der Ankündigung zu entnehmen ist.
Upstream für RHEL
What CentOS Stream looks like now is what RHEL will look like in the near future.
Rich Bowen | Red Hat
Für jedes Point Release von RHEL wird es im Vorfeld eine Version von Stream geben. Jede Version von Stream fußt auf einer stabilen Fedora-Version. Wenn aktualisierte Pakete aus Fedora die stringenten Tests bestehen und die Stabilitätsstandards erfüllen, werden sie in CentOS Stream sowie zeitgleich in den Nightly Builds von RHEL aufgenommen. CentOS Stream wird durch die Zusammenarbeit zwischen der CentOS-Community und dem RHEL-Entwicklungsteam erstellt. Obwohl viele Beiträge zu CentOS Stream von Red Hat-Mitarbeitern stammen, soll CentOS Stream auch von der Unterstützung der Community profitieren, die damit im Endeffekt auch Einfluss auf künftige Versionen von RHEL nehmen kann.
Potenzielle Nachfolger von CentOS
Die Entscheidung von Red Hat, CentOS einen neuen Platz in seiner Hierarchie zu geben, löste vor einem Jahr massive Proteste in den beteiligten Communities und bei Anwendern von CentOS aus und führte zur Gründung von Rocky Linux und AlmaLinux, die mittlerweile dort positioniert sind, wo CentOS früher stand. Red Hats Entscheidung hat aber auch Einfluss auf Produkte außerhalb seines direkten Einflussbereichs. Basierte die erste Version von Amazon Linux noch auf CentOs, so wird AWS Amazon Linux 2022 (AL2022) auf Fedora aufsetzen.
CentOS Stream unterstützt die Architekturen x86 (nur 64-Bit) und ARM (AArch64) sowie IBM Z und Power PC. Entsprechende Abbilder stehen auf der CentOS-Webseite zum Download bereit.
Bild: Raspberry Pi 3 B+ | Quelle: Raspberry Pi Foundation
Vor ziemlich genau einem Monat unterzog die Raspberry Pi Foundation ihr Standard-Betriebssystem Raspberry Pi OS (früher Raspbian) einem Update. Die Grundlage wurde von Debian 10 »Buster« auf Debian 11 »Bullseye« hochgezogen, des Weiteren fand ein Wechsel von GTK 2 auf 3 statt. Wegen der Vorbereitung auf Wayland kam als Fenstermanager Mutter anstelle von Openbox zum Zug.
Für ältere Raspberry-Versionen
Mit den einhergehenden Änderungen vorwiegend bei den Bibliotheken handelten sich die Entwickler eine Menge an Problemen ein, die meist ältere Versionen des kleinen Rechners betreffen. Es wurden Inkompatibilitäten mit Bibliotheken und Schnittstellen festgestellt, die unter anderem HAT, Video-Treiber und das Kamera-Modul betreffen. Deshalb wurde jetzt eine Version mit der Zusatzbezeichnung »Legacy« aufgelegt, die weiterhin auf Debian »Buster« basiert und auch künftig dem Oldstable-Zweig von Debian folgen wird.
Kernel eingefroren, Firmware geforkt
Für die Buster-Version wurde der Kernel auf 5.10 eingefroren. er wird lediglich Sicherheits-Updates erhalten. Die Raspberry-Pi-Firmware wurde geforkt, sie nimmt nur noch Sicherheits- und Hardware-Support-Patches für bestehende Produkte auf. Die Hardware-beschleunigte Version von Chromium wurde mit einer Version ersetzt, der lediglich Software-beschleunigt ist. Für Debian Buster wird der Support bis Juni 2024 verfügbar sein, für den Linux 5.10 Kernel bis Dezember 2026. Sollte Debian 12 »Bookworm« vorher erscheinen, wird die Legacy-Version auf »Bullseye« aktualisiert.
Weiter Informationen sind auf der Webseite der Foundation zu finden. Für von den Problemen betroffene Nutzer steht die Legacy-Variante auf der Download-Seite mit und ohne Desktop-Umgebung bereit. Die Abbilder wurden ebenfalls in den Raspberry Pi Imager integriert. Dieser ist für Linux, macOS, Windows und Raspberry Pi OS verfügbar.
