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Wie in der Vorstellung von Ubuntu 20.04 LTS nachzulesen ist, liefert die neue Ubuntu-Version die Paketverwaltung Ubuntu Software nicht mehr als .deb aus, sondern als Snap. Mark Shuttleworth hatte bereits 2016 angekündigt, Snap zum universellen Paketsystem machen zu wollen. Ab 2017 ersetzten dann verschiedentlich Snaps die bisher verwendeten .deb-Pakete.
Schleichende Entwicklung
Zunächst waren es kleine Pakete, dann folgte mit Ubuntu 19.10 der Chromium-Browser als Snap, zu dem es in Ubuntu auch kein .deb als Alternative im Archiv gibt. Das schien aus sicherheitstechnischen Gründen zunächst eine gute Idee zu sein. Allerdings überwiegen in der Praxis dann die Nachteile.
So dauert in der Regel der Start von Snaps systemimmanent um einiges länger als der von .deb-Paketen. Der Start von Ubuntu Software als Snap dauert gut 30 Sekunden. Dass die Snaps automatisch aktualisiert werden, mag in einer LTS-Installation noch angehen, dass man diesen Mechanismus aber nicht unterbinden kann, ohne sehr kreativ zu werden ist ein absolutes No-Go unter Linux.
Snapstore eingebunden
Mit Ubuntu 20.04 LTS geht Canonical noch einen Schritt weiter und ersetzt die Paketverwaltung Ubuntu Software, die auf GNOME Software basiert, mit einer Snap-Version. Hierbei verbleibt die .deb-Version allerdings installierbar, und wir sehen auch gleich warum.
Mit der Snap-Version des Software-Stores ist es nicht mehr möglich, Flatpaks zu installieren oder zu verwalten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Um weiterhin Flatpaks nutzen zu können, muss der Anwender entweder das Paket gnome-software-plugin-flatpak installieren, dass dann die .deb-Version von GNOME Software nach sich zieht, oder Flatpaks über die Kommandozeile handhaben.
Sonderweg
Damit aber noch nicht genug, die Snap-Variante des Stores bevorzugt Snaps in einer Art und Weise, die für Neueinsteiger die Suche nach Paketen und deren Installation in ein System mit zunehmend vielen Snaps umwandelt. Das ist natürlich im Sinne des Erfinders, aber keinesfalls zum Vorteil des Anwenders. Ubuntu geht hier wiederum einen seiner Sonderwege, die in der Vergangenheit nur allzu oft in einer Sackgasse endeten.
Versuchskaninchen
Die Desktop-Anwender von Ubuntu sind hier die Versuchskaninchen für Canonicals Firmenkunden in der Cloud und im Internet der Dinge, wo Snaps einen anderen Stellenwert haben. Auch Fedora sieht die Zukunft der Distribution in ihrem alternativen Paketsystem Flatpak. Dabei geht sie aber nicht hin und drückt den Anwendern Flatpaks auf, sondern bietet diese alternativ in der Distribution Fedora Silverblue an.
Testparcours
Canonical scheint es egal zu sein, dass hier den Anwendern Dinge einfach aufgedrückt werden, die entweder alternativlos sind wie im Fall von Chromium oder aber die den Anwender nötigen, die Alternative selbst zu installieren, falls er Flatpaks den Snaps vorzieht. Das verstärkt meinen Eindruck, dass die Desktop-Variante gnadenlos zum Testparcours für die kommerziellen Unternehmungen von Canonical gemacht wird.