Firefox 95 erscheint offiziell im Laufe des Tages, ist aber bereits sei gestern auf Mozillas FTP-Servern zu finden. Es ist ein Release mit wenigen Glanzpunkten nach Außen. Wenig sichtbar für Anwender ist die Aktivierung der Sandbox-Technologie RLBox auf allen unterstützten Plattformen. Ein Prototyp dieser zusammen mit den Universitäten in San Diego, Kalifornien, der University of Texas und der Stanford University entwickelten Technologie war bereits mit Firefox 74 und 75 für Linux und macOS verteilt worden. Mit RLBox sollen sich Teilkomponenten des Browsers effizienter isolieren lassen, und es biete mehr Möglichkeiten als bei der traditionellen Sandboxing-Technik, wie ein Beitrag auf Mozilla Hacks erläutert.
Die neue Technik basiert auf WebAssembly und soll potenziell schädlichen Code isolieren. Mit Firefox 95 betrifft das die Module Graphite, Hunspell und Ogg, mit Firefox 96 sollen zusätzlich die Module Expat und Woff2 isoliert werden. Weitere Komponenten sollen folgen. Wie Entwickler Bobby Holley schreibt, eignen sich jedoch nicht alle Komponenten – entweder, weil sie zu sehr von der gemeinsamen Nutzung des Speichers mit dem Rest des Programms abhängen, oder weil sie nicht mit dem damit verbundenen leichten Overhead umgehen können.
Darüber hinaus gibt es nur wenige Änderungen, die auch Linux-Anwender betreffen. Dabei geht es hauptsächlich um Korrekturen unter Wayland, bei Sway und im Firefox Snap. Bei Letzterem funktioniert die WebGL-Unterstützung wieder. Unter Wayland werden Eingabefelder nun in der richtigen Größe angezeigt. Drag and Drop in der Tab-Leiste funktioniert unter Wayland jetzt auch wieder.
CPU entlastet
Der Button für die Bild-in-Bild-Funktion kann nun auf die andere Seite des Videos verschoben werden. Zudem erhielt Firefox 95 einen User-Agent-Override für Slack.com, der es ermöglicht, mehr Slack-Funktionen wie Anrufe oder Huddles auch mit Firefox zu nutzen. Um die CPU zu entlasten, vermeidet es Firefox 95, dass NSEvent jedes Mal an die Ereignisschleife gesendet wird, wenn ein nicht-natives Ereignis ausgeführt wird. NSEvent ist ein Wrapper um eine Instanz der nsIDOMNSEvent-Schnittstelle von Mozilla. Die Release Notes werden im Tagesverlauf veröffentlicht. Zeitgleich mit Firefox 95 erscheint auch Firefox 91.4 ESR.
Bereits seit rund 20 Jahren werden Versuche unternommen, freie Alternativen zur Groupware Microsoft Exchange Server zu entwickeln. Den Anfang machte 2005 Zimbra, 2007 gefolgt von Zarafa, das seit 2017 nicht mehr weiterentwickelt und von Kopano geforkt wurde.
Erst grammm, dann grommunio
grommunio ist im Februar 2021 als grammm gestartet und nannte sich im Juli in grommunio um. Der österreichische Bewerber für den Titel der besten freien Groupware unter Linux bietet die geräte- und betriebssystemunabhängige Verwaltung von Diensten und deren Daten wie E-Mail, Kontakte, Kalender, Chat, Videokonferenzen, File-Sharing und mehr in Echtzeit an. Laut der Webseite ist grommunio unter der AGPLv3 Lizenz veröffentlicht, ist skalierbar und soll höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht werden. Dank seiner fortschrittlichen Architektur soll sich grommunio ohne großen Aufwand in bestehende Systeme integrieren lassen. Durch das integrierte Active Sync in Enterprise-Qualität sind die Daten auf allen Geräten in Echtzeit verfügbar.
Meet und Chat
Online-Konferenzen können mit grommunio Meet abgehalten werden, Einladungen dazu verschickt der Kalender. Zusätzlich ermöglicht ein Chat die interne Kommunikation der Mitarbeiter. Für die Geräteverwaltung steht das Mobile Device Management bereit. grommunio bietet zudem eine breite Palette von Schnittstellen und unterstützten Protokollen zur optimalen Integration in unterschiedliche Umgebungen. Zu den unterstützten E-Mail-Clients zählen etwa Windows Mail, Outlook, Android, Apple Mail/iOS, Thunderbird und andere. Es gibt Migrationshelfer für Exchange, Kopano und generische Protokolle wie POP3, IMAP, SMTP, CalDAV und CardDAV. Active Directory sorgt für die Synchronisation von Benutzerkonten.
Bis 5 Anwender kostenfrei
Auf dem Download-Server des Projekts stehen Abbilder als ISO und für Docker bereit. Außerdem ist eine Datei für VMware und ein Abbild für Raspberry Pi verfügbar. Mobile Apps für Meet und Chat sind ebenfalls verfügbar. Wer sich vorab ein Bild von den Möglichkeiten von grommunio machen möchte, kann dies über die bereitgestellte Demo tun. Die Community-Edition ist kostenlos und beinhaltet alle grommunio-Funktionen für bis zu fünf Benutzerkonten. Derzeit aktuell ist Version 2021-08-2. Für 6 und mehr Nutzer stehen verschiedene preislich gestaffelte Pläne bereit.
Heute werde ich mich kurzfassen, da ich im Wochenverlauf kaum dazu kam, interessante Meldungen zu sammeln. Unser Umzug hat soweit gut funktioniert. Der einzige Makel, der nicht hätte sein müssen ist DSL mit 16k. Wie ich inzwischen herausgefunden habe, ist meins das letzte Haus in der VDSL-Zone, was mir die Telekom auch bestätigte, Vodafone aber nicht angeboten hatte. Auf meine Nachfrage, warum nicht, war die Antwort: Na, Sie werden sich wohl für 16k entschieden haben… Nun wird wohl in einigen Wochen auf VDSL umgeschaltet.
Distributionen
Mit CentOS Stream 9 ist die erste stabile Ausgabe in der Nachfolge von CentOS erschienen. Es ist ein Rolling Release, das auf Fedora 34 basiert und die Grundlage für RHEL 9 (Red Hat Enterprise Linux) bilden wird. Ein paar Tage früher erschien mit NixOS 21.11 »Porcupine« das aktuelle Release dieser einem deklarativen Konfigurationsansatz folgenden Distribution, zu der es am Ende auch noch einen Lesetipp gibt.
Wenn ich nicht bei Debian verankert wäre, würde ich vermutlich EndeavourOS verwenden, den Nachfolger von Antergos, das seinerseits ein Arch-Ableger war. Kürzlich erschien Version 21.4 der innovativen Rolling Release- Distribution. Zu wenig Beachtung erhält nach meiner unmaßgeblichen Meinung Nitrux. Wie üblich bietet das gerade erschienene Nitrux 1.7.1 aktuelle Pakete in der Form von Linux 5.15.6, KDE Plasma 5.23.3 und Mesa 21.3.1. Dabei liegt über dem Plasma Desktop der hauseigene Shell NX Desktop.
Anwendungen
Bei den in dieser Woche aktualisierten Anwendungen ist CUPS 2.4.0 zu erwähnen, dessen baldige Veröffentlichung bereits im Artikel über PAPPL angekündigt wurde. Es ist die erste stabile Veröffentlichung von CUPS, seit der Entwickler Michael Sweet seinen früheren Arbeitgeber Apple verlassen hat und CUPS bei OpenPrinting eine neue Heimat gefunden hat. Die Release Notes erwähnen nur die Neuerungen seit dem Release Candidate. Die Release Notes der Beta listen dagegen die Änderungen gegenüber der Vorversion.
Der Fenstermanager IceWM erhielt ein Update auf 2.9.1, während die E-Book-Verwaltung Calibre auf 5.33.2 angehoben wurde. Qt 6.2 erhielt ein zweites Minor-Release auf 6.2.2. Ebenso erging es Cinnamon mit 5.2.2 (Youtube). Wie üblich berichtet Nate Graham auch an diesem Wochenende über die Fortschritte bei KDE.
Lesestoff
Zwei Tipps zum Lesen für den 2. Advent sind mir in dieser Woche aufgefallen. The Register befasst sich anhand des neuen NixOS Release mit dem Wandel, dem das Distributionsmodell derzeit unterliegt. Ich habe mich mit dem Thema bereits im November ausführlich auseinandergesetzt. Des Weiteren hat auf curius.de eine Serie zu GrapheneOS begonnen, die im 1. Teil die Unsicherheiten der üblichen Custom ROMs beleuchtet. Und nun gehabt euch wohl, ich geh raus in den Schnee. Und bitte gesund bleiben!
Heimlich still und leise wurde vor einigen Monaten ein sogenannter Soft-Fork des E-Mail-Clients Thunderbird namens Betterbird lanciert. Soft-Fork bedeutet, dass auf die Veröffentlichung des Originals jeweils eine in irgendeiner Form veränderte Version folgt. Verantwortlich für Betterbird zeichnet der ehemalige Thunderbird-Maintainer Jörg Knobloch, den ich zu seinem Projekt befragt habe.
Hallo Jörg, kannst Du bitte kurz skizzieren, wann Du bei Thunderbird eingestiegen bist, was Du in Diensten von Mozilla bei Thunderbird zu tun hattest und warum Du den Job heute nicht mehr machst?
E-Mail war schon immer mein Ding. Ich war von 1999 bis 2010 Outlook-Benutzer. 2010 wollte ich auf Linux umsteigen und fing mit Thunderbird an. Zunächst einmal musste der Outlook-Import repariert werden, damit ich 2 GB Mail importieren konnte. Bis 2014 lief dann alles ruhig, bis ich nach einem Crash in TB 24 auf TB 31 gegangen bin. Das hat mein Leben verändert.
TB 31 war grottenschlecht und nachdem ich einige Probleme auf Bugzilla gemeldet hatte, fing ich Anfang 2015 selbst mit den Reparaturen an. Ich habe so alles repariert, was mich nervte. Als dann TB von mehr und mehr Schnittstellen-Änderungen in der Mozilla-Basis bedroht war, sprang ich ein und arbeitete ab 2016 an der „Rettung“, ab Ende 2016 dann als erster Angestellter des Projekts, nachdem durch Spenden Geld in die Kasse gekommen war. Seit Anfang 2016 war ich übrigens auch Mitglied der gewählten Thunderbird Council. Ab 2017 kamen dann mehr und mehr Angestellte dazu, der Technische Direktor Mitte 2018.
Meine Aufgabe als Mitarbeiter war es, das Projekt durch Anpassungen an die Mozilla Schnittstellen-Änderung am Laufen zu halten, Änderungen anderer Entwickler in die Code-Basis einzubringen, dazu den Code für Beta und Release zu pflegen und Releases vorzubereiten. Ich habe TB 52, 60, 68 betreut. Als freiwillige unbezahlte Tätigkeit habe ich auch noch fast täglich alle neuen Fehlermeldungen gelesen, den Benutzer soweit es ging geholfen, Fehler an andere zur Bearbeitung verteilt oder selbst repariert. Zusammenfassend könnte man die Tätigkeit als die eines Maintainers beschreiben.
Mir lag die Qualität des Produktes immer sehr am Herzen, denn ich konnte als Nutzer den Ärger Anderer über Funktionen, die nicht oder nicht mehr funktionierten, nur zu gut verstehen. Dinge, die einmal funktioniert haben und dann nicht mehr funktionieren, heißen übrigens Regressionen. Leider ist Thunderbird weit von dem Motto „Keine Regressionen ausliefern“ entfernt. So wird die Qualität des Produktes immer schlechter. Wurden für TB 68 noch ca. 40 Regressions-Fehler gemeldet, waren es für TB 78 schon 180 und für TB 91 sind es zurzeit 260. Sicher werden bei jeder neuen Version auch alte Fehler gemeldet, aber der Trend ist klar. Insgesamt hat Thunderbird übrigens (mit Stand August 2021) über 14.000 offene Bug-Tickets. Davon sind sicher viele in der Zwischenzeit anderweitig repariert worden oder sie waren oder sind nicht reproduzierbar oder sind nicht mehr relevant.
Ein QA-Team also solches existiert im TB-Projekt formell überhaupt nicht, obwohl natürlich gewisse QA-Aufgaben wahrgenommen werden. Und so kommt es immer wieder vor, dass ganz dumme Regressionen einfach durchrutschen, in TB 91.3.2 geht z.B. das Drucken des Kalenders nicht mehr. Ich habe mich als Mitglied des Thunderbird Council immer für die Einrichtung eines QA-Teams eingesetzt, was mach auch in den publizierten Protokollen nachlesen kann. Viele Leute und Firmen sind von TB abhängig, und es ist einfach unverantwortlich, denen ihre Workflows zu zerschießen, ohne einen Plan, das zeitnah wieder zu reparieren.
Insgesamt war ich ein unbequemer Kritiker des Thunderbird-Managements. Zum Verständnis muss erwähnt werden, dass das TB-Projekt mich von Ende November 2016 bis Mitte 2018 selbst bezahlte, danach wurde die Bezahlung von pEp Security übernommen, sozusagen als Spende an das Projekt. Als das TB-Projekt Anfang 2020 in die neu dafür gegründete kommerzielle MZLA-Firma eingegliedert wurde, wollte pEp die Finanzierung nicht mehr übernehmen, und da TB mittlerweile genug andere Mitarbeiter hatte, ließ man mich gehen. Ich arbeite seitdem direkt bei pEp Security. Im August 2020 wurde ich dann in einem politischen Coup kurz von der anstehenden Council-Wahl von der Thunderbird und Mozilla Community ausgeschlossen, und zwar aufgrund eines angeblichen und nicht weiter detaillierten Verstoßes gegen die dortigen Richtlinien. Material dazu ist im Internet publiziert.
Was waren Deine Beweggründe, mach Deinem Ausscheiden einen Fork von Thunderbird aufzulegen und was sind im Einzelnen die Ziele, die Du mit Betterbird erreichen möchtest?
Ich wollte eine Alternative anbieten, die besser funktioniert und wo Fehler soweit wie möglich schnell behoben werden. Natürlich kann unser Projekt nicht alle 14.000 Fehler beheben, aber Dinge, die an uns herangetragen werden, bearbeiten wir schnell. Unser Projekt erlaubt auch einen schnellen „turn around“ und einen „latest build“ Release. Wir bieten übrigens TB alle unsere Fixes und Verbesserungen an, soweit haben sie einige genommen, andere nicht. Ich hoffe, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und auch TB besser wird.
Ich möchte ein E-Mail-Programm haben, dass für mich selbst funktioniert. Ich möchte zeigen, dass es auch mit wenig Personaleinsatz möglich ist, ein besseres Produkt anzubieten. Unser Angebot richtet sich an fortgeschrittene Benutzer, die die punktuellen Verbesserungen wahrnehmen und keine Lust haben, Monate oder Jahre auf eine Fehlerbehebung zu warten. Auf die Mehrzeilen-Ansicht, die andere Mail-Clients bieten, warten TB-Benutzer nun schon seit 2003. Meine Mutter benutzt immer noch den Standard-Thunderbird, sie würde den Unterschied nicht merken, viele Andere aber schon. Gute Unterstützung habe ich im www.thunderbird-mail.de Forum gefunden, wo einige Benutzer zu Betterbird gewechselt sind.
Technische Umsetzung
Technisch gesehen nimmt das Betterbird-Projekt den aktuellen Thunderbird-Release und wendet eine Gruppe von Änderungen (patches) an, die auf GitHub verwaltet werden. Diese Änderungen statten Betterbird mit neuen Funktionen und Bug Fixes aus, ohne dass die Sicherheit beeinträchtigt wird, wie es bei vielen anderen Forks von Mozilla-Projekten der Fall ist. Die aktuelle Version ist 91.4.0 und brandneu. Das vollautomatisch erstellte Linux-Build hat die Community beigesteuert. Der Download für Linux und Windows in 64-Bit findet sich auf der Projektseite, eine FAQ erläutert, für wen Betterbird eine gute Wahl ist. Ein deutscher Foren-Thread hilft bei Problemen.
Die Entwickler von Blender, der freien 3D-Grafiksuite zum Modellieren, Texturieren und Animieren von 3D-Mesh-Modellen haben seit geraumer Zeit an Version 3.0 der seit 1998 veröffentlichten Software gearbeitet. Die anhaltende Pandemie hatte zuletzt für einige Verzögerungen beim Veröffentlichungstermin gesorgt, doch nun hat die Blender Foundation nach einer Vorabversion im Sommer mit Blender 3.0 die neue Hauptversion freigegeben.
Cycles-X stark beschleunigt
Die Release Notes spiegeln den für diese Version getriebenen Entwicklungsaufwand wider. Ich greife hier nur wenige Punkte heraus. So wurde Blenders Cycles-X-Renderer zu seinem 10. Geburtstag so ausgebaut, dass 2-3 mal, stellenweise sogar bis zu achtfach schneller arbeitet. Das gelang hauptsächlich dank neu geschriebener GPU-Kernel und verbessertem Scheduling. Auch die Echtzeitvorschau im 3D Viewport und das Laden wurden stark beschleunigt. Letzteres profitiert von der neu implementierten Zstd-Komprimierung.
Asset Browser
Eine weitere veritable Neuerung ist der Asset Browser, ein Editor, der es erlaubt, Teile eines Projekts zu separieren, um sie in anderen Projekten wiederverwenden zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt unterstützt der Asset Browser Typen wie Objekte, Materialien, Posen und Worlds, weitere sollen folgen. Damit der Asset-Browser in anderen .blend-Dateien auf Assets wie Objekte oder Materialien zugreifen kann, müssen diese sich in einer registrierten Asset-Bibliothek befinden, die in den Voreinstellungen angelegt werden kann. Die gespeicherten Assets lassen sich dann per Maus an die gewünschte Stelle im neuen Projekt ziehen.
Versionierung und Release-Zyklus angepasst
Blender 2.0 wurde im August 2000 veröffentlicht. Die Anforderungen an die Veröffentlichung von Software haben sich seitdem stark verändert. Um dem Rechnung zu tragen, hat die Blender Foundation in einer neuen Roadmap für Blender 3.x sowohl die Kadenz als auch die Versionierung künftiger Veröffentlichungen angepasst. Nach dem neuen Veröffentlichungsrhythmus kann Blender 3.1 bereits im Frühjahr 2022 erscheinen. Blender 3.0 kann von der Projektseite gezogen werden, Upgrades in den Distributionen werden folgen.
Kaum bin ich weg aus der Hauptstadt verpasst sich diese einen neuen Koalitionsvertrag (PDF). Löblicherweise geht es darin auch um Open Source. Der Vertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke steht unter der Überschrift |»Zukunftshauptstadt Berlin«.
In Kapitel 19 ab Seite 128 geht es um Digitalisierung als einen der Schwerpunkte der Legislaturperiode:
Digitalisierung ist Schwerpunkt dieser Legislatur. Die Verantwortlichkeiten für die Digital- und die Smart City Strategie sowie die Digitalisierung der Verwaltung/Informations- und Kommunikationstechnologie-Steuerung (IKT) werden in einer Organisationseinheit zusammengeführt. Die Koalition richtet einen »Chief Digital Officer« ein, dem das für die Aufgabenerfüllung benötigte Personal und Budget bereitgestellt wird. Jede Senatsverwaltung unterhält eine Stabsstelle Digitalisierung.
Berlin soll zudem Mitglied im bundesweiten Netzwerk GovTech Campus Deutschland e.V. werden, welches die Verwaltungsdigitalisierung vorantreibt. Ein Abschnitt auf Seite 132 befasst sich mit Open Source, wo es heißt:
Für eine digital souveräne Stadt sind Open Source und offene Standards unverzichtbar. Die Koalition wird bei jeder Softwarebeschaffung nach Open Source Alternativen suchen und speziell für die Verwaltung erarbeitete Software unter freien Lizenzen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Auch zentrale Förderprogramme für IT-Projekte sollen diesen Ansatz verfolgen. Open Data, Open Application Programming Interface, Creative Commons Lizenzen für digitale und Open Access Lizenzen für wissenschaftliche Dokumente sollen, wo möglich verwendet werden. Bei Beschaffungen werden alle Kosten über den gesamten Betriebszeitraum als Kriterium der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt, einschließlich der Möglichkeit zur Anpassung und Erweiterung (Baukastenprinzip). Dies gilt auch für Cloud-Technologien. Die Nichtbeschaffung von Open Source muss begründet werden.
und weiter unten:
Die Koalition richtet einen Open Source-Fonds zur Finanzierung von Entwicklungs-Communities ein, die das Land Berlin braucht, um Anwendungen zu pflegen und weiterzuentwickeln. Beim ITDZ Berlin wird ein »Kompetenzzentrum Open Source« eingerichtet, Synergiepotenziale in länderübergreifenden und internationalen IT-Kooperationen werden nutzbar gemacht.
Das klingt zunächst einmal vielversprechend. Aber wie das in der Politik so ist, bleibt davon bei der Umsetzung meist nur ein Teil übrig. Wir dürfen gespannt sein, wie groß dieser Anteil in der Hauptstadt sein wird.
Der monatliche Report von Linux Mint verrät, dass die Veröffentlichung der Beta-Version zu Linux Mint 20.3 »Una« kurz bevorsteht. Gerade werden noch Übersetzungen und Artwork finalisiert und letzte Korrekturen und Anpassungen vorgenommen. Die stabile Veröffentlichung soll um Weihnachten herum erfolgen.
MATE und Flatpak rückportiert
Wie üblich wird Linux Mint 20.3 mit den Desktop-Varianten Cinnamon, Xfce und MATE veröffentlicht. Dabei steht Xfce noch bei 4.16, während Cinnamon 5.2 und Mate 1.26 neue Versionen sind. Mate 1.26 wurde dabei auf die Ubuntu-Basis ebenso zurückportiert wie Flatpak 1.12. Cinnamon 5.2 bietet die Möglichkeit, Ereignisse in mehreren Kalendern zu speichern. Ereignisse, die in den Kalendern erstellt werden, erscheinen gebündelt im Kalender-Applet. Ereignisse im Applet haben dabei die gleiche Farbe wie der Kalender, zu dem sie gehören, sodass es leicht ist, den Überblick über mehrere Kalender zu behalten.
Mehrere Kalender
Das Applet wird mit dem evolution-data-server von GNOME synchronisiert, sodass es viele Online-Kalender und Anwendungen unterstützt. Der GNOME-Kalender funktioniert ohne Zutun, der Google-Kalender kann über die Online-Konten eingebunden werden. Thunderbird wird als Add-on in den evolution-data-server integriert.
XApps verbessert
Bei den XApps erhielt der PDF-Reader Manga-Unterstützung, der Bildbetrachter passt sich nun schneller an die Breite oder Höhe des angezeigten Bildes an. Viele der weiteren Anwendungen erhielten Verbesserungen für kleine Bildschirmauflösungen, wobei dann die Menüleiste ausgeblendet und Symbolleisten im Vollbildmodus nicht angezeigt werden. Zudem erhalten Apps wie Celluloid, GNOME Terminal, Hypnotix, Pix und XViewer Unterstützung für den Dark Mode nachgeliefert. Das gilt allerdings nicht für Pix und XViewer unter Xfce, da der Fenstermanager Xfwm noch keinen Dark Mode unterstützt. Der Modus kann in jeder Anwendung einzeln deaktiviert werden.
Beim Artwork waren die Titelleisten des Mint-Y-Themes im Fokus, deren Ecken abgerundet und deren Tasten vergrößert wurden, damit der Desktop großzügiger aussieht und die Tasten besser zu treffen sind.